Bischof Scheuer: „Meine Hoffnung sind verheiratete Priester“


verheiratete Priester
Zölibat Adieu: Bischof Manfred Scheuer von Linz (Österreich) setzt seine "Hoffnung" auf die Zulassung verheirateter Männer zum Priestertum.

(Wien) Ein groß­for­ma­ti­ges Bild kün­digt die Mel­dung an. Ein deut­li­ches Signal: Es geht um etwas Wich­ti­ges. Die Ober­öster­rei­chi­schen Nach­rich­ten, die füh­ren­de Regio­nal­zei­tung im sel­bi­gen öster­rei­chi­schen Bun­des­land, haben den Orts­bi­schof Man­fred Scheu­er groß auf die Titel­sei­te gesetzt, wie dies nur der Fall ist, wenn das Land einen neu­en Lan­des­haupt­mann oder einen neu­en Bischof bekommt. Weder das eine noch das ande­re ist der Fall. Der Titel ver­rät was der Zei­tung heu­te so wich­tig ist.

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Ein Gast­bei­trag von Mar­tha Burger.

„Mei­ne Hoff­nung: Ver­hei­ra­te­te als Priester“.

Die­se Wor­te sagt Bischof Scheu­er. Das ist die sug­ge­rier­te Sensation.

„Ich hof­fe, dass bewähr­te ver­hei­ra­te­te Män­ner Prie­ster wer­den können.“

Eine Aus­sa­ge, die der Bischof mit dem Prie­ster­man­gel recht­fer­tigt, aber nicht nur. Er läßt erken­nen, daß er grund­sätz­lich dafür ist.

Es gäbe vie­le The­men, zu denen der Bischof Stel­lung neh­men könn­te. Und damit ist nicht nur eine Unter­stüt­zung von Refu­gee Wel­co­me oder ande­rer links­grü­ner Anlie­gen gemeint. Bischö­fe könn­te, rein theo­re­tisch, auch zu Glau­bens­fra­gen und zur Ver­tei­di­gung des Natur­rechts Stel­lung nehmen.

Wirk­lich­keit ist, daß Bischof Scheu­er seit sei­nem Wech­sel von Inns­bruck nach Linz, wo er zuvor Diö­ze­san­bi­schof war, durch Schwei­gen auf­ge­fal­len ist.

Doch heu­te gehört ihm die hal­be Titel­sei­te und die gan­ze Sei­te drei. Nach­dem der Bischof zum The­ma Prie­ster­man­gel gefragt wur­de, wird die näch­ste Fra­ge direkter:

OÖN: Die Pfar­rer­initia­ti­ve wünsch­te sich eine Abschaf­fung des Pflicht­zö­li­bats: Wie ste­hen Sie dazu?

Bischof Scheu­er: Ich habe die viri pro­ba­ti (bewähr­te, ver­hei­ra­te­te Män­ner, die zum Prie­ster geweiht wer­den, Anm. OÖN) bei der Bischofs­syn­ode 2005 ein­ge­bracht. Damals ist es nicht auf­ge­grif­fen wor­den. Inzwi­schen gibt es wie­der Dis­kus­sio­nen, ob ein Expe­ri­ment gemacht wer­den soll. Grund­sätz­lich wür­de ich das erhof­fen. Aber ich wer­de mit der Diö­ze­se Linz kei­nen Son­der­weg gehen und mich nicht von ande­ren Diö­ze­sen Öster­reichs oder der Welt­kir­che abspalten.

OÖN: Auch Sie hof­fen also auf eine Abschaf­fung des Pflichtzölibats?

Bischof Scheu­er: Ich wür­de nicht sagen Abschaf­fen des Zöli­bats. Ich erhof­fe mir, dass auch bewähr­te ver­hei­ra­te­te Män­ner Prie­ster wer­den kön­nen. Eine Vor­aus­set­zung dafür ist für mich aber auch, dass man den Zöli­bat und die damit ver­bun­de­ne Lebens­form nicht in Bausch und Bogen ver­ach­tet, was gegen­wär­tig aber geschieht. Da wün­sche ich mir eine grö­ße­re Wertschätzung.

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Der wider­sprüch­li­che Zusatz: „Zugleich brau­che es aber auch für eine zöli­ba­t­ä­re Lebens­wei­se mehr Wert­schät­zung“, klingt im Gesamt­kon­text eher wie ein schlech­ter Witz.

