Was bedeutet die Opposition zur alten Messe wirklich? – (Teil 1)


Missa Tridentina
Mis­sa Tridentina

von Peter Kwasniewski

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Anläss­lich des sieb­ten Jah­res­ta­ges des Inkraft­tre­tens von Sum­morum Pon­ti­fi­cum am ver­gan­ge­nen 14. Sep­tem­ber 2014 ver­fass­te Dr. Peter Kwas­niew­ski einen Arti­kel für „New Lit­ur­gi­cal Move­ment“, des­sen ersten Teil wir nach­fol­gend in deut­scher Über­set­zung wie­der­ge­ben. Der zwei­te Teil wird Im Lau­fe die­ser Woche erschei­nen. Kwas­niew­ski lehrt Phi­lo­so­phie und Theo­lo­gie am „Wyo­ming Catho­lic Col­lege“ in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka. Im Früh­jahr wur­de sein Werk „Sacred Cho­ral Works“ ver­öf­fent­licht, das zahl­rei­che sei­ner Kom­po­si­tio­nen für den lit­ur­gi­schen Gebrauch enthält.

In der Welt nach Sum­morum Pon­ti­fi­cum kann der alte römi­sche Ritus nicht län­ger als ver­bo­ten, bedenk­lich, rand­stän­dig oder obso­let betra­chet wer­den. Er erfreut sich der glei­chen Bür­ger­rech­te wie der Novus Ordo. Zwei For­men des römi­schen Ritus – eine genannt „ordent­lich“, weil zuletzt pro­mul­giert und in wei­te­rem Gebrauch, die ande­re genannt „außer­or­dent­lich“, der usus anti­qui­or, wel­cher Respekt ver­dient wegen sei­nes alt­ehr­wür­di­gen Gebrauchs –, wobei bei­de von jedem Prie­ster des römi­schen Ritus frei zele­briert wer­den kön­nen, ohne beson­de­re Geneh­mi­gung. Man soll­te mei­nen, dass die bei­den For­men als eine Geste der Ver­söh­nung im Her­zen der Kir­che Sei­te an Sei­te flo­rie­ren wür­den, mit Katho­li­ken, die über­all pri­vi­le­giert sind, bei­de For­men ehr­furchts­voll und schön gefei­ert zu erleben.

Dies ist jedoch immer noch weit von der Wirk­lich­keit ent­fernt, und trau­ri­ger­wei­se gibt es immer noch viel zu vie­le Bischö­fe und Prie­ster, wel­che die alte Mes­se ableh­nen, sie mit beschwer­li­chen Bedin­gun­gen anket­ten oder auf macht­po­li­ti­sche Mit­tel zurück­grei­fen, um sicher­zu­stel­len, dass ihre Unter­stüt­zer form­ge­recht gewarnt sind und bestraft wer­den für ihre toll­küh­ne Annah­me unse­res katho­li­schen Erbes.

Wenn wir heu­te den sieb­ten Jah­res­tag der Imple­men­tie­rung von Sum­morum Pon­ti­fi­cum bege­hen, des­sen Bestim­mun­gen am 14. Sep­tem­ber 2007 in Kraft getre­ten sind, so ist es sowohl erbau­lich als auch ernüch­ternd, die Bedeu­tung zu beden­ken, die Joseph Ratz­in­ger selbst der Oppo­si­ti­on zur alten Mes­se anhef­te­te. Was bedeu­tet es, wenn jemand die­se Mes­se ablehnt, oder jene, die sie zele­brie­ren, oder jene, die sie lie­ben als eine Form des Gebets, die ihnen teu­er ist?

Im Inter­view­buch „Salz der Erde“, ver­öf­fent­lich im Jahr 1996, sag­te Ratzinger:

Ich bin […] der Mei­nung, daß man viel groß­zü­gi­ger den alten Ritus all denen gewäh­ren soll­te, die das wün­schen. Es ist über­haupt nicht ein­zu­se­hen, was dar­an gefähr­lich oder unan­nehm­bar sein soll­te. Eine Gemein­schaft, die das, was ihr bis­her das Hei­lig­ste und Höch­ste war, plötz­lich als strikt ver­bo­ten erklärt und das Ver­lan­gen danach gera­de­zu als unan­stän­dig erschei­nen läßt, stellt sich selbst in Fra­ge. Denn was soll man ihr eigent­lich noch glau­ben? Wird sie nicht mor­gen wie­der ver­bie­ten, was sie heu­te vorschreibt?

Elf Jah­re vor Sum­morum Pon­ti­fi­cum rich­te­te er sei­nen Fin­ger auf den sprin­gen­den Punkt. Wenn die Lit­ur­gie, die für Jahr­hun­der­te der hei­lig­ste und höch­ste Besitz der Kir­che war, das Objekt voll­kom­me­ner Andacht und Ehre, das Mit­tel der Hei­li­gung für zahl­lo­se Katho­li­ken, plötz­lich ver­bo­ten ist, und wenn der Wunsch, wie unse­re Vor­vä­ter anzu­be­ten, als falsch behan­delt wird, was sagt das über die Kir­che selbst aus, über ihre Ver­gan­gen­heit, ihre Tra­di­ti­on, ihre eige­nen Hei­li­gen? Wahr­lich, ihre Glaub­wür­dig­keit ent­schwin­det voll­kom­men, ihre Pro­kla­ma­tio­nen wer­den zu will­kür­li­chen Befeh­len. War die gan­ze Zeit an unse­rem zen­tra­len Akt der Anbe­tung etwas ver­häng­nis­voll man­gel­haft? Lagen all die Päp­ste der Ver­gan­gen­heit, die mit Lie­be die­se Lit­ur­gie ver­edel­ten, falsch, waren all die Mis­sio­na­re, die sie in die gan­ze Welt brach­ten, in die Irre geführt? Könn­ten sie, mit den Wor­ten Agurs, des Soh­nes des Jake aus Mas­sa, sagen: „Ich habe kei­ne Weis­heit gelernt und kei­ne Kennt­nis des Hei­li­gen erlangt“ (Spr 30,3)?

