Kampf um Rom


Am Fest des Erzengeles Michael wird im Petersom eine Heilige Messe im überlieferten Ritus zelebriert

von Uwe Lay

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Ein­fach könn­te die Lage der Kir­che in der Welt sich so ima­gi­niert wer­den in einem simp­len Bild: Auf der einen Sei­te die Kir­che, auf der ande­ren das Bor­dell, der Mensch in der Mit­te ste­hend zwi­schen der Anzie­hungs­kraft der Kir­che als dem Ort der Wahr­heit und der Schön­heit und den Ver­hei­ßun­gen des Bor­del­les. Je mehr der Mensch der Kir­che sich zuwen­det, desto mehr ent­zieht er sich den Ver­lockun­gen des frei­en Aus­le­bens sei­ner Sexua­li­tät und wen­det sich in die­ser Hin­wen­dung zu Gott so auch von dem Ver­füh­ren­den Satan ab. Die Kir­che und der Satan glei­chen so mathe­ma­ti­sie­rend aus­ge­drückt plus Unend­lich ver­sus minus Unend­lich und der Mensch ist die Null, die sich nun zum Nega­ti­ven oder Posi­ti­ven hin­wen­den kann. Sei­ne Nicht­be­stimmt­heit wäre dann sei­ne Nul­lexi­stenz, die so gera­de sei­ne Frei­heit zum sich nega­tiv oder sich posi­tiv Bestim­men können.

Aber so schön anschau­lich dies Bild auch sein mag, es ist doch zwei­fel­haft, ob es auch ein rea­li­sti­sches Bild ist. A) ist der Mensch nicht unbe­stimmt, son­dern immer schon ein durch die Erb­sün­de zum Nega­ti­ven hin Bestimm­ter. B) Das Bor­dell ver­lockt mit sei­nen Ver­hei­ßun­gen zumin­dest Män­ner so erfolg­reich zum Sün­di­gen, daß da sich ein Mit­wir­ken des Teu­fels als Ver­su­cher von selbst erübrigt.

Aber wesent­li­cher ist etwas ande­res. Wird gefragt, wo denn der Teu­fel dem Sohn Got­tes ent­ge­gen­trat, so muß die Ant­wort jeden ver­blüf­fen, der dies anschau­li­che Bild ver­in­ner­licht hat: Nicht begeg­net Jesus der Teu­fel in der Groß­stadt Jeru­sa­lem mit all sei­nen Ver­lockun­gen und auch nicht in der Pro­sti­tu­ier­ten Maria Mag­da­le­na, son­dern a) in der Wüste und b) im Krei­se sei­ner Apostel!

Die Wüste gilt ein­ge­denk der Wüsten­wan­de­rungs­zeit Isra­els als beson­de­rer Ort der Gegen­wart Got­tes. (Für das reli­giö­se Den­ken sind eben nicht alle Orte der Erde glei­cher­ma­ßen Gott gleich nahe oder auch gleich fer­ne, son­dern es gibt Nähe­dif­fe­ren­zen: Ber­ge, Höhen und Wüsten gel­ten als Orte der Nähe Got­tes und dann die Tem­pel und Opfer­stät­ten: Nur wo Gott nahe ist, erschie­nen ist, opfert der reli­giö­se Mensch, baut er ihm Tem­pel. So kon­sti­tu­ie­ren sich hei­li­ge Räu­me. Vgl Mir­cas Elia­de: Das Hei­li­ge und das Profane)

A) Also, wenn der Satan den Sohn Got­tes in der Wüste ver­sucht, dann ver­sucht er ihn gera­de weit ent­fernt von den Bor­del­len der Groß­stadt an einem Orte des Gottesnähe.

