Vorwort von Kardinal Sarah zum neuen Buch über die Kommunionspendung


Kommunionspendung
Kardinal Sarah: Allgemeines Überdenken der Weise der Spendung der heiligen Kommunion notwendig.

Der Engel des Friedens in Fatima

Die Vor­se­hung, die wei­se und sanft alle Din­ge ord­net, bie­tet uns das Buch Die Spen­dung der Kom­mu­ni­on auf die Hand von Pfar­rer Feder­i­co Bor­to­li gera­de jetzt an, nach­dem wir den hun­dert­sten Jah­res­tag der Erschei­nun­gen von Fati­ma gefei­ert haben. Vor den Erschei­nun­gen der Jung­frau Maria, im Früh­ling 1916, erschien der Engel des Frie­dens Luzia, Jac­in­ta und Fran­cis­co und sag­te ihnen: „Habt kei­ne Angst, ich bin der Engel des Frie­dens. Betet mit mir.“ Der Engel knie­te sich auf die Erde und berühr­te mit der Stirn den Boden. Dann, erfasst von einer über­na­tür­li­chen Kraft, ahm­ten die Kin­der ihn nach und wie­der­hol­ten nach dem Engel die­ses Gebet: „Mein Gott, ich glau­be, ich bete an, ich hof­fe und ich lie­be Dich. Ich bit­te dich um Ver­zei­hung für all jene, die nicht glau­ben, nicht anbe­ten, nicht hof­fen und Dich nicht lie­ben.“ Dann ent­schwand der Engel. Bei der drit­ten Erschei­nung des Engels im Früh­ling 1916 wur­de den Kin­der bewusst, dass der Engel – immer der­sel­be – in sei­ner lin­ken Hand einen Kelch hielt, über dem eine Hostie schweb­te. Eini­ge Blut­trop­fen fie­len von jener Hostie in den Kelch.

Engel von Fatima
Engel von Fatima
Anzei­ge

Indem er den Kelch und die Hostie in der Luft schwe­ben ließ, kam der Engel zu den Kin­dern, warf sich auf die Erde nie­der und wie­der­hol­te drei Mal die­ses Gebet: „Hei­lig­ste Drei­fal­tig­keit, Vater, Sohn und Hei­li­ger Geist: In tief­ster Ehr­furcht bete ich Dich an und opfe­re Dir auf den kost­bar­sten Leib und das Blut, die See­le und die Gott­heit Jesu Chri­sti, gegen­wär­tig in allen Taber­na­keln der Erde, zur Süh­ne für alle Schmä­hun­gen, Sakri­lie­gien und Gleich­gül­tig­kei­ten, durch die Er selbst belei­digt wird. Durch die unend­li­chen Ver­dien­ste Sei­nes Hei­lig­sten Her­zens und auf die Für­bit­te des Unbe­fleck­ten Her­zens Mari­ens bit­te ich Dich um die Bekeh­rung der armen Sün­der.“ Danach erhob sich der Engel, nahm erneut den Kelch und die Hostie in sei­ne Hän­de, gab die hei­li­ge Hostie Luzia, und das Blut des Kel­ches gab er Jac­in­ta und Fran­cis­co, die auf den Knien blie­ben, wäh­rend er sprach: „Nehmt und trinkt den Leib und das Blut Jesu Chri­sti, der von den undank­ba­ren Men­schen furcht­bar geschmäht wird. Macht gut ihre Ver­bre­chen und trö­stet euren Gott.“ Der Engel warf sich erneut auf die Erde und wie­der­hol­te mit Luzia, Jac­in­ta und Fran­cis­co neu­er­lich drei Mal das­sel­be Gebet.