In „Gott und die Welt“, einem wei­te­ren die­ser groß­ar­tig auf­schluss­rei­chen und dok­tri­nell robu­sten Inter­views, die jetzt, im Rück­blick, für so weh­mü­ti­ges Lesen sor­gen, kam Ratz­in­ger auf den Punkt zurück:

Wich­tig für die Bewußt­seins­bil­dung in Sachen Lit­ur­gie ist auch, daß end­lich die Äch­tung der bis 1970 gül­ti­gen Form von Lit­ur­gie auf­hö­ren muß. Wer sich heu­te für den Fort­be­stand die­ser Lit­ur­gie ein­setzt oder an ihr teil­nimmt, wird wie ein Aus­sät­zi­ger behan­delt; hier endet jede Tole­ranz. Der­lei hat es in der gan­zen Geschich­te nicht gege­ben, man äch­tet damit ja auch die gan­ze Ver­gan­gen­heit der Kir­che. Wie soll­te man ihrer Gegen­wart trau­en, wenn es so ist? Ich ver­ste­he, offen gestan­den, auch nicht, war­um so vie­le mei­ner bischöf­li­chen Mit­brü­der sich weit­ge­hend die­sem Into­le­ranz­ge­bot unter­wer­fen, das den nöti­gen inne­ren Ver­söh­nun­gen in der Kir­che ohne ein­sich­ti­gen Grund entgegensteht.

Hier haben wir eine Spra­che, die erstaun­lich ver­wandt ist mit der, die wir fünf Jah­re spä­ter in Papst Bene­dikts Brief an die Bischö­fe fin­den, der mit Sum­morum Pon­ti­fi­cum ein­her­ging. Erneut fin­den wir das bezeich­nen­de Bestehen dar­auf, die rich­ti­ge Hal­tung ein­zu­neh­men gegen­über dem unver­gäng­li­chen und lebens­spen­den­den Erbe der Kir­che. Die lit­ur­gi­schen Riten, die aus den apo­sto­li­schen Samen her­vor­ge­hen im Ver­wei­len der Kir­che durch die Geschich­te, sind die Früch­te des­sen, der da ist der Herr und Lebens­spen­der, und sie kön­nen nicht, in sich selbst, ver­en­den oder Ver­nich­tung brin­gen – noch kön­nen sie legi­tim ver­bo­ten werden.

Dies wür­de erklä­ren, war­um Papst Bene­dikt XVI. in Sum­morum Pon­ti­fi­cum sagt, dass der tra­di­tio­nel­le latei­ni­sche Mess­ri­tus „auf­grund sei­nes ver­eh­rungs­wür­di­gen und alten Gebrauchs […] sich der gebo­te­nen Ehre erfreu­en“ soll. In sei­nem Brief an die Bischö­fe fügt er hinzu:

Was frü­he­ren Gene­ra­tio­nen hei­lig war, bleibt auch uns hei­lig und groß; es kann nicht plötz­lich rund­um ver­bo­ten oder gar schäd­lich sein. Es tut uns allen gut, die Reich­tü­mer zu wah­ren, die im Glau­ben und Beten der Kir­che gewach­sen sind und ihnen ihren rech­ten Ort zu geben.

Das Erwei­sen der gebo­te­nen Ehre, was sich aus­drückt in der tat­säch­li­chen Fei­er des Ritus, ist kei­ne optio­na­le Sache, und dar­um soll­ten wir höf­lich ableh­nen, von unse­ren Mit-Katho­li­ken als Leu­te mit gewis­sen „Vor­lie­ben“ kate­go­ri­siert zu wer­den: „O, Sie bevor­zu­gen das Alte und ich das Neue.“ Nein, es geht über Vor­lie­ben hin­aus hin zur Struk­tur des katho­li­schen Glau­bens: jenen Din­gen, die ver­eh­rungs­wür­dig und alt sind, muss die gebo­te­ne Ehre erwie­sen wer­den; was frü­he­ren Gene­ra­tio­nen hei­lig war, muss auch uns hei­lig – und groß! – sein; es liegt an uns, die­se Reich­tü­mer zu bewah­ren und sicher­zu­stel­len, dass sie ihren rech­ten Platz ein­neh­men im Leben der Kir­che heute.

