Erneute päpstliche „Unfreundlichkeit“ gegen Kardinal Sarah – Wer darf und wer nicht


Kardinalserhebung von Msgr. Robert Sarah durch Papst Benedikt XVI. (2010)
Kardinalserhebung von Msgr. Robert Sarah durch Papst Benedikt XVI. (2010)

(Rom) Kar­di­nal Robert Sarah, seit Herbst 2014 Prä­fekt der römi­schen Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung, ent­wickel­te sich in den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren zu einem der pro­fi­lier­te­sten und mutig­sten Ver­tre­ter der Welt­kir­che. Sein tra­di­tio­nel­les Kir­chen­ver­ständ­nis und sein öffent­li­ches Wir­ken sto­ßen beim päpst­li­chen Umfeld auf zuneh­men­de Ableh­nung. Inner­halb von drei Mona­ten wird der Kar­di­nal aus Gui­nea zum zwei­ten Mal zurückgesetzt.

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Kar­di­nal Sarah sagt, was er denkt und er weiß, was er sagt. Das brach­te er unter ande­rem mit zwei Büchern zum Aus­druck. Das erste Buch, „Gott oder nichts“, erschien 2015 und wur­de welt­weit zum katho­li­schen Best­sel­ler. Seit­her wur­de es in drei­zehn Spra­chen über­setzt und topp­te zahl­rei­che Bücher über Papst Franziskus.

Soeben wur­de in Paris das neue Buch des Kar­di­nals, „La Force du silence“ (Die Kraft der Stil­le), vor­ge­stellt. Über­set­zun­gen in ande­re Spra­chen sind bereits in Vor­be­rei­tung, und es deu­tet alles dar­auf hin, daß auch die­ses Buch zu einem Ver­kaufs­er­folg wird.

Klare Sprache unerläßlich für Erneuerung der Kirche

Die deut­li­che Spra­che, die der Kar­di­nal spricht, unter­schei­det sich von den der­zeit in Rom bevor­zug­ten zwei­deu­ti­gen For­mu­lie­run­gen, die viel Ermes­sens­spiel­raum las­sen. Das umstrit­te­ne nach­syn­oda­le Schrei­ben Amo­ris Lae­ti­tia wur­de zum Para­de­bei­spiel der neu­en päpst­li­chen Spra­che. Obwohl das Kir­chen­ober­haupt bereits von ver­schie­de­nen Grup­pen von Theo­lo­gen und Phi­lo­so­phen mit öffent­li­chen Auf­ru­fen gebe­ten wur­de, Klar­heit zu ambi­va­len­ten For­mu­lie­run­gen zu schaf­fen, oder das Doku­ment zurück­zu­zie­hen, mei­det das seit 2013 regie­ren­de Kir­chen­ober­haupt eine Fest­le­gung. Papst Fran­zis­kus ver­schanzt sich hin­ter Ver­wei­sen auf Drit­te, ohne selbst deren Inter­pre­ta­tio­nen in den Mund zu neh­men. Er wie­der­hol­te mehr­fach, die authen­ti­sche Inter­pre­ta­ti­on von Amo­ris Lae­ti­tia sei das, was Kar­di­nal Schön­born am ver­gan­ge­nen 8. April bei der Vor­stel­lung des Doku­ments in Rom gesagt habe. Was genau der Erz­bi­schof von Wien gesagt hat, wur­de vom Papst bis­her nicht wie­der­holt. Neu­er­dings gilt zudem ein „Pasto­ral­do­ku­ment“ der Bischö­fe der Kir­chen­pro­vinz Bue­nos Aires als „authen­ti­sche“ Inter­pre­ta­ti­on. Es gebe „kei­ne Not­wen­dig­keit“ die­ser noch etwas hin­zu­zu­fü­gen, mein­te Fran­zis­kus, ohne aber zu sagen, was genau in die­sem Doku­ment steht. Von „Umweg­in­ter­pre­ta­ti­on“ reden in Rom die Vor­sich­ti­ge­ren. Die Muti­ge­ren spre­chen davon, daß es „offen­kun­dig“ sei, daß Papst Fran­zis­kus die bis­he­ri­ge Leh­re ändern will, es aber nicht zu sagen traut. Er hand­le daher mehr „die­tro le quin­te“, hin­ter den Kulissen.

