Unsichtbarer Gründonnerstag


Die Gründonnerstagsliturgie 2018 wird Papst Franziskus im römischen Gefängnis Regina Coeli zelebrieren.

(Rom) Alle Jah­re wie­der: Auch im sech­sten Jahr des Pon­ti­fi­kats von Papst Fran­zis­kus wird es am Grün­don­ners­tag kei­ne öffent­li­che Lit­ur­gie des Pap­stes in Cœna Domi­ni geben. Kon­se­quent und syste­ma­tisch macht Papst Fran­zis­kus den ersten Tag des Tri­du­um Pascha­le und sei­ne Bedeu­tung unsichtbar.

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Damit ver­bun­den ist auch das Unsicht­bar­ma­chen zen­tra­ler und kon­sti­tu­ti­ver Momen­te des kirch­li­chen Lebens.

Gründonnerstag fehlt erneut im Kalender päpstlicher Zelebrationen
Grün­don­ners­tag fehlt erneut im Kalen­der päpst­li­cher Zelebrationen

Heu­te gab der Hei­li­ge Stuhl die päpst­li­che Zele­bra­ti­on für den Grün­don­ners­tag bekannt. Wie bereits in den ver­gan­ge­nen Jah­ren fehlt die­ses Fest im päpst­li­chen Kalen­der, als wür­de es nicht existieren.

Obwohl den Bischö­fen vor­ge­schrie­ben ist, das Letz­te Abend­mahl in ihrer Bischofs­kir­che zu zele­brie­ren, wird Fran­zis­kus zum sech­sten Mal hin­ter­ein­an­der die „Mut­ter aller Kir­chen“, die Late­ran­ba­si­li­ka, mei­den. Seit heu­te ist bekannt, daß Fran­zis­kus wei­ter­hin den Weg des „alles zudecken­den sozia­len Gestus“ geht. Er wird erneut das Gefäng­nis Regi­na Coeli von Rom besu­chen. Anstatt sicht­bar an der Spit­ze sei­nes Bis­tums zu ste­hen, wie es der Bischof in der Kathe­dra­le tun soll­te, wird Fran­zis­kus in der Exklu­si­vi­tät eines Gefäng­nis­ses zele­brie­ren. Dort wird 12 Gefan­ge­nen die Füße waschen.

Die Fuß­wa­schung wird durch anschlie­ßend ver­brei­te­te Fotos, als zen­tra­les Ereig­nis der Grün­don­ners­tags­lit­ur­gie ins Bild gerückt. Kri­ti­ker spre­chen von einer bedenk­li­chen Ver­zer­rung der Bedeu­tung die­ses zen­tra­len lit­ur­gi­schen Moments.

Einsetzung von Priestertum und Eucharistie „verschwinden“

Katho​li​sches​.info schrieb am 4. März 2017 zum sel­ben Thema:

Die Mes­se am Abend des Grün­don­ners­tags ist von kon­sti­tu­ti­ver Bedeu­tung für die Katho­li­sche Kir­che und inhalt­lich von kon­zen­trier­ter Dich­te. Es wird der Fuß­wa­schung gedacht, die der Herr an den Apo­steln vor­nahm. Ein Zei­chen dafür, daß die apo­sto­li­sche Suk­zes­si­on immer ein demü­ti­ges Die­nen sein muß. Um dies zum Aus­druck zu brin­gen, wuschen Päp­ste Kar­di­nä­len und Bischö­fen die Füße als direk­te Nach­ge­reih­te und direk­te Untergebene.

Das ist nur ein Ele­ment. Am sel­ben Abend wird vor allem der Ein­set­zung des Aller­hei­lig­sten Altar­sa­kra­ments durch Jesus Chri­stus gedacht und, damit untrenn­bar ver­bun­den, der Ein­set­zung des Wei­he­prie­ster­tums. Die­se dop­pel­te Ein­set­zung bil­det den Mit­tel­punkt der Grün­don­ners­tags­lit­ur­gie und ist auf das Eng­ste mit der Kir­che als geweih­tem Sakral­raum ver­bun­den. Das ver­langt eigent­lich, daß die Hei­li­ge Mes­se in Cœna Domi­ni vom Ober­hir­ten mit dem gläu­bi­gen Volk in sei­ner Bischofs­kir­che zele­briert wird.

