„Die Ehe soll von allen in Ehren gehalten werden“ – Deutscher Text des Treuebekenntnisses zur unveränderlichen Lehre der Kirche über die Ehe


Deutscher Wortlaut des Treuebekenntnisses zur unveränderlichen Lehre der Kirche über die Ehe und zu ihrer ununterbrochenen Disziplin

(Rom) Am 27. Sep­tem­ber leg­ten 80 katho­li­sche Per­sön­lich­kei­ten ein Treue­be­kennt­nis zur unver­än­der­li­chen Leh­re der Kir­che über die Ehe und zu ihrer unun­ter­bro­che­nen Dis­zi­plin vor. Es han­delt sich dabei, um eines der wahr­schein­lich bedeu­tend­sten Doku­men­te der jüng­sten Kir­chen­ge­schich­te der ver­gan­ge­nen 50 Jah­re. Mit die­ser Klar­heit und in die­ser Spra­che soll­ten eigent­lich die römi­schen Lehr­schrei­ben ver­faßt sein. Weil dies nicht der Fall ist, und als Ant­wort dar­auf wur­de die­ses Treue­be­kennt­nis verfaßt.

Anzei­ge

Die Unter­zeich­ner ant­wor­ten damit auf die auf­ge­tre­te­ne Ver­wir­rung in Sache Ehe, Fami­lie und Moral, die durch inhalt­li­che Zwei­deu­tig­kei­ten und unkla­re Inter­pre­ta­ti­ons­ver­hält­nis­se rund um das umstrit­te­ne nach­syn­oda­le Schrei­ben Amo­ris Lae­ti­tia durch Papst Fran­zis­kus noch erhöht wur­de. Die Unter­zeich­ner wol­len mit ihrem Treue­be­kennt­nis dazu bei­tra­gen, die nöti­ge Klar­heit wie­der­her­zu­stel­len, indem sie die unver­än­der­li­che Leh­re der Kir­che prä­zi­se in Erin­ne­rung rufen. Das Treue­be­kennt­nis wur­de von Fili​al​ap​peal​.org in ver­schie­de­nen Spra­chen im Inter­net ver­öf­fent­licht, zunächst auf Eng­lisch und Ita­lie­nisch, inzwi­schen auch auf Deutsch, Fran­zö­sisch, Spa­nisch und Por­tu­gie­sisch. Das Treue­be­kennt­nis kann auf der Sei­te Fili​al​ap​peal​.org oder Erge​be​ne​Bit​te​.org unter­zeich­net werden.

Die Erst­un­ter­zeich­ner haben vor­weg­ge­nom­men, was eigent­lich der Papst tun soll­te und zu tun hät­te. Des­halb ist das Bekennt­nis zugleich ein Auf­ruf und eine Mah­nung an den Papst, die nöti­ge Klar­heit in der Wahr­heit zu schaf­fen und die Leh­re und die Dis­zi­plin der Kir­che zu bekräf­ti­gen. Die Namen der 80 Erst­un­ter­zeich­ner des Treue­be­kennt­nis­ses. Aus dem deut­schen Sprach­raum gehö­ren der Rechts­hi­sto­ri­ker Prof. Wolf­gang Wald­stein, der Phi­lo­soph Josef Sei­fert, Weih­bi­schof Andre­as Laun von Salz­burg, die Phi­lo­so­phin Alma von Stock­hausen, der Phy­si­ker Rudolf Hil­fer, Erz­her­zo­gin Alex­an­dra von Habs­burg, der Prie­ster und Phi­lo­soph Marc Haus­mann, der Her­zog und die Her­zo­gin von Olden­burg und Mathi­as von Gers­dorff zu den Erstunterzeichnern.

Der Zuspruch zu die­ser Initia­ti­ve wird immer grö­ßer. Inzwi­schen wur­de das Treue­be­kennt­nis bereits von mehr als 5.000 Per­sön­lich­kei­ten und gläu­bi­gen Katho­li­ken unter­zeich­net. Dar­un­ter von wei­te­ren Bischö­fen, Theo­lo­gen, Phi­lo­so­phen, Prie­stern und Lai­en. Unter ande­rem wur­de er von Lucre­cia Rego de Pla­nas unter­zeich­net, der Grün­de­rin von Catho​lic​.net in Mexiko.

Der voll­stän­di­ge deut­sche Wort­laut des Treuebekenntnisses:

Treuebekenntnis zur unveränderlichen Lehre der Kirche über die Ehe und zu ihrer ununterbrochenen Disziplin

Wir leben in einer Epo­che, in der zahl­rei­che Kräf­te die Ehe und die Fami­lie zu zer­stö­ren oder zu ent­stel­len ver­su­chen. Welt­li­che Ideo­lo­gien ver­su­chen das aus­zu­nut­zen und ver­schär­fen auf die­se Wei­se die Kri­se der Fami­lie, die das Ergeb­nis eines Pro­zes­ses der kul­tu­rel­len und sitt­li­chen Deka­denz ist. Die­ser Pro­zess führt die Katho­li­ken dazu, sich an unse­re neu­heid­ni­sche Gesell­schaft anzu­pas­sen. Ihr „sich der Welt anglei­chen“ (Röm. 12,2) wird häu­fig von einem Man­gel an Glau­ben – und folg­lich an über­na­tür­li­chem Geist, um das Geheim­nis des Kreu­zes Chri­sti anzu­neh­men – und dem Feh­len von Gebet und Buße begünstigt.

Die Dia­gno­se des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils über die Übel, von denen die Insti­tu­tio­nen der Ehe und der Fami­lie betrof­fen sind, sind gül­ti­ger denn je: „Poly­ga­mie, um sich grei­fen­de Ehe­schei­dung, soge­nann­te freie Lie­be und ande­re Ent­ar­tun­gen ent­stel­len deren Wür­de. Dar­über hin­aus wird die ehe­li­che Lie­be öfters durch Ego­is­mus, blo­ße Genuß­sucht und durch uner­laub­te Prak­ti­ken gegen die Frucht­bar­keit der Ehe ent­weiht“ (Zwei­tes Vati­ka­ni­sches Kon­zil, Pasto­ral­kon­sti­tu­ti­on Gau­di­um et spes, 7. Dezem­ber, 1965, Nr. 47).

Bis vor kur­zer Zeit galt die Katho­li­sche Kir­che als eine Hoch­burg der wah­ren Ehe und der Fami­lie. Heu­te aller­dings gibt es in kirch­li­chen Berei­chen ver­brei­te­te Irr­tü­mer gegen die­se bei­den gött­li­chen Insti­tu­tio­nen, spe­zi­ell nach der außer­or­dent­li­chen und der ordent­li­chen Bischofs­syn­ode über die Fami­lie, die 2014 und 2015 statt­fan­den und nach der Ver­öf­fent­li­chung des nach­syn­oda­len Apo­sto­li­schen Schrei­bens Amo­ris Lae­ti­tia.

Ange­sichts die­ses Angriffs auf Ehe und Fami­lie inner­halb der Kir­che selbst sehen sich die Unter­zeich­ner sitt­lich ver­pflich­tet, ihre Ent­schlos­sen­heit zu bekun­den, dem unver­än­der­li­chen Lehr­amt der Kir­che über Moral, Ehe, Buße und Eucha­ri­stie sowie der zeit­lo­sen und bestän­di­gen Dis­zi­plin der Sakra­men­te treu zu bleiben.

I. Über die Keuschheit, die Ehe und Rechte der Eltern

1. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass jede Form des Zusam­men­le­bens more uxorio (als Mann und Frau) außer­halb einer gül­ti­gen Ehe auf schwer­wie­gen­de Wei­se dem Wil­len Got­tes wider­spricht, wie es in Sei­nen hei­li­gen Gebo­ten aus­ge­drückt ist. Das Zusam­men­le­ben more uxorio außer­halb einer gül­ti­gen Ehe trägt weder zum Fort­schritt der Gesell­schaft, noch zum sitt­li­chen und geist­li­chen Fort­schritt jener bei, die es praktizieren.

„Durch ihre natür­li­che Eigen­art sind die Insti­tu­ti­on der Ehe und die ehe­li­che Lie­be auf die Zeu­gung und Erzie­hung von Nach­kom­men­schaft hin­ge­ord­net und fin­den dar­in gleich­sam ihre Krö­nung. Dar­um gewäh­ren sich Mann und Frau, die im Ehe­bund nicht mehr zwei sind, son­dern ein Fleisch (Mt. 19,6), in inni­ger Ver­bun­den­heit der Per­so­nen und ihres Tuns gegen­sei­ti­ge Hil­fe und gegen­sei­ti­gen Dienst und erfah­ren und voll­zie­hen dadurch immer mehr und vol­ler das eigent­li­che Wesen ihrer Ein­heit. Die­se inni­ge Ver­ei­ni­gung als gegen­sei­ti­ges Sich­schen­ken zwei­er Per­so­nen wie auch das Wohl der Kin­der ver­lan­gen die unbe­ding­te Treue der Gat­ten und for­dern ihre unauf­lös­li­che Ein­heit … So wer­den die christ­li­chen Gat­ten in den Pflich­ten und der Wür­de ihres Stan­des durch ein eige­nes Sakra­ment gestärkt und gleich­sam geweiht“ (Zwei­tes Vati­ka­ni­sches Kon­zil, Pasto­ral­kon­sti­tu­ti­on Gau­di­um et spes, 7. Dezem­ber, 1965, Nr. 48).

2. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass die Ehe und der ehe­li­che Akt sowohl einen zeu­gen­den als auch einen ver­ei­ni­gen­den Zweck haben und dass alle und jeder der ehe­li­chen Akte für das Geschenk des Lebens offen sein muss. Zudem bekräf­ti­gen wir, dass die­se Leh­re end­gül­tig und unver­än­der­lich ist.

