Medjugorje: Hoser-Ernennung provoziert unterschiedliche Reaktionen


Medjugorje
Mit einer Stellungnahme reagierte Bischof Peric von Mostar auf den päpstlichen Auftrag für Erzbischof Hoser in Medjugorje.

(Mostar) Am 31. Mai ernann­te Papst Fran­zis­kus den eme­ri­tier­ten Bischof von War­schau-Pra­ga, den Pal­lot­ti­ner und ehe­ma­li­gen Kuri­en­erz­bi­schof Hen­ryk Hoser, zum Apo­sto­li­schen Son­der­vi­si­ta­tor für die Pfar­rei Med­jug­or­je. Eine Ent­schei­dung, die zu unter­schied­li­chen Inter­pre­ta­tio­nen führte.

Phänomen Medjugorje seit 1981

Anzei­ge

Med­jug­or­je ist ein von Kroa­ten bewohn­ter, katho­li­scher Ort in der Her­ze­go­wi­na. Das Gebiet ist Teil der kroa­tisch-bos­ni­schen Föde­ra­ti­on Bos­ni­en und Her­ze­go­wi­na, die wie­der­um mit der Ser­bi­schen Repu­blik zum Bun­des­staat Bos­ni­en und Her­ze­go­wi­na gehört, wie er 1995 nach dem Ende des Bür­ger­krie­ges von der inter­na­tio­na­len Staa­ten­ge­mein­schaft errich­tet wur­de. De fac­to han­delt es nach wie vor um ein inter­na­tio­na­les Pro­tek­to­rat. Das Amt des Hohen Reprä­sen­tan­ten übt der­zeit der Kärnt­ner Slo­we­ne und öster­rei­chi­sche Diplo­mat Valen­tin Inz­ko aus.

Medjugorje, offizielle Webseite für den deutschen Sprachraum
Med­jug­or­je, offi­zi­el­le Web­sei­te für den deut­schen Sprachraum

Seit Juni 1981 soll in dem Ort mit 2.000 Ein­woh­nern die Got­tes­mut­ter Maria erschei­nen. In den ersten Jah­ren herrsch­te noch die  kom­mu­ni­sti­sche Dik­ta­tur, dann brach der Bür­ger­krieg aus, doch das Phä­no­men in dem Berg­ort scheint davon wie unbe­rührt geblie­ben zu sein. Die Fra­ge nach der Echt­heit erhitzt jedoch seit vie­len Jah­ren die Gemü­ter. Des­sen unge­ach­tet gehört Med­jug­or­je zu den größ­ten katho­li­schen Wall­fahrts­or­ten der Welt. Die sechs Seher, damals im Kin­des- und Jugend­al­ter, sind inzwi­schen Erwach­se­ne mitt­le­ren Alters, die in unter­schied­li­chem Rhyth­mus noch heu­te von Mari­en­er­schei­nun­gen berichten.

Die Gesamt­zahl die­ser ech­ten oder ver­meint­li­chen Erschei­nun­gen wird nach jüng­sten Anga­ben bereits auf 47.000 bezif­fert. Eine offi­zi­el­le Aner­ken­nung durch die Kir­che gibt es nicht, viel­mehr ein nega­ti­ves Urteil des Orts­bi­schofs und der sei­ner­zeit zustän­di­gen Jugo­sla­wi­schen Bischofs­kon­fe­renz.

Blicke auf Rom gerichtet

Seit Jah­ren gehen die Blicke jedoch nach Rom. Dort habe die Letzt­ent­schei­dung zu fal­len, und die steht nach wie vor aus.

Das Phä­no­men wird im welt­li­chen Kon­text igno­riert, in pro­gres­si­ven Kir­chen­krei­sen belä­chelt, in eini­gen tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Krei­sen ange­zwei­felt und von man­chen Kir­chen­krei­sen bekämpft. Die Befür­wor­ter hin­ge­gen ver­wei­sen auf die Früch­te, und die kön­nen sich durch­aus sehen las­sen. Strit­tig ist die Fra­ge, ob und in wel­chem Zusam­men­hang sie mit dem Erschei­nungs­phä­no­men ste­hen. Man­che Fra­gen las­sen sich im Detail wohl gar nicht so genau beant­wor­ten. Was man auch in Rom weiß. Tat­sa­che ist, daß in Med­jug­or­je weder Glau­bens­wahr­hei­ten bezwei­felt noch die Zustän­dig­keit oder das Urteil der Kir­che in Fra­ge gestellt werden.