Mit ande­ren Wor­ten: Die Ein­set­zung des Wei­he­sa­kra­ments (Prie­ster­tum) und des Altar­sa­kra­ments (Eucha­ri­stie) tre­ten durch den päpst­li­chen Besuch an einem unbe­kann­ten, geschlos­se­nen Ort erneut hin­ter die Geste der Fuß­wa­schung zurück, die vor allem als sozia­le Geste erscheint. Ein Aspekt, der durch den Umstand unter­stri­chen wird, daß Papst Fran­zis­kus auch Mus­li­men die Füße wusch.

Seit den Besu­chen in Gefäng­nis­sen und im Flücht­lings­heim steht auch die Fra­ge im Raum, ob Papst Fran­zis­kus Anders­gläu­bi­gen die Kom­mu­ni­on spen­de­te. Ent­spre­chen­de Anfra­gen wur­den weder vom Vati­kan noch von den Kaplä­nen der besuch­ten Ein­rich­tun­gen beantwortet.

2014 rief eine Initia­ti­ve katho­li­scher Medi­en die Bischö­fe auf, an die­sem Abend ihre Kathe­dra­len nicht zu ver­las­sen, um an ande­ren Orten zu zele­brie­ren. Die Abwe­sen­heit des Bischofs von sei­ner Bischofs­kir­che sei eine „Anoma­lie“. Die­se Initia­ti­ve muß­te aber ins Lee­re fal­len, da es der Papst selbst ist, der sei­ne Bischofs­kir­che, die Late­ran­ba­si­li­ka ver­läßt. Papst Fran­zis­kus mache die zen­tra­le Lit­ur­gie des Grün­don­ners­tags „unsicht­bar“, so Mes­sa in Lati­no. Die Hei­li­ge Mes­se in der Late­ran­ba­si­li­ka stand allen Gläu­bi­gen offen und wur­de im Fern­se­hen übertragen.

Kommunion für alle und Anklage gegen das Priestertum?

Die Wei­ge­rung des Hei­li­gen Stuhls und der jeweils zustän­di­gen Prie­ster, auf die Fra­gen zu ant­wor­ten, ob Papst Fran­zis­kus auch Nicht-Katho­li­ken die hei­li­ge Kom­mu­ni­on spen­de­te, läßt eben­dies ver­mu­ten. Die Prie­ster ver­wei­gern Ant­wor­ten offen­sicht­lich auf­grund einer ent­spre­chen­den Anweisung.

Vorsynode Jugend
Vor­syn­ode zur Jugendsynode

Gera­de mit Blick auf die bevor­ste­hen­den Syn­oden, jene über die Jugend (2018) und jene über den Ama­zo­nas (2019), bei denen es um Beru­fung und Prie­ster­tum gehen wird, erscheint das wie­der­hol­te Unsicht­bar­ma­chen der Ein­set­zung des Wei­he­sa­kra­ments und der Eucha­ri­stie beson­ders problematisch.

Erst gestern sprach Papst Fran­zis­kus in einer in Rom eröff­ne­ten Vor­syn­ode zur Jugend­syn­ode aus­führ­lich über das sakra­men­ta­le Prie­ster­tum, aber auch über Beru­fun­gen. Er for­mu­lier­te vor den Jugend­li­chen („man­che von euch sind nicht katho­lisch, man­che nicht gläu­big“) eine radi­ka­le Ankla­ge gegen angeb­li­ches Fehl­ver­hal­ten von Prie­stern und Ordens­leu­ten. Fran­zis­kus ließ eine nicht enden­wol­len­de Ankla­ge auf die Jugend­li­chen herunterprasseln.

Wel­chen Ein­druck sol­len jun­ge Men­schen von einer sol­chen Ver­ur­tei­lung von Prie­stern und Ordens­leu­te gewin­nen? Der Papst sprach weder zu Prie­stern noch zu Ordens­leu­ten, schon gar nicht zu Ange­klag­ten oder Schul­di­gen. Fällt ihm zum sakra­men­ta­len Prie­ster­tum und zum Ordens­stand nichts ande­res ein?