Der Schwarz­afri­ka­ner Sarah ist aus ande­rem Holz geschnitzt. Er fin­det eine deut­li­che Spra­che, weil er sie für uner­läß­lich hält, für eine Erneue­rung der Kirche.

Aufruf an alle Priester ab Erstem Adventssonntag Richtung Osten zu zelebrieren

Am ver­gan­ge­nen 5. Juli rief Kar­di­nal Sarah, als Refe­rent der Tagung Sacra Lit­ur­gia UK 2016 in Lon­don, alle Prie­ster welt­weit auf, ab dem Ersten Advents­sonn­tag 2016 Rich­tung Osten zu zele­brie­ren, und berief sich dabei auf Papst Fran­zis­kus (sie­he Kar­di­nal Sarah: Auf­ruf an Prie­ster, ab Erstem Advents­sonn­tag 2016 wie­der Rich­tung Osten zu zele­brie­ren).

Wört­lich sag­te der Kardinal:

„Es ist sehr wich­tig, daß wir so bald wie mög­lich zu einer gemein­sa­men Gebets­rich­tung von Gläu­bi­gen und Prie­stern zurück­keh­ren – Rich­tung Osten oder wenig­stens Rich­tung Apsis – zum wie­der­kom­men­den Herrn hin.“

Er wie­der­hol­te damit eine Aus­sa­ge, die er bereits im Mai in einem Inter­view mit der fran­zö­si­schen Zeit­schrift Famil­le Chré­ti­en getä­tigt hat­te. Der Kar­di­nal wider­sprach zugleich der in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten ver­brei­te­ten Behaup­tung, der Prie­ster keh­re dem Volk „den Rücken zu“, wenn er Rich­tung Osten zele­brie­re. Es sei  „essen­ti­ell, daß der Prie­ster und die Gläu­bi­gen gemein­sam nach Osten blicken. Das ent­spricht exakt dem, was die Kon­zils­vä­ter wünsch­ten“, denn „Prie­ster und Gläu­bi­ge schau­en gemein­sam in die­sel­be Rich­tung, auf den wie­der­keh­ren­den Herrn, den sie erwar­ten“. In den Rubri­ken für die Meß­fei­er sei genau ange­ge­ben, wann der Prie­ster sich dem Volk zuwen­det (sie­he Kar­di­nal Sarah: „Prie­ster sol­len ad ori­en­tem zele­brie­ren“).

Kardinal Robert Sarah
Kar­di­nal Robert Sarah

In eini­gen Krei­sen herrsch­te dar­auf hell­ste Auf­re­gung und es folg­te der erste Affront gegen Kar­di­nal Sarah. Man könn­te auch von einem Schuß vor den Bug spre­chen. Am 11. Juli wur­de durch das Pres­se­amt des Vati­kans eine anony­me Erklä­rung ver­öf­fent­licht. Man weiß nicht, wel­ches Dik­aste­ri­um und wel­che Per­son dafür ver­ant­wort­lich zeich­ne­te. Fest steht, daß sie von San­ta Mar­ta gut­ge­hei­ßen wur­de, sonst wäre sie vom Pres­se­amt nicht ver­öf­fent­licht worden.

Vatikanische Erklärung mit „irritierendem Nonsens“

Mit der Erklä­rung beeil­te sich jemand zu prä­zi­sie­ren, daß „kei­ne neu­en lit­ur­gi­schen Direk­ti­ven“ zum Advents­be­ginn vor­ge­se­hen sei­en, wie jemand „fälsch­li­cher­wei­se“, aus den Wor­ten von Kar­di­nal Sarah geschlos­sen habe. Es sei zudem „bes­ser, den Aus­druck ‚Reform der Reform‘ bezüg­lich der Lit­ur­gie zu ver­mei­den, da er manch­mal Quel­le von Miß­ver­ständ­nis­sen war“.