Die Seher von Medjugorje
Die Seher von Medjugorje

Da das Phä­no­men auch nach 37 Jah­ren nicht abge­schlos­sen ist, gilt es als objek­tiv unmög­lich, bereits eine Letzt­ent­schei­dung zu tref­fen. Nicht nur des­halb scheint man in Rom auf Zeit zu spie­len. Es gibt zahl­rei­che Wall­fahrts­or­te, die auf ein beson­de­res Phä­no­men zurück­ge­hen (viel­fach eine Erschei­nung samt Auf­for­de­rung an eine Per­son, eine Kir­che zu bau­en), ohne daß es dazu eine spe­zi­fi­sche kirch­li­che Aner­ken­nung gibt. Was es aber gibt, ist jeweils eine kirch­li­che Aner­ken­nung als Gebets­stät­te. Auf die­se Wei­se ließ die Kir­che der Volks­fröm­mig­keit zu aller Zeit gro­ßen Spiel­raum., zumal das Wall­fah­ren zum Wesen des pil­gern­den Got­tes­vol­kes gehört und als unbe­strit­ten gilt, daß es die per­sön­li­che Bekeh­rung und Ver­tie­fung im Glau­ben för­dert. Wall­fahrts­or­te sind zudem häu­fig Zufluchts­or­te, wo Men­schen ihre Nöte, Sor­gen und Bit­ten vor­brin­gen. Das gilt auch für Med­jug­or­je. Die­se Offen­heit für Gott in der Not, dürf­te noch an jedem Ort ein Haupt­grund für gewähr­te Gna­den und Früch­te sein.

Der Haupt­un­ter­schied zu frü­he­ren Jahr­hun­der­ten liegt frei­lich dar­in, daß vor dem 19. Jahr­hun­dert kaum Bot­schaf­ten an die Mensch­heit wei­ter­ge­ge­ben wur­den. Das ist ein jün­ge­res Phä­no­men. Die Bot­schaf­ten­flut ist sogar ein jüng­stes Phä­no­men, das sei­nen Aus­gangs­punkt just in Med­jug­or­je hat. Über ihre Bedeu­tung und Ein­ord­nung herrscht in der Kir­che noch kei­ne Klar­heit. Papst Fran­zis­kus äußer­te mit dem Begriff der Got­tes­mut­ter als „Post­bo­tin“ oder „Post­amts­lei­te­rin“ sei­ne ganz spe­zi­el­le Ansicht dazu.

Hat Papft Franziskus Meinung geändert?

Erz­bi­schof Hoser war bereits im Febru­ar 2017 von Fran­zis­kus als Son­der­ge­sand­ter nach Med­jug­or­je geschickt wor­den.  Damals, um dem Papst pasto­ra­le Vor­schlä­ge zu unter­brei­ten, um die Seel­sor­ge der Pil­ger im kirch­li­chen Sinn sicher­zu­stel­len und ver­bes­sern. Ende des Som­mers 2017 über­gab Hoser dem Kir­chen­ober­haupt die gewünsch­ten Vor­schlä­ge. Der Pole ließ zum Abschluß sei­ner Auf­ga­be kei­ne Zwei­fel, von der Echt­heit der Erschei­nun­gen über­zeugt zu sein.

Das erstaun­te, da Papst Fran­zis­kus sich in der Ver­gan­gen­heit sehr nega­tiv über das Erschei­nungs­phä­no­men all­ge­mein und die Bot­schaf­ten­flut im Beson­de­ren geäu­ßert hat­te, und im Sep­tem­ber 2013 aus­drück­lich Med­jug­or­je als Bei­spiel dafür nannte.

Aller­dings hat­te bereits der alba­ni­sche Jesu­it, Ernest Simo­ni, den Fran­zis­kus 2016 zum Kar­di­nal kre­ierte, im August 2017 in Med­jug­or­je erklärt, Papst Fran­zis­kus habe sei­ne „Mei­nung zu Med­jug­or­je geän­dert“. Fran­zis­kus hat­te Kar­di­nal Simo­ni als sei­nen Ver­tre­ter zum Jugend­fe­sti­val nach Med­jug­or­je geschickt. Vor 50.000 Jugend­li­chen sag­te er dort, der Papst habe nur weni­ge Infor­ma­tio­nen über Med­jug­or­je gehabt, und die hät­ten von den Geg­nern des Phä­no­mens gestammt.

