Neue Kardinalsernennungen vor der Sommerpause


Kardinalsernennungen
Die Gerüchte verdichten sich, daß Papst Franziskus noch vor der Sommerpause neue Kardinäle ernennen könnte.

(Rom) In Rom ver­dich­ten sich die Gerüch­te, daß es bald zur Ein­be­ru­fung eines Kon­si­sto­ri­ums zur Kre­ierung neu­er Kar­di­nä­le kom­men könn­te. Kar­di­nals­er­nen­nun­gen bedeu­ten immer auch eine Neu­ge­stal­tung des Wahl­kör­pers für ein even­tu­el­les Konklave.

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Am kom­men­den Sams­tag fin­det ein ordent­li­ches Kon­si­sto­ri­um statt, bei dem laut Jan Hen­drik Stens (Dom­ra­dio) auch „Über­ra­schun­gen mög­lich“ sein könn­ten. Der­zeit sind laut Wahl­ord­nung für ein Kon­kla­ve, das maxi­mal 120 Papst­wäh­ler vor­sieht, fünf Wahl­sit­ze frei. Papst Fran­zis­kus könn­te die­se ver­ge­ben und „auf Vor­rat“ bereits eini­ge mehr beset­zen, da im Lau­fe des kom­men­den Jah­res fünf wei­te­re Sit­ze frei wer­den. Am 8. Juni, zwei Wochen nach Pfing­sten, wird Ange­lo Kar­di­nal Ama­to, der Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für die Hei­lig- und Seligs­spre­chungs­pro­zes­se, sei­nen 80. Geburts­tag fei­ern. Vor­erst geht es nur um die Ankün­di­gung neu­er Kar­di­nals­er­he­bun­gen, die am Sams­tag erfol­gen könnte.

Laut Gerüch­ten könn­te Fran­zis­kus den noch nicht frei­en Sitz von Kar­di­nal Ama­to bereits dazu­neh­men und die Kre­ierung von sechs neue Kar­di­nä­len ankün­di­gen, die auch Papst­wäh­ler wären. Anschlie­ßend wird näm­lich bis zum 30. Janu­ar 2019 (Aber­to Kar­di­nal Sua­rez Inda, Mexi­ko) kein Sitz mehr frei. Kar­di­nä­le schei­den auto­ma­tisch mit Voll­endung des 80. Lebens­jah­res als Papst­wäh­ler aus. Dem Papst bie­ten sich dem­nach zwei Mög­lich­kei­ten, vor der Som­mer­pau­se sechs neue Papst­wäh­ler ernen­nen zu kön­nen, oder fast ein Jahr zuzu­war­ten, um dann elf neue Papst­wäh­ler kre­ieren zu können.

Soll­te Fran­zis­kus, vor­erst sind es nur Gerüch­te, am Sams­tag ein wei­te­res Kon­si­sto­ri­um mit Kar­di­nals­er­he­bun­gen ankün­di­gen, dürf­te der 28. Juni, Vor­tag zum Fest der Apo­stel­für­sten Petrus und Pau­lus, der wahr­schein­lich­ste Tag dafür sein. Das Fest nen­nen die Römer das „Fest des Papstes“.

Drang zum schnellen Umbau des Wahlkörpers

Die Wahr­schein­lich­keit, daß Papst Fran­zis­kus nicht zuwar­tet, son­dern bereits in den kom­men­den Wochen neue Kar­di­nä­le kre­ieren wird, ist sehr hoch. Ins­ge­samt gilt für sein Pon­ti­fi­kat die Ten­denz, neue Kar­di­nä­le zu ernen­nen, sobald dies mög­lich ist. Es ist ein gewis­ser Drang zu einem mög­lichst schnel­len Umbau des Wahl­kör­pers fest­zu­stel­len. Da Fran­zis­kus gleich­zei­tig Bischofs­sit­ze, die tra­di­tio­nell mit der Pur­pur­wür­de ver­bun­den waren, unbe­rück­sich­tigt läßt, erhöh­te er im Ver­gleich zu den Vor­gän­gern sei­nen per­sön­li­chen Spiel­raum zu Ernen­nun­gen sei­ner frei­en Wahl. Bei­de Aspek­te, die Eile und der grö­ße­re Spiel­raum, haben offen­sicht­lich sei­ne Nach­fol­ge im Visier. Fran­zis­kus sprach mehr­fach davon, „irrever­si­ble Pro­zes­se“ ansto­ßen zu wol­len. Das scheint nur mög­lich, indem sein Pon­ti­fi­kat ent­we­der mög­lichst lan­ge währt, oder er einen Wahl­kör­per schafft, der einen Berg­o­glia­ni­schen Nach­fol­ger sicherstellt.