Kurz­um, Kar­di­nal Sarahs Aus­sa­gen wur­den mit Nen­nung sei­nes Namens demen­tiert. Mehr noch, der Kar­di­nal wur­de qua­si als Lüg­ner dar­ge­stellt. In der anony­men, vati­ka­ni­schen Erklä­rung hieß es: „Das alles ist ein­ver­nehm­lich im Rah­men einer jüng­sten Audi­enz zum Aus­druck gekom­men, die der Papst dem Kar­di­nal­prä­fek­ten der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on gewähr­te“ (sie­he dazu auch Zele­bra­ti­ons­rich­tung: Papst Fran­zis­kus stoppt Vor­stoß von Kar­di­nal Sarah).

Ganz anders wur­de die Sache vom ange­spro­che­nen Kar­di­nal dar­ge­stellt. Kar­di­nal Sarah berief sich aus­drück­lich auf Papst Fran­zis­kus. Ihm habe er sei­ne lit­ur­gi­schen Anlie­gen vor­ge­bracht, und der Papst habe ihn dar­in bestärkt.

In Lon­don hat­te der Kar­di­nal bekanntgegeben:

„Mir scheint es nütz­lich, dar­an zu erin­nern, was ich bereits ande­re Male gesagt habe: Papst Fran­zis­kus hat mich gebe­ten, das außer­ge­wöhn­li­che von Bene­dikt XVI. begon­ne­ne lit­ur­gi­sche Werk fort­zu­set­zen (vgl. die Bot­schaft an die Sacra Lit­ur­gia-Tagung 2015 in New York, USA). Es ist nicht so, daß die Sicht­wei­se sei­nes Vor­gän­gers ent­kräf­tet ist, weil wir einen neu­en Papst haben. Ganz im Gegen­teil hat der Hei­li­ge Vater Fran­zis­kus einen immensen Respekt für die lit­ur­gi­sche Sicht­wei­se und für die vom eme­ri­tier­ten Papst Bene­dikt XVI., in gewis­sen­haf­ter Treue gegen­über den Absich­ten und den Zie­len der Kon­zils­vä­ter, umge­setz­ten Entscheidungen.“

So auf­ge­schreckt das päpst­li­che Umfeld auch reagier­te und den Kar­di­nal aus Gui­nea demen­tier­te, so uner­schrocken und unbe­irrt hält Kar­di­nal Sarah am Gesag­ten fest, weil er von der tie­fen Bedeu­tung der Zele­bra­ti­ons­rich­tung über­zeugt ist: „Der Herr wird von Osten wie­der­kom­men“, wes­halb Prie­ster und Volk in der hei­li­gen Lit­ur­gie sich gemein­sam nach Osten wen­den sol­len, so wie es die gesam­te Kir­che mehr als 1900 Jah­re lang getan hat (Jesus wird von Osten wie­der­kom­men, doch im Vati­kan haben sie den Kom­paß ver­legt – Kar­di­nal Sarah bekräf­tigt Vor­stoß zur Zele­bra­ti­ons­rich­tung).

Die anony­me Pres­se­er­klä­rung des Vati­kans mach­te die Sor­gen deut­lich, die das päpst­li­che Umfeld umtreibt. So wur­de auch „prä­zi­siert“, daß das Mis­sa­le von Paul VI. die „ordent­li­che Form“ des Römi­schen Ritus ist und als sol­che nicht durch die „außer­or­dent­li­che Form“ ersetzt wer­den dür­fe. Zudem wur­de „prä­zi­siert“, daß der Altar gene­rell so gestal­tet sein müs­se, daß die cele­bra­tio ver­sus popu­lum durch­ge­führt wer­den kann. Eine „irri­ge“ Behaup­tung, so Exper­ten, denn die dazu zitier­te Insti­tu­tio Gene­ra­lis Mis­sa­lis Roma­ni von 2002 bezieht sich nur auf Kir­chen­neu­bau­ten. Eine Zele­bra­ti­ons­rich­tung Volk sei zudem, dar­in sind sich die füh­ren­den Lit­ur­gi­ker einig, lit­ur­gi­scher „Non­sens“, da sich der Prie­ster in der Eucha­ri­stie­fei­er mit dem Volk an Gott wen­de und nicht an das Volk. Jeder Prie­ster dür­fe, kön­ne und sol­le Rich­tung Osten zele­brie­ren, um Kar­di­nal Sarah zu wie­der­ho­len. Dazu brau­che es weder einer Geneh­mi­gung noch einer Ände­rung der gel­ten­den Vor­schrif­ten, denn genau das ent­spre­che den gel­ten­den Vorschriften.