Ein erneu­tes Zei­chen dafür, dass wir Papst Bene­dikt kor­rekt lesen, ist, dass die klä­ren­de Instruk­ti­on Uni­ver­sঠEccle­siঠkei­ne Mühen scheut, die­se Punk­te zu beto­nen. Tat­säch­lich ist Abschnitt 8 die­ses Doku­ments ein­drucks­voll in sei­ner kom­pro­miss­lo­sen Schlicht­heit, sei­nem voll­kom­me­nen Man­gel an ver­klau­su­lie­ren­den Ein­schrän­kun­gen oder Schlupflöchern:

Das Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum stellt einen wich­ti­gen Aus­druck des Lehr­am­tes des Pap­stes und der ihm eige­nen Sen­dung (munus) dar, die hei­li­ge Lit­ur­gie der Kir­che zu regeln und zu ord­nen, und zeigt sei­ne pasto­ra­le Sor­ge als Stell­ver­tre­ter Chri­sti und Hir­te der Gesamt­kir­che. Sein Schrei­ben hat fol­gen­de Zie­le: a) allen Gläu­bi­gen die römi­sche Lit­ur­gie im Usus anti­qui­or anzu­bie­ten, da sie ein wert­vol­ler Schatz ist, den es zu bewah­ren gilt; b) den Gebrauch der for­ma extra­or­di­na­ria all jenen wirk­lich zu gewähr­lei­sten und zu ermög­li­chen, die dar­um bit­ten. Dabei ist vor­aus­ge­setzt, dass der Gebrauch der 1962 gel­ten­den römi­schen Lit­ur­gie eine Befug­nis ist, die zum Wohl der Gläu­bi­gen gewährt wor­den ist und daher zugun­sten der Gläu­bi­gen, an die sie sich pri­mär rich­tet, aus­ge­legt wer­den muss; c) die Ver­söh­nung inner­halb der Kir­che zu fördern.

Text: M. Bene­dikt Buerger
Bild: Wikicommons

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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20 Kommentare

  1. Der Novus Ordo Mis­sae (NOM) wur­de nicht pro­mul­giert! Er wur­de ein­ge­führt, ja, aber nicht pro­mul­giert. Es gibt zwar eine Men­ge Doku­men­te dar­über (z. B. Kar­di­nals­kom­mis­si­on) oder eine Anspra­che Pauls VI. hier­zu, die aber kein Kir­chen­ge­setz aus­macht, aber kein Doku­ment mit der Unter­schrift Pauls VI. in dem steht, dass das Mis­sa­le des hl. Pius V. ver­bo­ten und abge­schafft ist und dass von nun an die­ses (NOM-)Buch gilt. Denn das wür­de ja bedeu­ten, dass jeder Prie­ster ver­pflich­tet wäre, die­sen auch zu zele­brie­ren, dass also der über­lie­fer­te römi­sche Ritus abge­schafft wor­den wäre, was aber ein schis­ma­ti­scher Akt wäre (weil gegen die Ein­heit im Glau­ben [lex oran­di sta­tuit legem cre­den­di – das Gesetz des Glau­bens ruht auf dem Gesetz des Betens [frei über­setzt]: so wie man betet so glaubt man auch) und laut ‚Quo pri­mum‘ nie­man­den (auch dem Papst nicht!) mög­lich ist. Dass die „Alte Mes­se“ aber nie­mals abge­schafft wur­de, wur­de ja auch von Papst Bene­dikt XVI. bestä­tigt („num­quam abro­ga­tam“ – Bene­dikt XVI., Motu pro­prio ‚Sum­morum pon­ti­fi­cum‘, 07.07.2007, Art. 1.).

  2. Der Arti­kel ver­kennt lei­der, dass alle die­se Zita­te Benedikts/​Ratzingers ja kei­ne Opti­on für die alte Mes­se aus­spre­chen, son­dern ledig­lich ein Bekennt­nis zur lit­ur­gi­schen Viel­falt im Rah­men der „Rah­men­er­zäh­lung“, also der kirch­li­chen Tradition.

    Das Argu­ment, man kön­ne doch nicht ver­bie­ten oder tabui­sie­ren, was die Kir­che bis dato geglaubt hat­te, ist ledig­lich die Absa­ge an eine ein­ge­eng­te moder­ni­sti­sche ideo­lo­gi­sche „Rah­men­er­zäh­lung“, die im NOM ihren Aus­druck fin­den will.

    Bene­dikt for­mu­liert immer sich selbst treu eine kla­re post­mo­der­ne Marsch­rich­tung, die alle (!!!) Rah­men­er­zäh­lun­gen für geschei­tert hält, nicht nur die rein tra­di­tio­nel­le, sondn also auch eine moder­ni­sti­sche oder progressive.

    Sein Plä­doy­er: wert­schät­zen­der Pluralismus.
    Was haben die Tra­dis verstanden?
    Nichts – sie bil­den sich selek­tiv hörend ein, er habe sich hin­ter ihre Absich­ten gestellt, dabei hängt auch Bene­dikt sofort ab, wenn einer sagt: NUR die triden­ti­ni­sche Mes­se ist die wür­di­ge Form, die Hl. Mes­se zu feiern…

    • So ist es, das haben Sie her­vor­ra­gend auf den Punkt gebracht. Bene­dikt der heim­li­che Tra­di­tio­na­list – die tra­gi­sche Lebens­lü­ge der „Tra­di­ti­on“. Er war es nie, und ist es auch heu­te nicht.
      Wer Dr. Ratz­in­ger als Theo­lo­ge und Papst war, kann man bri­lant ana­ly­siert in der Jahr­hun­dert-Enzy­kli­ka „Pas­cen­di domi­ni­ci gre­gis“ des Hl. Papst Pius X. studieren.
      Aber das will „die Tra­di­ti­on ein­fach nicht sehen.