„Ver­werf­lich ist jede Hand­lung, die ent­we­der in Vor­aus­sicht oder wäh­rend des Voll­zugs des ehe­li­chen Aktes oder im Anschluss an ihn oder beim Ablauf sei­ner natür­li­chen Aus­wir­kun­gen dar­auf abstellt, die Fort­pflan­zung zu ver­hin­dern, sei es als Ziel, sei es als Mit­tel zum Ziel. Man darf, um die­se absicht­lich unfrucht­bar gemach­ten ehe­li­chen Akte zu recht­fer­ti­gen, nicht als Argu­ment gel­tend machen, man müs­se das Übel wäh­len, das als das weni­ger schwe­re erschei­ne; auch nicht, dass sol­che Akte eine gewis­se Ein­heit dar­stel­len mit frü­he­ren oder nach­fol­gen­den frucht­ba­ren Akten und des­halb an ihrer einen und glei­chen Gut­heit teil­ha­ben. Wenn es auch zuwei­len erlaubt ist, das klei­ne­re sitt­li­che Übel zu dul­den, um ein grö­ße­res zu ver­hin­dern oder um etwas sitt­lich Höher­wer­ti­ges zu för­dern, so ist es den­noch nie­mals erlaubt – auch aus noch so ern­sten Grün­den nicht –, Böses zu tun um eines guten Zweckes wil­len (Röm 3,8): das heißt etwas zu wol­len, was sei­ner Natur nach die sitt­li­che Ord­nung ver­letzt und des­halb als des Men­schen unwür­dig gel­ten muss; das gilt auch, wenn dies mit der Absicht geschieht, das Wohl des ein­zel­nen, der Fami­lie oder der mensch­li­chen Gesell­schaft zu schüt­zen oder zu för­dern. Völ­lig irrig ist des­halb die Mei­nung, ein absicht­lich unfrucht­bar gemach­ter und damit in sich unsitt­li­cher ehe­li­cher Akt kön­ne durch die frucht­ba­ren ehe­li­chen Akte des gesam­t­ehe­li­chen Lebens sei­ne Recht­fer­ti­gung erhal­ten“ (Paul VI., Enzy­kli­ka Hum­a­nae vitae, 25. Juli 1968, Nr. 14).

3. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass die soge­nann­te Sexu­al­erzie­hung ein Vor­recht und Grund­recht der Eltern ist, die immer – sei es zu Hau­se oder in von ihnen aus­ge­wähl­ten und kon­trol­lier­ten Erzie­hungs­ein­rich­tun­gen – unter ihrer wach­sa­men Füh­rung statt­zu­fin­den hat.

„In höch­stem Gra­de gefähr­lich ist fer­ner­hin jene natu­ra­li­sti­sche Rich­tung, die in unsern Tagen in das Gebiet der Erzie­hung ein­dringt in einer Fra­ge so zar­ter Natur, wie es die Sit­ten­rein­heit und die Keusch­heit ist. Sehr ver­brei­tet ist der Irr­tum derer, die in gefähr­li­chem Unter­fan­gen und mit häss­li­chen Aus­drücken einer soge­nann­ten sexu­el­len Erzie­hung das Wort reden, indem sie fälsch­lich mei­nen, sie könn­ten die jun­gen Leu­te gegen die Gefah­ren der Sinn­lich­keit durch rein natür­li­che Mit­tel schüt­zen, durch eine gefähr­li­che und ver­früh­te sexu­el­le Auf­klä­rung für alle ohne Unter­schied und sogar in der Öffent­lich­keit, und was noch schlim­mer ist, indem sie die­sel­ben vor­zei­tig den Gele­gen­hei­ten aus­set­zen, um durch Gewöh­nung, wie sie sagen, den Geist gegen die Gefah­ren abzu­här­ten.“ (Pius XI., Enzy­kli­ka Divi­ni Illi­us Magi­stri, 31. Dezem­ber 1929, Nr. 65).

„Es kommt euch zu für eure Töch­ter, dem Vater für eure Söh­ne, mit Fein­ge­fühl den Schlei­er der Wahr­heit [über die geheim­nis­vol­len und bewun­derns­wer­ten Geset­ze des Lebens] zu lüf­ten, und eine klu­ge, rich­ti­ge und christ­li­che Ant­wort auf ihre Fra­gen und Unru­he zu geben“ (Pius XII., Anspra­che an die Müt­ter der ita­lie­ni­schen Fami­li­en, 26. Okto­ber 1941).

„Sie [die öffent­li­che Mei­nung] war auf die­sem Gebiet per­ver­tiert durch eine Pro­pa­gan­da, die wir ohne Zögern als ver­derb­lich bezeich­nen, auch wenn sie manch­mal aus katho­li­schen Quel­len her­vor­kommt und dar­auf abzielt, auf die Katho­li­ken zu wir­ken, und selbst dann, wenn jene, die sie aus­üben, nicht in Zwei­fel zu zie­hen schei­nen, dass sie ihrer­seits vom Geist des Bösen getäuscht sind … Wir wol­len hier von die sexu­el­le Initia­ti­on betref­fen­den Schrif­ten, Büchern und Arti­keln spre­chen … Selbst die Prin­zi­pi­en, die unser Vor­gän­ger Pius XI. bezüg­lich der Sexu­al­erzie­hung und den damit ver­bun­de­nen Fra­gen so wei­se in sei­ner Enzy­kli­ka Divi­ni Illi­us Magi­stri dar­ge­legt hat, wur­den – ein trau­ri­ges Zei­chen der Zeit! – mit einer abschät­zi­gen Geste und einem Lächeln abge­tan: ‚Pius XI., so sagt man, hat sie vor 20 Jah­ren geschrie­ben, für sei­ne Zeit. Seit­her ist viel Zeit ver­gan­gen!‘ … Ver­eint euch ohne Scheu oder fal­schen Respekt, um die­se Kam­pa­gnen zu been­den und zu stop­pen“ (Pius XII., Anspra­che an eine Grup­pe fran­zö­si­scher Fami­li­en­vä­ter, 18. Sep­tem­ber 1951).

„Es wird emp­foh­len, das Recht des Kin­des oder des Jugend­li­chen, sich von jeg­li­cher Form außer­fa­mi­liä­ren sexu­al­kund­li­chen Unter­richts fern­zu­hal­ten, zu respek­tie­ren. Auf­grund einer sol­chen Ent­schei­dung dür­fen weder sie noch ande­re Fami­li­en­mit­glie­der in irgend­ei­ner Wei­se zur Rechen­schaft gezo­gen oder benach­tei­ligt wer­den“ (Päpst­li­cher Rat für die Fami­lie, Mensch­li­che Sexua­li­tät: Wahr­heit und Bedeu­tung. Ori­en­tie­rungs­hil­fen für die Erzie­hung in der Fami­lie, 8. Dezem­ber 1995, Nr. 120).

„Zugleich müs­sen bei der Ver­mitt­lung der katho­li­schen Glau­bens- und Sit­ten­leh­re zur Geschlecht­lich­keit die dau­er­haf­ten Fol­gen der Erb­sün­de berück­sich­tigt wer­den, das heißt die mensch­li­che Schwä­che und die Not­wen­dig­keit der Gna­de Got­tes, um den Ver­su­chun­gen wider­ste­hen und die Sün­de mei­den zu kön­nen“ (Päpst­li­cher Rat für die Fami­lie, Ori­en­tie­rungs­hil­fen für die Erzie­hung in der Fami­lie, 8. Dezem­ber 1995, Nr. 123).

„Kin­der oder Jugend­li­che gleich wel­chen Alters dür­fen auf kei­nen Fall, weder ein­zeln noch in der Grup­pe, mit Mate­ria­li­en ero­ti­scher Art kon­fron­tiert wer­den. Die­ser Grund­satz der Schick­lich­keit soll die Tugend der christ­li­chen Keusch­heit schüt­zen. Daher muss bei der Ver­mitt­lung sexu­el­ler Infor­ma­tio­nen im Rah­men der Erzie­hung in der Lie­be die Unter­wei­sung stets ‚posi­tiv und klug‘ und ‚klar und takt­voll‘ sein. Die­se vier von der katho­li­schen Kir­che ver­wand­ten Begrif­fe schlie­ßen jede Form von unan­nehm­ba­ren Inhal­ten in der Geschlechts­er­zie­hung aus“ (Päpst­li­cher Rat für die Fami­lie, Ori­en­tie­rungs­hil­fen für die Erzie­hung in der Fami­lie, 8. Dezem­ber 1995, Nr. 126).

„Heut­zu­ta­ge müs­sen die Eltern sich vor Bestre­bun­gen in Acht neh­men, ihren Kin­dern mit Hil­fe ver­schie­de­ner Metho­den eine unsitt­li­che Erzie­hung zu ver­mit­teln. Sol­che Metho­den wer­den von Grup­pie­run­gen geför­dert, deren Posi­tio­nen und Inter­es­sen der christ­li­chen Moral zuwi­der­lau­fen. Es ist nicht mög­lich, auf sämt­li­che unan­nehm­ba­ren Metho­den hin­zu­wei­sen; daher sol­len hier nur eini­ge der am wei­te­sten ver­brei­te­ten Arten vor­ge­stellt wer­den, die die Rech­te der Eltern und das sitt­li­che Leben ihrer Kin­der bedro­hen. An erster Stel­le müs­sen die Eltern die säku­la­ri­sier­te und gebur­ten­feind­li­che Sexu­al­auf­klä­rung ableh­nen, die Gott an den Rand des Lebens stellt und die Geburt eines Kin­des als Gefahr betrach­tet; sie wird von den gro­ßen Orga­ni­sa­tio­nen und inter­na­tio­na­len Ver­ei­ni­gun­gen in Umlauf gebracht, die der Abtrei­bung, Ste­ri­li­sie­rung und Emp­fäng­nis­ver­hü­tung das Wort reden. Die­se Orga­ni­sa­tio­nen wol­len gegen die Wahr­heit der mensch­li­chen Geschlecht­lich­keit einen fal­schen Lebens­stil durch­set­zen“ (Päpst­li­cher Rat für die Fami­lie, Ori­en­tie­rungs­hil­fen für die Erzie­hung in der Fami­lie, 8. Dezem­ber 1995, Nr. 135f).

4. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass die end­gül­ti­ge Wei­he eines Men­schen an Gott durch ein Leben der voll­kom­me­nen Keusch­heit objek­tiv vor­züg­li­cher ist als die Ehe, da es sich um eine Art von geist­li­cher Ehe han­delt, in der die See­le sich mit Chri­stus ver­mählt. Die hei­li­ge Jung­fräu­lich­keit wur­de von unse­rem Gött­li­chen Erlö­ser und vom hei­li­gen Pau­lus als ein Lebens­stand emp­foh­len, der der Ehe kom­ple­men­tär ist, aber gleich­zei­tig als objek­tiv voll­kom­me­ne­rer als sie.

„Die­se Leh­re, wonach die Jung­fräu­lich­keit und der Zöli­bat klar den Vor­rang haben und höher ste­hen als die Ehe, wur­de, wie Wir sag­ten, schon vom gött­li­chen Erlö­ser und vom Völ­ker­apo­stel ver­kün­det: eben­so wur­de sie auf dem Kon­zil von Tri­ent fei­er­lich als Glau­bens­satz defi­niert und alle­zeit von den hei­li­gen Vätern und den Kir­chen­leh­rern ein­mü­tig erklärt. Wie fer­ner Unse­re Vor­gän­ger, haben auch Wir selbst, sooft sich Gele­gen­heit bot, sie immer und immer wie­der dar­ge­legt und ein­dring­lich emp­foh­len. Da es jedoch in jüng­ster Zeit nicht an sol­chen fehl­te, die eben die­se von den Vätern der Kir­che über­lie­fer­te Leh­re bekämpf­ten, nicht ohne schwe­re Gefahr und ohne Scha­den für die Gläu­bi­gen, so hiel­ten Wir im Bewusst­sein Unse­rer Pflicht es für ange­zeigt, den Gegen­stand neu­er­dings in die­sem Rund­schrei­ben zusam­men­zu­fas­sen sowie die Irr­tü­mer auf­zu­decken und zu ver­wer­fen, die häu­fig unter dem fal­schen Schein des Wah­ren vor­ge­tra­gen wer­den“ (Pius XII., Enzy­kli­ka Sacra vir­gini­tas, 25. März 1954, Nr. 32).

II. Über das Zusammenleben, über die gleichgeschlechtlichen Verbindungen und die Zivilehe nach der Scheidung

5. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass die irre­gu­lä­re Ver­bin­dung eines Man­nes und einer Frau, die zusam­men­le­ben, oder das Zusam­men­le­ben von zwei Indi­vi­du­en des glei­chen Geschlechts nie mit der Ehe ver­gli­chen wer­den kön­nen; und dass die­se Ver­bin­dun­gen nicht als sitt­lich erlaubt oder gesetz­lich aner­kannt wer­den kön­nen; und wir hal­ten dar­an fest, dass es falsch ist, zu behaup­ten, dass es sich dabei um For­men von Fami­lie han­delt, die eine gewis­se Sta­bi­li­tät bie­ten können.

„Das ist die unver­gleich­li­che Eigen­art des Ehe­ver­tra­ges. Sie unter­schei­det ihn him­mel­weit von den Ver­bin­dun­gen der ver­nunft­lo­sen Lebe­we­sen, die nur aus blin­dem Natur­trieb erfol­gen und in denen sich nichts von Ver­stand oder über­leg­tem Wol­len fin­det, wie auch von den halt­lo­sen Ver­bin­dun­gen unter Men­schen, die nichts an sich haben von einer wah­ren und sit­ten­ge­mä­ßen Ver­ei­ni­gung der Wil­len und denen jedes Recht auf Fami­li­en­ge­mein­schaft abge­spro­chen wer­den muss. Damit ist schon gege­ben, dass die recht­mä­ßi­ge Auto­ri­tät zwar das Recht hat, ja dass ihr sogar die Pflicht obliegt, die unehr­ba­ren, ver­nunft- und natur­wid­ri­gen Ver­hält­nis­se zu hem­men, zu hin­dern und zu bestra­fen. (Pius XI., Enzy­kli­ka Casti Con­nu­bii, 31 Dezem­ber 1930).

„Die Fami­lie kann nicht mit blo­ßen Part­ner­schaf­ten oder Ver­bin­dun­gen auf die­sel­be Stu­fe gestellt wer­den, und die­se kön­nen nicht in den Genuss der beson­de­ren Rech­te gelan­gen, die mit dem Schutz der ehe­li­chen Ver­pflich­tun­gen ver­bun­den sind, die in der Ehe grün­den, einer sta­bi­len Lebens- und Lie­bes­ge­mein­schaft“ (Johan­nes Paul II., Anspra­che an eine Grup­pe von euro­päi­schen Abge­ord­ne­ten und Poli­ti­kern, 23. Okto­ber 1998).

„Der wesent­li­che Unter­schied zwi­schen der Ehe und den fak­ti­schen Lebens­ge­mein­schaf­ten muss rich­tig ver­stan­den wer­den. Denn dar­aus erklärt sich auch der Unter­schied zwi­schen der in der Ehe begrün­de­ten Fami­lie und der aus einer fak­ti­schen Lebens­ge­mein­schaft erwach­se­nen Ver­bin­dung. Die Fami­lie ent­springt dem Ehe­bund der Ehe­leu­te. Die­ser Bund der ehe­li­chen Lie­be begrün­det die Ehe. Die Ehe ist damit kei­ne Ein­rich­tung der öffent­li­chen Gewalt, son­dern eine natür­li­che und ursprüng­li­che Insti­tu­ti­on, die ihr vor­an­geht. In den fak­ti­schen Lebens­ge­mein­schaf­ten ver­leiht man zwar der gegen­sei­ti­gen Zunei­gung Aus­druck, doch es fehlt das die Fami­lie begrün­den­de Ehe­band mit sei­nem ursprüng­li­chen und öffent­li­chen Cha­rak­ter“ (Päpst­li­cher Rat für die Fami­lie, Ehe, Fami­lie und „Fak­ti­sche Lebens­ge­mein­schaf­ten“, 26. Juli 2000, Nr. 9).

6. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass irre­gu­lä­re Ver­bin­dun­gen von Katho­li­ken, die zusam­men­le­ben, die nicht kirch­lich ver­hei­ra­tet oder die zivil­recht­lich geschie­de­nen und „wie­der­ver­hei­ra­tet“ sind, radi­kal der christ­li­chen Ehe wider­spre­chen und weder teil­wei­se noch ana­log ihre Gut­heit aus­drücken kön­nen, und dass sie als eine sünd­haf­te Lebens­wei­se oder als eine stän­di­ge Gele­gen­heit zu schwe­rer Sün­de betrach­tet wer­den müs­sen. Zudem ist es falsch, zu behaup­ten, dass sol­che Ver­bin­dun­gen eine Gele­gen­heit mit kon­struk­ti­ven Ele­men­ten bie­ten kön­nen, die zur Ehe füh­ren. Unge­ach­tet von mate­ri­ell vor­han­de­nen Ähn­lich­kei­ten sind näm­lich eine gül­ti­ge Ehe und eine irre­gu­lä­re Ver­bin­dung zwei völ­lig ver­schie­de­ne und gegen­sätz­li­che sitt­li­che Rea­li­tä­ten sind: eine ent­spricht dem Wil­len Got­tes und eine wider­spricht die­sem und ist daher sündhaft.

„Man­che for­dern heu­te das Recht zum vor­ehe­li­chen Ver­kehr, wenig­stens in den Fäl­len, wo eine ern­ste Hei­rats­ab­sicht und eine in gewis­ser Wei­se schon ehe­li­che Zunei­gung in den Her­zen der bei­den Part­ner die­se Erfül­lung for­dern, die sie als natur­ge­mäß erach­ten. Dies vor allem dann, wenn die Fei­er der Hoch­zeit durch äuße­re Umstän­de ver­hin­dert wird oder wenn die­se inti­me Bezie­hung als not­wen­dig erscheint, um die Lie­be zu erhal­ten. Die­se Auf­fas­sung wider­spricht der christ­li­chen Leh­re, nach der jeder Geschlechts­akt des Men­schen nur inner­halb der Ehe erfol­gen darf. … Durch die Ehe näm­lich wird die Lie­be der Ehe­leu­te zutiefst in jene Lie­be hin­ein­ge­nom­men, mit der Chri­stus auf unwi­der­ruf­li­che Wei­se die Kir­che liebt (Eph 5,25–32); die kör­per­li­che Ver­ei­ni­gung in Unzucht (1 Kor 6,12–20) hin­ge­gen ent­ehrt den Tem­pel des Hei­li­gen Gei­stes, zu dem der Christ gewor­den ist“ (Hei­li­ge Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re, Per­so­na Huma­na: Erklä­rung zu eini­gen Fra­gen der Sexu­al­ethik, 29. Dezem­ber 1975, Nr. 7).

„Der wesent­li­che Unter­schied zwi­schen einer fak­ti­schen Lebens­ge­mein­schaft – die [angeb­lich] auch auf Lie­be beruht – und der Ehe, in der die Lie­be in eine nicht nur sitt­li­che, son­dern auch streng recht­li­che Ver­pflich­tung umge­setzt wird, kann fest­ge­stellt und ver­stan­den wer­den. Das Band, das gegen­sei­tig ange­nom­men wird, ent­wickelt sei­ner­seits eine festi­gen­de Wir­kung auf die Lie­be, aus der es her­vor­geht; es för­dert ihr Fort­dau­ern zugun­sten des jewei­li­gen Part­ners, der Nach­kom­men­schaft und der gan­zen Gesell­schaft“ (Johan­nes Paul II., Anspra­che zur Eröff­nung des Gerichts­jah­res der Römi­schen Rota, 21. Janu­ar 1999).

7. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass irre­gu­lä­re Ver­bin­dun­gen nicht den objek­ti­ven Anfor­de­run­gen des Geset­zes Got­tes ent­spre­chen kön­nen. Sie kön­nen weder für sitt­lich gut gehal­ten noch als klu­ge oder als gra­du­el­le Erfül­lung von Got­tes Gesetz emp­foh­len wer­den, auch nicht jenen, wel­che nicht in der Lage zu sein schei­nen, die Anfor­de­run­gen die­ses Geset­zes zu ver­ste­hen, zu wür­di­gen oder voll­stän­dig zu erfül­len. Das pasto­ra­le „Gesetz der Gra­dua­li­tät“ ver­langt einen ent­schie­de­nen Bruch mit der Sün­de zusam­men mit einer schritt­wei­sen, voll­stän­di­gen Aner­ken­nung des Wil­lens Got­tes und der Erfor­der­nis­se Sei­ner Liebe.

„Wenn die Akte in sich schlecht sind, kön­nen eine gute Absicht oder beson­de­re Umstän­de ihre Schlech­tig­keit zwar abschwä­chen, aber nicht auf­he­ben: Sie sind ‚irrepa­ra­bel‘ schlech­te Hand­lun­gen, die an und für sich und in sich nicht auf Gott und auf das Gut der mensch­li­chen Per­son hin­zu­ord­nen sind: ‚Wer wür­de es im Hin­blick auf die Hand­lun­gen, die durch sich selbst Sün­den sind (cum iam ope­ra ipsa pec­ca­ta sunt) – schreibt der hl. Augu­sti­nus –, wie Dieb­stahl, Unzucht, Got­tes­lä­ste­rung, zu behaup­ten wagen, sie wären, wenn sie aus guten Moti­ven (causis bonis) voll­bracht wür­den, nicht mehr Sün­den oder, eine noch absur­de­re Schluss­fol­ge­rung, sie wären gerecht­fer­tig­te Sün­den?‘. (Con­tra Men­d­a­ci­um, VII, 18) Dar­um kön­nen die Umstän­de oder die Absich­ten nie­mals einen bereits in sich durch sein Objekt sit­ten­lo­sen Akt in einen ’sub­jek­tiv‘ sitt­li­chen oder als Wahl ver­tret­ba­ren Akt ver­wan­deln“ (Johan­nes Paul II., Enzy­kli­ka Veri­ta­tis sple­ndor, 6. August 1993, Nr. 81).

„Es scheint bis­wei­len so zu sein, dass unter allen Umstän­den ver­sucht wird, Situa­tio­nen, die tat­säch­lich »irre­gu­lär« sind, als »regu­lär« und anzie­hend dar­zu­stel­len, indem man ihnen den äuße­ren Anschein eines ver­locken­den Zau­bers ver­leiht.“ (Johan­nes Paul II., Brief an die Fami­li­en Gra­tis­si­mam sane, 2. Febru­ar 1994, Nr. 5).

III. Über das Naturrecht und das individuelle Gewissen

8. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass im zutiefst per­sön­li­chen Pro­zess der Ent­schei­dungs­fin­dung das natür­li­che Sit­ten­ge­setz nicht nur eine sub­jek­ti­ve Quel­le der Inspi­ra­ti­on ist, son­dern das ewi­ge Gesetz Got­tes, an dem die mensch­li­che Per­son teil­nimmt. Das Gewis­sen ist nicht eine will­kür­li­che Quel­le von Gut und Böse, son­dern das Erin­nert­wer­den dar­an, wie eine Hand­lung einem außer­halb des Men­schen bestehen­den Erfor­der­nis ent­spre­chen muss. Es han­delt sich näm­lich dabei um die objek­ti­ve und unmit­tel­ba­re Anord­nung eines höhe­ren Geset­zes, das wir als natür­lich bezeich­nen müssen.

„ ‚Das Natur­ge­setz ist in die Her­zen der ein­zel­nen Men­schen geschrie­ben und ein­ge­mei­ßelt, da es nichts ande­res ist als die mensch­li­che Ver­nunft sel­ber, inso­fern sie uns gebie­tet, das Gute zu tun, und uns zu sün­di­gen ver­bie­tet …‘ Die Kraft des Geset­zes beruht in der Tat auf sei­ner Auto­ri­tät, Ver­pflich­tun­gen auf­zu­er­le­gen, Rech­te zu ver­lei­hen und gewis­se Ver­hal­tens­wei­sen mit Lohn oder Stra­fe zu bele­gen. ‚Das Natur­ge­setz ist das ewi­ge Gesetz selbst, das denen ein­ge­pflanzt ist, die die Ver­nunft gebrau­chen, und sie auf das gebüh­ren­de Tun und Ziel hin­lenkt; es ist dies die ewi­ge Ver­nunft des Schöp­fers selbst und des die gan­ze Welt regie­ren­den Got­tes‘ “ (Johan­nes Paul II., Enzy­kli­ka Veri­ta­tis sple­ndor, 6. August 1993, Nr. 44, zitiert Leo XIII., Enzy­kli­ka Liber­tas Prae­stan­tis­si­mum und den Hl. Tho­mas Aqui­nas, Sum­ma theo­lo­giae, I–II, q. 91, a. 2).

9. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass ein gut gebil­de­tes Gewis­sen, das imstan­de ist, kom­ple­xe Situa­tio­nen kor­rekt zu unter­schei­den, nie zum Schluss gelan­gen wird, dass – ange­sichts der per­sön­li­chen Begrenzt­hei­ten – das Ver­har­ren in einer Situa­ti­on, die objek­tiv dem christ­li­chen Ver­ständ­nis der Ehe wider­spricht, die beste Ant­wort auf das Evan­ge­li­um sein kann. Anzu­neh­men, dass die Schwach­heit eines indi­vi­du­el­len Gewis­sens ein Maß­stab der sitt­li­chen Wahr­heit sei, ist inak­zep­ta­bel und unfä­hig in die Pra­xis der Kir­che auf­ge­nom­men zu werden.

„Die grund­le­gen­den Ver­pflich­tun­gen des Moral­ge­set­zes grün­den sub­stan­ti­ell auf der Natur des Men­schen und sei­ne wesent­li­chen Bezie­hun­gen und gel­ten folg­lich über­all, wo immer der Mensch sich befin­det. Die grund­le­gen­den Ver­pflich­tun­gen des christ­li­chen Geset­zes, das sie über dem Natur­recht ste­hen, grün­den auf dem Wesen der über­na­tür­li­chen, vom Gött­li­chen Erlö­ser bestimm­ten Ord­nung. Aus den wesent­li­chen Bezie­hun­gen zwi­schen Mensch und Gott, zwi­schen Mann und Frau, zwi­schen Ehe­leu­ten, zwi­schen Eltern und Kin­dern, aus den wesent­li­chen Bezie­hun­gen der Gemein­schaft in der Fami­lie, der Kir­che und dem Staat, aus all dem geht unter ande­rem her­vor, dass der Hass gegen Gott, die Got­tes­lä­ste­rung, der Göt­zen­dienst, der Abfall vom wah­ren Glau­ben, die Leug­nung des Glau­bens, der Mein­eid, der Mord, das fal­sche Zeug­nis, die Ver­leum­dung, der Ehe­bruch und die Ver­füh­rung, der Miss­brauch der Ehe, die Selbst­be­frie­di­gung, der Dieb­stahl und der Raub, die Unter­schla­gung des Lebens­not­wen­di­gen, das Vor­ent­hal­ten des gerech­ten Lohns, das Hor­ten von Grund­nah­rungs­mit­teln und die unge­recht­fer­tig­te Preis­er­hö­hung, der betrü­ge­ri­sche Bank­rott und die unge­rech­ten Spe­ku­la­ti­ons­ma­nö­ver – das alles ist vom gött­li­chen Gesetz­ge­ber streng ver­bo­ten. Dar­an besteht kein Zwei­fel. Wie auch immer die indi­vi­du­el­le Situa­ti­on sein mag, es gibt kei­ne ande­re Wahl, als zu gehor­chen (Pius XII, Anspra­che an den Kon­gress des Welt­bun­des der katho­li­schen weib­li­chen Jugend über Situa­ti­ons­ethik und christ­li­che Sit­ten­leh­re, 18. April 1952, Nr. 10).

„Wenn sie hin­ge­gen das Gesetz ver­ken­nen oder, mit oder ohne Schuld, auch nur dar­über in Unkennt­nis sind, so ver­let­zen unse­re Hand­lun­gen die Gemein­schaft der Per­so­nen zum Scha­den jedes ein­zel­nen“ (Johan­nes Paul II., Enzy­kli­ka Veri­ta­tis sple­ndor, 6. August 1993, Nr. 51).

„Auch wenn nur die nega­ti­ven Gebo­te immer und unter allen Umstän­den ver­pflich­ten, heißt das ande­rer­seits nicht, dass im sitt­li­chen Leben die Ver­bo­te wich­ti­ger wären als das Bemü­hen, das von den posi­ti­ven Gebo­ten auf­ge­zeig­te Gute zu tun. Der Grund ist viel­mehr fol­gen­der: Das Gebot der Got­tes- und der Näch­sten­lie­be hat in sei­ner Dyna­mik kei­ne obe­re Gren­ze, wohl aber hat es eine unte­re Gren­ze: unter­schrei­tet man die­se, ver­letzt man das Gebot. Zudem hängt das, was man in einer bestimm­ten Situa­ti­on tun soll, von den Umstän­den ab, die sich nicht alle von vorn­her­ein schon vor­aus­se­hen las­sen; umge­kehrt aber gibt es Ver­hal­tens­wei­sen, die nie­mals, in kei­ner Situa­ti­on, eine ange­mes­se­ne – das heißt, der Wür­de der Per­son ent­spre­chen­de – Lösung sein kön­nen“ (Johan­nes Paul II., Enzy­kli­ka Veri­ta­tis sple­ndor, 6. August 1993, Nr. 52).

„Auch in den schwie­rig­sten Situa­tio­nen muss der Mensch die sitt­li­chen Nor­men beach­ten, um den hei­li­gen Gebo­ten Got­tes gehor­sam und in Über­ein­stim­mung mit der eige­nen Per­so­nen­wür­de zu sein. Sicher­lich ver­langt die Har­mo­nie zwi­schen Frei­heit und Wahr­heit mit­un­ter durch­aus unge­wöhn­li­che Opfer und wird um einen hohen Preis erlangt: er kann auch das Mar­ty­ri­um ein­schlie­ßen“ (Johan­nes Paul II., Enzy­kli­ka Veri­ta­tis sple­ndor, 6. August 1993, Nr. 102).

10. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass man das Sech­ste Gebot und die Unauf­lös­lich­keit der Ehe nicht als blo­ße Idea­le betrach­ten kann, die es zu errei­chen gilt; sie sind viel­mehr Gebo­te Chri­sti Unse­res Herrn, die uns hel­fen, mit der Hil­fe Sei­ner Gna­de Schwie­rig­kei­ten durch Aus­dau­er zu überwinden.

„Im ret­ten­den Kreuz Jesu, in der Gabe des Hei­li­gen Gei­stes, in den Sakra­men­ten, die aus der durch­bohr­ten Sei­te des Erlö­sers her­vor­ge­hen (vgl. Joh. 19, 34), fin­det der Glau­ben­de die Gna­de und die Kraft, das hei­li­ge Gesetz Got­tes immer, auch unter größ­ten Schwie­rig­kei­ten, zu befol­gen … Allein im Erlö­sungs­ge­heim­nis Chri­sti grün­den die ‚kon­kre­ten‘ Mög­lich­kei­ten des Men­schen. ‚Es wäre ein schwer­wie­gen­der Irr­tum, den Schluss zu zie­hen…, die von der Kir­che gelehr­te Norm sei an sich nur ein Ide­al, das dann, wie man sagt, den kon­kre­ten Mög­lich­kei­ten des Men­schen ange­passt, ange­mes­sen und ent­spre­chend abge­stuft wer­den müs­se: nach Abwä­gen der ver­schie­de­nen in Fra­ge ste­hen­den Güter. Aber wel­ches sind die kon­kre­ten Mög­lich­kei­ten des Men­schen? Und von wel­chem Men­schen ist die Rede? Von dem Men­schen, der von der Begier­de beherrscht wird, oder von dem Men­schen, der von Chri­stus erlöst wur­de? Schließ­lich geht es um Fol­gen­des: um die Wirk­lich­keit der Erlö­sung durch Chri­stus. Chri­stus hat uns erlöst! Das bedeu­tet: Er hat uns die Mög­lich­keit geschenkt, die gan­ze Wahr­heit unse­res Seins zu ver­wirk­li­chen; Er hat unse­re Frei­heit von der Herr­schaft der Begier­de befreit‘ (Anspra­che an Teil­neh­mer eines Kur­ses zur ver­ant­wort­li­chen Eltern­schaft, 1. März 1984). … Aber den Fähig­kei­ten des Men­schen, dem der Hei­li­ge Geist geschenkt wur­de; des Men­schen, der, wie­wohl er in die Sün­de ver­fiel, immer die Ver­ge­bung erlan­gen und sich der Gegen­wart des Gei­stes erfreu­en kann. Hier öff­net sich dem Erbar­men Got­tes mit der Sün­de des sich bekeh­ren­den Men­schen und dem Ver­ständ­nis für die mensch­li­che Schwä­che der ange­mes­se­ne Raum. Die­ses Ver­ständ­nis bedeu­tet nie­mals, den Maß­stab von Gut und Böse aufs Spiel zu set­zen und zu ver­fäl­schen, um ihn an die Umstän­de anzu­pas­sen. Wäh­rend es mensch­lich ist, dass der Mensch, nach­dem er gesün­digt hat, sei­ne Schwä­che erkennt und wegen sei­ner Schuld um Erbar­men bit­tet, ist hin­ge­gen die Hal­tung eines Men­schen, der sei­ne Schwä­che zum Kri­te­ri­um der Wahr­heit vom Guten macht, um sich von allein gerecht­fer­tigt füh­len zu kön­nen, ohne es nötig zu haben, sich an Gott und sei­ne Barm­her­zig­keit zu wen­den, unan­nehm­bar … Eine sol­che Hal­tung ver­dirbt die Sitt­lich­keit der gesam­ten Gesell­schaft, weil sie lehrt, an der Objek­ti­vi­tät des Sit­ten­ge­set­zes im all­ge­mei­nen kön­ne gezwei­felt und die Abso­lut­heit der sitt­li­chen Ver­bo­te hin­sicht­lich bestimm­ter mensch­li­cher Hand­lun­gen kön­ne geleug­net wer­den, was schließ­lich dazu führt, dass man sämt­li­che Wert­ur­tei­le durch­ein­an­der­bringt“ (Johan­nes Paul II., Enzy­kli­ka Veri­ta­tis sple­ndor, 6. August 1993, Nr. 102–4).

11. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass das Gewis­sen, das zugibt, dass eine bestimm­te Situa­ti­on objek­tiv nicht dem Anspruch des Evan­ge­li­ums über die Ehe ent­spricht, nicht ehr­lich zum Schluss gelan­gen kann, dass das Ver­blei­ben in die­ser sünd­haf­ten Situa­ti­on die groß­her­zig­ste Ant­wort an Gott sein kann, und auch nicht zum Schluss gelan­gen kann , dass Gott selbst in die­ser Zeit das Ver­blei­ben in der Sün­de for­dern könn­te. Bei­de Schluss­fol­ge­run­gen wür­den näm­lich die All­macht der Gna­de leug­nen, wel­che die Sün­der zur Fül­le des christ­li­chen Lebens brin­gen will.

„Nie­mand aber, wie sehr er auch gerecht­fer­tigt sein mag, darf mei­nen, er sei frei von der Beach­tung der Gebo­te, nie­mand jenes leicht­fer­ti­ge von den Vätern unter Andro­hung des Ana­the­ma ver­bo­te­ne Wort benüt­zen, die Vor­schrif­ten Got­tes sei­en für einen gerecht­fer­tig­ten Men­schen unmög­lich zu beob­ach­ten. ‚Denn Gott befiehlt nichts Unmög­li­ches, son­dern wenn er befiehlt, dann mahnt er, zu tun, was man kann, und zu erbit­ten, was man nicht kann‘ (Hl. Augu­sti­nus, De natu­ra et gra­tia, 43, Nr. 50), und er hilft, dass man kann; ’sei­ne Gebo­te sind nicht schwer‘ (1 Joh. 5,3), sein ‚Joch ist sanft und sei­ne Last leicht‘ (Mt. 11,30). Die näm­lich Söh­ne Got­tes sind, lie­ben Chri­stus: Die aber ihn lie­ben, bewah­ren wie er selbst bezeugt sei­ne Wor­te (vgl. Joh. 14,23), was sie zumal mit gött­li­cher Hil­fe lei­sten kön­nen … Denn Gott ‚ver­lässt‘ die durch sei­ne Gna­de ein­mal Gerecht­fer­tig­ten ’nicht, wenn er nicht zuvor von ihnen ver­las­sen wird‘ “ (Kon­zil von Tri­ent, Dekret über die Recht­fer­ti­gung, Kap. 11).

„Es kann Situa­tio­nen geben, in denen der Mensch, und beson­ders der Christ, nicht igno­rie­ren kann, dass er alles opfern muss, sogar sein Leben, um sei­ne See­le zu ret­ten. Alle Mär­ty­rer erin­nern uns dar­an, und das sind auch in unse­rer Zeit sehr vie­le. Hät­ten anson­sten die Müt­ter der Mak­ka­bä­er und ihre Söh­ne, die hei­li­gen Per­pe­tua und Feli­zi­tas trotz ihrer Neu­ge­bo­re­nen, Maria Goret­ti und Tau­sen­de ande­re Män­ner und Frau­en, die die Kir­che ver­ehrt, ihren blu­ti­gen Tod ange­sichts der ‚Situa­ti­on‘ sinn­los oder sogar zu Unrecht? Sicher nicht; und sie sind mit ihrem Blut beson­ders aus­drucks­star­ke Zeu­gen der Wahr­heit gegen die ’neue Moral‘ “ (Pius XII., Anspra­che an den Kon­gress des Welt­bun­des der katho­li­schen weib­li­chen Jugend über Situa­ti­ons­ethik und christ­li­che Sit­ten­leh­re, 18. April 1952, Nr. 11).

„Doch die Ver­su­chun­gen kön­nen besiegt, die Sün­den kön­nen ver­mie­den wer­den, weil uns der Herr zusam­men mit den Gebo­ten die Mög­lich­keit schenkt, sie zu befol­gen: ‚Die Augen Got­tes schau­en auf das Tun der Men­schen, er kennt alle ihre Taten. Kei­nem gebie­tet er zu sün­di­gen, und die Betrü­ger unter­stützt er nicht‘ (Sir 15, 19–20). Die Befol­gung des Geset­zes Got­tes kann in bestimm­ten Situa­tio­nen schwer, sehr schwer sein: nie­mals jedoch ist sie unmög­lich. Dies ist eine bestän­di­ge Leh­re der Tra­di­ti­on der Kir­che, wie sie vom Kon­zil von Tri­ent for­mu­liert wur­de“ (Johan­nes Paul II., Enzy­kli­ka Veri­ta­tis sple­ndor, 6. August 1993, Nr. 102).

12. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass trotz der Ver­schie­den­heit der Situa­tio­nen eine per­sön­li­che und pasto­ra­le Unter­schei­dung die zivil­recht­lich „wie­der­ver­hei­ra­te­ten“ Geschie­de­nen nie­mals guten Gewis­sens zum Schluss gelan­gen las­sen kann, dass deren ehe­bre­che­ri­sche Ver­bin­dung wegen der „Treue“ zum neu­en Part­ner sitt­lich gerecht­fer­tigt sein kann, und dass es unmög­lich sei, sich aus einer ehe­bre­che­ri­schen Ver­bin­dung zurück­zu­zie­hen, oder dass sie sich auf die­se Wei­se neu­en Sün­den aus­set­zen wür­den, oder dass sie es gegen­über dem ehe­bre­che­ri­schen Part­ner an christ­li­cher oder natür­li­cher Treue ver­mis­sen las­sen wür­den. Wir kön­nen in einer unrecht­mä­ßi­gen Ver­bin­dung, die das gött­li­che Gebot und die unauf­lös­li­che Band der Ehe ver­letzt, nicht von Treue spre­chen. Die Vor­stel­lung von Treue zwi­schen Ehe­bre­chern in ihrer gemein­sa­men Sün­de ist blasphemisch.