Die Ausladung

In sei­nem neu­en Buch „La Force du silence“ bekräf­tigt Kar­di­nal Sarah erneut die Not­wen­dig­keit, „ver­sus ori­en­tem“ zu zele­brie­ren: Die Reform der nach­kon­zi­lia­ren Lit­ur­gie­re­form wer­de statt­fin­den, weil sie not­wen­dig ist, so der Kardinalpräfekt.

Eine Woche nach­dem das Buch in den Buch­han­del gekom­men ist, folgt der zwei­te Affront gegen den Kar­di­nal und erneut direkt aus dem päpst­li­chen Umfeld.

Am kom­men­den 27. Okto­ber wird am Päpst­li­chen Insti­tut Johan­nes Paul II. für Stu­di­en zu Ehe und Fami­lie das aka­de­mi­sche Jahr eröff­net. Kar­di­nal Sarah soll­te die Eröff­nungs­an­spra­che hal­ten. Doch inzwi­schen ist alles anders. Die Eröff­nungs­re­de wird nun Papst Fran­zis­kus per­sön­lich halten.

Die Ände­rung des­avou­iert nicht nur Kar­di­nal Sarah, sie betrifft auch das Insti­tut selbst, das von Johan­nes Paul II. zusam­men mit Kar­di­nal Car­lo Caf­farra gegrün­det wur­de und auch im Zusam­men­hang mit der Bischofs­syn­ode über die Fami­lie ent­schie­den am Ehe­sa­kra­ment und der über­lie­fer­ten Moral­leh­re der Kir­che fest­hielt. Zu fest, wie man im päpst­li­chen Umfeld befand, denn mit sei­ner Hal­tung stand das Insti­tut der „neu­en Barm­her­zig­keit“ im Weg, die Kar­di­nal Kas­per und Papst Fran­zis­kus auf die Wege brachten.

Obwohl die Mit­ar­bei­ter des Insti­tuts die haus­ei­ge­nen, päpst­li­chen Exper­ten in Sachen Ehe und Fami­lie sind, wur­den sie weder zu den Vor­be­rei­tun­gen noch zu den Syn­oden hin­zu­ge­zo­gen. Damit wur­de dem Insti­tut bereits deut­lich beschie­den, daß sei­ne Linie nicht mehr erwünscht ist.

Im ver­gan­ge­nen Som­mer mach­te Papst Fran­zis­kus tabu­la rasa. Er setz­te die Füh­rungs­spit­ze des Insti­tuts ab und sei­ner Linie nahe­ste­hen­de Per­so­nen ein. Neu­er Groß­kanz­ler wur­de Msgr. Vin­cen­zo Paglia von der Gemein­schaft San­t’E­gi­dio (inter­re­li­giö­se Assi­si-Tref­fen), der zugleich auch zum neu­en Vor­sit­zen­den der Päpst­li­chen Aka­de­mie für das Leben ernannt wur­de. Neu­er Insti­tuts­di­rek­tor wur­de Pier­An­ge­lo Sequeri. Mit ande­ren Wor­ten: Papst Fran­zis­kus brach­te das „am Alten“ fest­hal­ten­de Insti­tut „auf Kurs“ (sie­he „Gestürmt und gede­mü­tigt“ – Der Umbau des Insti­tuts Johan­nes Paul II. durch Fran­zis­kus und die „sexu­el­le Revo­lu­ti­on im Vati­kan“)