      • Wel­che Tra­di­ti­on meinst du?

        Die Bene­dikt-Jugend? Die Initia­tiv­krei­se? Den Kon­gress „Freue am Glau­ben“? Die Petrus­bru­der­schaft? KPE?

      • Das ist doch klar: die EINE, unwan­del­ba­re Tra­di­ti­on, die in der Kir­che fast 2000 Jah­re (genau genom­men: 1962 Jah­re) unbe­strit­ten gegol­ten hat und vom gläu­bi­gen Volk gekannt und geteilt wurde.
        Was Sie da an „Bewe­gun­gen“ auf­üh­ren, sind letzt­lich alles Fol­gen und Aus­flüs­se die­ses „Kon­zils“ und eines letzt­lich häre­ti­schen Begriffs einer sog. „katho­li­schen Wei­te“, der damals sei­nen Sie­ges­zug durch die Kir­che antrat. „Wei­te“ ist dabei ein Syn­onym für „Es ist alles erlaubt“. Also rein­ster Protestantismus.

  3. Das Ratz­in­ger kein Tra­di­tio­na­list ist ist klar…er ist auch ein Hei­li­ger und kein…ist…! Weder Fun­da­men­ta­list noch Tra­di­tio­na­list noch sonst was! Ich sehe auch kri­tisch dass er z.B bei der Zele­bra­ti­ons­rich­tung doch etwas zu kom­pro­miss­be­reit war aber hat immer gegen eine Ideo­lo­gi­sie­rung des Ritus gespro­chen. Weder das Mis­sa­le von 62 noch das neue ist per­fekt-das neue zuge­ge­be­ner maßen noch unperfekter^^.

    Die alte Mes­se ist sehr wert­voll wenn man es erfas­sen kann. Das Pro­blem ist eine eigen­ar­ti­ge Kul­tur außen­rum und jene leh­ne ich ab. Ich hof­fe und bete dass sich ein­mal eine lit­ur­gi­sche Tra­di­ti­on und Kul­tur bil­den wird die im 21. Jahr­hun­dert ange­kom­men ist und vor allem nicht nur auf die Lit­ur­gie schaut son­dern auch auf die Leu­te die zu die­ser Lit­ur­gie kom­men und sie lie­ben. Lei­der kommt mir das alles etwas Eli­tär rüber-so als wäre die alte Lit­ur­gie nur was für bereits hei­li­ge und bereits from­me-da wün­sche ich mir mehr Offen­heit und etwas bes­se­res pasto­ra­les Spit­zen­ge­fühl vor allem im Umgang mit den Gläu­bi­gen. Dies kann aus mei­ner Sicht nur gesche­hen wenn die neue Lit­ur­gie refor­miert wird und zwar mög­lichst radi­kal und schnell damit die­ses tra­di­tio­na­li­sti­sche Sub­kul­tur nicht die Ober­hand gewinnt. Wir sind eine Kir­che von Sün­dern die Hei­li­ge wer­den wollen.

  4. Mal­colm Kar­di­nal Ranjith,
    Erz­bi­schof von Colom­bo, plä­dier­te anläss­lich der 20. Gene­ral­ver­samm­lung der Inter­na­tio­na­len Foe­de­ra­ti­on Una Voce in Rom für die Wie­der­an­knüp­fung an die hl. Tra­di­ti­on und zur Rück­kehr zur wah­ren Lit­ur­gie der Alten Messe:
    -
    „Lit­ur­gie kann des­halb nie­mals von Men­schen geschaf­fen werden.
    Wenn wir Gott so ver­eh­ren, wie wir das wol­len, und uns selbst die Regeln geben,
    dann lau­fen wir Gefahr, erneut Aarons Gol­de­nes Kalb zu produzieren.
    Wir müs­sen fest dar­auf bestehen,
    dass Got­tes­dienst unse­re Teil­nah­me an dem ist, was Gott selbst tut -
    sonst sind wir in der Gefahr, Göt­zen­dienst zu begehen.
    Der Sym­bo­lis­mus der Lit­ur­gie hilft uns dabei, uns über das, was mensch­lich ist, zum Gött­li­chen zu erheben.
    In die­ser Hin­sicht, das ist mei­ne feste Überzeugung,
    ist der Vetus Ordo [die alte Mes­se] in hohem Maße und in größ­ter Erfül­lung der mysti­sche und tran­szen­den­te Ruf zur Begegnung
    mit Gott in der Liturgie.
    Daher ist für uns die Zeit gekom­men, nicht nur durch radi­ka­le Ver­än­de­run­gen den Inhalt der refor­mier­ten Lit­ur­gie zu erneuern,
    son­dern auch immer stär­ker auf eine Rück­kehr der alten Mess­ord­nung hin­zu­wir­ken, der den Weg zu einer wahr­haf­ten Erneue­rung der Kir­che bie­tet, wie sie die Väter des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils so sehr erhofften.
    Eine sorg­fäl­ti­ge Lek­tü­re der Kon­zils- Kon­sti­tu­ti­on Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um über die hei­li­ge Lit­ur­gie zeigt, dass die über­eil­ten Ver­än­de­run­gen, die spä­ter in die Lit­ur­gie ein­ge­führt wur­den, kei­nes­falls im Sin­ne der Kon­zils­vä­ter waren.
    Daher ist es jetzt an der Zeit, ent­schlos­sen auf eine wahr­haf­te Reform der Reform
    hin­zu­ar­bei­ten und auch auf eine Rück­kehr zu der wah­ren Lit­ur­gie der Kir­che, die sich in ihrer zwei­tau­send­jäh­ri­gen Geschich­te in einem bestän­di­gen Fluss ent­wickelt hat.
    Ich hof­fe und bete, dass das geschieht.“

