Untergrundbischof „im Gehorsam“ zum Rücktritt bereit, wenn Papst es fordert


Volksrepublik China
Laut New York Times ist der Untergrundbischof von Mindong aus Gehorsam bereit, wenn der Papst es fordert, seinen Platz zu räumen, um ein Abkommen mit Peking möglich zu machen.

(Peking) Msgr. Guo Xijin, der Bischof von Min­dong in der Volks­re­pu­blik Chi­na, sei bereit, für das vom Vati­kan gewünsch­te Abkom­men zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und Peking sei­nen Bischofs­stuhl zu räu­men. Dies berich­te­te die New York Times am 11. Febru­ar auf ihrer Inter­net­sei­te. Die Zei­tung titelte:

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„Katho­li­scher Bischof sagt, daß er bereit ist, für den vati­ka­ni­schen Deal mit Peking zurückzutreten“.

Bischof Guo Xijin ist einer der bei­den recht­mä­ßi­gen, rom­treu­en, vom kom­mu­ni­sti­schen Regime aber nicht aner­kann­ten Bischö­fe der katho­li­schen Unter­grund­kir­che, die im ver­gan­ge­nen Herbst im Namen von Papst Fran­zis­kus zum Rück­tritt auf­ge­for­dert wur­den, um unrecht­mä­ßi­gen, regi­me­hö­ri­gen Bischö­fen Platz zu machen, die der schis­ma­ti­schen Chi­ne­si­schen Katho­li­schen Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung ange­hö­ren. Die Patrio­ti­sche Ver­ei­ni­gung stellt eine von der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Chi­nas (KPCh) gegrün­de­te, schis­ma­ti­sche Abspal­tung von der katho­li­schen Kir­che mit eige­nen, von der KP abhän­gi­gen Bischö­fen dar. Im Hoch­ge­bet wird nicht für den Papst gebe­tet und auch sonst gibt es natio­nal­kirch­li­che Ein­grif­fe, dar­un­ter auch ins Glaubensbekenntnis.

Der Vati­kan erhofft sich durch eine ein­sei­ti­ge Vor­lei­stung, ein Kli­ma des gegen­sei­ti­gen Ver­trau­ens zu schaf­fen, das ein Abkom­men über künf­ti­ge Bischofs­er­nen­nun­gen mög­lich macht. Kon­kret will Papst Fran­zis­kus sie­ben unrecht­mä­ßi­ge, von der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei ernann­te und ein­ge­setz­te Bischö­fe aner­ken­nen. Der­zeit ist unklar, ob die Aner­ken­nun­gen erst erfol­gen müs­sen, oder ob fünf der sie­ben Bischö­fe von Fran­zis­kus bereits als recht­mä­ßi­ge Bischö­fe aner­kannt wur­den. Für zwei der sie­ben Bischö­fe ver­langt der Papst den Rück­tritt von zwei recht­mä­ßi­gen, rom­treu­en Bischö­fen, die ihre Bischofs­stüh­le unrecht­mä­ßi­gen, schis­ma­ti­schen Bischö­fen über­las­sen sol­len. Fran­zis­kus wür­de auch sie dann aner­ken­nen und ihnen den Sta­tus der Recht­mä­ßig­keit verleihen.

Die­se Ope­ra­ti­on woll­te der Vati­kan geheim­hal­ten. Erst durch muti­ge Ent­hül­lun­gen von Kar­di­nal Joseph Zen, der grau­en Emi­nenz der Unter­grund­kir­che, wur­de ein vati­ka­ni­sches Dop­pel­spiel auf­ge­deckt. Zu einer erkenn­ba­ren Kurs­än­de­rung führ­te die Ent­hül­lung vor­erst aller­dings nicht.

Unklar sind auch die Details eines mög­li­chen Abkom­mens. Die Anga­ben gehen aus­ein­an­der. Laut Anga­ben inter­na­tio­na­ler Pres­se­agen­tu­ren scheint gedacht, daß das Ernen­nungs­recht für Bischofs­er­nen­nun­gen Peking über­las­sen wer­den, wäh­rend dem Papst nur mehr die Bestä­ti­gung zukommt, oder das Ernen­nungs­recht des Pap­stes aner­kannt, Peking aber ein Veto­recht ein­ge­räumt wird.

Völ­lig offen ist vor­erst, ob Peking über­haupt zu irgend­ei­nem Ent­ge­gen­kom­men bereit ist. Der­zeit scheint es sich ledig­lich um eine ein­sei­ti­ge, kirch­li­che Initia­ti­ve zu handeln.