B) Gra­vie­ren­der für die Eccle­siol­gie ist aber das Fak­tum, daß Jesus in dem Apo­stel Petrus, dem ersten Papst und in dem Apo­stel Judas der Teu­fel begeg­ne­te. „Wei­che von mir, Satan!“ sagt er nicht zu einer Pro­sti­tu­ier­ten son­dern zu dem, den er selbst zum Apo­stel erwählt hat und den er selbst zum 1.Papst bestimmt hat­te, zu Petrus. Und in den Apo­stel Judas drang der Teu­fel ein, um sein dämo­ni­sches Werk des Ver­ra­tes zu voll­brin­gen. So ist Papst Paul VI. ent­setz­ter Aus­ruf: „Der Rauch Satans ist durch irgend­ei­nen Riß in den Tem­pel Got­tes ein­ge­drun­gen.“ viel wah­rer, als es man­cher beschwich­ti­gen­der Aus­le­ger wahr haben möch­te. Der Teu­fel kämpft nicht dort, wo die Sün­de auch ohne ihn siegt, in den Bor­del­len der Welt. Wo, wenn nicht in der Kir­che soll­te der Teu­fel sei­nen Kampf gegen die Kir­che füh­ren? In jedem Fuß­ball­spiel drin­gen ja die Stür­mer in den Elf­me­ter­raum des Geg­ners ein, um dann von da zum Tor­schuß zu kom­men. Der hl. Augu­stin hat die Sub­stanz der Geschich­te und gera­de auch der Mensch­heits­ge­schich­te als den Kampf des Rei­ches des Satans wider das Reich Got­tes begrif­fen. Solan­ge der Teu­fel gegen Gott kämpft, leben wir im Raum der Geschich­te, vor und nach der Geschich­te ist nur das Reich Gottes.

Zu mei­nen, daß die jetzt ans Licht kom­men­den Miß­brauchs­fäl­le unab­hän­gig von dem Kampf des Teu­fels wider die Kir­che zu begrei­fen wären, ist so ein ver­häng­nis­vol­ler Irr­tum. Wie Gott selbst sei­nen Sohn nicht vor dem ver­su­che­ri­schen Angriff des Satans bewahr­te, auch nicht vor der teuf­li­schen Ver­su­chung durch den Apo­stel Petrus, nicht den Weg des Kreu­zes zu gehen, so bewahrt auch jetzt Gott die Kir­che nicht vor die­sen Angrif­fen. Die Kir­che Jesu Chri­sti ist eben, solan­ge sie in der Welt lebt, immer eine kämp­fen­de Kir­che, die gera­de mit­ten in ihr (durch die Apo­stel Petrus und Judas) sich feind­li­chen Angrif­fen aus­ge­setzt sieht. Gott läßt die­se Angrif­fe zu, damit sich die Kir­che im Kamp­fe bewäh­ren kann und so durch jeden Sieg gestärkt hervorgeht.

Die Infil­tra­ti­on der Kir­che durch homo­se­xu­el­le Netz­wer­ke bil­det da einen guten Boden für das Wir­ken des Satans wider die Kir­che. So wie das Wort Got­tes auf frucht­ba­rem oder unfrucht­ba­rem Boden fal­len kann, so gibt es auch für das Wir­ken des Anti-Got­tes beson­ders frucht­ba­re Böden. Die Trocken­le­gung die­ser frucht­ba­ren Böden ist so jetzt die Kampf­auf­ga­be der Kirche.

Der Grün­der der Kir­che, Jesus Chri­stus selbst hat der Kir­che die­se schwe­ren Kämp­fe vor­aus­ge­sagt. Denn er lehrt uns: „Wenn dich dein rech­tes Auge zum Bösen ver­führt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist bes­ser für dich, daß eines dei­ner Glie­der ver­lo­ren geht, als daß dein gan­zer Leib in die Höl­le gewor­fen wird.“ (Mt 5,29) Spon­tan ist ein Leser wohl geneigt, daß auf den Ein­zel­chri­sten, auf sich als Indi­vi­du­um zu bezie­hen- nur, was ergibt dann die Vor­stel­lung, daß ein Christ ohne sein rech­tes Auge in das ewi­ge Leben ein­geht, für einen Sinn? Und ergibt die Vor­stel­lung, daß ein Kör­per­teil von mir in die Höl­le ein­ge­hen könn­te, wenn ich dann ohne dies Teil ins ewi­ge Leben ein­ge­hen könn­te, einen Sinn? Wenn man dann gar den Grund für das Sün­di­gen nicht im Auge son­dern im unrei­nen Stre­ben des Her­zens ver­or­tet, wird die­se Jesus­aus­sa­ge noch obskuranter.