  5. Die Beant­wor­tung der im Titel die­ses Arti­kels gestell­ten Fra­ge lau­tet also einfach:

    Oppo­si­ti­on gegen den alten Ritus bedeu­tet das­sel­be wie Oppo­si­ti­on gegen den Neu­en Ritus: eine ein­schrän­ken­de Deu­tung des Glau­bens, das Fest­hal­ten an einer „Rah­men­er­zäh­lung“.

    Wie gesagt: Bene­dikt will den Pluralismus.
    Was an ihm so „kon­ser­va­tiv“ wirkt, das war, dass er rein äußer­lich zu vie­lem neigt, das man eher der tra­di­tio­nel­len Rah­men­er­zäh­lung zuord­net, rein äußer­lich wie gesagt, und inner­halb eines post­mo­der­nen Kon­zep­tes ganz privat!

    Bene­dikt ist aber nicht kon­ser­va­tiv – das kapie­ren weder die Pro­gres­si­ven und Wir-sind-Kir­che etc.- Leu­te, noch die Tra­di­tio­na­li­sten aller Couleur.
    Sie alle sind noch nicht da ange­kom­men, wo wir inzwi­schen wirk­lich ste­hen: im post­mo­der­nen Plu­ra­lis­mus, der jede ernst­haf­te und aus­schließ­li­che Welt­deu­tung ablehnt mit Aus­nah­me die­ses post­mo­der­nen Plu­ra­lis­mus, der ja – sofern man intel­li­gent dar­auf schaut – auch nichts wei­ter als eine „Rah­men­er­zäh­lung“ ist.

    Ich gehe davon aus, dass Bene­dikt als intel­li­gen­ter Mann genau weiß, dass der Post­mo­der­nis­mus sich selbst wie eine Kat­ze in den Schwanz beißt und als ideo­lo­gi­sche Nicht-Ideo­lo­gie die Krö­nung jeder tota­li­tä­ren „Rah­men­er­zäh­lung“ ist.

    Das – und nur das! – ist wohl auch der Grund für sei­nen Rück­tritt, nicht evtl. Pro­ble­me mit Gesund­heit oder Kam­mer­die­nern und Bankkadavern.
    Wie­so soll­te man in einer sol­chen Denk­welt, auch wenn sie ästhe­tisch bei Bene­dikt wirk­lich sehr schön und gepflegt anzu­schau­en war, bis zum bit­te­ren Ende Papst sein?

    Beden­ken soll­ten alle Tra­dis, dass in Jesu Leben jeg­li­che „Gepflegt­heit“ und „Wür­de“ à la Tra­di fehl­te. Er hat­te kei­nen Ort in die­ser Welt. Und die­sen Weg woll­te Bene­dikt eben nicht mit IHM gehen!
    Seht Ihr es nicht?
    Es ist gera­de sei­ne pri­va­te Opti­on für das „Kon­ser­va­ti­ve“ und bür­ger­lich Gepfleg­te, die den letz­ten Aus­schlag für den Rück­tritt gege­ben haben wird!

    • Bin­go!
      /​/​ … da ange­kom­men, wo wir inzwi­schen wirk­lich ste­hen: im post­mo­der­nen Plu­ra­lis­mus, der jede ernst­haf­te und aus­schließ­li­che Welt­deu­tung ablehnt mit Aus­nah­me die­ses post­mo­der­nen Pluralismus //

      Die­ser post­mo­der­ne Plu­ra­lis­mus ent­spricht genau der frei­mau­re­ri­schen Ideo­lo­gie, die Pater Sia­no in sei­nem „manua­le per cono­sce­re la massoneria“ dar­ge­legt hat.
      In die­sem Plu­ra­lis­mus, die­ser Zer­split­te­rung gibt es kei­ne abso­lu­te Wahr­heit mehr, kei­ne Ord­nung. Im Grun­de ist das der frei­mau­re­ri­sche „Deis­mus“, der sich nicht von „Deus“ ablei­tet, son­dern von „dees­se“ – Abkehr vom Sein, von der Wahr­heit, vom Licht. 

      Die von Bene­dikt XVI in „Sum­morum pon­ti­fi­cum“ erhoff­te gegen­sei­ti­ge Befruch­tung der bei­den Mess­ord­nun­gen impli­ziert doch mehr Spal­tung als „comu­nio“ und die Mit­tel für die­ser Ein­heit grün­den mehr auf einen Volks­wil­len als auf die unver­än­der­ba­re Leh­re der Kir­che, aus der ja die Mes­se aller Zei­ten hervorging.
      Zudem wird hier im Prin­zip die pro­mul­gier­te Mess­ord­nung (vetus ordo) durch die nicht-pro­mul­gier­te sank­tio­niert! Die ewig gül­tig defi­nier­te Mess­ord­nung als Fuß­no­te – außer­or­dent­lich – gesetzt, besten­falls auf eine Stufe.
      Ja, „Ein­heit in der Viel­heit“ heißt dann wohl soviel wie „alles gleich­wer­tig“ – oder „wert­los“. Jeder kann sich raus­su­chen, was ihm beliebt, wie es ihm beliebt. Eine See­len­lo­sig­keit ohne über­na­tür­li­che, gött­li­che, abso­lu­te Wahrheit.