Der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster schrieb dazu:

„Das Resul­tat ist, daß Paglia seit­her sich rechts und links damit brü­stet, vom Papst die Zusa­ge erhal­ten zu haben, daß die­ser per­sön­lich die Eröff­nungs­re­de für den ’neu­en Kurs‘ des Insti­tuts hal­ten wird, ganz im Zei­chen der Moder­ne und der Öff­nung  – anstatt des ver­al­te­ten und abge­schlos­se­nen Sarah.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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11 Kommentare

  1. Ich bete dass der näch­ste Papst mit all die­sem Mist auf­räu­men wird; beim jet­zi­gen habe ich die Hoff­nung aufgegeben…

  2. Ganz klar die­ser Papst ist 100 % vati­ka­num 2, aber das Kon­zil bedarf sei­ner Abschaf­fung um Wahr­hei­ten wie­der auf­le­ben zu las­sen, das mag Fran­zis­kus nicht so sehr.
    Armer Kar­di­nal Sarah, wae­re er kein Afri­ka­ner sie haet­ten ihm von Sei­ten der Kle­ri­ker längst einen Skan­dal ange­kom­men angehängt.

  3. Ja, der „Neue Kurs“. Erin­nert ein biss­chen an die Devi­se Kai­ser Wil­helms II., der die­ses Schlag­wort erst­mals pro­pa­gier­te, aber wahr­schein­lich auch nicht wuss­te, wohin er gehen soll­te. Punc­to Per­so­nal­po­li­tik, sehe ich erstaun­li­che Par­al­le­len zwi­schen dem letz­ten deut­schen Kai­ser und dem amtie­ren­den Papst. Anders gesagt: Bei­der Per­so­nal­po­li­tik war bzw. ist eine Kata­stro­phe, wenn man im Vati­kan von Kar­di­nal Sarah absieht.

  4. Na, wun­der­bar, jetzt haben wir also einen Papst, der einen afri­ka­ni­schen Kar­di­nal stän­dig demü­tigt und des­sen größ­te Sym­pa­thie den bei­den Ger­ma­nen Marx und Kas­per von der stink­rei­chen deut­schen Kir­che gilt! Ich möch­te nicht wis­sen, wie sich ein „Pro­gres­si­ver“ dabei füh­len muss…

    • in Fach­krei­sen heißt das „an die Ränder/​Peripherie gehen“ (Ach­tung Iro­nie!) Und ich dach­te, das Geld sei für Fran­zis­kus die Wur­zel allen Übels? Anschei­nend nicht, wenn’s in Deutsch­land ein­ge­trie­ben wird…

  5. Robert Kar­di­nal Sarah – wie lan­ge wird er noch sei­ner Auf­ga­be nach­ge­hen kön­nen? Sol­che Gedan­ken kom­men mir unwillkürlich.
    Wie ist es denn Kar­di­nal Bur­ke ergangen?

  6. Auch Papst Bene­dikt XVI. hat­te sich jüngst für die Zele­bra­ti­ons­rich­tung „nach Osten“ aus­ge­spro­chen. Das muß auch so kom­men, selbst wenn die Kir­che in Deutsch­land ihre „Errun­gen­schaf­ten“, ihren Unter­gang, mit Klau­en und Zäh­nen ver­tei­digt. Bald ist da ja nichts mehr: lee­re Prie­ster­se­mi­na­re, lee­re und zum Kauf ange­bo­te­ne Kir­chen-gebäu­de, nur noch vani­tas trotz prall gefüll­ter Geld­kas­sen. Man sieht den Ver­fall überall.

  7. Möge Kar­di­nal Sarah stand­haft blei­ben und sich von sei­nem guten Weg nicht abbrin­gen las­sen. Die Kir­che ist schwer beschä­digt, Kar­di­nal Sarah ist einer der ganz weni­gen Hoff­nungs­trä­ger inner­halb des hohen Kle­rus. Beten wir für die­sen gran­dio­sen Theo­lo­gen um Standfestigkeit!