Ganz anders, wenn hier der Leib als Leib Chri­sti, also als die Kir­che ver­stan­den wird: Dann kön­nen Glie­der der Kir­che zu sün­di­gen­den Glie­der wer­den, die den gan­zen Leib infi­zie­ren könn­ten, wenn sie nicht aus dem Leib ent­fernt wer­den. Jesus lehrt uns damit, daß im Lau­fe der Geschich­te der Kir­che Tei­le der Kir­che zu den Gesamt­kör­per geführ­den­den Glie­der wer­den kön­nen. Die muß dann die Kir­che exkom­mu­ni­zie­ren, um den Leib der Kir­che als Gan­zes gesund zu erhal­ten. Wo die Kir­che den Mut zum Kampf ver­liert, nicht mehr sie gefähr­den­de Glie­der abtrennt, da droht ihr größ­te Gefahr.

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1 Kommentar

  1. Der Inhalt des Arti­kels trifft den Nagel auf den Kopf: Wer den Teu­fel nicht fürch­tet, geschwei­ge denn an sei­ne Exi­stenz glaubt, ver­steht weder das Heils­werk Chri­sti, noch die Kirche. 

    Dar­um haben wir es m.E. gegen­wär­tig mit einer Kir­che zu tun, die den Kern der christ­li­chen Bot­schaft aus den Augen ver­lo­ren hat: das Tod­sein für die Sün­de. Leben ist nicht in erster Linie Freu­de, son­dern Kampf. Wir leben im Exil!

    Die Wüsten­vä­ter sehen die Welt ins­ge­samt dem Für­sten die­ser Welt unter­ge­ord­net. Dar­um muss der Christ in der Welt leben, als lebe er nicht in ihr. 

    Und wenn er schon in ihr lebt, soll er sich sei­ne Zel­le machen, sei­ne eige­ne Ere­mi­ta­ge. Das ist im Gro­ßen die eige­ne Fami­lie, die geschlos­sen sonn­tags zum Got­tes­dient geht und gemein­sam betet und arbei­tet. Im Klei­nen ist es die Gebets­kam­mer jedes ein­zel­nen. Jeder braucht einen Raum, in dem er betet.

    Im Arti­kel heißt es: „Der heu­ti­gen Theo­lo­gie fehlt eine expli­zier­te Sata­nolo­gie hin­sicht­lich der Fra­ge: Wie bekämpft der Satan die Kir­che als Ganzes?“

    Die Sote­rio­lo­gie, die Leh­re vom Heils­werk Chri­sti (das Evan­ge­li­um) ver­liert im Grun­de ihre Kern­aus­sa­ge, wenn sie ver­sucht ohne ‚Sata­nolo­gie‘ aus­zu­kom­men. Theo­lo­gie exi­stiert immer zusam­men mit Sata­nolo­gie. Alles ande­re hie­ße, den Sün­den­fall und die Sün­de selbst zu negieren.

    Wor­um es eigent­lich geht, ver­an­schau­licht eine Epi­so­de aus dem Leben der Wüstenväter:

    Einer der Alt­vä­ter der The­bais erzähl­te: „Ich war das Kind eines Göt­zen­prie­sters. Als ich klein war, weil­te ich oft im Tem­pel, und ich sah, wie mein Vater hin­ein­ging, um das Göt­zen­op­fer zu voll­zie­hen. Als ich ihm ein­mal heim­lich folg­te, sah ich den Satan dasit­zen, und sei­ne gan­ze Herr­schar stand um ihn herum.

    Da kam einer der füh­ren­den Dämo­nen und fiel vor ihm nie­der. Der Teu­fel frag­te ihn: ‚Woher kommst du?‘ Jener ant­wor­te­te: ‚Im Land Sound­so war ich und ent­fes­sel­te Krie­ge, bewirk­te viel Auf­ruhr und Blut­ver­gie­ßen, und jetzt kom­me ich, um es dir zu mel­den.‘ Jener frag­te wei­ter: ‚Und wie­viel Zeit hast du dafür gebraucht?‘ Der ande­re ant­wor­te­te: ‚Drei­ßig Tage.‘ Da befahl der Teu­fel, die­sen aus­zu­peit­schen, indem er sag­te: ‚War­um hast du in so viel Zeit nur das getan?‘

    Dan­dach kam ein ande­rer und viel vor ihm nie­der, und er frag­te ihn: ‚Woher kommst du?‘ Ich war auf dem Meer und ent­fes­sel­te Stür­me, ver­senkt Schif­fe und brach­te vie­le Men­schen um, und jetzt bin ich gekom­men, um es dir zu mel­den.‘ Der Teu­fel frag­te ihn: ‚Wie­viel Zeit hast du dafür gebraucht?‘ Jener ant­wor­te­te: ‚Zwan­zig Tage.‘ Da befahl er, auch die­sen aus­zu­peit­schen, indem er sag­te: ‚War­um hast du in so vie­len Tagen nur das getan?‘