Die Schmähungen Jesu in der Hostie

Der Engel des Frie­dens zeigt uns also, wie wir den Leib und das Blut Jesus Chri­sti emp­fan­gen müs­sen. Das Süh­ne­ge­bet, das der Engel gespro­chen hat­te, ist lei­der alles ande­re als über­holt. Wel­ches aber sind die Schmä­hun­gen, wel­che Jesus in der hei­li­gen Hostie zuge­fügt wer­den und die wir wie­der­gut­ma­chen müs­sen? Zunächst sind es die Schmä­hun­gen gegen das Sakra­ment selber:

  • die schreck­li­chen Pro­fa­nie­run­gen, von denen eini­ge bekehr­te Ex-Sata­ni­sten Nach­richt und schau­der­er­re­gen­de Beschrei­bung gege­ben haben;
  • Schmä­hun­gen sind auch die sakri­le­gi­schen Kom­mu­nio­nen, bei denen die­se nicht in der Gna­de Got­tes emp­fan­gen wur­den oder bei denen der katho­li­sche Glau­be nicht bekannt wur­de (ich bezie­he mich auf bestimm­te For­men der soge­nann­ten ‚Inter­kom­mu­ni­on‘).
  • Wei­ters ist all das eine Schmä­hung Unse­res Herrn, was die Frucht­bar­keit des Sakra­men­tes ver­hin­dern könn­te, beson­ders die Irr­tü­mer, die in den Geist der Gläu­bi­gen gesät wur­den, wes­halb sie nicht mehr an die Eucha­ri­stie glauben.
  • Die schreck­li­chen Pro­fa­nie­run­gen, die sich in den soge­nann­ten ’schwar­zen Mes­sen‘ abspie­len, ver­let­zen nicht direkt Jenen, der in der Hostie geschän­det wird, weil die­se nur auf die Akzi­den­ti­en des Bro­tes und Wei­nes abzielen.

Sicher­lich lei­det Jesus für die See­len der Pro­fa­nie­rer, für die er jenes Blut ver­gos­sen hat, das die­se so erbärm­lich und grau­sam ver­ach­ten. Aber Jesus lei­det mehr, wenn die außer­or­dent­li­che Gabe sei­ner gott­mensch­li­chen eucha­ri­sti­schen Gegen­wart nicht die poten­zi­el­len Wir­kun­gen in den See­len der Gläu­bi­gen her­vor­brin­gen kann. Und des­halb ver­steht man, wie die heim­tückisch­ste dia­bo­li­sche Attacke dar­in besteht, den Glau­ben an die Eucha­ri­stie aus­zu­lö­schen zu ver­su­chen, indem Irr­tü­mer aus­ge­sät wer­den und eine unge­eig­ne­te Art des Emp­fangs geför­dert wird; in der Tat, der Krieg zwi­schen Micha­el und sei­nen Engeln auf der einen Sei­te und Luzi­fer auf der ande­ren, setzt sich im Her­zen der Gläu­bi­gen fort: Die Ziel­schei­be Satans ist das Opfer der Mes­se und die Real­prä­senz Jesu in der kon­se­krier­ten Hostie. Die­ser Ver­such des Rau­bes folgt sei­ner­seits zwei Schienen:

Transsubstantiation und Realpräsenz

Die erste ist die Schwä­chung des Kon­zep­tes der ‚Real­prä­senz‘. Vie­le Theo­lo­gen hören nicht auf, den Ter­mi­nus ‚Trans­sub­stan­tia­ti­on‘ zu ver­höh­nen oder ver­ächt­lich zu behan­deln – trotz anhal­ten­der Zurecht­wei­sun­gen sei­tens des Lehr­am­tes. Des­halb ist es lobens­wert, dass Pfar­rer Bor­to­li eine umfas­sen­de geschicht­li­che Ein­füh­rung zum eigen­tüm­li­chen Glau­ben der Kir­che an die Wor­te „das ist mein Leib… das ist mein Blut…“ zusam­men­stell­te: ein ein­fa­ches ‚ist‘, das jedoch die gan­ze Lie­be Chri­sti ent­hüllt, sei­ne bren­nen­de Sehn­sucht, uns kör­per­lich so nahe sein zu wol­len, wie er Maria, dem hl. Josef, den Jün­gern, der Men­ge, um sie zu sät­ti­gen, den Jün­gern von Emma­us… nahe war. Die guten Leh­rer und das Lehr­amt der Kir­che haben im Wort ‚Trans­sub­stan­tia­ti­on‘ ein unbe­zwing­ba­res Boll­werk gegen die Häre­si­en gefun­den und gleich­zei­tig den geeig­net­sten Ter­mi­nus, um die wirk­lich­ste Lie­be – eben genau ’sub­stan­ti­ell‘ –, die in den hei­li­gen Spe­zi­es, unab­hän­gig von der Dis­po­si­ti­on des Men­schen und von sei­nem Den­ken, gegen­wär­tig ist.
Das Prin­zip der Imma­nenz – d.h. der phi­lo­so­phi­sche Irr­tum, für den sich nicht mehr das Den­ken dem Wirk­li­chen anpas­sen muss, son­dern das Wirk­li­che vom Den­ken ein­ge­rahmt und bestimmt wird – hat auch die eucha­ri­sti­sche Leh­re zu ver­seu­chen ver­sucht: die wirk­li­che objek­ti­ve Gegen­wart (= die Lie­be ohne Bedin­gun­gen) wird rela­ti­viert, indem sie davon abhän­gig gemacht wird, ob jemand das Zei­chen ver­steht (Trans­fi­na­li­sa­ti­on) oder ob jemand damit genährt wird (Trans­si­gni­fi­ka­ti­on).
Der seli­ge Paul VI muss­te mit der Enzy­kli­ka Myste­ri­um fidei ein­grei­fen, gera­de um zu erklä­ren, wie unan­ge­mes­sen die­se Begrif­fe sind, um das Geheim­nis der Eucha­ri­stie aus­drücken. Nein! Im hei­lig­sten Sakra­ment gibt es die Lie­be, auch wenn nie­mand auf die­se Lie­be ant­wor­tet, auch wenn nie­mand an sie denkt. Er ist dort, wie ein Fels, der in der Wüste her­vor­spru­delt: er betet an, er dankt, bit­tet für den Men­schen um Ver­zei­hung und fleht um alle Gna­den, die er braucht, abso­lut unab­hän­gig von der Wei­se sei­nes Den­kens –; und all das des­halb, damit der Mensch sel­ber schließ­lich glaubt und vor die­ser Lie­be kapi­tu­liert: „Cre­di­di­mus cari­ta­ti!“ (1 Joh 4,16).

Achtsamkeit auf die Fragmente

Wir sehen jetzt, wie der Glau­be und die Real­prä­senz die Wei­se des Kom­mu­nion­emp­fangs beein­flus­sen kann und umge­kehrt. Die Kom­mu­ni­on auf die Hand emp­fan­gen zieht unzwei­fel­haft eine gro­ße Aus­streu­ung von Frag­men­ten nach sich; umge­kehrt wer­den die Auf­merk­sam­keit den klein­sten Brö­seln gegen­über, die Sor­ge um das Rei­ni­gen der hei­li­gen Gefä­ße, das Nicht­be­rüh­ren der Hostie mit ver­schwitz­ten Hän­den ein Bekennt­nis des Glau­bens an die Real­prä­senz Jesu auch in den klein­sten Tei­len der kon­se­krier­ten Spe­zi­es: wenn Jesus die Sub­stanz des Eucha­ri­sti­schen Bro­tes ist und wenn die Dimen­sio­nen der Frag­men­te bloß Akzi­den­ti­en des Bro­tes sind, spielt es kei­ne Rol­le wie groß oder klein ein Stück­chen der Hostie ist! Die Sub­stanz ist die­sel­be! Er ist es! Umge­kehrt: die Unacht­sam­keit den Frag­men­ten gegen­über lässt das Dog­ma aus den Augen gera­ten: Lang­sam könn­te dann der Gedan­ke über­wie­gen: „Wenn auch der Pfar­rer den Frag­men­ten kei­ne Auf­merk­sam­keit schenkt, wenn er die Kom­mu­ni­on auf die Wei­se spen­det, dass die Frag­men­te ver­streut wer­den kön­nen, dann heißt dies, dass in ihnen Jesus nicht ist, oder dass er es nur ‚bis zu einem bestimm­ten Punkt‘ ist“.

