Wer und was kommt nach Bergoglio?


Abbé Claude Barthe Res novae
Abbé Claude Barthe: Res novae

(Rom) Ein neu­er Infor­ma­ti­ons­dienst, der News­let­ter Res Novae – Römi­sche Per­spek­ti­ven will monat­lich über die aktu­el­le Ent­wick­lung in der katho­li­schen Kir­che und an der Römi­schen Kurie ana­ly­sie­ren. Her­aus­ge­ber ist Abbé Clau­de Barthe,der als „bril­lan­ter Theo­lo­ge“ in tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Krei­sen, aber auch in Rom Auf­merk­sam­keit findet. 

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Der tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Prie­ster ist unter ande­rem geist­li­cher Assi­stent des Cœtus Inter­na­tio­na­lis Sum­morum Pon­ti­fi­cum (CISP), der die jähr­li­che Inter­na­tio­na­le Wall­fahrt der Tra­di­ti­on Popu­lus Sum­morum Pon­ti­fi­cum ad sedem Petri orga­ni­siert. Die dies­jäh­ri­ge Wall­fahrt zum Grab des Apo­stel­für­sten Petrus fin­det vom 26.–28. Okto­ber statt.

Als Papst Fran­zis­kus am 24. August 2017 erklär­te, er kön­ne „mit lehr­amt­li­cher Auto­ri­tät bestä­ti­gen“, daß die Lit­ur­gie­re­form von Papst Paul VI. „irrever­si­bel“ sei, ant­wor­te­te Abbé Bar­the in Anwe­sen­heit von Kuri­en­erz­bi­schof Georg Gänswein:

„Wir kön­nen heu­te sagen, daß die von Sum­morum Pon­ti­fi­cum in der Kir­che begon­ne­ne Wie­der­her­stel­lung der Lit­ur­gie irrever­si­bel ist.“

Am 16. Febru­ar 2013, weni­ge Tage nach­dem Papst Bene­dikt XVI. über­ra­schend sei­nen Amts­ver­zicht ange­kün­digt hat­te, sag­te Abbé Bar­the in einem Inter­view mit der fran­zö­si­schen Tages­zei­tung Pré­sent:

„Die Pro­gres­si­ven, die letzt­lich einen töd­li­chen Libe­ra­lis­mus ver­tre­ten, atmen durch den Rück­tritt Bene­dikts XVI. Morgenluft.“

Der fran­zö­si­sche Lit­ur­gi­ker war 1979 von Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re zum Prie­ster geweiht wor­den, aber bereits im Jahr dar­auf wegen „Sedis­va­kan­tis­mus“ aus der Pius­bru­der­schaft ent­las­sen wor­den. Er selbst bestritt den Vor­wurf ener­gisch. Nach der Wahl von Papst Bene­dikt XVI. kehr­te er 2005 in die vol­le Ein­heit mit Rom zurück.

Den in der Kir­chen­ge­schich­te bei­spiel­lo­sen Amts­ver­zicht von Bene­dikt XVI. kom­men­tier­te Abbé Bar­the im genann­ten Inter­view vom 16. Febru­ar 2013 mit den Worten:

„Bene­dikt XVI. hat auf sei­ne Erschöp­fung ange­spielt. Man spricht von einem besorg­nis­er­re­gen­den Zustand sei­nes Her­zens. Man kann tat­säch­lich aber auch sagen, daß er es nicht geschafft hat, nicht ver­stan­den hat, viel­leicht auch nicht gewollt hat, eine star­ke Hil­fe bei der Aus­übung sei­nes Amtes zu fin­den. Im Wis­sen, ein Intel­lek­tu­el­ler von höch­stem Niveau, aber kein Mann des Regie­rens zu sein, hät­te er die Unter­stüt­zung eines Staats­se­kre­tärs suchen kön­nen, der die Kurie uner­schüt­ter­lich lei­tet, eines Man­nes von gesun­der Leh­re für die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, von Kar­di­nä­len als Dik­aste­ri­en­lei­ter, die mäch­ti­ge ‚Baro­ne‘ sind, wie dies zu Zei­ten Johan­nes Pauls II. der Fall war, dies­mal aber mit dem Unter­schied, daß es Ratz­in­ge­ria­ni­sche Baro­ne sind. Statt des­sen ver­mit­tel­te er den Ein­druck, selbst zu zögern, wel­che Linie die wirk­li­che ‚Ratz­in­ger-Linie‘ ist: die des Kon­zils­theo­lo­gen, der dazu bei­getra­gen hat­te die Kurie von Pius XII. zu stür­zen, oder die des Autors von ‚Zur Lage des Glau­bens‘, der für fast 25 Jah­re als Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ver­sucht hat, den rei­ßen­den Wild­bach des Kon­zils ein­zu­däm­men und der, wie man sagen kann, intel­lek­tu­ell den von Johan­nes Paul II. begon­ne­nen Restau­ra­ti­ons­pro­zeß ent­wickelt hat.“

Die erste Ausgabe von Res Novae

In die­sen Tagen ist die erste Aus­ga­be von Res Novae erschie­nen. Künf­tig sind ver­schie­de­ne Sprach­aus­ga­ben geplant, vor­erst vor allem eine fran­zö­si­sche und eine italienische.