      Die Früch­te die­ses Plu­ra­lis­mus dürf­te man so bezeich­nen, wie es kürz­lich @Pater Pio in einem ande­ren Zusam­men­hang treff­lich beschrie­ben hat:
      „Vie­le Men­schen der Moder­ne sind see­lisch krank. Psych­ia­ter und Psy­cho­lo­gen wiss­sen von über­bor­den­den War­te­zim­mer zu berich­ten, Selbst­mor­de neh­men wie­der dra­ma­tisch zu (hohe Dun­kel­zif­fer). Das Ruhig­stel­len durch Psy­cho­phar­ma­ka ver­ne­belt die Tat­sa­chen. Der Mensch von heu­te ist ein see­lisch Toter. Um das nicht aus­hal­ten zu müs­sen (Depres­si­on) flüch­tet er sich in den Kon­sum. Nimmt man ihm die Aus­flucht (das Kon­sum­gut) weg, dreht er durch, rennt in den Sui­zid, sucht sich sei­ner in der akti­ven Ster­be­hil­fe (Unwort) selbst zu entledigen.“

  6. @zeitschnur: Sie unter­stel­len Papst Bene­dikt XVI. Din­ge, die nicht stim­men. Es gibt und gab nie einen Plu­ra­lis­mus in der Leh­re bei ihm. Und wenn es nun mal 2 Arten des einen Ritus gibt, dann kön­nen Sie sich doch aus­su­chen, wel­cher Ihnen per­sön­lich bes­ser zusagt- oder die Kir­che wech­seln. Es gibt ja auch die eine, von Gott so gewoll­te Sor­te Mensch in 2 Aus­füh­run­gen. Ist das was falsch dran?
    Die Befür­wor­ter des VO soll­ten ihm doch dank­bar sein, daß er sich so vehe­ment gegen erbit­ter­ten Wider­stand übri­gens für eben die „alte Mes­se“ ein­ge­setzt hat. Ich sage: bei­de sind in Ord­nung und wenn es ungläu­bi­ge „Gläu­bi­ge“ und ungläu­bi­ge Prie­ster gibt, nutzt weder die eine noch die ande­re Meß­form ‚was.
    Papst Bene­dikt hat sich auch für die Mund­kom­mu­ni­on ein­ge­setzt usw. Ich kann hier nicht auf­zäh­len, was er so viel Gutes gewirkt hat in sei­nem Leben. Da müß­te man dicke Bücher schrei­ben. Er war und ist ein gro­ßer Kir­chen­leh­rer und Papst, ein wahr­haft gro­ßer Mensch.

    • Tut mir leid – ich ver­ste­he, dass Ihnen das an der Ober­flä­che der Riten alles so erschei­nen mag. Aber Ihnen fehlt bis­lang die theo­lo­gi­sche Tie­fen­schär­fe. Ich lege das ja immer wie­der dar, was ich da genau mei­ne und kann es auch bewei­sen aus Ratz­in­gers Büchern.

      Allei­ne die Tat­sa­che, dass Paul VI. samt einer gewis­sen Bischofs­ver­samm­lung es für nötig ansah, eine Lit­ur­gie­re­form durch­zu­zie­hen, obwohl dafür weder Legi­ti­ma­ti­on noch ech­te Not­wen­dig­keit bestand, hat­te doch Pius V. die dama­li­ge Reform für alle Zei­ten fest­ge­legt und den unter Bann gesetzt, der dage­gen je ver­stößt, muss Ihnen doch die Ahnung auf­kei­men las­sen, dass hier eine neue Theo­lo­gie mit­tels Lit­ur­gie instal­liert wur­de und es eben gera­de nicht der­sel­be Ritus ist!
      Denn war­um sonst über­haupt eine Änderung?

      Ich leh­ne Bene­dikts Mei­nun­gen in vie­ler Hin­sicht (nicht in jeder) ab, aber ich schät­ze und ach­te sei­ne hohe Intel­li­genz. Woll­te ich Ihnen fol­gen, müss­te ich ihm Dumm­heit unter­stel­len – und das ver­wei­ge­re ich!
      Er weiß genau­so gut wie ich, was Sache ist, ist aber inner­halb sei­nes post­mo­der­nen Kon­zep­tes an eine Gren­ze gekom­men, die er selbst nicht mehr ertrug.
      Anstatt über Gerüch­te und Ver­schwö­run­gen zu spe­ku­lie­ren und auf­grund eige­ner Latein­män­gel Form­feh­ler in sei­ner Rück­tritts­er­klä­rung zu suchen, hal­te ich es für ver­nünf­tig und red­lich, in sei­nem Rück­tritt auch einen Offen­ba­rungs­eid des­sen zu sehen, was er lebens­lang ange­strebt hat.

