Ex-Kriegsherr Vietnams wurde Katholik


Vietnam
Während des Vietnamkrieges war er eine zentrale militärische und politische Gestalt Vietnams, nun ließ er sich taufen und wurde in die katholische Kirche aufgenommen.

(Sai­gon) Gene­ral Tran Thien Khiem, eine füh­ren­de Gestalt wäh­rend des Viet­nam­krie­ges, ließ sich vor weni­gen Tagen tau­fen und wur­de in die katho­li­sche Kir­che aufgenommen.

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Tran Thien Khiem wur­de 1925 in Sai­gon gebo­ren. Er trat in die Mili­tär­aka­de­mie des Lan­des ein und begann sei­ne Mili­tär­kar­rie­re 1948 als Leut­nant in der Armee Süd­viet­nams, die damals von Frank­reich errich­tet wor­den war, und die for­mal noch von Kai­ser Bao Dai aus der Nguy­en-Dyna­stie regiert wur­de. Als treu­er Gefolgs­mann von Ngo Dinh Diem, der von 1954–1963 Pre­mier­mi­ni­ster und von 1955–1963 zugleich auch erster Staats­prä­si­dent Süd­viet­nams war, mach­te er schnell Kar­rie­re in der Armee. Nach der fran­zö­si­schen Nie­der­la­ge im Indo­chi­na­krieg war Viet­nam 1954 auch for­mal geteilt wor­den, was es de fac­to bereits seit Kriegs­en­de war. Ngo Dinh Diem kämpf­te für ein sou­ve­rä­nes und frei­es Viet­nam, daher nicht kom­mu­ni­sti­sches Viet­nam. Der Kampf galt einer­seits dem Abschüt­teln der Fremd­herr­schaft, ob der japa­ni­schen, der fran­zö­si­schen, bri­ti­schen, chi­ne­si­schen oder US-ame­ri­ka­ni­schen. Er war aber auch ein Kampf der Welt­an­schau­un­gen zwi­schen dem Kom­mu­nis­mus und einem bereits stark katho­lisch gepräg­ten Teil Viet­nams. Die­ser war ent­schlos­sen, die Fremd­herr­schaft aus­län­di­scher Mäch­te nicht durch die Fremd­herr­schaft einer tota­li­tä­ren Ideo­lo­gie erset­zen zu lassen.

Kai­ser Bao Dai war 1934 anläß­lich sei­ner Hoch­zeit mit der Toch­ter eines füh­ren­den katho­li­schen Adels­ge­schlech­tes Viet­nams vom Bud­dhis­mus zur katho­li­schen Kir­che kon­ver­tiert. Auch Staats­prä­si­dent Ngo Dinh Diem ent­stamm­te dem katho­li­schen Adel des Landes.

Nach der Tei­lung Viet­nams, die als Schmach emp­fun­den wur­de, mach­te Ngo Dinh Diem aus dem Land eine Repu­blik. Kein Katho­lik war hin­ge­gen Tran Thien Khiem, der damals den Rang eines Majors inne­hat­te. Nach einer Gene­ral­stabs­aus­bil­dung in den 50er Jah­ren in den USA wur­de er Divisionskommandant.

Als sol­cher hielt er 1960 loy­al zu Staats- und Regie­rungs­chef Diem, was ihm die Beför­de­rung in den Gene­ral­stab der süd­viet­na­me­si­schen Streit­kräf­te ein­brach­te. 1963 war er selbst am Sturz von Diem durch einen Staats­streich betei­ligt. Dafür wur­de er Korps­kom­man­dant und nach einem wei­te­ren, von ihm mit­ge­tra­ge­nen Putsch 1964 Gene­ral­stabs­chef. Sein Auf­stieg war gepfla­stert mit Staats­strei­chen und poli­tisch-mili­tä­ri­schen Kom­plot­ten. Das ent­sprach den Kriegs­jah­ren, die Viet­nam damals zerstörten.