„Wir set­zen der ‚Situa­ti­ons­ethik‘ drei Über­le­gun­gen oder Maxi­men ent­ge­gen. Erstens: Wir geben zu, dass Gott prin­zi­pi­ell und immer die rech­te Absicht will: Das allein genügt aber nicht. Ein wei­te­res: Es ist nicht erlaubt, Böses zu tun, damit Gutes ent­steht (vgl. Röm 3,8). Den­noch geht die­se Ethik – viel­leicht ohne sich des­sen bewusst zu sein – nach dem Grund­satz vor, dass der Zweck die Mit­tel hei­ligt“ (Pius XII., Anspra­che an den Kon­gress des Welt­bun­des der katho­li­schen weib­li­chen Jugend über Situa­ti­ons­ethik und christ­li­che Sit­ten­leh­re, 18. April 1952, Nr. 11).

„Eini­ge Autoren haben zur Recht­fer­ti­gung sol­cher und ähn­li­cher Ein­stel­lun­gen eine Art dop­pel­ter Seins­wei­se der sitt­li­chen Wahr­heit vor­ge­schla­gen. Außer der theo­re­tisch-abstrak­ten Ebe­ne müss­te die Ursprüng­lich­keit einer gewis­sen kon­kre­te­ren exi­sten­ti­el­len Betrach­tungs­wei­se aner­kannt wer­den. Die­se könn­te, indem sie den Umstän­den und der Situa­ti­on Rech­nung trägt, legi­ti­mer­wei­se Aus­nah­men bezüg­lich der theo­re­ti­schen Regel begrün­den und so gestat­ten, in der Pra­xis guten Gewis­sens das zu tun, was vom Sit­ten­ge­setz als für in sich schlecht ein­ge­stuft wird. Auf die­se Wei­se ent­steht in eini­gen Fäl­len eine Tren­nung oder auch ein Gegen­satz zwi­schen der Leh­re von der im all­ge­mei­nen gül­ti­gen Vor­schrift und der Norm des ein­zel­nen Gewis­sens, das in der Tat letz­ten Endes über Gut und Böse ent­schei­den wür­de. Auf die­ser Grund­la­ge maßt man sich an, die Zuläs­sig­keit soge­nann­ter ‚pasto­ra­ler‘ Lösun­gen zu begrün­den, die im Gegen­satz zur Leh­re des Lehr­am­tes ste­hen, und eine ‚krea­ti­ve‘ Her­me­neu­tik zu recht­fer­ti­gen, nach wel­cher das sitt­li­che Gewis­sen durch ein par­ti­ku­la­res nega­ti­ves Gebot tat­säch­lich nicht in allen Fäl­len ver­pflich­tet wür­de“ (Johan­nes Paul II., Enzy­kli­ka Veri­ta­tis sple­ndor, 6. August 1993, Nr. 56).

13. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass die Geschie­de­nen, die zivil­recht­lich „wie­der­ver­hei­ra­tet“ sind, und die aus sehr ern­sten Grün­den, wie der Erzie­hung der Kin­der, der ern­sten Pflicht zur Tren­nung nicht nach­kom­men kön­nen, sitt­lich ver­pflich­tet sind, „wie Bru­der und Schwe­ster“ zu leben, und es zu ver­mei­den haben, Ärger­nis zu geben. Ins­be­son­de­re bedeu­tet das den Aus­schluss jener For­men der Inti­mi­tät, die den ver­hei­ra­te­ten Paa­ren eigen sind, da sie an sich sünd­haft wären, und zudem den eige­nen Kin­dern zum Ärger­nis wür­den, die dar­aus fol­gern könn­ten, dass ihre Eltern recht­mä­ßig ver­hei­ra­tet sei­en, oder dass die christ­li­che Ehe nicht unauf­lös­lich ist, oder es kei­ne Sün­de sei, eine sexu­el­le Bezie­hung mit einer Per­son zu haben, die nicht der recht­mä­ßig ange­trau­te Ehe­part­ner ist. Weil ihre Situa­ti­on so hei­kel ist, haben sie beson­ders auf die Gele­gen­hei­ten zur Sün­de achtzugeben.

„Die Wie­der­ver­söh­nung im Sakra­ment der Buße, das den Weg zum Sakra­ment der Eucha­ri­stie öff­net, kann nur denen gewährt wer­den, wel­che die Ver­let­zung des Zei­chens des Bun­des mit Chri­stus und der Treue zu ihm bereut und die auf­rich­ti­ge Bereit­schaft zu einem Leben haben, das nicht mehr im Wider­spruch zur Unauf­lös­lich­keit der Ehe steht. Das heißt kon­kret, dass, wenn die bei­den Part­ner aus ernst­haf­ten Grün­den – zum Bei­spiel wegen der Erzie­hung der Kin­der – der Ver­pflich­tung zur Tren­nung nicht nach­kom­men kön­nen, ’sie sich ver­pflich­ten, völ­lig ent­halt­sam zu leben, das heißt, sich der Akte zu ent­hal­ten, wel­che Ehe­leu­ten vor­be­hal­ten sind‘ “ (Johan­nes Paul II., Apo­sto­li­sches Schrei­ben Fami­lia­ris con­sor­tio, 22. Novem­ber 1981, Nr. 84).

IV. Über die Unterscheidung, die Verantwortung, den Stand der Gnade und den Stand der Sünde

14. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass jene zivil­recht­lich „wie­der­ver­hei­ra­te­ten“ Geschie­de­nen, die die­se Situa­ti­on bei vol­lem Bewusst­sein und mit Wil­lens­zu­stim­mung gewählt haben, nicht leben­di­ge Glie­der der Kir­che sind, da sie sich im Stand der schwe­ren Sün­de befin­den, die ihnen den Besitz und ein Wach­sen in der Lie­be ver­hin­dert. Zudem unter­strei­chen wir, dass der hei­li­ge Papst Pius V. in sei­ner Bul­le Ex omni­bus aff­lic­tion­i­bus gegen die Irr­tü­mer von Micha­el de Bay, genannt Bai­us, fol­gen­de moral­theo­lo­gi­sche Mei­nung ver­ur­teil­te: „Der Mensch, der in der Tod­sün­de bzw. in der Straf­wür­dig­keit der ewi­gen Ver­damm­nis lebt, kann die wah­re Lie­be haben“ (Denz-Schönm. 1970).

„Bei der Bestim­mung und Unter­schei­dung von Tod­sün­de und läss­li­cher Sün­de muss­ten der hl. Tho­mas und die Theo­lo­gie der Sün­de, die sich auf ihn beruft, den bibli­schen Bezug und somit auch den Gedan­ken eines geist­li­chen Todes ein­be­zie­hen. Nach dem Doc­tor Ange­li­cus muss der Mensch, um geist­lich zu leben, in Gemein­schaft mit dem höch­sten Lebens­prin­zip blei­ben, das Gott ist, inso­fern die­ser das letz­te Ziel all sei­nes Seins und Han­delns ist. Die Sün­de nun ist ein Ver­ge­hen, das der Mensch gegen die­ses Lebens­prin­zip begeht. Wenn ‚die See­le durch die Sün­de eine Unord­nung schafft, die bis zum Bruch mit dem letz­ten Ziel – Gott – geht, an das er durch die Lie­be gebun­den ist, dann ist dies eine Tod­sün­de; wann immer jedoch die Unord­nung unter­halb der Tren­nung von Gott bleibt, ist es eine läss­li­che Sünde‘.(St. Tho­mas Aqui­nas, Sum­ma Theo­lo­giae, I–II, q. 72, a. 5). Daher ent­zieht die läss­li­che Sün­de nicht die hei­lig­ma­chen­de Gna­de, die Freund­schaft mit Gott, die Lie­be und so auch nicht die ewi­ge Selig­keit, wäh­rend ein sol­cher Ent­zug gera­de die Fol­ge der Tod­sün­de ist“ (Johan­nes Paul II., Recon­ci­lia­tio et poe­ni­ten­tia, 2. Dezem­ber 1984, Nr. 17).

„Die Ehe­schei­dung ist ein schwe­rer Ver­stoß gegen das natür­li­che Sit­ten­ge­setz. Sie gibt vor, den zwi­schen den Gat­ten frei­wil­lig ein­ge­gan­ge­nen Ver­trag, bis zum Tod zusam­men­zu­le­ben, bre­chen zu kön­nen. Die Ehe­schei­dung miss­ach­tet den Bund des Hei­les, des­sen Zei­chen die sakra­men­ta­le Ehe ist. Das Ein­ge­hen einer, wenn auch vom Zivil­recht aner­kann­ten, neu­en Ver­bin­dung ver­stärkt den Bruch noch zusätz­lich. Der Ehe­part­ner, der sich wie­der ver­hei­ra­tet hat, befin­det sich dann in einem dau­ern­den, öffent­li­chen Ehe­bruch. ‚Wenn der Gat­te, nach­dem er sich von sei­ner Frau getrennt hat, sich einer ande­ren Frau nähert, ist er ein Ehe­bre­cher, denn er lässt die­se Frau Ehe­bruch bege­hen; und die Frau, die mit ihm zusam­men­wohnt, ist eine Ehe­bre­che­rin, denn sie hat den Gat­ten einer ande­ren an sich gezo­gen‘ “ (Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che, Nr. 2384).

15. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass es kei­nen Mit­tel­weg gibt zwi­schen dem Zustand in der Gna­de Got­tes und dem Zustand der Berau­bung der Gna­de auf­grund der Tod­sün­de. Der Weg der Gna­de und des geist­li­chen Wachs­tums für jemand, der in einem objek­ti­ves Zustand der Sün­de lebt, besteht dar­in, die­se Situa­ti­on auf­zu­ge­ben und auf den Weg der Hei­li­gung zurück­zu­keh­ren, der Gott Ehre gibt. Kein „pasto­ra­ler Ansatz“ kann die Men­schen recht­fer­ti­gen oder ermu­ti­gen, im Stand der Sün­de zu blei­ben, der sich dem gött­li­chen Gesetz widersetzt.