Der Sinn für das Heilige

Die zwei­te Schie­ne, an die sich der Angriff auf die Eucha­ri­stie knüpft, ist der Ver­such, aus den Her­zen der Gläu­bi­gen den Sinn für das Hei­li­ge zu neh­men. Die Hei­li­ge Kon­gre­ga­ti­on für die Sakra­men­te und den Gött­li­chen Kult beklag­te schon 1980 mit der Instruk­ti­on Inæ­sti­ma­bi­le donum einen wach­sen­den Ver­lust des Sin­nes für das Hei­li­ge in der Lit­ur­gie, der in den letz­ten Jahr­zehn­ten lei­der nicht halt gemacht hat. Sicher­lich liebt uns der Herr auf vie­le Wei­sen durch sei­ne Vor­se­hung: das natür­li­che Leben, die Luft, die wir ein­at­men, unse­ren Näch­sten, usw. Gott gibt uns vie­le Din­ge, aber es gibt eine Lie­be, für die Gott uns sich selbst schenkt, indem er uns an sei­ner gött­li­chen Natur teil­neh­men lässt: die­se Lie­be heißt ‚Gna­de‘ und sie ist eine Lie­be, die jede ande­re Lie­be über­steigt. Wenn wir den Aus­druck ‚alles ist Gna­de‘ miss­ver­ste­hen, wenn wir nicht die ange­mes­se­nen Unter­schei­dun­gen machen, ris­kie­ren wir, in den Pan­the­is­mus und Natu­ra­lis­mus zu fal­len: denn, wenn alles Gna­de ist, ist nichts Gna­de: wenn es kein erstes Stock­werk gibt (die natür­li­che Ord­nung und die pro­vi­den­ti­el­le Lie­be – die Lie­be, die vor­sorgt), gibt es auch kein zwei­tes Stock­werk (die über­na­tür­li­che Ord­nung und die Gna­de). Es tut Not, dass dies ganz klar ist: über die Vor­se­hung hin­aus gibt es eine Lie­be Got­tes, die nicht all­ge­mein, son­dern beson­ders ist, dil­ec­tio spe­cia­lis. Und die­se dil­ec­tio spe­cia­lis ist in der Eucha­ri­stie enthalten.

Des­halb beginnt der hl. Tho­mas von Aquin sei­ne Abhand­lung über die Eucha­ri­stie damit, dass er zeigt, was die­sem Sakra­ment eigen­tüm­lich ist: wenn die ande­ren Sakra­men­te „Zei­chen von etwas Hei­li­gem sind, inso­fern sie den Men­schen hei­li­gen“ (Sum­ma Theo­lo­giæ, III, q. 60, a. 2, c), ist hier das Hei­li­ge nicht nur bezeich­net, son­dern sub­stan­ti­ell gegen­wär­tig: „Das ist der Unter­schied zwi­schen der Eucha­ri­stie und den ande­ren Sakra­men­ten, die eine wahr­nehm­ba­re Mate­rie haben: die Eucha­ri­stie ent­hält in abso­lu­tem Sinn etwas Hei­li­ges und das ist Chri­stus selbst“ (Sum­ma Theo­lo­giæ, III, q. 73, a. 1, ad 3). Die Eucha­ri­stie ist hei­lig, denn sie ent­hält das Hei­li­ge schlecht­hin, den drei­mal Hei­li­gen, jenen Gott, der Lie­be ist, das hei­lig­ste und hei­li­ge der Lie­be; nicht umsonst ist die Eucha­ri­stie das Sacra­men­tum cari­ta­tis. Den Sinn für das Hei­li­ge zu haben heißt, die­se beson­de­re Gegen­wart wahrzunehmen.