Hosers „Lösung“

Als Hoser 2017 sei­nen päpst­li­chen Auf­trag erhielt, hieß es aus­drück­lich, die­ser habe nichts mit der Fra­ge nach der Echt­heit zu tun. Der Erz­bi­schof selbst erklär­te bei sei­ner ersten Pres­se­kon­fe­renz, er dür­fe nichts zur Fra­ge der Echt­heit sagen. Eini­ge Mona­te spä­ter sprach er hin­ge­gen ganz frei­mü­tig zugun­sten der Echt­heit. Damit hat­te er eigent­lich gegen einen Auf­trag gehandelt.

Päpstlicher Sondervisitator Henryk Hoser
Päpst­li­cher Son­der­vi­si­ta­tor Hen­ryk Hoser

Sei­ne erneu­te Beauf­tra­gung durch Papst Fran­zis­kus am 31. Mai wur­de des­halb von eini­gen als Bestä­ti­gung gese­hen, daß Fran­zis­kus tat­säch­lich sei­ne Mei­nung zu Med­jug­or­je geän­dert habe und die posi­ti­ve Hal­tung Hosers zum her­ze­go­wi­ni­schen Phä­no­men auch die Hal­tung des Pap­stes sei. Vati­kan­spre­cher Greg Bur­ke beton­te aller­dings, daß die Ernen­nung Hosers in kei­nem Zusam­men­hang mit der Fra­ge „der Echt­heit der Erschei­nun­gen“ ste­he, „also nicht die dok­tri­nel­le Fra­ge betrifft“.

Mit der Ernen­nung Hosers zum päpst­li­chen Son­der­vi­si­ta­tor ad nutum Sanc­tae Sedis wur­de die Pfar­rei Med­jug­or­je fak­tisch dem Hei­li­gen Stuhl unter­stellt. Seit län­ge­rem schon gibt es Gerüch­te, daß Rom Med­jug­or­je als inter­na­tio­na­les Hei­lig­tum aner­ken­nen und gleich­zei­tig der Ver­wal­tung durch den Vati­kan unter­stel­len könn­te. Eini­ge Zeit wur­de spe­ku­liert, daß damit die Fra­ge nach der Echt­heit und der Aner­ken­nung der Erschei­nun­gen aus­ge­klam­mert blei­ben könn­te, wie dies für zahl­rei­che histo­ri­sche Wall­fahrts­or­te gilt.

Hoser kün­dig­te im Herbst 2017 jedoch eine ande­re „Lösung“ an: Rom könn­te von den rund 47.000 Erschei­nun­gen nur die ersten sie­ben von 1981 aner­ken­nen. Damit habe er, laut eige­ner Aus­sa­ge, an das Ergeb­nis der Rui­ni-Kom­mis­si­on ange­knüpft, die zwi­schen 2010 und 2012 im Auf­trag von Papst Bene­dikt XVI. Med­jug­or­je unter­such­te. Deren Bericht wur­de aber noch nicht ver­öf­fent­licht. Mit den Erschei­nun­gen der ersten Tage sind kei­ne Bot­schaf­ten ver­bun­den, was ein Haupt­punkt für den „salo­mo­ni­schen“ Vor­schlag einer Zwei­tei­lung des Phä­no­mens in die ersten Tage und den gro­ßen Rest scheint, mit dem man­che in Rom liebäugeln.

Er bestärk­te damit die Anhän­ger von Med­jug­or­je in ihrer Inter­pre­ta­ti­on, Fran­zis­kus habe mit den Initia­ti­ven auf pasto­ra­ler Ebe­ne sei­ne anfäng­li­che Skep­sis über­wun­den und sei nun von der Echt­heit Med­jug­or­jes über­zeugt. Auch die Unter­stel­lung der Pfar­rei unter die Ober­auf­sicht des päpst­li­chen Gesand­ten wur­de in die­sem Sin­ne gele­sen, denn dadurch sei die Pfar­rei end­lich dem Zugriff des Orts­bi­schofs von Mostar ent­zo­gen, der „von Anfang an“ gegen Med­jug­or­je war.

