Die Überraschungen, die Papst Franziskus „so mag“


Aquilino Bocos
Neo-Kardinal Aquilino Bocos: Was verbindet Papst Franziskus mit dem Claretinerorden?

(Rom) Mit P. Aqui­li­no Bocos kre­iert Papst Fran­zis­kus bereits den zwei­ten spa­ni­schen Cla­re­ti­ner zum Kar­di­nal. Was ver­bin­det den Papst mit dem Orden?

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2014 hat­te er bereits den Ara­go­nier Msgr. Fer­nan­do Seba­stián Agui­lar, den eme­ri­tier­ten Erz­bi­schof von Pam­plo­na, in das Kar­di­nals­kol­le­gi­um auf­ge­nom­men. Der Kasti­lia­ner Aqui­li­no Bocos war von 1991–2003 Gene­ral­obe­rer des Cla­re­ti­ner­or­dens. Da bei­de zum Zeit­punkt ihrer Ernen­nung bereits das 80. Lebens­jahr über­schrit­ten hat­ten, war kei­ner jemals ein poten­ti­el­ler Papstwähler.

Der Clar­ti­ner­or­den wur­de 1849 vom hei­li­gen Anto­nio Maria Cla­ret in Kata­lo­ni­en gegrün­det. Der offi­zi­el­le Ordens­na­me lau­tet Cor­dis Mariæ Fili­us (CMF), zu deutsch: Söh­ne des unbe­fleck­ten Her­zens der seli­gen Jung­frau Maria. Der Orden, der sich vor allem im spa­nisch­spra­chi­gen Raum aus­brei­te­te, muß­te im Spa­ni­schen Bür­ger­krieg einen hohen Blut­zoll lei­sten. 281 Prie­ster und vor allem Semi­na­ri­sten wur­den von Ange­hö­ri­gen der Rot­front (Kom­mu­ni­sten, Sozia­li­sten, Anar­chi­sten, Radi­kal­li­be­ra­le) ermor­det. 76 von ihnen wur­den als Mär­ty­rer seliggesprochen.

Was aber ver­bin­det Papst Fran­zis­kus mit dem Orden?

Als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires hat­te Jor­ge Mario Berg­o­glio mit den dor­ti­gen Cla­re­ti­ner-Nie­der­las­sun­gen zu tun. Eini­ge sei­ner Pre­dig­ten und Kate­che­sen als Erz­bi­schof wur­den im latein­ame­ri­ka­ni­schen Cla­re­ti­ner-Ver­lag ver­öf­fent­licht. Dennoch:

„Die bei­den Ernann­ten gehö­ren zur Quo­te der Über­ra­schun­gen, die der Papst so mag, und die nie­mand vor­aus­sieht oder ver­steht. Her­aus­ra­gen­de Ver­dien­ste, weder pasto­ra­le noch intel­lek­tu­el­le, sind vom Ara­go­nier nicht bekannt, obwohl er noch mehr her­vor­sticht als der Kastilier.“

Soweit der spa­ni­sche Kolum­nist Fran­cis­co Fer­nan­dez de la Cigo­ña. Kar­di­nal Agui­lar war vor sei­ner Kar­di­nals­er­he­bung mit der Aus­sa­ge auf­ge­fal­len, daß Homo­se­xua­li­tät heil­bar ist, was empör­te Reak­tio­nen der Homo-Lob­by aus­lö­ste, die sogar Straf­an­zei­ge erstat­te­te. Seit sei­ner Kar­di­nals­er­he­bung gelang­te er nur mehr durch die Ver­tei­di­gung des Schwei­gens von Papst Fran­zis­kus zu den Dubia (Zwei­fel) meh­re­rer Kar­di­nä­le zum umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia in die inter­na­tio­na­le Auf­merk­sam­keit. Die Dubia-Kar­di­nä­le bezeich­ne­te er als „ein­ge­bil­det“, denn Fran­zis­kus habe zur Sache „alles gesagt“, und das „mit aus­rei­chen­der Klarheit“.

Und wei­ter:

„Ich hal­te Bocos für einen gemä­ßig­ten Pro­gres­si­sten. Wegen der vor­her­seh­bar nur gerin­gen Rol­le, die er im Hei­li­gen Kol­le­gi­um spie­len wird, spielt es aber kei­ne Rol­le, was er ist. Ich beschrän­ke mich dar­auf, an eini­ge sei­ner Sät­ze als Syn­oda­le der Bischofs­syn­ode über das Ordens­we­sen von 1994 zu erin­nern. Sie sind aus­rei­chend aus­sa­ge­kräf­tig. Was ich nicht weiß: ob sie ein­fach nur dumm oder gelo­gen waren. Er erklärte:
Der Erneue­rungs­pro­zeß des geweih­ten Lebens, der seit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil durch­ge­führt wur­de, obwohl nicht frei von Schmer­zen und sogar von eini­gen Feh­lern, war eine ech­te Erfah­rung der Gna­de. Die erreich­ten Zie­le sind zahl­reich‘.
Die Wirk­lich­keit sieht ganz anders aus. Die­se ‚Erfah­rung der Gna­de‘ und die ‚erreich­ten Zie­le‘ haben das Ordens­le­ben sei­nem Ter­mi­nal­sta­di­um zugeführt.
Und noch ein genia­ler Satz von Bocos:
Die Erneue­rung muß in krea­ti­ver Treue zum Wohl der Kir­che und der Men­schen, denen wir ver­pflich­tet sind, fort­ge­setzt wer­den‘.
Die anhal­ten­de Dumm­heit, natür­lich auch nicht die krea­ti­ve, ist weder für die Kir­che noch für die Men­schen ein Wohl. Die Fähig­keit Unsinn zu reden, ist in man­chen hin­ge­gen unbegrenzt.“

Mit Kar­di­nal Agui­lar ist Papst Fran­zis­kus von frü­her per­sön­lich befreun­det. Was ihn mit Bocos ver­bin­det, ist nicht bekannt.

Cla­re­ti­ner ist auch Pedro Casa­ld­a­li­ga, der ehe­ma­li­ge Bischof von Sao Felix in Bra­si­li­en. Der Kata­la­ne und mar­xi­sti­sche Befrei­ungs­theo­lo­ge kri­ti­sier­te öffent­lich die Wahl von Papst Bene­dikt XVI. Auf die Fra­ge, was er nun tun wer­de, ant­wor­te­te Casa­ld­a­li­ga 2005:

„Wir wer­den im Ver­bor­ge­nen wei­ter­kämp­fen, von unten, bis gün­sti­ge­re Zei­ten kommen.“

Von Papst Fran­zis­kus sagt der heu­te 90jährige:

„Papst Fran­zis­kus ist ein Geschenk Got­tes für die Kirche“.

Cla­re­ti­ner ist auch der „ero­ti­sche Bud­dhist“ Pablo d’Ors, den Papst Fran­zis­kus 2014 zum Con­sul­tor des Päpst­li­chen Kul­tur­ra­tes machte.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cla­re­tia­nos (Screen­shot)

 

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