Wäh­rend der Aus­druck ‚Trans­sub­stan­tia­ti­on‘ die Wirk­lich­keit der Gegen­wart anzeigt, lässt uns der Sinn für das Hei­li­ge die abso­lu­te Eigen­art und Hei­lig­keit erah­nen. Wel­che Schan­de wäre es, den Sinn für das Hei­li­ge gera­de in dem zu ver­lie­ren, was das Hei­lig­ste ist! Und wie ist das mög­lich? Dadurch, dass man die beson­de­re Spei­se auf die­sel­be Wei­se emp­fängt wie eine gewöhn­li­che Spei­se. Es wäre Gno­sti­zis­mus zu den­ken, den Glau­ben des Men­schen von den äuße­ren wahr­nehm­ba­ren Zei­chen tren­nen zu kön­nen, die indes fol­ge­rich­tig mit dem sein müs­sen, was sie bezeich­nen, weil der Mensch zur Wahr­neh­mung der unsicht­ba­ren Wirk­lich­kei­ten gewöhn­lich nur durch kon­kre­te Zei­chen kommt, indem er vom Bekann­ten zum Unbe­kann­ten vor­an­schrei­tet, wie der doc­tor ange­li­cus her­vor­hebt (cf. Sum­ma Theo­lo­giæ, III, q. 60, a. 2, c). Das zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil erin­nert in Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um dar­an, wie wich­tig die Gesten, die Kör­per­hal­tun­gen, die äuße­ren Zei­chen und ihr gro­ßer päd­ago­gi­scher Wert sind (cf. SC, 30, 33). Folg­lich gebührt der rea­len Gegen­wart einer beson­de­ren Lie­be (dil­ec­tio spe­cia­lis) ein beson­de­rer Kult, ein beson­de­res Lob, lau­dis the­ma spe­cia­lis (Sequenz Lau­da Sion) und eine beson­de­re Wei­se, sie zu emp­fan­gen: nicht wie ein gewöhn­li­ches Brot.

Kein gewöhnliches Brot

Damit Kin­der zur ersten Kom­mu­ni­on zuge­las­sen wer­den kön­nen, ver­lang­te der hl. Pius X nicht, dass die­se (die Aus­drücke) ‚Sub­stanz‘ und ‚Akzi­den­ti­en‘ erklä­ren kön­nen, son­dern dass sie das eucha­ri­sti­sche Brot von gewöhn­li­chem Brot unter­schei­den kön­nen (cf. Dekret Quam sin­gu­la­ri, 7. August 1910); das ist die erste Kennt­nis, die Bedin­gung sine qua non, der erste Same, der sich dann zu einem tie­fe­ren Ver­ständ­nis ent­wickeln kann (das Geplap­per der Theo­lo­gie in der Erwar­tung, Jesus nicht mehr ver­hüllt zu betrach­ten); Wel­chen Sinn für das Hei­li­ge kann ein Kind haben, wenn es das Eucha­ri­sti­sche Brot auf die­sel­be Wei­se emp­fängt, wie es von der Mama eine Süßig­keit bekommt? Der Herr selbst bit­tet uns, den Sinn für das Hei­li­ge zu kul­ti­vie­ren: der Pro­phet Malea­chi sagt: „Wenn ich der Vater bin – wo bleibt dann die Ehr­erbie­tung? Wenn ich der Herr bin – wo bleibt dann die Furcht vor mir?, spricht der HERR der Heer­scha­ren zu euch, ihr Prie­ster, die ihr mei­nen Namen ver­ach­tet“ (Mal 1,6). Die­se gött­li­che Bit­te steht jedoch nur und aus­schließ­lich im Dienst des Men­schen: „Du bedarfst nicht unse­res Lobes, es ist ein Geschenk dei­ner Gna­de, dass wir dir dan­ken. Unser Lob­preis kann dei­ne Grö­ße nicht meh­ren, doch uns bringt er Segen und Heil durch unse­ren Herrn Jesus Chri­stus“ (Wochen­tags­prä­fa­ti­on IV) und sie hel­fen uns, die Geheim­nis­se des Glau­bens glaub-wür­dig zu erhalten.

Kniende Mundkommunion
Knien­de Mundkommunion

Die Lit­ur­gie besteht aus vie­len klei­nen Riten und Gesten – jede von ihnen ist in der Lage, die­se Hal­tun­gen reich an Lie­be, kind­li­chem Respekt und Anbe­tung Got­tes aus­zu­drücken. Gera­de des­halb ist es ange­bracht, die Schön­heit, Zweck­mä­ßig­keit und den pasto­ra­len Wert einer wäh­rend des lan­gen Lebens und der Tra­di­ti­on der Kir­che ent­wickel­ten Pra­xis zu för­dern und das ist die Gebär­de, die hl. Kom­mu­ni­on auf die Zun­ge und auf den Knien zu empfangen.