Nur ein­mal sprach er zur Vor­syn­ode direkt über Beru­fun­gen, immer­hin ein The­ma der Jugendsynode:

„Mir ist lie­ber, daß ein jun­ger Mann, eine jun­ge Frau die Beru­fung ver­liert, als daß er ein kran­ker Ordens­mann oder eine kran­ke Ordens­frau wird, die dann Scha­den anrichten.“

Das war alles, was dem katho­li­schen Kir­chen­ober­haupt gegen­über jun­gen Men­schen zum The­ma Beru­fung ein­ge­fal­len ist.

Chronologie des unsichtbaren Gründonnerstags

2017 macht Papst Fran­zis­kus den Grün­don­ners­tag in der „Festung der Unsicht­ba­ren“ unsichtbar.

Die Mis­sa in coe­na Domi­ni von Papst Fran­zis­kus unter Aus­schluß der Öffentlichkeit:

  • 2013: Besuch im Jugend­ge­fäng­nis von Casal del Mar­mo, Rom
  • 2014: Besuch einer Behin­der­ten­ein­rich­tung, Rom
  • 2015: Besuch im Gefäng­nis von Rebibbia, Rom
  • 2016: Besuch im Flücht­lings­heim in Castel­nuo­vo di Por­to, Latium
  • 2017: Besuch im Hoch­si­cher­heits­ge­fäng­nis von Palia­no, Latium
  • 2018: Besuch im Gefäng­nis von Regi­na Coeli, Rom

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/Vatican.va (Screen­shots)

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7 Kommentare

  1. Eine Beru­fung so sie eine ist, kann man nicht ver­lie­ren. Man kann sich dage­gen ent­schei­den oder den Ruf Got­tes auch über­hö­ren oder prü­fen auch mit Hil­fe kom­pe­ten­ter Per­so­nen ob es sich um eine Beru­fung han­delt. Fra­ge: Fei­ert Papst Fran­zis­kus die Grün­don­ners­tags­lit­ur­gie, wie die Kir­che es vor­sieht oder wäscht er ledig­lich 12 Per­so­nen die Füße?

  2. Mich macht die­se all­jähr­li­che Geste des Grün­don­ners­tag­fuß­wa­schens im nega­ti­ven Sin­ne immer wie­der nachdenklich.

    Denn wenn man der Sym­bo­lik im bibli­schen Sin­ne folgt, also dass Papst Fran­zis­kus aus­ge­rech­net Gefan­ge­nen die Füße wäscht, erin­nert mich das an die Stel­le im Petrus­brief, wo es heißt, Chri­stus habe auch den Gei­stern gepre­digt, die im Gefäng­nis waren(1. Petrus 3,19)

    Nun sind aber die Gei­ster, die im Gefäng­nis waren die ver­lo­re­nen See­len in der Hölle.

    1. Petrus 3,19–21:

    19So ist er auch zu den Gei­stern gegan­gen, die im Gefäng­nis waren, und hat ihnen gepredigt.
    20Diese waren einst unge­hor­sam, als Gott in den Tagen Noachs gedul­dig war­te­te, wäh­rend die Arche gebaut wur­de; in ihr wur­den nur weni­ge, näm­lich acht Men­schen, durch das Was­ser gerettet.
    21Dem ent­spricht die Tau­fe, die jetzt euch rettet.

    Da es Bestand­teil des Glau­bens­be­kennt­nis­ses ist, dass Jesus nach sei­nem Tod „hin­ab­ge­stie­gen in das Reich des Todes“ ist.

    Die wesent­li­che Sym­bo­lik des Grün­don­ners­tags wie­der­um ist es, dass Jesus sei­nen Jün­gern die Füße wäscht, u.a. mit dem Spruch zu Petrus „wenn ich dich nicht wasche, gehörst du nicht zu mir“.
    Was lässt sich also dar­aus ablei­ten? Dass die Gefan­ge­nen wohl die Jün­ger die­ses Pap­stes sind, also zu ihm gehö­ren. Etwas ande­res kann ich dar­aus nicht ableiten.
    Welch fata­le Sym­bo­lik, wie schon bei den Tau­ben am Peters­platz, die von Möwen und Krä­hen ver­folgt wur­den, ein bezeich­nen­des Sze­na­rio. Oder der Blitz­ein­schlag an der Kup­pel des Peters­do­mes, just nach dem Rück­tritt Bene­dikts XVI.

