Personalrochade im Staatssekretariat wahrscheinlich


Neue Kardinäle
Wird Neo-Kardinal Angelo Becciu beförder? Wer wird sein Nachfolger als Substitut des Kardinalstaatssekretärs?

(Rom) Papst Fran­zis­kus wird am 29. Juni vier­zehn neue Kar­di­nä­le kre­ieren. Elf davon wer­den das Recht haben, an einem Kon­kla­ve teil­zu­neh­men. Eine nicht unbe­deu­ten­de Per­so­nal­ro­cha­de könn­te die Posi­ti­on von Fran­zis­kus an der Kurie wei­ter stärken.

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Zu den künf­ti­gen Pur­pur­trä­gern gehört auch Kuri­en­erz­bi­schof Gio­van­ni Ange­lo Becciu, all­ge­mein kurz Ange­lo Becciu genannt. Auf ihn kon­zen­triert sich seit Sonn­tag die Auf­merk­sam­keit. Alle Sub­sti­tu­te des vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­ats seit 1833 wur­den Kar­di­nä­le, aber kei­ner als Substitut.

Künftiger Kardinal Angelo Becciu
Künf­ti­ger Kar­di­nal Ange­lo Becciu

Die Mut­ma­ßun­gen gehen daher von eine neu­en Auf­ga­be für den künf­ti­gen Kar­di­nal Becciu aus, zumal das Ver­hält­nis zu Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Paro­lin nicht das beste ist. Den­noch bleibt die Rei­hen­fol­ge – zuerst Kar­di­nals­kre­ierung, dann Umbe­set­zung – unge­wöhn­lich, und eine Beför­de­rung des Neo­kar­di­nals gilt noch nicht als abge­mach­te Sache. Aller­dings gewinnt eine sol­che zuneh­mend an Wahrscheinlichkeit.

Fest­steht: Das neue Amt muß von Rang und Pre­sti­ge sein. Eine bloß deko­ra­ti­ve Wür­de, wie Papst Fran­zis­kus sie dem ihm miß­lie­bi­gen US-Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke zuwies, indem er ihn im Novem­ber 2014 zum Kar­di­nal­pa­tron des Sou­ve­rä­nen Mal­te­ser­or­dens mach­te, kommt nicht in Fra­ge. Dazu steht Becciu in der Gunst des amtie­ren­den Kir­chen­ober­haup­tes zu hoch.

Am 8. Juni voll­endet ein ande­rer Ange­lo, Kar­di­nal Ama­to, sein 80. Lebens­jahr und wird von Fran­zis­kus als Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für die Selig- und Hei­lig­spre­chungs­ver­fah­ren eme­ri­tiert wer­den. Die Wahr­schein­lich­keit ist sehr groß, daß es sich dabei um das geeig­ne­te Amt für Becciu han­deln könn­te, eine der neun ehr­wür­di­gen Kon­gre­ga­tio­nen der Römi­schen Kurie, der rang­höch­sten unter den Dikasterien.

Wer wird neuer Substitut des Kardinalstaatssekretärs?

Wer aber wird Becciu als Sub­sti­tut, dem zweit­wich­tig­sten Amt im vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­at nachfolgen?

Künftiger Substitut: Charles Scicluna?
Künf­ti­ger Sub­sti­tut: Charles Scicluna?

Für die­sen Posten wird ein ande­rer Mann genannt, der wie Becciu bereits für Fran­zis­kus als Son­der­ge­sand­ter gewirkt hat. Lenk­te und über­wach­te Kuri­en­erz­bi­schof Becciu als päpst­li­cher Gesand­ter die Ent­wick­lung im Mal­te­ser­or­den, des­sen Groß­mei­ster Fran­zis­kus zum Rück­tritt gezwun­gen hat­te, so schick­te Fran­zis­kus Diö­ze­san­erz­bi­schof Charles Sci­clu­na als Son­der­ge­sand­ten im Fall heik­len Fall Bar­ros nach Ame­ri­ka. Der Fall ist noch nicht aus­ge­stan­den. Es heißt, daß Fran­zis­kus jedoch mit Sci­clu­nas Arbeit zufrie­den war.

Dem Sar­den Becciu und dem Mal­te­ser Sci­clu­na ist gemein­sam, daß bei­de pro­mo­vier­te Juri­sten sind. Wäh­rend Becciu nach dem Besuch der vati­ka­ni­schen Diplo­ma­ten­aka­de­mie in den Diplo­ma­ti­schen Dienst des Hei­li­gen Stuhls ein­trat und zuletzt Apo­sto­li­scher Nun­ti­us auf Kuba war, einem Land, für das Fran­zis­kus Inter­es­se und Sym­pa­thie zeig­te, wirk­te Sci­clu­na als Pro­fes­sor der Rechts­wis­sen­schaf­ten und Rich­ter. Ab 1995 war er am Ober­sten Gerichts­hof der Apo­sto­li­schen Signa­tur tätig und ab 2002 als Pro­mo­tor Ius­tiae der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, wo er mit Delic­ta gra­vio­ra wie sexu­el­le Miß­brauchs­fäl­le durch Kle­ri­ker befaßt war.

Im Okto­ber 2012 ernann­te ihn Bene­dikt XVI. zum Weih­bi­schof von Mal­ta und zugleich zum Mit­glied der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on. Papst Fran­zis­kus mach­te den Titu­lar­bi­schof 2015 zum Erz­bi­schof die­ses Bis­tums. Wie er Bene­dikt XVI. treu gedient hat­te, so naht­los setz­te er als Erz­bi­schof das umstrit­te­ne nach­syn­oda­le Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia im Sin­ne von Papst Fran­zis­kus um und gewähr­te in der Insel­re­pu­blik Mal­ta den wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen den Zugang zu den Sakra­men­ten. Durch Erz­bi­schof Sci­clu­na wur­de Mal­ta zum ersten Staat, in dem flä­chen­deckend im Zusam­men­hang mit der Ehe die neue Fran­cis­ce­i­sche Aus­le­gung von Ehe- Buß- und Altar­sa­kra­ment ein­ge­führt wurde.

Ob als Son­der­ge­sand­ter oder als Metro­po­lit mach­te sich Sci­clu­na auf ein Art ver­dient, die in San­ta Mar­ta gewür­digt wird.

Geräusch­vol­le Gerüch­te sehen für ihn daher eine bal­di­ge Rück­kehr in den Vati­kan bevor als künf­ti­ger Sub­sti­tut des Kar­di­nal­staats­se­kre­tärs und Lei­ter der Sek­ti­on für All­ge­mei­ne Ange­le­gen­hei­ten des Staatssekretariats.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati​can​.va/​MiL (Screen­shot)

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