Die Grö­ße und der Adel des Men­schen, so wie der höch­ste Aus­druck sei­ner Lie­be zu sei­nem Schöp­fer, besteht dar­in, sich vor Gott nie­der­zu­knien. Jesus selbst hat in der Gegen­wart des Vaters auf den Knien gebe­tet: „Dann ent­fern­te er sich von ihnen unge­fähr einen Stein­wurf weit, knie­te nie­der und bete­te: Pater, si vis, trans­fer cali­cem istum a me; ver­um­tamen non mea vol­un­tas sed tua fiat: „Vater, wenn du willst, nimm die­sen Kelch von mir! Aber nicht mein, son­dern dein Wil­le soll gesche­hen““ (Lk 22,42; Mk 14,35–36; Mt 26,38–39). Die Lit­ur­gie des Him­mels besteht dar­auf und emp­fiehlt, dass man sich vor dem geop­fer­ten Lamm nie­der­wirft: „Und ich sah: Zwi­schen dem Thron und den vier Lebe­we­sen und mit­ten unter den Älte­sten stand ein Lamm; es sah aus wie geschlach­tet und hat­te sie­ben Hör­ner und sie­ben Augen; die Augen sind die sie­ben Gei­ster Got­tes, die über die gan­ze Erde aus­ge­sandt sind. Das Lamm trat her­an und emp­fing das Buch aus der rech­ten Hand des­sen, der auf dem Thron saß. Als es das Buch emp­fan­gen hat­te, fie­len die vier Lebe­we­sen und die vier­und­zwan­zig Älte­sten vor dem Lamm nie­der; alle tru­gen Har­fen und gol­de­ne Scha­len voll von Räu­cher­werk; das sind die Gebe­te der Hei­li­gen“ (Offb 5,6–8).

Das Beispiel des hl. Johannes Paul

In die­sem Zusam­men­hang möch­te ich auf das Bei­spiel zwei­er gro­ßer Hei­li­ger unse­rer Zeit hin­wei­sen: auf den hl. Johan­nes Paul II und die hl. Tere­sa von Kal­kut­ta. Das gan­ze Leben von Karol Woj­ty­ła war gezeich­net von einem tie­fen Respekt vor der hei­li­gen Eucharistie.

Johannes Paul II. und Benedikt XVI.
Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI.

Dar­über müss­te man viel sagen und vie­les ist dar­über geschrie­ben wor­den. Es genügt ein­fach an die letz­ten Jah­re sei­nes Petrus­dien­stes zu erin­nern: ein Mensch, in sei­nem Kör­per von der Krank­heit gezeich­net, die fort­schrei­tend und irrever­si­bel zu einer fast tota­len phy­si­schen Beein­träch­ti­gung führ­te. Aber unge­ach­tet des­sen, dass er erschöpft und ohne Kräf­te war, buch­stäb­lich von der Krank­heit zer­schla­gen, qua­si mit Chri­stus ange­na­gelt, erlaub­te es sich Johan­nes Paul II nie, in Gegen­wart des aus­ge­setz­ten Hei­lig­sten Sakra­men­tes zu sit­zen. Wer erin­nert sich nicht mit Emo­tio­nen und Zunei­gung an jene Bil­der von Papst Johan­nes Paul II, zusam­men­ge­drückt von der Krank­heit, zer­mürbt, aber wäh­rend der Fahrt der Fron­leich­nams­pro­zes­si­on von San Gio­van­ni in Late­r­ano zur Basi­li­ka San­ta Maria Mag­gio­re vor dem Aller­hei­lig­sten immer auf den Knien? Der Papst, höchst erkrankt, hat es sich selbst auf­er­legt, vor dem Aller­hei­lig­sten zu knien. Er war unfä­hig, sich allein nie­der­zu­knien und auf­zu­ste­hen. Er brauch­te ande­re, um die Knie zu beu­gen und dann auf­zu­ste­hen. Bis zu sei­nen letz­ten Tagen woll­te er uns ein gro­ßes Zeug­nis der Ehr­erbie­tung dem Hei­lig­sten Sakra­ment gegen­über geben. War­um sind wir so stolz und gefühl­los den Zei­chen gegen­über, die Gott sel­ber uns für unser geist­li­ches Wachs­tum und für unse­re inti­me Bezie­hung mit Ihm anbie­tet ? War­um knien wir nicht nie­der, um die hl. Kom­mu­ni­on nach dem Bei­spiel der Hei­li­gen zu emp­fan­gen? Ist es wirk­lich zu demü­ti­gend, nie­der­zu­fal­len und vor dem Herrn Jesus Chri­stus auf den Knien zu sein? Jedoch „er war Gott gleich, hielt aber nicht dar­an fest, Gott gleich zu sein, son­dern er ent­äu­ßer­te sich und ernied­rig­te sich und […] war gehor­sam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,6–8).