Das „Expe­ri­ment“, das Bischof Scheu­er meint, wird in der soge­nann­ten Ama­zo­nas-Werk­statt vor­be­rei­tet und soll im Ama­zo­nas-Urwald gete­stet wer­den. Haupt­pro­mo­to­ren der Unter­mi­nie­rung des Wei­he­sa­kra­ments sind der ehe­ma­li­ge öster­rei­chi­sche Mis­si­ons­bi­schof Erwin Kräut­ler und der bra­si­lia­ni­sche Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes. Bei­de sind gegen den „Pflicht­zö­li­bat“ und for­dern die Umset­zung der 68er-For­de­rung nach Abschaf­fung des Prie­ster­zö­li­bats. Die­se Posi­ti­on ver­tra­ten sie bereits bevor Papst Fran­zis­kus gewählt wur­de. Obwohl ihre Hal­tung bekannt ist, wur­den sie vom Vati­kan offi­zi­ell mit der Vor­be­rei­tung der Ama­zo­nas­syn­ode beauf­tragt, auf die sie zen­tra­len Ein­fluß haben.

Die Ursprün­ge des Anti-Zöli­bats-Kamp­fes ste­hen in kei­nem ursäch­li­chen Zusam­men­hang mit dem heu­ti­gen Prie­ster­man­gel. Sie wur­den von moder­ni­sti­schen Kir­chen­krei­sen unmit­tel­bar nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil auf die Fah­nen geschrie­ben, als die Prie­ster­se­mi­na­re noch voll waren. Der heu­ti­ge Prie­ster­man­gel steht hin­ge­gen in einem ursäch­li­chen Zusam­men­hang mit dem Anti-Zöli­bats-Kampf. Wer kein zöli­ba­t­ä­res Prie­ster­tum oder gar kein sakra­men­ta­les Prie­ster­tum will, weckt und för­dert auch kei­ne Priesterberufungen.

Priesterseminare nicht zufällig leer

Bischof Scheu­er fin­det kein Wort, um zu sagen, daß und war­um der Zöli­bat nicht nur ein kul­tur­hi­sto­risch beding­tes und daher änder­ba­res Gesetz der Kir­che, son­dern ein kon­sti­tu­ti­ves Ele­ment des Wei­he­sa­kra­ments ist, das direkt auf das Vor­bild Jesu Chri­sti und der Apo­stel zurück­geht. Der Wunsch nach blo­ßer „Wert­schät­zung“ trifft es nicht, schließ­lich ist der Angriff gegen den Zöli­bat ein Angriff gegen das Prie­ster­tum an sich.

Wie soll­te der Bischof ein Wort zur  Zöli­bats­ver­tei­di­gung fin­den, wenn er selbst, das ist die Bot­schaft, die „Sen­sa­ti­on“, die von der Tages­zei­tung in gro­ßer Auf­ma­chung her­aus­ge­stri­chen wird, den Zöli­bat und damit das Prie­ster­tum angreift. Wun­dern sich Bischö­fe wie Scheu­er ernst­haft, daß sie kei­ne Prie­ster­be­ru­fun­gen haben und ihre diö­ze­sa­nen Semi­na­re wie das Lin­zer Prie­ster­se­mi­nar leerstehen?

Scheu­ers Auf­tau­chen aus dem Schwei­gen ist in einem direk­ten Zusam­men­hang mit den bevor­ste­hen­den Syn­oden über die Jugend 2018 und über den Ama­zo­nas 2019 zu sehen. Die Jugend­syn­ode wird laut vati­ka­ni­schen Ankün­di­gun­gen über Beru­fun­gen spre­chen, die Ama­zo­nas­syn­ode über die Zulas­sung ver­hei­ra­te­ter Män­ner zum Prie­ster­tum. Die Fami­li­en­syn­oden 2014 und 2015 las­sen erah­nen, in wel­che Rich­tung der Zug rollt. Seit Papst Fran­zis­kus in Rom regiert, wit­tern die 68er-Krei­se Mor­gen­luft in der Kirche.

Text: Mar­tha Burger
Bild: OÖN (Screen­shot)

 

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1 Kommentar

  1. Mei­ne Hoff­nung ist ein katho­li­scher Papst, der recht­gläu­bi­ge Bischö­fe einsetzt.

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