    • Mei­ne vol­le Zustim­mung! Es wäre gut und schön, wenn auch ande­re Wür­den­trä­ger sich auf­rap­peln könn­ten und ein­deu­tig Posi­ti­on bezie­hen – öffent­lich. Auch wenn es nicht ein­fach ist – aber was ist heut­zu­ta­ge schon einfach?

  8. @Graf von Katzenelnbogen
    Der Bischof von Rom spricht stän­dig von einer „Kir­che der Armen“. Dazu stel­len sich mir fol­gen­de Fra­gen: Meint er eine theo­lo­gisch arme Kir­che? Wenn ja, so ist klar, dass er die deut­schen Kir­chen­ver­tre­ter hofiert. Wenn er aber eine mate­ri­ell arme Kir­che meint, so ist sein Ver­hal­ten gegen­über Kar­di­nal Sarah, einem gro­ßen Hoff­nungs­trä­ger der Welt­kir­che indis­ku­ta­bel. Ich per­sön­lich kann die­se Fra­gen lei­der auch nicht beantworten.

  9. Lie­ber Herr Graf von Katzenelnbogen,
    ´„Die Kir­che der Armen“ ist eine Meta­pher, deren wah­re Bedeu­tung sich nur schwer erschließt. Arm sein bedeu­tet zunächst ein­mal, dass die Mit­tel feh­len um die not­wen­dig­sten Auf­ga­ben durch zu füh­ren. Die Kir­che der Armen bedeu­tet also zugleich ein gewünsch­ter Funk­ti­ons­ver­lust für die Kir­che. Aus der Sicht des akti­ven Chri­sten ist der Wunsch nach einem Funk­ti­ons­ver­lust der Kir­che nur schwer zu ver­ste­hen. Aus der Geschich­te aber ken­nen wir die­sen Funk­ti­ons­ver­lust durch Ein­zug der mate­ri­el­len Mit­tel, damals genannt Sae­ku­la­ri­sa­ti­on in der Fol­ge der fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on. Die Kir­che hat die­sen mate­ri­el­len Funk­ti­ons­ver­lust, der von außen kam gut über­stan­den, da sowohl die mora­li­sche Sub­stanz und als auch der Fels Petri mit dem Lehr­ge­bäu­de, der eigent­li­che Reich­tum der Kir­che, nicht betrof­fen waren. Der jet­zi­ge Funk­ti­ons­ver­lust und kommt von innen. Die Fun­da­men­te des Lehr­ge­bäu­des – oder der Fel­sen Petri´s sind akut von dem, was hin­ter der Meta­pher “ Kir­che der Armen“ steckt, exi­sten­ti­ell betrof­fen. Der Begriff „Kir­che der Armen “ betrifft also kei­ne sozio­lo­gi­sche Schicht, son­dern sie bedeu­tet die gewünsch­te zukünf­ti­ge Funk­ti­ons­lo­sig­keit der Kir­che und die Unter­stel­lung der Men­schen unter die nicht mehr von Gott vor­ge­ge­be­nen Zie­le, son­dern unter die von den Eli­ten der inter­na­tio­na­len Poli­tik defi­nier­ten Zie­le. Die Ver­tre­ter die­ser Eli­ten gehen heu­te schon im Vati­kan ein und aus. Zusam­men­ge­fasst: Unter der Meta­pher „Kir­che der Armen“ ist die zwei­te und end­gül­ti­ge Sae­ku­la­ri­sa­ti­on der Kir­che durch inne­re Zer­stö­rung zu ver­ste­hen. Es ist die Fort­set­zung der ersten Sae­ku­la­ri­sa­ti­on mit ande­ren, intel­li­gen­te­ren Mit­teln. Aber mei­ne Glau­be und mei­ne Hoff­nung blei­ben, die Pfor­ten der Höl­le wer­den die Kir­che nicht über­wäl­ti­gen und den Fel­sen Petri zer­stö­ren. Kar­di­nal Sarah ist einer die­ser Hof­nungs­trä­ger dafür, dass die Grund­la­gen der Kir­che nicht zer­stört werden.

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