„Es bleibt jedoch wahr, dass der wesent­li­che und ent­schei­den­de Unter­schied zwi­schen jener Sün­de besteht, die die Lie­be zer­stört, und der Sün­de, die das über­na­tür­li­che Leben nicht tötet: Zwi­schen Leben und Tod gibt es kei­nen mitt­le­ren Weg“ (Johan­nes Paul II., Recon­ci­lia­tio et poe­ni­ten­tia, 2. Dezem­ber 1984, Nr. 17).

„ ‚Man muss ver­mei­den, die Tod­sün­de zu beschrän­ken auf den Akt einer Grund­ent­schei­dung oder Grund­op­ti­on (optio fun­da­men­ta­lis) gegen Gott, wie man heu­te zu sagen pflegt, unter der man dann eine aus­drück­li­che und for­ma­le Belei­di­gung Got­tes oder des Näch­sten oder eine mit­in­be­grif­fe­ne und unüber­leg­te Zurück­wei­sung der Lie­be ver­steht. Es han­delt sich näm­lich auch um eine Tod­sün­de, wenn sich der Mensch bewusst und frei aus irgend­ei­nem Grun­de für etwas ent­schei­det, was in schwer­wie­gen­der Wei­se sitt­lich unge­ord­net ist … Der Mensch ent­fernt sich so von Gott und ver­liert die Lie­be. Die Grund­ori­en­tie­rung kann also durch kon­kre­te Ein­zel­hand­lun­gen völ­lig umge­wor­fen wer­den. Zwei­fel­los kann es unter psy­cho­lo­gi­schem Aspekt vie­le kom­ple­xe und dunk­le Situa­tio­nen geben, die auf die sub­jek­ti­ve Schuld des Sün­ders Ein­fluss haben mögen. Auf­grund einer Betrach­tung auf psy­cho­lo­gi­scher Ebe­ne kann man jedoch nicht zur Schaf­fung einer theo­lo­gi­schen Kate­go­rie … über­ge­hen, wenn sie so ver­stan­den wird, dass sie auf der objek­ti­ven Ebe­ne die tra­di­tio­nel­le Auf­fas­sung von Tod­sün­de ändert oder in Zwei­fel zieht‘ “ (Johan­nes Paul II., Enzy­kli­ka Veri­ta­tis sple­ndor, 6. August 1993, Nr. 70).

16. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass das Natur­recht und das geof­fen­bar­te Gesetz – da Gott all­wis­send ist – für alle ein­zel­nen Situa­tio­nen sor­gen, beson­ders wenn sie spe­zi­fi­sche Hand­lun­gen in allen und unter allen Umstän­den ver­bie­ten und sie als „in sich schlecht“ brand­mar­ken (intrin­se­ce malum).

„Man wird sich fra­gen, wie das Moral­ge­setz, das uni­ver­sal ist, in einem bestimm­ten Ein­zel­fall, der in der ihm eige­nen kon­kre­ten Situa­ti­on immer ein­zig und ’nur das eine Mal‘ ist, genü­gend und sogar ver­pflich­tend sein kann. Es kann es und es tut es, weil – gera­de auf­grund ihrer Uni­ver­sa­li­tät – das Moral­ge­setz not­wen­di­ger­wei­se und ‚absicht­lich‘ alle Ein­zel­fäl­le mit­ein­schließt, in denen sich ihre Grund­sät­ze bewahr­hei­ten. Und in unzäh­li­gen Fäl­len macht es das mit einer so schlüs­si­gen Logik, dass sogar das Gewis­sen des ein­zel­nen Gläu­bi­gen die zu tref­fen­de Ent­schei­dung sofort und mit vol­ler Gewiss­heit sieht.“ (Pius XII., Anspra­che an den Kon­gress des Welt­bun­des der katho­li­schen weib­li­chen Jugend über Situa­ti­ons­ethik und christ­li­che Sit­ten­leh­re, 18. April 1952, Nr. 9).

„Es gibt Hand­lun­gen, die durch sich selbst und in sich, unab­hän­gig von den Umstän­den, immer schwer­wie­gend uner­laubt sind wegen ihres objek­ti­ven Inhal­tes. Wenn sol­che Hand­lun­gen mit hin­rei­chen­der Bewusst­heit und Frei­heit began­gen wer­den, stel­len sie immer eine schwe­re Schuld dar“ (Johan­nes Paul II., Recon­ci­lia­tio et poe­ni­ten­tia, 2. Dezem­ber 1984, Nr. 17).

„Nun bezeugt die Ver­nunft, dass es Objek­te mensch­li­cher Hand­lun­gen gibt, die sich ’nicht auf Gott hin­ord­nen‘ las­sen, weil sie in radi­ka­lem Wider­spruch zum Gut der nach sei­nem Bild geschaf­fe­nen Per­son ste­hen. Es sind dies die Hand­lun­gen, die in der sitt­li­chen Über­lie­fe­rung der Kir­che ‚in sich schlecht‘ (intrin­se­ce malum), genannt wur­den: Sie sind immer und an und für sich schon schlecht, d.h. allein schon auf­grund ihres Objek­tes, unab­hän­gig von den wei­te­ren Absich­ten des Han­deln­den und den Umstän­den … Wenn die Kir­che das Bestehen ‚in sich schlech­ter‘ Hand­lun­gen lehrt, greift sie die Leh­re der Hei­li­gen Schrift auf. Der Apo­stel stellt kate­go­risch fest: ‚Täuscht euch nicht! Weder Unzüch­ti­ge noch Göt­zen­die­ner, weder Ehe­bre­cher noch Lust­kna­ben, noch Kna­ben­schän­der, noch Die­be, noch Hab­gie­ri­ge, kei­ne Trin­ker, kei­ne Läste­rer, kei­ne Räu­ber wer­den das Reich Got­tes erben‘ “ (1 Kor 6, 9–10) (Johan­nes Paul II., Enzy­kli­ka Veri­ta­tis sple­ndor, 6. August 1993, Nr. 80f).

17. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass die Kom­ple­xi­tät der Situa­tio­nen und die ver­schie­de­nen Ver­ant­wort­lich­keits­gra­de der Fäl­le (die Fak­to­ren geschul­det sind, die die Fähig­keit zur Ent­schei­dungs­fin­dung schmä­lern kön­nen) den Hir­ten nicht die Schluss­fol­ge­rung erlau­ben, dass jene, die sich in irre­gu­lä­ren Situa­tio­nen befin­den, sich nicht im objek­ti­ven Zustand einer offen­kun­di­gen schwe­ren Sün­de befin­den, und im forum exter­num zu ver­mu­ten, dass jene, die sich in die­sen Ver­bin­dun­gen befin­den und die Ehe­re­geln ken­nen, sich nicht selbst der hei­lig­ma­chen­den Gna­de beraubt haben.

„Der Mensch kann von man­cher­lei schwer­wie­gen­den äuße­ren Fak­to­ren abhän­gen, von ihnen bedrängt und getrie­ben sein, wie er auch Nei­gun­gen, Bela­stun­gen und Gewohn­hei­ten unter­wor­fen sein kann, die mit sei­ner per­sön­li­chen Ver­fas­sung gege­ben sind. In zahl­rei­chen Fäl­len kön­nen sol­che äuße­ren und inne­ren Fak­to­ren sei­ne Frei­heit und damit sei­ne Ver­ant­wor­tung und Schuld mehr oder weni­ger ver­min­dern. Aber es ist eine Glau­bens­wahr­heit, von Erfah­rung und Ver­stand bestä­tigt, dass die mensch­li­che Per­son frei ist. Man darf die­se Wahr­heit nicht über­se­hen und die Sün­de der ein­zel­nen auf äuße­re Wirk­lich­kei­ten – auf Struk­tu­ren und Syste­me oder auf die ande­ren Men­schen – abwäl­zen. Das wür­de vor allem bedeu­ten, die Wür­de und die Frei­heit der Per­son zu zer­stö­ren, die sich – wenn auch nur nega­tiv und in ent­stell­ter Wei­se – auch in der Ver­ant­wor­tung für die began­ge­ne Sün­de zei­gen. Dar­um gibt es im Men­schen nichts, was so per­sön­lich und unüber­trag­bar ist, wie das Ver­dienst aus der Tugend oder die Ver­ant­wor­tung für die Schuld“ (Johan­nes Paul II., Recon­ci­lia­tio et pae­ni­ten­tia, 2. Dezem­ber 1984, Nr. 16).

„Schließ­lich ist es immer mög­lich, dass der Mensch infol­ge von Zwang oder ande­ren Umstän­den dar­an gehin­dert wird, bestimm­te gute Hand­lun­gen zu Ende zu füh­ren; nie­mals jedoch kann er an der Unter­las­sung bestimm­ter Hand­lun­gen gehin­dert wer­den, vor allem wenn er bereit ist, lie­ber zu ster­ben als Böses zu tun“ (Johan­nes Paul II., Enzy­kli­ka Veri­ta­tis sple­ndor, 6. August 1993, Nr. 52).

18. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass dem Men­schen, da er mit frei­em Wil­len aus­ge­stat­tet ist, jede bewuss­te und freie sitt­li­che Hand­lung, die er voll­bringt, als Urhe­ber anzu­la­sten ist, und dass sei­ne Zurech­nungs­fä­hig­keit bis zum Beweis des Gegen­teils ange­nom­men wer­den muss. Die äuße­re Zurech­nungs­fä­hig­keit ist nicht mit dem inne­ren Zustand des Gewis­sens zu ver­wech­seln. Trotz des Grund­sat­zes „de inter­nis neque Eccle­sia iudi­cat“ (über das Inner­ste des Gewis­sens urteilt selbst die Kir­che nicht – das kann nur Gott) kann die Kir­che den­noch Hand­lun­gen ver­ur­tei­len, die direkt dem Gesetz Got­tes widersprechen.