Bei­de Vari­an­ten ent­hal­ten Unwäg­bar­kei­ten. Als Papst Bene­dikt XVI. über­ra­schend sein Pon­ti­fi­kat, das – wie sich zeigt – noch heu­te fort­dau­ern könn­te, vor­zei­tig been­de­te, ver­sam­mel­te sich zum Kon­kla­ve ein Wahl­kör­per, der zum Groß­teil von ihm ernannt wor­den war. Die öffent­lich bekann­ten Gegen­spie­ler sei­nes Pon­ti­fi­kats mach­ten kaum ein Zehn­tel der Papst­wäh­ler aus. Den­noch war es die­se Min­der­heit, die das Heft in die Hand nahm, sodaß es durch die Wahl eines Außen­sei­ters zur gro­ßen Über­ra­schung kam.

Der­zeit zählt das Kar­di­nals­kol­le­gi­um 214 Mit­glie­der, von denen 115 auch Papst­wäh­ler sind. Ihnen ste­hen 99 Kar­di­nä­le gegen­über, die über 80 Jah­re alt sind. Wenn die Lebens­er­war­tung wei­ter zunimmt, könn­ten sie bald die Mehr­heit stel­len. Spä­te­stens dann dürf­te eine Über­prü­fung der Alters­gren­ze auf der Tages­ord­nung ste­hen. Sie wur­de erst 1970 von Paul VI. ein­ge­führt und stellt einen will­kür­li­chen Ein­griff in das Wahl­recht und die Zustän­dig­kei­ten der Pur­pur­trä­ger dar.

Die argentinische Frage

Zu den Gerüch­ten, die der­zeit in Rom in Umlauf sind, gehört auch eines, das Argen­ti­ni­en, die Hei­mat von Papst Fran­zis­kus betrifft. Dort wird seit April die Eme­ri­tie­rung sei­nes Haupt­ge­gen­spie­lers Msgr. Hec­tor Ruben Aguer, Erz­bi­schof von La Pla­ta, erwar­tet, der am 24. Mai sein 75. Lebens­jahr voll­endet und dem Papst laut Kir­chen­recht sei­nen Rück­tritt anbie­ten muß. Es gibt Spe­ku­la­tio­nen, daß Fran­zis­kus den Rück­tritt sei­nes Kon­tra­hen­ten sofort anneh­men wird, um sei­nen Ver­trau­ten, den bis­he­ri­gen Rek­tor der Päpst­li­chen Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von Argen­ti­ni­en, Msgr. Vic­tor Manu­el Fer­nan­dez, zum neu­en Erz­bi­schof der zweit­wich­tig­sten Diö­ze­se Argen­ti­ni­ens zu machen – und zugleich auch zum Kardinal.

Fer­nan­dez ist Berg­o­gli­os Aug­ap­fel seit sei­ner Zeit als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires. Bereits dort war er sein Reden­schrei­ber und wirkt seit dem Kon­kla­ve von 2013 als päpst­li­cher Ghost­wri­ter. Ande­re Stim­men mei­nen, Fran­zis­kus könn­te die Eme­ri­tie­rung sei­nes argen­ti­ni­schen Gegen­spie­lers kaschie­ren, indem er Msgr. Aguer zugleich zum Kar­di­nal erhebt. Letz­te­res erscheint aber weni­ger wahr­schein­lich, da Aguer dann noch fünf Jah­re bei der Wahl eines Fran­zis­kus-Nach­fol­ger mit­re­den könnte.

Sei­nen Nach­fol­ger als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires, Msgr. Mario Poli, erhob Fran­zis­kus gleich bei der ersten Kar­di­nals­er­he­bung sei­nes Pon­ti­fi­kats in den Kirchensenat.

Ins­ge­samt ernann­te Papst Fran­zis­kus bis­her 49 der der­zeit 115 Papst­wäh­ler. Bald könn­ten es 55 von 120 sein.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Ris­cos­sa Cristiana

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