Das Beispiel der hl. Teresa von Kalkutta

Die hl. Mut­ter Tere­sa von Kal­kut­ta, eine außer­ge­wöhn­li­che Ordens­frau, die nie­mand als Tra­di­tio­na­li­stin, Fun­da­men­ta­li­stin oder Extre­mi­stin zu behan­deln wag­te, deren Glau­be, Hei­lig­keit und tota­le Hin­ga­be an Gott und die Armen allen bekannt war, hat­te einen abso­lu­ten Respekt und Ver­eh­rung zum gött­li­chen Leib Jesu Christi.

Mutter Teresa
Mut­ter Teresa

Sicher berühr­te sie täg­lich in den aus­ge­mer­gel­ten und lei­den­den Kör­pern der Ärm­sten der Armen „das Fleisch“ Chri­sti. Jedoch, erfüllt mit Stau­nen und ehr­furchts­vol­ler Ver­eh­rung, ent­hielt sie sich, den ver­wan­del­ten Leib Chri­sti zu berüh­ren; lie­ber bete­te sie ihn an und betrach­te­te ihn still, blieb lan­ge auf den Knien und vor dem eucha­ri­sti­schen Jesus nie­der­ge­wor­fen. Außer­dem emp­fing sie die hl. Kom­mu­ni­on in ihren Mund wie ein klei­nes Kind, das sich demü­tig von sei­nem Gott ernäh­ren ließ. Die Hei­li­ge wur­de trau­rig und war in Schmer­zen, wenn sie Chri­sten die hl. Kom­mu­ni­on mit der Hand emp­fan­gen sah. Dar­über hin­aus ver­si­cher­te sie, dass alle ihre Schwe­stern ihrem Wis­sen nach die Kom­mu­ni­on nur auf die Zun­ge emp­fin­gen. Ist dies nicht die Ermah­nung, die Gott sel­ber uns gibt: „Ich bin der HERR, dein Gott, der dich her­auf­ge­führt hat aus Ägyp­ten. Weit öff­ne dei­nen Mund! Ich will ihn fül­len“ (Ps 81,11).

Die Zeichen Gottes annehmen – kniende Mundkommunion

War­um behar­ren wir dar­auf, ste­hend und auf die Hand zu kom­mu­ni­zie­ren? War­um die­ses Ver­hal­ten des Man­gels an Unter­wer­fung unter die Zei­chen Got­tes? Möge kein Prie­ster es wagen, sei­ne eige­ne Auto­ri­tät in die­ser Fra­ge auf­zu­er­le­gen, indem er es jenen, die die Kom­mu­ni­on auf den Knien und auf die Zun­ge emp­fan­gen wol­len, ver­wei­gert oder die­se schlecht behan­delt: kom­men wir wie Kin­der und emp­fan­gen wir demü­tig auf den Knien und auf die Zun­ge den Leib Chri­sti. Die Hei­li­gen geben uns das Bei­spiel. Sie sind die Model­le, die Gott uns zur Nach­ah­mung anbietet!