Im sel­ben Jahr wur­de Tran als Bot­schaf­ter in die USA ent­sandt und 1965 in der­sel­ben Funk­ti­on nach Süd­ko­rea und Tai­wan. 1968 wur­de er Innen­mi­ni­ster und Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ster, dann von 1969–1975 Pre­mier­mi­ni­ster. An die Macht gelang­te Tran zu einem Zeit­punkt, als die Unter­stüt­zung Süd­viet­nams durch die USA bereits ihren Höhe­punkt über­schrit­ten hat­te und die US-Regie­rung den Rück­zug vom süd­ost­asia­ti­schen Kriegs­schau­platz antrat.

Kurz bevor der defi­ni­ti­ve Sieg des kom­mu­ni­sti­schen Nord­viet­nam erfolg­te, trat Tran im April 1975 von sei­nen Regie­rungs­äm­tern zurück. Einen Monat spä­ter wur­de Sai­gon von den Kom­mu­ni­sten ein­ge­nom­men. Der Gene­ral und ehe­ma­li­ge Pre­mier­mi­ni­ster begab sich in die USA, wo er noch heu­te hoch­be­tagt lebt.

Anders als von ver­schie­dent­lich behaup­tet, dar­un­ter auch von der eng­li­schen Wiki­pe­dia-Aus­ga­be, war Tran zur Zeit des Indo­chi­na- und Viet­nam­krie­ges nicht Katho­lik. Die unwah­re Behaup­tung wur­de vom kom­mu­ni­sti­schen Regime in Viet­nam zur Dis­kre­di­tie­rung der katho­li­schen Kir­che im Land ver­brei­tet  und um die Katho­li­ken zu spal­ten. Wie zahl­rei­che, im Lau­fe der ver­gan­ge­nen hun­dert Jah­re ver­brei­te­ten kom­mu­ni­sti­schen Lügen, fand auch sie im Westen bereit­wil­li­ge Auf­nah­me unter lin­ken Intel­lek­tu­el­len, die reflex­ar­tig auf anti­ka­tho­li­sche Stich­wor­te anspringen.

Erst am ver­gan­ge­nen Palm­sonn­tag, dem 25. März, ließ sich Tran Thien Khiem im 93. Lebens­jahr in der Pfar­rei zur hei­li­gen Eli­sa­beth in Mil­pi­tas im kali­for­ni­schen San José tau­fen und emp­fing die erste hei­li­ge Kommunion.

Der ehe­ma­li­ge Gene­ral wähl­te den Apo­stel Pau­lus als sei­nen Namenspatron.

Die Tau­fe und die Auf­nah­me in die katho­li­sche Kir­che bezeich­ne­te er ver­gan­ge­ne Woche als einen der bewe­gend­sten und vor allem freu­dig­sten Momen­te sei­nes Lebens. Er habe sich schon län­ger mit dem katho­li­schen Glau­ben befaßt und ihn stu­diert. Vor allem habe er über sein Leben nach­ge­dacht und zahl­rei­che Ereig­nis­se, bei denen er Katho­li­ken in sei­ner Umge­bung „ver­ra­ten“ habe.

„Die Kir­che in Viet­nam erlebt die Freu­de eines wach­sen­den Inter­es­ses unter den Intel­lek­tu­el­len und Per­sön­lich­kei­ten des Lan­des. Immer mehr Men­schen befas­sen sich mit der katho­li­schen Glau­bens­leh­re und wün­schen getauft und in die Kir­che auf­ge­nom­men zu wer­den. Anstoß dafür sei bei vie­len das Glau­bens­zeug­nis von Prie­stern und Lai­en, die das Regime unei­gen­nüt­zig her­aus­zu­for­dern wagen, um für die Schutz­lo­sen ein­zu­tre­ten“, so Asia­News.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: AsiaNews

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1 Kommentar

  1. „… das Glau­bens­zeug­nis von Prie­stern und Lai­en, die das Regime unei­gen­nüt­zig her­aus­zu­for­dern wagen, um für die Schutz­lo­sen einzutreten“

    So geht katholisch!

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