      Ich weiß, dass das weh tut. Vor kur­zem hab ich es selbst nicht gese­hen! Aber es ist mir in den letz­ten Mona­ten wie Schup­pen von den Augen gefal­len. Den­ken Sie dar­über nach, ob ich nicht doch etwas Wah­res ausspreche…

  7. Das ist so nicht falsch. Muss ich als kom­pro­miss­lo­ser Bene­dikt-Fan zuge­ben. Aller­dings war der Marx von damals nicht der Marx von heu­te. In Trier war Marx ein durch­aus mode­ra­ter Bischof. Weit kon­ser­va­ti­ver als Acker­mann. Wie sich die trau­ri­ge Ent­wick­lung die­ses hohen Prä­la­ten erklä­ren lässt weiß ich auch nicht.

  8. Wer so eine alte Mes­se von Zeit zu Zeit mit­er­lebt der hat ein Gespür für das Hei­li­ge, und lässt sich nicht so leicht zum Flip­pen ver­lei­ten wie das bei den Evan­ge­li­ka­len der Brauch ist, außer­dem ist die­se Mes­se mit ihren Tex­ten eine täg­li­che Unter­wei­sung für den Prie­ster, der im Neu­ne Ritus als eine Art Enter­tai­ner fungiert.

    • ich bin ja nicht oft einer Mei­nung mit Ihnen, beson­ders wenn Sie über „Dr. Ratz­in­ger“ her­zie­hen, aber hier unter­schreib ich Ihr State­ment ger­ne. Nach­dem ich die alte Mes­se hier in Zürich ent­deckt habe, will ich nicht mehr in die neue – auch wenn sich das manch­mal nicht ver­mei­den lässt, wenn man unter­wegs ist am Wochen­en­de… Die­ser Effekt wird noch unter­stützt dadurch, dass man hier den Novus Ordo so über­stra­pa­ziert, dass man die neue Mes­se, mit der ich in Bay­ern auf­ge­wach­sen bin (geb. 1972) oft nicht mehr erkennt…

      • Ein ganz enger Mit­ar­bei­ter des Pap­stes Bene­dikt hat mir ein­mal jeman­den vor­bei­ge­schickt, und es war erkenn­bar, dass er im Auf­trag han­del­te, und man hat mir nahe­ge­legt, mei­ne kri­ti­schen Äuße­run­gen (es konn­ten nur die bei kreuz. net gemeint sein) über Papst Bene­dikt zu unter­las­sen, wo sich die­ser doch so bemü­he, und als Bei­spiel nann­te er die Abset­zung von Bischof Aichern in Öster­reich. Ich ant­wor­te­te, dass mich das nicht über­zeugt, über­zeu­gen wür­de mich, wenn er durch einen Bes­se­ren ersetzt wor­den wäre. Ich habe immer ver­sucht, die Men­schen davor zu bewah­ren, dass sie ver­heizt wer­den, man den­ke an Johan­nes Paul II., wie die­ser doch nicht rüh­rend ver­sprach zum Rosen­kranz­ge­bet und zu Maria zu füh­ren, und die Rei­se ging nach Assi­si, nicht zum Hl. Fran­zis­kus, son­dern zum interrre­li­giö­sen Gebet. Dafür stürz­te die Kir­che auch 1993 ein. Man den­ke doch, wie sehr Johan­nes Paul die Tra­di­ti­ons­treu­en an der Nase her­um­führ­te, er wet­ter­te gegen die Mini­stran­tin­nen und appro­bier­te sie, sprach sich gegen die Wie­der­ver­hei­ra­te­ten nach Schei­dung aus, die ein weit ver­brei­te­tes Übel sei­en, ernann­te aber nur Bischö­fe a la Kas­per. Es freut mich, wenn Sie mei­ne Postings lesen, auch wenn Sie ihnen nicht gefallen!