    Da kam ein drit­ter und warf sich vor ihm nie­de, und er frag­te ihn: ‚UNd du, woher kommst du?‘ Der Dämon ant­wor­te­te: ‚In der und der Stadt wur­de Hoch­zeit gefei­ert und ich ging hin und rief Streit und viel Blut­ver­gie­ßen her­vor, wobei ich auch den Bräu­ti­gamm und die Braut umbrach­te, und nun bin ich gekom­men, um es dir zu mel­den.‘ Jener frag­te: ‚In wie vie­len Tagen hast du das getan?‘ Und er ant­wor­te­te: ‚In zehn.‘ Da ließ der Teu­fel auch die­sen als Saum­se­li­gen auspeitschen.

    Es kam auch ein vier­ter Dämon und fiel vor ihm nie­der, und er frag­te ihn: ‚Woher kommst du?‘ Jener ant­wor­te­te: ‚Ich war in der Wüste, wo ich vier­zig Jah­re lang kämpf­te gegen einen Mönch, und sie­he, in der ver­gan­ge­gen Nacht habe ich ihn in die Unzucht gestürzt.‘ Als der Teu­fel das ver­nahm, stand er auf, umarm­te jenen und nahm die Kro­ne, die er trug, und setz­te sie ihm aufs Haupt. Dann hob er ihn zu sich auf sei­nen Thron, indem er sag­te: ‚Eine gro­ße Sache hast du vollbracht!‘ “
    Und der Alt­va­ter schloss: „Als ich das sah, sag­te ich mir: ‚Groß in der Tat ist die Ord­nung der Mön­che. Und da Gott mei­ne Ret­tung woll­te, ver­ließ ich die Welt und wur­de Mönch.“

    Wenn wir vor dem Hin­ter­grund die­ser ‚Erzäh­lung‘ ein­se­hen, dass wer immer in den Gebo­ten Got­tes bis zum Mar­ty­ri­um bleibt – wonach für das Prie­ster­tum nach Georg May das 6. Gebot, also die Keusch­heit, der neur­al­gi­sche Punkt ist – der dient ‚Welt‘, Mensch und Kir­che als Blitz­ab­lei­ter gegen das Böse. Als Papst Bene­dikt XVI abdank­te, schlug ein hef­ti­ger Blitz in die Kup­pel des Peters­doms ein. Schluss­fol­ge­rung: Die gegen­wär­ti­ge Pasto­ral ver­kün­det nicht mehr den gan­zen Chri­stus; sie hat Satan ange­zo­gen – und er ist in sie ein­ge­drun­gen, erst wie Rauch, dann wie ein Blitz, der sie in ihrem inner­sten zer­reist und spaltet.

    In einem Kom­men­tar zu einem Arti­kel ange­sichts der gegen­wär­ti­gen Miss­brauchs­fäl­le und deren Ver­tu­schun­gen war sehr tref­fend zu lesen, so dass ich es mir herausschrieb:

    „Eine wirk­li­che Auto­ri­tät kann nur aus der Inte­gri­tät der Per­son kom­men, wo sie fehlt, wird auch das Amt, das die Per­son beklei­det, brüchig …“

    Nein, schlim­mer noch: Wir ver­brei­ten immer das, was wir in uns haben. Jeder merkt intui­tiv, ob ein Mensch (beson­ders aber ein Prie­ster) in die­ser Inte­gri­tät (der Ord­nung Got­tes, also sei­nen Gebo­ten) lebt oder nicht.

    Eine Erbeue­rung der Kir­che muss, wie so oft, vom Mönch­tum aus­ge­hen. Und auch das Möch­tum braucht eine Reform der Restau­ra­ti­on im Geist der Wüsten­vä­ter und gro­ßen Hei­li­gen unse­rer Kirche.

    Was war die Lieb­lings­lek­tü­re des hei­li­gen Pfar­rers von Ars, der über 45 Jah­re lang jede Nacht gegen die Angrif­fe des Teu­fels focht und damit eine gan­ze Gemein­de wie­der zum Blü­hen brach­te? Es war das Leben der Wüstenväter!

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