Bischof Peric bekräftigt negatives Urteil

Zurück­hal­ten­de­re Med­jug­or­je-Anhän­ger und neu­tra­le Beob­ach­ter sehen in der „Hoser-Lösung“, nur die ersten sie­ben Erschei­nun­gen anzu­er­ken­nen, eher die Absicht Roms, auch wei­ter­hin auf Zeit zu spie­len, um die gut drei Mil­lio­nen jähr­li­chen Pil­ger durch einen Nega­tiv­ent­scheid nicht vor den Kopf zu sto­ßen. Aber auch in der Hoff­nung, daß sich man­che Fra­ge im Lau­fe der Zeit viel­leicht von allei­ne klä­ren könnte.

Bischof Ratko Peric von Mostar
Bischof Rat­ko Peric von Mostar

Zwei Tage nach der neu­er­li­chen Ernen­nung Hosers mel­de­ten sich am 2. Juni auch die Geg­ner von Med­jug­or­je zu Wor­te. Der zustän­di­ge Orts­bi­schof von Mostar-Duv­no, Msgr. Rat­ko Peric, ver­öf­fent­lich­te auf der offi­zi­el­len Inter­net­sei­te sei­nes Bis­tums eine Stel­lung­nah­me. Peric, seit 1993 als Bischof auch für Med­jug­or­je zustän­dig, ist wie schon sein Vor­gän­ger, Bischof Pavao Zanic (1980–1993), ein ent­schie­de­ner Geg­ner von Med­jug­or­je. Die behaup­te­ten Erschei­nun­gen und die Bot­schaf­ten hält er ohne Wenn und Aber für Betrug. Das wie­der­hol­te er nun mit aller Deutlichkeit.

Die Ver­öf­fent­li­chung von Bischof Peric trägt die Über­schrift „Die ‚Erschei­nun­gen‘ der ersten sie­ben Tage in Med­jug­or­je“. Nach einem histo­ri­schen Abriß führt er die Ergeb­nis­se der bis­he­ri­gen Unter­su­chungs­kom­mis­sio­nen an (der ersten Diö­ze­san­kom­mis­si­on (1982–1984; der erwei­ter­ten Diö­ze­san­kom­mis­si­on 1984–1986; der Kom­mis­si­on der Jugo­sla­wi­schen Bischofs­kon­fe­renz 1987–1990; der vati­ka­ni­schen Kom­mis­si­on der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on 2010–2012 sowie die Stel­lung­nah­men der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on von 2014–2016) und kommt „im Namen“ sei­nes Bis­tums zum Schluß:

„Es han­delt sich nicht um ech­te Erschei­nun­gen der selig­sten Jung­frau Maria“.

Der Bischof ver­öf­fent­lich­te die Bekräf­ti­gung sei­nes nega­ti­ven Urteils auch in ita­lie­ni­scher Spra­che, um offen­sicht­lich auch in Rom gehört zu wer­den und sei­ner Stel­lung­nah­me eine wei­te Ver­brei­tung zu garantieren.

Die Tonbandaufzeichnungen der ersten Woche

An sei­ner Kurie, so Msgr. Peric, wur­den die Ton­bän­der abge­tippt, die in der ersten Woche die Gesprä­che im Pfarr­bü­ro von Med­jug­or­je fest­ge­hal­ten haben. In einem Fuß­no­ten­ap­pa­rat belegt er unter Ver­weis auf die­se Gesprä­che sei­ne Aus­sa­gen. Es geht um Gesprä­che zwi­schen den Prie­stern und den Kin­dern, die sag­ten, die Got­tes­mut­ter gese­hen zu haben. Die Pfar­rei Med­jug­or­je wird von Prie­ster der her­ze­go­wi­ni­schen Fran­zis­ka­ner­pro­vinz betreut. Eine histo­risch beding­te Riva­li­tät zwi­schen der epi­skopa­len Orts­hier­ar­chie und dem Fran­zis­ka­ner­or­den, die auf die osma­ni­sche Herr­schaft in Bos­ni­en und der Her­ze­go­wi­na zurück­geht, ist in der Gesamt­fra­ge übri­gens in Rech­nung zu stel­len. Jeden­falls, so der Bischof, gehe aus die­sen Gesprä­chen „klar her­vor, daß die angeb­li­chen Phä­no­me­ne nicht echt sind“.