  9. Mir scheint, man­ches hier Dar­ge­leg­te, soll­te man wie­der her­un­ter­bre­chen, so dass es jeder ver­ste­hen kann.
    Wenn wir das Sprich­wort zu Rate zie­hen „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist“, kön­nen wir dar­aus leicht able­sen, wie­so sich Per­so­nen man­ches Mal zu wider­spre­chen oder sogar selbst zu ver­leug­nen scheinen.
    So bin ich mir sicher, dass ein Bischof Marx in Trier, oder gar in Pader­born als Weih­bi­schof ver­blie­ben, noch recht kon­ser­va­tiv wäre.
    Selbst ein Papst Fran­zis­kus wür­de sich plötz­lich auf­tre­ten­den Mehr­hei­ten Kon­ser­va­ti­ver beu­gen und die­se als sei­nen, ja als den Wil­len Got­tes aus­le­gen. Wie es genehm ist. „Was wollt ihr? Die alte Mes­se? Und das aus­schließ­lich? Also, da habt ihr sie.“
    Jetzt wird aber anders geschrien. Und ein har­mo­ni­e­süch­ti­ger Cha­rak­ter beugt sich leicht dem Zeitgeist.
    Noch ein Wort zu den zwei Mess­rie­ten: Wenn Sie am neu­en Ritus teil­neh­men, stel­len sie sich vor, wie im alten in gemein­sa­mer Aus­rich­tung auf Gott zu schau­en. Die Gefahr hier­bei: Sie ver­lie­ren den Men­schen aus Blick. Und noch schlim­mer viel­leicht: Sie insze­nie­ren unbe­wusst ihre eige­ne Sehn­sucht nach Pomp und köni­gl­ki­cher Wür­de. Dann ver­kommt der gan­ze Ritus zum Schau­spiel, wenn ihnen beim ‚Gro­ßer Gott, wir loben dich‘ die Brust schwillt.
    Im neu­nen Ritus droht das ande­re Extrem uns zu gefähr­den: Wir sind nur­mehr kon­zen­tiert auf uns selbst, auf den Gesang, auf jedes Tin­gel­tan­gel, wie einer ange­zo­gen ist, wie der Prie­ster pre­digt usf. Wie macht er’s dies­mal? Oft habe ich Leu­te nach der Mes­se gehört, die sag­ten: „Er (der betref­fen­de Zele­brant) hat es wie­der gut gemacht.‘ Dann ver­kommt Kir­che wirk­lich zum Unter­hal­tungs­pro­gramm. Der Prie­ster passt mir, also gehe ich dahin. Der nicht, also gehe ich zu dem nicht.
    Aber auch im alten Ritus kann die Hal­tung des Men­schen wie gesagt arg dane­ben lie­gen. Die Kir­chen­ge­stüh­le waren ehe­dem ja ein­ge­teilt in Frau­en- und Män­ner­sei­te. Oft habe ich von älte­ren Men­schen aus ihrer Jugend­zeit gehört: „Wenn wir zur Mes­se gin­gen: Ver­stan­den haben wir nix. Aber wir haben immer auf die Mädels geschaut. Das war das ein­zig interessante.“
    Ich mei­ne, wenn wir beten,sollte das Herz mit­be­ten und der Mensch ver­ste­hen, was gespro­chen wird. A. K. Emme­rick hat gesagt: „Wenn der Mensch wirk­lich glaubt, was im Ritus geschieht, geschieht es auch.“ Des­halb sehen Kin­der manch­mal den leib­haf­ti­gen Herrn in der Hostie oder auf dem Altar. Auch im neu­en Ritus kann ein Erwach­se­ner wie ein Kind glau­ben. Gott ist nicht gebun­den an den alten Ritus.
    Wenn natür­lich dar­auf hin­ge­ar­bei­tet wird, dass alle Latein spre­chen und end­lich ein­mal Frie­den unter den Men­schen herrscht, wird auto­ma­tisch Gott gegen­über die Ein­heits­rich­tung des alten Ritus ange­nom­men werden.
    Das war jetzt mei­ne Sicht aus Halb­lai­en­sicht. Mein Tipp: Man darf nie­mals die mensch­li­che Ver­nunft außen vor las­sen. Ich rede nicht von Ver­stand. Klaro?

    • Lie­ber @Pater Pio,

      /​/​ Ich mei­ne, wenn wir beten,sollte das Herz mit­be­ten und der Mensch ver­ste­hen, was gespro­chen wird. A. K. Emme­rick hat gesagt: „Wenn der Mensch wirk­lich glaubt, was im Ritus geschieht, geschieht es auch.“ //

      Wor­an wer­den die Men­schen wohl glau­ben, was geschieht/​geschehen möge, wenn im neu­en Ritus der Mensch ins Zen­trum gerückt ist und der Opfer­cha­rak­ter der Mes­se gar nicht the­ma­ti­siert sein will? 

      /​/​ Gott ist nicht gebun­den an den alten Ritus //
      Ja, Gott hat im Grun­de für sich selbst über­haupt kei­nen Ritus nötig. Es ist der Mensch, der es nötig hat Gott zu bit­ten und zu danken.
      Den Man­gel an reli­giö­ser, katho­li­sche Bil­dung und den Wil­len dazu, kann frei­lich auch der alte Ritus nicht aus­glei­chen und die Kon­se­quen­zen waren und sind, wie zeit­schnur immer wie­der betont, ein lee­rer Tra­di­tio­na­lis­mus der sich an Äußer­lich­kei­ten fest­macht. Das macht den neu­en Ritus aber kei­nes­falls bes­ser – im Gegen­teil. Allein die Zele­bra­ti­ons­rich­tung ad deum ist in sei­ner Form und jeder sei­ner sym­bo­li­schen Hand­lun­gen ein weit­aus gewich­ti­ge­res Zei­chen, sich die rech­te Gebets­hal­tung anzu­eig­nen und den Blick auf den zu rich­ten, des­sen wir so sehr bedürfen.
      Im übri­gen den­ke ich: Wer sich vom Her­zen – sub spe­cie aeter­ni­ta­tis – lei­ten lässt, han­delt nicht immer zwangs­läu­fig – nach welt­li­chen Maß­stä­ben – vernünftig.

      • Dan­ke für ihre Ein­wän­de. Sie las­sen mich mei­ne zum Teil ober­fläch­li­chen Betrach­tun­gen noch ein­mal über­den­ken. Lei­der ver­en­gen (mei­ne) Begrif­fe das Gemein­te häu­fig. Des­halb ist ein Aus­tausch so wich­tig, um zu bemer­ken, wo man sich aus der MIt­te des Hei­li­gen Gei­stes und der Auf­fas­sung von dem, was wahr ist, – uns sei es auch nur ten­den­zi­ös – her­aus­be­wegt. Ich muss dazu sagen, dass ich mich noch nicht sehr lan­ge mit der Tra­dii­on und der alten Mes­se befas­se. Ich habe im Ver­ständ­nis sicher noch Nachholbedarf.
        Herz. Grü­ße an Sie

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