(Vatikan) Wird Kurienerzbischof Piero Marini (nicht zu verwechseln mit dem päpstlichen Zeremonienmeister Guido Marini) neuer Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung? Die Stimmen verdichten sich. Manche haben keine Zweifel mehr.
Das katholische Monatsmagazin Il Timone berichtet auf seiner Internetseite, daß es für einen „hohen Prälaten“ keine Zweifel mehr gebe: „Die Entscheidung ist auf ihn gefallen. Es fehlt nur mehr die Bekanntmachung.“
1987–2007 päpstlicher Zeremonienmeister mit mangelnder liturgischer Sensibilität
Piero Marini war von 1987 bis 2007 päpstlicher Zeremonienmeister unter Papst Johannes Paul II. In diesem Amt wurde er zunächst von Benedikt XVI. übernommen und nach Ablauf der regulären Amtsperiode durch Msgr. Guido Marini ersetzt. Trotz der Namensgleichheit ist zwischen beiden keine Verwandtschaft gegeben. Vor allem die liturgische Sensibilität ist deutlich verschieden, was Grund für die personelle Umbesetzung unter Benedikt XVI. war.
Der heute 72 Jahre alte Piero Marini verzieh Benedikt XVI. seine Amtsenthebung nie und machte nach dessen Amtsverzicht auch öffentlich kein Hehl daraus. Gleich nach der Wahl von Papst Franziskus wurde zunächst über eine Entlassung von Zeremonienmeister Guido Marini und die Rückkehr von Piero Marini in sein altes Amt spekuliert. Grund dafür war, daß Papst Franziskus Piero Marini am 4. April 2013, nur drei Wochen nach seiner Wahl zum Kirchenoberhaupt, zu sich rufen ließ und in Audienz empfing. Der Inhalt des Gesprächs wurde nicht bekannt, die frühe Audienz war jedoch ungewöhnlich (siehe Statt Guido Marini wieder neuer (alter) Zeremonienmeister? – Piero Marini in Audienz bei Papst Franziskus).
Unter Franziskus „atmet man Frischluft nach sumpfig-stickiger Luft“
Piero Marini sagte kurz darauf in einem Interview, unter Papst Franziskus „atmet man Frischluft nach sumpfig-stickiger Luft“ unter Benedikt XVI. Gleichzeitig sprach sich der Kurienerzbischof für eine „Öffnung“ der Kirche gegenüber Homosexuellen aus (siehe Ex Papstzeremoniär Piero Marini: Unter Franziskus „atmet man Frischluft nach sumpfig-stickiger Luft“). Bald darauf gingen im Vatikan erste Gerüchte um, Papst Franziskus werde Piero Marini noch weit höher befördern und ihn zum Präfekten der Gottesdienstkongregation machen (siehe Piero Marini nächster Präfekt der Gottesdienstkongregation? Gerüchte über Personalrochaden im Vatikan?)
Am 28. August ernannte Papst Franziskus den amtierenden Präfekten Antonio Kardinal Cañizares Llovera zum neuen Erzbischof von Valencia, was seine Entfernung aus der Römischen Kurie bedeutet. Die Ernennung eines Nachfolgers wurde noch nicht bekanntgegeben, dürfte aber unmittelbar bevorstehen. Für mehr als eine Stimme in Rom könnte der neue Präfekt der „Choreograph“ und „Designer“ der Event-Auftritte und Event-Meßgewänder von Papst Johannes Paul II. sein, bevor Benedikt XVI. damit begann, mit Hilfe von Msgr. Guido Marini auf ständige Neuanschaffungen zu verzichten und den reichen Fundus päpstlicher Meßgewänder seiner (vorkonziliaren) Vorgänger zu nützen und die Sakralität zurückzugewinnen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi