Papst lädt Erzbischof von Mailand zur Jugendsynode


Jugendsynode Erzbischof Mario Delpini
Jugendsynode: Erzbischof Mario Delpini von Papst Franziskus zur Teilnahme eingeladen.

(Rom) Der neue Erz­bi­schof von Mai­land wird an der Jugend­syn­ode teil­neh­men – und war­um das eine Mel­dung ist.

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Vom 3. bis 28. Okto­ber 2018 wird im Vati­kan die von Papst Fran­zis­kus ein­be­ru­fe­ne Jugend­syn­ode statt­fin­den. Es han­delt sich um die XV. Ordent­li­che Voll­ver­samm­lung der Bischofs­syn­ode, die im Gefol­ge des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils ein­ge­führt wurde.

Die Vor­be­rei­tun­gen und vor allem das Vor­be­rei­tungs­do­ku­ment blie­ben nicht ohne Kri­tik. Dem Gene­ral­se­kre­ta­ri­at der Bischofs­syn­ode, gelei­tet vom Papst-Ver­trau­ten Kar­di­nal Loren­zo Bal­dis­se­ri, wird vor­ge­wor­fen, eine Jugend­syn­ode vor­zu­be­rei­ten, für die es nur eine kir­chen­kri­ti­sche und distan­zier­te Jugend gebe, aber kei­ne gläu­bi­ge und schon gar kei­ne tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Jugend.

Das Vor­be­rei­tungs­do­ku­ment sei ein­sei­tig auf Fra­gen der Sexu­al­mo­ral fixiert und von poli­ti­scher Kor­rekt­heit geprägt. Erst­mals wur­de in einem Vati­kan-Doku­ment die Selbst­be­zeich­nung der Homo-Sze­ne als „LGBT“ ver­wen­det. Bei einem Vor­be­rei­tungs­tref­fen im Vati­kan durf­te der Ver­tre­ter einer links­ka­tho­li­schen, fran­zö­si­schen Orga­ni­sa­ti­on offen für die Aner­ken­nung der Homo­se­xua­li­tät wer­ben, ohne kor­ri­giert wor­den zu sein.

Die Syn­ode ris­kie­re, so Kri­ti­ker, wenn sie dem Geschmack der Welt hin­ter­her­hin­ke, zu einer „ver­paß­ten Chan­ce“ zu wer­den, anstatt den Jugend­li­chen eine glaub­wür­di­ge Alter­na­ti­ve zu den Lebens­mo­del­len der Welt zu prä­sen­tie­ren und sie damit zu for­dern (sie­he David und Salo­mon und die Jugend­syn­ode).

Erzbischof Delpini von Franziskus eingeladen

In ihrer Sonn­tags­aus­ga­be mel­de­te die ita­lie­ni­sche Tages­zei­tung Il Gior­no, was eigent­lich das vati­ka­ni­sche Pres­se­amt mit­tei­len hät­te müs­sen. Doch aus dem Vati­kan war bis­her davon nichts zu hören. Il Gior­no mel­de­te, daß der neue Erz­bi­schof von Mai­land, Msgr. Mario Del­pi­ni, auf Ein­la­dung von Papst Fran­zis­kus an der Jugend­syn­ode teil­neh­men wird.

Papst Fran­zis­kus kann als Kir­chen­ober­haupt ein­la­den, wen immer er will. Zu den bei­den Fami­li­en­syn­oden von 2014 und 2015 wur­de von ihm der ehe­ma­li­ge Erz­bi­schof von Mecheln-Brüs­sel und enger Freund von Fran­zis­kus, Kar­di­nal God­fried Dan­neels ein­ge­la­den, dem seit Jah­ren zur Last gelegt wird, Prie­ster und sogar einen Bischof gedeckt zu haben, die sich des sexu­el­len Miß­brauchs schul­dig gemacht haben (sie­he auch Der Ring von Kar­di­nal Dan­neels).

Die Mel­dung ist des­halb von Inter­es­se, weil bis­her kei­ne ande­ren per­sön­li­chen Ein­la­dun­gen zur Jugend­syn­ode bekannt­ge­wor­den sind. Ist Erz­bi­schof Del­pi­ni der ein­zi­ge Syn­oden­teil­neh­mer, der von Fran­zis­kus für Okto­ber nach Rom ein­ge­la­den wur­de? Kaum mehr als einen Monat vor Syn­oden­be­ginn wur­de vom Vati­kan dies­be­züg­lich nichts ver­laut­bart. Auch die Ein­la­dung Del­pi­nis wur­de von Rom nicht bestä­tigt. Den­noch gilt sie als sicher.

Als Synodale oder als Experte?

Am Mon­tag, einen Tag nach dem Zei­tungs­be­richt, ver­öf­fent­lich­te auch die Inter­net­sei­te des Erz­bis­tums Mai­land eine Erklä­rung, die den Zei­tungs­be­richt bestä­tig­te, ohne ihn zu erwähnen:

„Papst Fran­zis­kus ernennt Del­pi­ni zum Syn­oden­mit­glied. Der Erz­bi­schof wird an der XVI. Ordent­li­chen Voll­ver­samm­lung teil­neh­men, die vom 3. bis 28. Okto­ber im Vati­kan abge­hal­ten wird“.

Die Mel­dung des Erz­bis­tums zitier­te dabei das Ein­la­dungs­schrei­ben des Pap­stes. Unklar ist aller­dings, in wel­cher Funk­ti­on Erz­bi­schof Del­pi­ni an der Jugend­syn­ode teil­neh­men wird. Gemäß Syn­oden­sat­zun­gen gibt es Syn­oda­len, Exper­ten und Beobachter.

Laut Il Gior­no wur­de Erz­bi­schof Del­pi­ni von Papst Fran­zis­kus als „Exper­te“ ein­ge­la­den. Es wäre aller­dings höchst unge­wöhn­lich, daß der regie­ren­de Erz­bi­schof eines der bedeu­tend­sten Bischofs­sit­ze an einer Bischofs­syn­ode nur als Exper­te teilnimmt.

In der Erklä­rung des Erz­bis­tums Mai­land fehlt jeder Hin­weis, in wel­cher Qua­li­tät der Erz­bi­schof von Fran­zis­kus zur Jugend­syn­ode ein­ge­la­den wur­de. Das Schrei­ben von Kar­di­nal Bal­dis­se­ri an Erz­bi­schof Del­pi­ni, das auf der Inter­net­sei­te des Erz­bis­tums Mai­land zitiert wird, besagt nur:

„Ich dan­ke Ihnen bereits jetzt für Ihre Bereit­schaft, der Ein­la­dung des Hei­li­gen Vaters Fol­ge zu lei­sten. Ihre Anwe­sen­heit und Ihre Kom­pe­tenz wer­den dazu bei­tra­gen, die Syn­oden­de­bat­te mit Anmer­kun­gen, Zeug­nis­sen und Emp­feh­lun­gen zu bereichern.“

Die Nach­richt der Tages­zei­tung, Del­pi­ni sei als „Exper­te“ gela­den, wur­de weder bestä­tigt noch dementiert.

Neubesetzung des Bischofsstuhls durch Papst Franziskus

Mai­land ist der Bischofs­stuhl des hei­li­gen Ambro­si­us. Er gilt tra­di­tio­nell nach Rom und neben Köln als der bedeu­tend­ste Bischofs­sitz Euro­pas. Kein ande­rer Bischofs­stuhl brach­te so vie­le Päp­ste her­vor wie jener von Mai­land, wo noch heu­te nicht im Römi­schen Ritus, son­dern im Ambro­sia­ni­schen Ritus zele­briert wird.

Msgr. Mario Del­pi­ni wur­de im Juli 2017 von Papst Fran­zis­kus zum neu­en Erz­bi­schof von Mai­land ernannt. Fran­zis­kus eme­ri­tier­te des­sen Vor­gän­ger, Ange­lo Kar­di­nal Sco­la, nur weni­ge Mona­te nach Voll­endung des 75. Lebens­jah­res. Kar­di­nal Sco­la war Berg­o­gli­os Gegen­spie­ler im Kon­kla­ve, äußer­te nach des­sen Wahl aber nie öffent­li­che Kri­tik an der päpst­li­chen Amts­füh­rung. Daß die Wel­len­län­ge den­noch nicht die­sel­be ist, bestä­tig­te Fran­zis­kus durch die rasche Eme­ri­tie­rung. Im Umfeld von Kar­di­nal Sco­la wur­de sie mit der Bemer­kung quit­tiert, der Papst habe damit einen „wenig ele­gan­ten Regie­rungs­stil“ gezeigt.

Msgr. Del­pi­ni war auf Wunsch von Sco­las Vor­gän­ger, Kar­di­nal Dio­ni­gi Tett­aman­zi, zum Weih­bi­schof von Mai­land ernannt wor­den. Als sol­cher ver­ab­schie­de­te er 2013 die Jugend­li­chen des Erz­bis­tums, die am Welt­ju­gend­tag in Rio de Janei­ro teil­nah­men. Dabei war es zu einem Lit­ur­gie­miß­brauch gekom­men, der für eini­ges Auf­se­hen sorg­te. Auch eine sei­ner ersten Aus­sa­gen als neu­er Erz­bi­schof lie­ßen im Okto­ber 2017 auf­hor­chen, als er sei­nem Kle­rus die Emp­feh­lung gab: „Weni­ger Mes­sen, mehr Kate­che­sen“.

In der Migra­ti­ons­fra­ge zeig­te sich Del­pi­ni ganz als Berg­o­glia­ner und darf damit rech­nen, daß die Signa­le in Rom nicht unge­hört blei­ben, wie die Ein­la­dung zur Jugend­syn­ode zeigt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

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