Im Leit­ar­ti­kel befaßt sich Abbé Bar­the mit der Fra­ge, wie die Zeit „nach Berg­o­glio“ aus­se­hen wer­de. „Wird die Zukunft eine libe­ra­le Flucht nach vor­ne sein, ange­sichts der herr­schen­de Win­de, mit einem neu­en Papst, der eine Art kirch­li­cher Tru­deau oder Macron sein wird?“ Nichts sei weni­ger gewiß als das, so Bar­the, der auf Hen­ri Tin­cq, den Redak­teur für Reli­gi­ons­fra­gen der lin­ken Tages­zei­tung Le Mon­de ver­weist. Tin­cq äußer­te die Befürch­tung, daß es viel­mehr zu einer „Reak­ti­on“ kom­men könn­te, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus zu einem „blo­ßen Zwi­schen­spiel“ redu­zie­re. Wer­de also ein „neu­er Bene­dikt XVI. fol­gen mit dem­sel­ben Ergeb­nis?“ Not­wen­dig, so Bar­the, sei viel­mehr, die­ses Sche­ma eines pro­gres­siv-kon­ser­va­ti­ven Gegen­sat­zes zu durch­bre­chen durch eine ech­te Erneue­rung im Geist der Tra­di­ti­on, „indem res novae gewagt wer­den, wirk­lich neue Din­ge, näm­lich ewi­ge Dinge.“

Zudem befaßt sich die Erst­aus­ga­be mit dem Viganò-Dos­sier, das als „Indi­ka­tor einer Kir­chen­kri­se“ beschrie­ben wird. In der Kir­chen­ge­schich­te habe es „vie­le Prä­la­ten“ gege­ben, die sich einer „skan­da­lö­sen Ver­welt­li­chung“ hin­ga­ben. Seit dem jüng­sten Kon­zil herr­sche „jedoch der Ein­druck“, daß die Schutz­däm­me gebro­chen sind.

„Das ist beson­ders an der Aus­brei­tung absto­ßen­der Sün­den sicht­bar, auf die medi­en­ge­rech­te Schuld­be­kennt­nis­se fol­gen anstatt einer ech­ten aske­ti­schen und geist­li­chen Erneuerung.“

Einen Schwer­punkt der ersten Aus­ga­be bil­det der Allein­gang deut­scher Bischö­fe, mit dem sie die Inter­kom­mu­ni­on erzwin­gen wol­len. Mit dem Öku­me­nis­mus von Kar­di­nal Rein­hard Marx wer­de die Mis­si­on durch Evan­ge­li­sie­rung „zu Gra­be getra­gen“. Rom erwei­se sich in der Sache als „abwe­sen­des Lehramt“.

Beson­de­res Augen­merk gilt auch dem nie­der­län­di­schen Kar­di­nal Wil­lem Jacob Eijk. Dem Erz­bi­schof von Utrecht, der „dis­kret und ent­schlos­sen“ auf­tre­te, ist ein Kurz­por­trät gewid­met, das zugleich knapp die kirch­li­che Ent­wick­lung in den Nie­der­lan­den skiz­ziert. Msgr. Eijk war von Papst Bene­dikt XVI. 2012 zum Kar­di­nal kre­iert wor­den, nach­dem er ihn 2007 auf den Erz­bi­schofs­stuhl von Utrecht beru­fen hat­te. Die­ser war einst von Kar­di­nal Wil­le­brands, „einem der pro­gres­siv­sten Öku­me­ni­ker“ („man darf nicht von einer Rück­kehr der getrenn­ten Chri­sten spre­chen“), ein­ge­nom­men wor­den. Von Wil­le­brand über Simo­nis zu Eijk habe der wich­tig­ste Bischofs­stuhl der Nie­der­lan­de einen bemer­kens­wer­ten Rich­tungs­wech­sel erlebt. 1966 wur­de in den Nie­der­lan­den von Edward Schil­le­be­eckx der berüch­tig­te „Hol­län­di­sche Kate­chis­mus“ ver­öf­fent­licht, der als moder­ni­sti­sches Mani­fest einer „ande­ren Kir­che“ in zahl­rei­chen Punk­ten von der über­lie­fer­ten Leh­re abwich. Kar­di­nal Eijk sei das glau­bens­treue Gegen­bei­spiel. Er ver­tre­te heu­te in den Nie­der­lan­den die Dubia (Zwei­fel) bezüg­lich der Zulas­sung von wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen und von Luthe­ra­nern zu den Sakramenten.

In weni­gen Tagen wird es mög­lich sein, Res Novae zu abonnieren.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Res Novae (Screen­shot)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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1 Kommentar

  1. Die Fra­ge ist ein­fach und rich­tungs­un­ab­hän­gig zu beant­wor­ten, was nach Berg­o­glio kommt:Entweder ein – aller­we­nig­stens – im Sin­ne Bene­dikt XVI. und Johan­nes Paul II. „kon­ser­va­ti­ver“ Bewah­rer-Papst, der theo­lo­gisch gebil­de­ter als der gegen­wär­ti­ge und füh­rungs­stark sein wird, oder: ein gro­ßes Schis­ma! Ein zwei­ter Fran­zis­kus, eben­so libe­ral oder modern oder kon­fus, was davon auch immer, wür­de die Kir­che wohl zer­rei­ßen. Aber viel­leicht ist es das, was die hin­ter­grün­di­gen Papst­ma­cher wollen?

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