Aber wie konn­te die Pra­xis, die Eucha­ri­stie in die Hand zu emp­fan­gen, so all­ge­mein wer­den? Pfar­rer Bor­to­li gibt uns die Ant­wort, gestützt auf eine bis dato unver­öf­fent­lich­te Doku­men­ta­ti­on, außer­or­dent­lich in Qua­li­tät und Umfang. Es han­del­te sich um einen Pro­zess, alles ande­re als klar, ein Über­gang von dem, was die Instruk­ti­on Memo­ria­le Domi­ni ein­räum­te bis hin zur Wei­se, die heu­te so ver­brei­tet ist: es war – nur den Bischofs­kon­fe­ren­zen der Län­der, wo die Pra­xis schon miss­bräuch­lich ein­ge­führt war – zuge­stan­den wor­den, ein Indult zu erbit­ten, um die Kom­mu­ni­on in die Hand aus­tei­len zu kön­nen; und das nur dort, wo es unmög­lich war und von Scha­den für das Prin­zip der Auto­ri­tät, zur kor­rek­ten Wei­se des Kom­mu­nion­emp­fangs zurück­zu­keh­ren. Wie für die latei­ni­sche Spra­che, als auch für eine lit­ur­gi­sche Reform, die mit den frü­he­ren Riten in Ein­klang hät­te sein sol­len, ist ein beson­de­res Zuge­ständ­nis lei­der das Schlupf­loch gewor­den, um den Safe der lit­ur­gi­schen Kir­chen­schät­ze zu erzwin­gen und zu lee­ren. Der Herr führt den Gerech­ten auf ‚gera­den Wegen‘ (cf. Weish 10,10), nicht auf Schleich­we­gen; über die oben gezeig­ten theo­lo­gi­schen Moti­va­tio­nen hin­aus, zeigt sich folg­lich, dass sich auch die Wei­se, wie sich die Pra­xis der Hand­kom­mu­ni­on ver­brei­tet hat, nicht den Wegen Got­tes gemäß durch­ge­setzt hat.

Möge die­ses Buch jene Prie­ster und jene Gläu­bi­gen ermu­ti­gen, die auch vom Bei­spiel Bene­dikt XVI. bewegt – der in den letz­ten Jah­ren sei­nes Pon­ti­fi­kats die Eucha­ri­stie in den Mund und auf den Knien aus­tei­len woll­te – die Eucha­ri­stie in letz­te­rer Wei­se ver­wal­ten und emp­fan­gen wün­schen, was dem Sakra­ment selbst viel mehr ent­spricht. Ich hof­fe, dass es zu einer Wie­der­ent­deckung und För­de­rung der Schön­heit und des pasto­ra­len Wer­tes die­ses Modus kommt. Mei­ner Mei­nung und mei­nem Urteil nach ist dies ein wich­ti­ges Anlie­gen, über das die Kir­che von heu­te nach­den­ken muss. Das ist ein wei­te­rer Akt der Anbe­tung und der Lie­be, den jeder von uns Jesus Chri­stus anbie­ten kann.

Es freut mich sehr, vie­le Jugend­li­che zu sehen, die sich ent­schei­den, unse­ren Herrn so, ehr­fürch­tig auf den Knien und auf die Zun­ge zu emp­fan­gen. Möge die Arbeit von Pfar­rer Bor­to­li ein all­ge­mei­nes Über­den­ken der Wei­se der Spen­dung der hei­li­gen Kom­mu­ni­on begün­sti­gen; wie ich am Anfang die­ses Vor­wor­tes sag­te, haben wir gera­de 100 Jah­re Fati­ma gefei­ert und sind ermu­tigt in der Erwar­tung des siche­ren Tri­umphs des Unbe­fleck­ten Her­zens Mari­ens: dem­nach wird auch die Wahr­heit in der Lit­ur­gie triumphieren.

*Im Febru­ar 2018 publi­zier­te Pfar­rer Feder­i­co Bor­to­li das Buch „La dis­tri­bu­zi­o­ne del­la comu­nio­ne sul­la mano“ (Die Spen­dung der Kom­mu­ni­on auf die Hand). Das Vor­wort zu die­sem Buch schrieb der Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung, Kar­di­nal Robert Sarah, das ober­halb abge­druckt ist. La Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na ver­öf­fent­lich­te einen Vor­ab­druck des Vor­wor­tes (Über­set­zung aus dem Ita­lie­ni­schen von Pfar­rer Johan­nes Lehrner).

Bil­der: Nuo­va Bus­so­la Quotidiana

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