Papst ernennt neuen Chefrechtsberater


Papst Franziskus
Der Jurist Filippo Iannone ist der neue Chefrechtsberater von Papst Franziskus.

(Rom) Am ver­gan­ge­nen Sams­tag, 7. April, gab das vati­ka­ni­sche Pres­se­amt die Eme­ri­tie­rung eines Dik­aste­ri­en­lei­ters an der Römi­schen Kurie bekannt. Fran­ces­co Kar­di­nal Coc­co­pal­me­rio wur­de als Vor­sit­zen­der des Päpst­li­chen Rates für die Geset­zes­tex­te eme­ri­tiert. Grund dafür war die Voll­endung des 80. Lebens­jah­res am ver­gan­ge­nen 6. März. Für die Nach­fol­ge hat­te Papst Fran­zis­kus bereits im Novem­ber 2017 vor­ge­sorgt und die Num­mer Zwei des Dik­aste­ri­ums, einen Opus-Dei-Bischof, übergangen.

Kardinal Coccopalmerio: Bergoglios Parteigänger

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Coc­co­pal­me­rio war von Bene­dikt XVI. ein Jahr vor sei­nem über­ra­schen­den Amts­ver­zicht in den Kar­di­nals­rang erho­ben wor­den. Als sol­cher nahm er am Kon­kla­ve von 2013 teil und unter­stütz­te dort die Wahl von Kar­di­nal Berg­o­glio, da er den ande­ren aus­sichts­reich­sten Kan­di­da­ten, den Erz­bi­schof von Mai­land, Ange­lo Kar­di­nal Sco­la, ver­hin­dern wollte.

Kardinal Coccopalmerio
Kar­di­nal Coccopalmerio

Nach dem Kon­kla­ve erwies sich Coc­co­pal­me­rio als über­zeug­ter Par­tei­gän­ger der Ein­grif­fe von Papst Fran­zis­kus in Sachen Ehesakrament.

Als Dik­aste­ri­en­lei­ter war er Syn­oda­le bei­der Bischofs­syn­oden über die Fami­lie. Er war eben­so Mit­glied der im August 2014 ein­ge­setz­ten Kom­mis­si­on zur Vor­be­rei­tung der Reform der Ehe­nich­tig­keits­ver­fah­ren, die Fran­zis­kus mit dem Motu Pro­pro Mitis Iudex umsetz­te, noch bevor die Syn­ode von 2015 ihre Arbei­ten auf­ge­nom­men hatte.

Im Febru­ar 2017, als der Kon­flikt um Amo­ris lae­ti­tia bereits voll ent­brannt war, leg­te der Kar­di­nal eine Klein­schrift über das umstrit­te­nen ach­te Kapi­tel des päpst­li­chen Schrei­bens vor, die im Vati­kan­ver­lag her­aus­ge­ge­ben wur­de. Dar­in ver­tei­dig­te er den Ein­griff von Fran­zis­kus in das Ehe­sa­kra­ment durch Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zu den Sakra­men­ten. Da die­se Posi­ti­on der bis­he­ri­gen Leh­re und Pra­xis der Kir­che wider­spricht, wird sie von Kri­ti­kern als häre­tisch bezeich­net. Wäh­rend die Posi­tio­nen der Kri­ti­ker von den Vati­kan­me­di­en seit der Ver­öf­fent­li­chung von Amo­ris lae­ti­tia igno­riert wer­den, wur­de der Bericht­erstat­tung über Coc­co­pal­me­ri­os Schrift brei­ter Raum gegeben.

Die dar­in dar­ge­leg­te The­se des Kar­di­nals zu Amo­ris lae­ti­tia läßt sich wie folgt zusammenfassen:

 „Ich möch­te mich ja ändern, kann es aber nicht, dar­um gebt mir die Eucharistie“.

Von Papst Berg­o­glio nahe­ste­hen­den Medi­en wur­de die Klein­schrift als „Ant­wort des Vati­kans“ auf die Dubia (Zwei­fel) der vier Kar­di­nä­le Brand­mül­ler, Bur­ke, Caf­farra und Meis­ner bezeich­net. Dem wider­sprach der Direk­tor des Vati­kan­ver­la­ges, Don Costa.

„Als Ver­le­ger geben wir nam­haf­ten Gesprächs­part­nern das Wort, aber das Buch von Kar­di­nal Coc­co­pal­me­rio ist kei­ne offi­zi­el­le Ant­wort des Vati­kans. Die Debat­te ist offen, wir ermu­ti­gen sie und bie­ten Instru­men­te zu ihrer Vertiefung.“

In Wirk­lich­keit muß­te sich auch der Vati­kan­ver­lag der ein­sei­ti­gen Infor­ma­ti­ons­po­li­tik des Hei­li­gen Stuhls beugen.

Im Mai 2017 ließ Coc­co­pal­me­rio auf­hor­chen, indem er die Bul­le Apo­sto­li­cae curae in Fra­ge stell­te, mit der Papst Leo XIII. 1896 die angli­ka­ni­schen Bischofs- und Prie­ster­wei­hen für ungül­tig und unwirk­sam erklär­te, weil die angli­ka­ni­sche Kir­che nicht mehr über die apo­sto­li­sche Suk­zes­si­on ver­fügt. Die Bul­le wird vom heu­ti­gen Öku­me­nis­mus als ein Haupt­hin­der­nis in der Annä­he­rung zwi­schen Rom und der „Kir­che von Eng­land“ gese­hen. Coc­co­pal­me­rio sprach sich dafür aus, die Fra­ge von „gül­tig“ oder „ungül­tig“ ein­fach nicht mehr zu stel­len. Die Gül­tig­keit der angli­ka­ni­schen Wei­hen, sei „nicht eine Fra­ge des Geset­zes, son­dern der Leh­re“. Es gebe ein­fach ver­schie­de­ne For­men von Gül­tig­keit, so der Kardinal.