Jozo Zovko, 1981 Pfarrer in Medjugorje, feierte 2017 sein Goldenes Priesterjubiläum
Jozo Zov­ko, 1981 Pfar­rer in Med­jug­or­je, fei­er­te 2017 sein Gol­de­nes Priesterjubiläum

Peric for­dert daher, nur von „selbst­er­nann­ten Sehern“, „angeb­li­chen Bot­schaf­ten“ und „soge­nann­ten Geheim­nis­sen“ zu spre­chen. Letz­te­res bezieht sich auf Ivan Dra­gice­vic, dem die Got­tes­mut­ter „neun Geheim­nis­se“ anver­traut habe. Gegen ihn ging die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on bis­her am nach­drück­lich­sten vor.

Vor allem, so der Bischof, „ver­hält sich die ech­te Got­tes­mut­ter in den bis­her von der Kir­che als echt aner­kann­ten Erschei­nun­gen ganz anders als die ‚Erschei­nung‘ von Med­jug­or­je: „sie lacht selt­sam; nach bestimm­ten Fra­gen ver­schwin­det sie, um dann wie­der­zu­kom­men; sie gehorcht den ‚Sehern‘ und dem Pfar­rer, die sie obwohl unwil­lig vom Hügel in die Kir­che kom­men machen; sie weiß nicht genau, wie lan­ge sie erschei­nen wird; sie erlaubt eini­gen Anwe­sen­den auf ihren Schlei­er zu tre­ten, ihre Klei­der und ihren Kör­per zu berüh­ren. „Das ist nicht die Got­tes­mut­ter des Evan­ge­li­ums“, so der Bischof.

Peric kri­ti­siert zudem den „Jah­res­tag der Erschei­nung“. Die erste Erschei­nung habe am 24. Juni 1981 statt­ge­fun­den, aber der Jah­res­tag wer­de am 25. Juni began­gen, weil das der dama­li­ge Pfar­rer und die „angeb­li­chen Seher“ so ver­ein­bart hät­ten. Als Begrün­dung nann­ten sie, weil erst­mals am 25. Juni die Got­tes­mut­ter allen sechs Kin­dern erschie­nen sei. Das aber, so Bischof Peric, sei nach­weis­lich falsch, wes­halb der „Jah­res­tag“ nicht nur „will­kür­lich“ gewählt, son­dern auch „gefälscht“ sei.

„Keine Botschaft“ in den ersten sieben Tagen

Der Bischof von Mostar listet dann eine gan­ze Rei­he von bereits bis­her bekann­ten Kri­tik­punk­ten am Phä­no­men auf, dar­un­ter das „uner­klär­li­che Schwei­gen“ der Erschei­nung in den ersten sie­ben Tagen. Die „angeb­li­che Erschei­nung“ habe „kei­ne Initia­ti­ve“ ergrif­fen und habe „nie als erste gespro­chen“ so Peric. Auf Fra­gen habe sie nur all­ge­mei­ne Ant­wor­ten gegeben.

Laut den Auf­zeich­nun­gen der ersten sie­ben Tage „wird die Erschei­nung weder begrün­det“ noch „gab es irgend­ei­ne Bot­schaft, weder für die ‚Seher‘ noch für die Fran­zis­ka­ner noch für die Pfar­rei oder die Welt außer der Auf­for­de­rung, an die Erschei­nung zu glauben“.

Der Bischof ver­weist auch auf „fal­sche Pro­phe­zei­un­gen“. So habe Ivan­ka Ivan­ko­vic am 30. Juni 1981 im Gespräch mit P. Jozo Zov­ko erklärt, die Erschei­nung habe ange­kün­digt, nur „drei Tage“, am 1., 2. und 3. Juli 1981 zu erschei­nen. In Wirk­lich­keit habe die „Erschei­nung“ dann offen­sicht­lich Mei­nung geän­dert und erschei­ne nach 37 Jah­ren noch immer.