Bischof Xijn: Verbundenheit mit Rom ist „entscheidend“

In sei­nem ersten Inter­view seit Bekannt­wer­den der vati­ka­ni­schen Ope­ra­ti­on äußer­te Bischof Guo Xijin die Pflicht, „der Ent­schei­dung Roms gehor­chen“ zu müssen.

Zugleich beton­te der Bischof den „ent­schei­den­den Grund­satz“: die „Ver­bun­den­heit mit dem Vati­kan“. Die­se Ver­bun­den­heit dür­fe nicht unter­bro­chen werden.

Die rom­treue Unter­grund­kir­che betont im Gegen­satz zur schis­ma­ti­schen Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung die Ver­bun­den­heit mit Rom. Da Rom nun ein „Opfer“ von der Unter­grund­kir­che ver­langt, wie es Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin, bezeich­ne­te, steht sie vor einem gro­ßen Dilem­ma. Die Rom­treue ver­langt den Gehor­sam gegen­über dem Papst. Das ist das wesent­lich­ste Unter­schei­dungs­merk­mal gegen­über den regi­me­hö­ri­gen Schis­ma­ti­kern. Sich der zwei­fel­haf­ten Rück­tritts­for­de­rung Roms zu ver­wei­gern, wür­de aus­ge­rech­net die treu­en Bischö­fe dem Vor­wurf des Unge­hor­sams aussetzen.

Der Unter­grund­bi­schof von Min­dong scheint daher bereit, im Gehor­sam der For­de­rung des Pap­stes nach­zu­kom­men. Zugleich ließ er aber kei­nen Zwei­fel dar­an, daß er die Regie­rung in Peking für kei­nen ver­trau­ens­wür­di­gen Ver­trags­part­ner hält. In sei­nen zahl­rei­chen Ver­hand­lun­gen mit den kom­mu­ni­sti­schen Behör­den habe er den „feh­len­den Wil­len“ gese­hen, dem Vati­kan wirk­li­che Ent­schei­dungs­frei­heit über das geist­li­che Leben der Katho­li­ken und zur Ernen­nung von Bischö­fen ein­räu­men zu wollen.

Pekinger Regierung fehlt Problembewußtsein

Die Regie­rung for­de­re zwar nicht öffent­lich, daß sich die chi­ne­si­schen Katho­li­ken von Rom los­zu­sa­gen haben, doch in Wirk­lich­keit sei dem so. „Wenn die Behör­den von einer chi­ne­si­schen Kir­che spre­chen, die unab­hän­gig funk­tio­niert, mei­nen sie in bestimm­ten Berei­chen genau das“, so Bischof Xijin.

Die Behör­den sei­en sich nicht bewußt, daß die Tren­nung der Orts­kir­che von der Welt­kir­che die chi­ne­si­schen Katho­li­ken zu „Gläu­bi­gen zwei­ter Klas­se“ mache. Sol­che Über­le­gun­gen schei­nen die Behör­den gar nicht zu berüh­ren, sei­en aber für die Katho­li­ken von ent­schei­den­der Wich­tig­keit, denn es gebe nur eine Kirche.

Er erken­ne zwar an, daß die Regie­rung sich lang­sam zu öff­nen schei­ne, doch feh­le ihr ein wirk­li­ches Pro­blem­be­wußt­sein für die Anlie­gen und Not­wen­dig­kei­ten der Kir­che und der Gläu­bi­gen, so Msgr. Xijin.

Ein strik­ter Geg­ner der „Neu­en Ost­po­li­tik“ des Vati­kans ist hin­ge­gen Kar­di­nal Joseph Zen. Er sieht in der Rück­tritts­for­de­rung eine Bestra­fung der treu­en Unter­grund­kir­che und eine Beloh­nung der schis­ma­ti­schen Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung. An eine wirk­li­che Bereit­schaft der Pekin­ger Regie­rung, mit dem Vati­kan eine akzep­ta­ble Über­ein­kunft zu tref­fen, glaubt er nicht. Der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei gehe es allein um die tota­le Kon­trol­le. Durch den der­zeit ver­folg­ten Kurs lie­fe­re der Vati­kan die Unter­grund­kir­che ohne wirk­li­che Gegen­lei­stung auf dem sil­ber­nen Tablett und ver­ra­te sie.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: NYT (Screen­shot)

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1 Kommentar

  1. Was kann man von die­sem Papst erwar­ten. Die­ser Papst scha­det der katho­li­schen Kir­che. Ich bin froh wenn die­ser Pon­ti­fi­kat zu Ende ist​.Er bie­dert sich dem Zeit­geist an , bru­ta­len Dik­ta­tu­ren und ver­ach­tet den über­lie­fer­ten Ritus. Ich weiß nicht , wasin die­sem Mann vor sich geht.

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