Der Nachfolger: Msgr. Filippo Iannone

Zum Nach­fol­ger ernann­te Papst Fran­zis­kus Kuri­en­erz­bi­schof Filip­po Ian­no­ne, den bis­he­ri­gen Unter­se­kre­tär des Dik­aste­ri­ums. Msgr. Ian­no­ne war Bischof der ita­lie­ni­schen Diö­ze­se Sora-Cas­si­no-Aqui­no-Pon­te­cor­vo. Er gehört dem Kar­me­li­ten­or­den an und emp­fing 1982 die Prie­ster­wei­he. An der Late­ran­uni­ver­si­tät wur­de er in bei­den Rech­ten promoviert.

2001 erfolg­te die Ernen­nung zum Weih­bi­schof von Nea­pel und 2009 unter Bene­dikt XVI. zum Diö­ze­san­bi­schof von Sora-Cas­si­no-Aqui­no-Pon­te­cor­vo. 2012 mach­te ihn Bene­dikt XVI. zum Vize­re­gen­ten für das Bis­tum Rom. Ein Amt, das ein­zig­ar­tig in der Kir­che ist. Der Vize­re­gent hat den Rang eines Erz­bi­schofs, aber nicht die Juris­dik­ti­on eines Weih­bi­schofs, son­dern eines Diö­ze­san­bi­schofs. Zudem besitzt er das Recht auf direk­ten Zugang zum Papst wie der Sub­sti­tut des Kardinalstaatssekretärs.

Ian­no­ne war bereits vor sei­ner Bischofs­wei­he als Kir­chen­rich­ter tätig, dann auch als Generalvikar.

Papst Fran­zis­kus ernann­te ihn am 11. Novem­ber 2017 zum Unter­se­kre­tär des Päpst­li­chen Rates für die Geset­zes­tex­te. Damit berei­te­te das Kir­chen­ober­haupt bereits den abseh­ba­ren Wech­sel an die­sem Dik­aste­ri­um vor, denn das Amt eines Unter­se­kre­tärs wur­de eigens für ihn geschaffen.

Der Übergangene

Msgr. Juan Ignacio Arrieta
Msgr. Juan Igna­cio Arrieta

Mit der Nach­fol­ge­re­ge­lung über­ging Papst Fran­zis­kus den Sekre­tär des Dik­aste­ri­ums, Juan Igna­cio Arrie­ta Ochoa de Chinchetru.

Arrie­ta ist ein Prie­ster des Opus Dei. Er wäre der erste Dik­aste­ri­en­lei­ter aus des­sen Rei­hen gewor­den. Bene­dikt XVI. hat­te ihn Anfang 2007 aus der Apo­sto­li­schen Signa­tur, wo der Jurist zuvor tätig war, an den Päpst­li­chen Rat für die Geset­zes­tex­te beru­fen und zum Titu­lar­bi­schof ernannt.

Arrie­ta hat­te Anfang Mai 2012 bestä­tigt, daß es „kei­ne dok­tri­nel­len Hin­der­nis­se“ für eine Ver­söh­nung mit der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. gebe. „Ich den­ke, dass wir die dok­tri­nel­len Pro­ble­me klä­ren konn­ten, auch wenn es nicht leicht war, dies schrift­lich zu Papier zu brin­gen. Das wirk­li­che Pro­blem, das ein­zi­ge wie mir scheint, ist die Tren­nung, die mensch­li­che Distanz, die auf das Jahr 1988 zurückgeht.“

Er war damals direkt in die Gesprä­che des Hei­li­gen Stuhls mit der Pius­bru­der­schaft ein­ge­bun­den und mit der Fra­ge der kir­chen­recht­li­chen Ein­glie­de­rung und dem künf­ti­gen kano­ni­schen Sta­tus der Bru­der­schaft befaßt.

Damals schien es erst­mals, als wür­de eine Ver­söh­nung zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und der Pius­bru­der­schaft unmit­tel­bar bevor­ste­hen. Die Wort­mel­dung Arrie­tas als stell­ver­tre­ten­der und direkt invol­vier­ter Haupt­ju­rist des Pap­stes hat­te die­se Annah­me bestätigt.

Weni­ge Mona­te zuvor hat­te Msgr. Arrie­ta in Wigratz­bad für die Prie­ster­bru­der­schaft St. Petrus die Nie­de­ren Wei­hen und die Sub­dia­ko­nats­wei­hen gespendet.

Unter Papst Fran­zis­kus erfüll­te er ohne Auf­fäl­lig­kei­ten die von ihm erwar­te­ten Auf­ga­ben. So weit ging das päpst­li­che Ver­trau­en aber nicht, ihm das Dik­aste­ri­um anzu­ver­trau­en. Das dürf­te nicht zuletzt auch mit Vor­be­hal­ten von Fran­zis­kus gegen das Opus Dei zu tun haben.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati​can​.va/​D​i​o​c​esi di Sora/​CBCP (Screen­shots)

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