Der Fran­zis­ka­ner, P. Jozo Zov­ko, war am Beginn der Erschei­nun­gen Pfar­rer von Med­jug­or­je, bevor er wegen des die Behör­den beun­ru­hi­gen­den Phä­no­mens vom kom­mu­ni­sti­schen Regime ver­haf­tet und zu drei­ein­halb Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt wur­de. Davon muß­te er nach einer Straf­re­du­zie­rung andert­halb Jah­re im Gefäng­nis ver­brin­gen und wur­de mit einem behörd­li­chen Ver­bot belegt wur­de, nach Med­jug­or­je zurück­zu­keh­ren. Nach­dem er als Pfar­rer in ande­ren her­ze­go­wi­ni­schen Orten und auch inter­na­tio­nal als „uner­müd­li­cher Zeu­ge für Med­jug­or­je“ tätig war, wur­de er 2009 von Bischof Peric des Lan­des ver­wie­sen und mit einem Schwei­ge­ge­bot belebt. Die Fran­zis­ka­ner­pro­vinz erlaub­te ihm, sich unweit von Dubrov­nik auf die Klo­ster­in­sel Badi­ja vor der dal­ma­ti­ni­schen Küste  zurück­zu­zie­hen. Dort baut er seit­her das ver­fal­le­ne, wäh­rend der kom­mu­ni­sti­schen Herr­schaft auf­ge­ho­be­ne Fran­zis­ka­ner­klo­ster wie­der auf.

Bischof Peric: „Die Gottesmutter ist in Medjugorje nicht erschienen!“

Doch zurück zur Stel­lung­nah­me von Bischof Peric: Auch der Erschei­nungs­rhyth­mus wird vom Bischof bearg­wöhnt, da ab einem bestimm­ten Moment nicht mehr alle Seher“, son­dern nur mehr eini­ge von ihnen Erschei­nun­gen an bestimm­ten Tagen hat­ten, ande­re hin­ge­gen an ande­ren: Ivan, Mari­ja und Vicka erscheint „die Figur“, wie der Bischof schreibt, zunächst wei­ter­hin jeden Tag, den ande­ren drei nur mehr ein­mal im Jahr (bei Mir­ja­na ab 1982, bei Ivan­ka ab 1985 und bei Jakov ab 1998). Zwei „Sehern“, so der Bischof, erschei­ne „die Figur“ seit 1987 ein­mal im Monat jeweils mit einer „Bot­schaft für die Welt“: Mir­ja­na jeweils am 2. und Mari­ja am 25. des Monats.

Bischof Peric abschließend:

„Unter Berück­sich­ti­gung des­sen, was von die­ser diö­ze­sa­nen Kurie geprüft und stu­diert wur­de, ein­schließ­lich der Unter­su­chung der ersten sie­ben Tage der angeb­li­chen Erschei­nun­gen, kann getrost behaup­tet wer­den: Die Got­tes­mut­ter ist in Med­jug­or­je nicht erschienen!“

Der Hei­li­ge Stuhl hat sich bis­her nicht zu Med­jug­or­je geäu­ßert und vor­erst deu­tet auch wenig dar­auf hin, daß sich das in abseh­ba­rer Zukunft ändern könn­te. Der­zeit scheint mit Aktio­nis­mus die Fra­ge viel­mehr auf der lan­gen Bank belas­sen werden.

Im Kreis der Med­jug­or­je-Anhän­ger wird dar­auf ver­wie­sen, daß Bischof Peric im 75. Lebens­jahr steht, und Rom nur dar­auf war­ten könn­te, ihn mit Errei­chung der Alters­gren­ze am 2. Febru­ar 2019 zu eme­ri­tie­ren. Dann sei der Weg frei, ohne Bruch mit der Orts­kir­che, Med­jug­or­je aus dem Bis­tum Mostar her­aus­zu­lö­sen, direkt dem Vati­kan zu unter­stel­len und als inter­na­tio­na­le Gebets­stät­te anzu­er­ken­nen – ob mit oder ohne Aner­ken­nung des Erschei­nungs­phä­no­mens (ins­ge­samt oder nur der ersten sie­ben Tage) steht auf einem ande­ren Blatt geschrieben.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: md​-tm​.ba/​M​e​d​j​u​g​o​r​j​e​.​d​e​/​W​i​k​i​c​o​m​m​ons (Screen­shots)

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2 Kommentare

  1. Med­jug­or­je ist echt. Köni­gin des Frie­dens hat gesagt, wenn die Jugo­slaven sich nicht bekeh­ren, kommt Krieg und es war auch so. So vie­le Bekeh­run­gen und Beicht­stuhl der Welt weist auf die Echtheit.

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