  3. Fran­zis­kus erteilt nie­mals die heli­ge Komun­ni­on, weder in den gro­ssen Festen am Peters­platz noch im Peters­dom. Die anwe­sen­den Prie­stern ertei­len immer die hei­li­ge Kommunion.

  4. „Mir ist lie­ber, daß ein jun­ger Mann, eine jun­ge Frau die Beru­fung ver­liert, als daß er ein kran­ker Ordens­mann oder eine kran­ke Ordens­frau wird, die dann Scha­den anrichten.“
    Heu­ti­ge ehe­mals christ­li­che Gesell­schaf­ten sind heid­nisch, sind in höch­stem Maße krank. Aber in heid­ni­schen in höch­stem Maße kran­ken Gesell­schaf­ten ist ehe­mals das Chri­sten­tum auf­ge­blüht. Was also machen die heu­ti­gen Chri­sten falsch?

    Ich ver­mis­se:
    Die Ermah­nung der Gläu­bi­gen, in den Geist­li­chen wie­der die zu sehen, die in per­so­na Chri­sti am Altar ste­hen und das hoch­hei­li­ge Opfer dar­brin­gen und ihnen ent­spre­chend zu begeg­nen – Kai­se­rin Zita bestand im Grei­sen­al­ter dar­auf, auf­zu­ste­hen, wenn ein Prie­ster den Raum betrat. Und als zwei­te Sei­te der glei­chen Medail­le die Ermah­nung der Prie­ster sich ent­spre­chend zu ver­hal­ten, so dass Gläu­bi­ge im Prie­ster, den erken­nen kön­nen, der in per­so­na Chri­sti am Altar steht.

    Die Ermah­nung an die Prie­ster, sich ihrer Wür­de und beson­de­ren Beru­fung und dem gro­ßen Wert eines prie­ster­li­chen Lebens bewußt zu blei­ben und die Auf­for­de­rung an die Gläu­bi­gen für ihre Geist­li­chen zu beten und sie zur Teil­ha­be am Leben gläu­bi­ger Fami­li­en wie selbst­ver­ständ­lich einzuladen. 

    Die Ermah­nung der Bischö­fe und Prie­ster der Zer­stö­rung der Sakral­räu­me ent­ge­gen zutre­ten, statt­des­sen unse­re Kir­chen wie­der zu kunst­vol­len Sakral­räu­men wer­den zu las­sen, in denen es den Men­schen leicht fällt, den All­tag, das Pro­fa­ne vor der Kir­chen­tür ste­hen zulas­sen und in den Ruhe spen­den­den Sakral­raum ein­zu­tre­ten zur Ver­herr­li­chung und Anbe­tung des all­mäch­ti­gen Got­tes und die Ermah­nung an die Gläu­bi­gen, sich im Sakral­raum so zu ver­hal­ten, als wür­den sie Chri­stus, der sich aus Barm­her­zig­keit ver­bor­gen hält, in all Sei­ner Macht und Herr­lich­keit mit ihren eige­nen Augen sehen.

    Das nur zum Anfang, es gibt viel­mehr, was ermah­nungs­be­dürf­tig ist. Denn dann kom­men wie von selbst wie­der die Taber­na­kel auf die Altä­re und die Kom­mu­ni­on­bän­ke vor den Altar­raum und die vol­len Priesterseminare.

  5. Frag­lich ist außer­dem, wie­so die päpst­li­che Kar­frei­tags­lit­ur­gie erst um 17:00 Uhr beginnt. Übli­cher und ange­mes­se­ner ist doch der Beginn um 15:00 Uhr, der Todes­stun­de Christi.

  6. Wie­der will sich P.F. vor einem der wich­tig­sten Tage im Leben der Kir­che drücken.
    Er will nichts von dem höch­sten Geschenk der gött­li­chen Lie­be hören. Er will auch nicht als Bischof von Rom die hei­li­gen Öle für sein Bis­tum kon­se­krie­ren. Er will ger­ne lan­ge knien, um Straf­ge­fan­ge­nen die Füße zu waschen. Er, der sonst beim Knien vor dem Aller­hei­lig­sten gro­ße Knie­pro­ble­me hat.

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