„Obwohl man aber glau­ben muss, dass Sün­den nur umsonst, allein durch die gött­li­che Barm­her­zig­keit um Chri­sti wil­len ver­ge­ben wer­den und immer ver­ge­ben wur­den, so muss man doch sagen, dass kei­nem die Sün­den ver­ge­ben wer­den oder ver­ge­ben wur­den, der sich mit dem Ver­trau­en und der Gewiss­heit in Bezug auf die Ver­ge­bung sei­ner Sün­den brü­stet und sich allein damit zufrie­den­gibt; denn die­ses eit­le und von jeder Fröm­mig­keit ent­fern­te Ver­trau­en kann sich auch bei Häre­ti­kern und Schis­ma­ti­kern fin­den, ja in unse­rer stür­mi­schen Zeit fin­det es sich und wird in erbit­ter­tem Kampf gegen die katho­li­sche Kir­che gepre­digt. Man darf aber auch nicht behaup­ten, dass die­je­ni­gen, die wahr­haft gerecht­fer­tigt wur­den, völ­lig ohne jeden Zwei­fel bei sich selbst fest­stel­len müss­ten, sie sei­en gerecht­fer­tigt“ (Kon­zil von Tri­ent, Dekret über die Recht­fer­ti­gung, Kap. 9).

„Ist die äuße­re Ver­let­zung des Geset­zes oder des Ver­wal­tungs­be­fehls erfolgt, so wird die Zure­chen­bar­keit ver­mu­tet, es sei denn, ande­res ist offen­kun­dig“ (Codex Iuris Cano­ni­ci, Can. 1321, § 3).

„Jede direkt gewoll­te Tat ist dem Han­deln­den anzu­rech­nen“ (Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che, Nr. 1736).

„Das Urteil über den Gna­den­stand kommt nur dem Betrof­fe­nen zu, denn es han­delt sich um ein Urteil des Gewis­sens. Aber in den Fäl­len, in denen ein äuße­res Ver­hal­ten in schwer­wie­gen­der, offen­kun­di­ger und bestän­di­ger Wei­se der sitt­li­chen Norm wider­spricht, kommt die Kir­che nicht umhin, sich in ihrer pasto­ra­len Sor­ge um die rech­te Ord­nung der Gemein­schaft und aus Ach­tung vor dem Sakra­ment in Pflicht neh­men zu las­sen. Auf die­sen Zustand offen­kun­di­ger mora­li­scher Indis­po­si­ti­on ver­weist die Norm des kirch­li­chen Gesetz­bu­ches, gemäß der jene nicht zur eucha­ri­sti­schen Kom­mu­ni­on zuge­las­sen wer­den kön­nen, ‚die hart­näckig in einer offen­kun­di­gen schwe­ren Sün­de ver­har­ren‘ (Can. 915)“ (Johan­nes Paul II., Enzy­kli­ka Eccle­sia de Eucha­ri­stia, 17. April 2003, Nr. 37).

V. Über die Sakramente der Versöhnung und der Eucharistie

19. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass die Beicht­vä­ter im Umgang mit den Büßern die­sen bei­ste­hen sol­len, sich selbst über die spe­zi­fi­schen Pflich­ten der Gebo­te zu prü­fen, die­sen hel­fen sol­len, eine aus­rei­chen­de Reue zu errei­chen und sich voll­stän­dig der schwe­ren Sün­den anzu­kla­gen, eben­so ihnen raten sol­len, den Weg der Hei­lig­keit zu ergrei­fen. Auf die­se Wei­se ist der Beicht­va­ter gehal­ten, die Büßer bei ern­sten und objek­ti­ven Über­tre­tun­gen des Geset­zes Got­tes zu ermah­nen und sich zu ver­ge­wis­sern, dass sie wirk­lich die Abso­lu­ti­on und die Ver­ge­bung Got­tes wün­schen und ent­schlos­sen sind, ihr Ver­hal­ten zu über­prü­fen und zu kor­ri­gie­ren. Auch wenn die häu­fi­gen Rück­fäl­le an sich kein Grund sind, die Los­spre­chung zu ver­wei­gern, kann die­se nicht ohne eine aus­rei­chen­de Reue oder den festen Ent­schluss, die Sün­de in Zukunft zu mei­den, gege­ben werden.

„Die Wahr­heit, die vom Wort aus­geht und uns zu Ihm füh­ren soll, erklärt, war­um die sakra­men­ta­le Beich­te nicht von einem rein psy­cho­lo­gi­schen Impuls aus­ge­hen und beglei­tet wer­den soll, so als wäre das Sakra­ment ein Mit­tel psy­cho­lo­gi­scher The­ra­pien, son­dern vom Schmerz, der auf über­na­tür­li­chen Moti­ven grün­det, weil die Sün­de die Lie­be gegen­über Gott, dem abso­lut Guten ver­letzt und dem Erlö­ser Lei­den ver­ur­sacht hat sowie uns den Ver­lust der ewi­gen Güter bringt … Lei­der kla­gen sich heu­te nicht weni­ge Gläu­bi­ge, die das Buß­sa­kra­ment nüt­zen, nicht aller Tod­sün­den an, wozu das Kon­zil von Tri­ent ermahnt, und manch­mal reagie­ren sie auf den Beicht­va­ter, der pflicht­be­wusst nach der Voll­stän­dig­keit fragt, fast so, als wür­de er sich eine unan­ge­mes­se­ne Ein­mi­schung in das Hei­lig­tum des Gewis­sens erlau­ben. Ich wün­sche und bete, dass die­se wenig erleuch­te­ten Gläu­bi­gen sich davon über­zeu­gen, auch durch die­se Unter­wei­sung, dass die Norm, derent­we­gen die genaue Voll­stän­dig­keit ver­langt ist, soweit sich das ehr­lich befrag­te Gedächt­nis zu erin­nern ver­mag, nicht eine ihnen will­kür­lich auf­er­leg­te Last ist, son­dern ein Mit­tel der Befrei­ung und der inne­ren Ruhe. Zudem ist offen­sicht­lich, dass die Selbst­an­kla­ge der Sün­den den ern­sten Vor­satz mit­ein­schließt, sie in Zukunft nicht mehr zu bege­hen. Wenn die­se Bereit­schaft der See­le feh­len soll­te, wäre in Wirk­lich­keit auch kei­ne Reue vor­han­den: die­se zielt auf das sitt­lich Böse als sol­ches ab; ein sitt­lich Böses nicht abzu­leh­nen, hie­ße das Böse nicht zu ver­ab­scheu­en und kei­ne Reue zu emp­fin­den. So wie das vor allem vom Schmerz aus­ge­hen muss, Gott belei­digt zu haben, so muss der Vor­satz, nicht mehr zu sün­di­gen, in der gött­li­chen Gna­de grün­den, an der es der Herr jenen nie man­geln lässt, die das tun, was ihnen ehr­lich mög­lich ist … Es emp­fiehlt sich zudem, dar­an zu erin­nern, dass die Exi­stenz des ehr­li­chen Vor­sat­zes etwas ande­res ist als das Urteil der Intel­li­genz bezüg­lich der Zukunft: es ist näm­lich mög­lich, in der Treue gegen­über dem Vor­satz nicht mehr zu sün­di­gen, dass die Erfah­rung der Ver­gan­gen­heit und das Bewusst­sein der aktu­el­len Schwä­che die Sor­ge vor neu­em Fall wach­ruft; das prä­ju­di­ziert die Echt­heit des Vor­sat­zes nicht, wenn mit die­ser Sor­ge der Wil­len vor­han­den ist, unter­stützt durch das Gebet, das Mög­li­che zu tun, um die Schuld zu mei­den“ (Johan­nes Paul II, Schrei­ben an die Apo­sto­li­sche Pöni­ten­tia­rie, 22. März 1996, Nr. 3–5).

20. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass die zivil­recht­lich „wie­der­ver­hei­ra­te­ten“ Geschie­de­nen, die sich nicht getrennt haben, son­dern in ihrem Zustand des Ehe­bruchs ver­blei­ben, von den Beicht­vä­tern oder ande­ren See­len­hir­ten nie als im objek­ti­ven Stand der Gna­de betrach­tet wer­den kön­nen, wel­che angeb­lich fähig wären, im Leben der Gna­de und der Lie­be zu wach­sen, und somit die Vor­aus­set­zun­gen erfüll­ten, die Abso­lu­ti­on im Sakra­ment der Buße zu emp­fan­gen oder zur Hei­li­gen Eucha­ri­stie zuge­las­sen zu wer­den. Damit das gesche­hen kann, müs­sen die Geschie­de­nen Zer­knir­schung zei­gen für ihre Lebens­si­tua­ti­on und ent­schlos­sen sein, sie auf­zu­ge­ben, auch wenn sie sich für ihre objek­tiv sünd­haf­te Situa­ti­on auf­grund von bedin­gen­den oder mil­dern­den Umstän­den für nicht schul­dig oder nicht ganz schul­dig hal­ten sollten.

„Ich mei­ne gewis­se, heu­te nicht sel­te­ne Situa­tio­nen, in denen sich Chri­sten befin­den, die wei­ter­hin am sakra­men­ta­len Leben teil­neh­men möch­ten, aber dar­an gehin­dert sind durch ihre per­sön­li­che Situa­ti­on, die in Wider­spruch zu ihren vor Gott und der Kir­che frei­wil­lig über­nom­me­nen Ver­pflich­tun­gen steht … Die Kir­che, wel­che sich auf die­se bei­den sich ergän­zen­den Grund­sät­ze [des Mit­ge­fühls und der Barm­her­zig­keit] stützt, kann ihre Söh­ne und Töch­ter, die sich in jener schmerz­li­chen Lage befin­den, nur dazu ein­la­den, sich auf ande­ren Wegen der Barm­her­zig­keit Got­tes zu nähern, jedoch nicht auf dem Weg der Sakra­men­te der Buße und der Eucha­ri­stie, solan­ge sie die erfor­der­li­chen Vor­aus­set­zun­gen noch nicht erfüllt haben. Zu die­sem Pro­blem, das auch unser Herz als Hir­ten schwer bedrückt, habe ich mich ver­pflich­tet gefühlt, im Apo­sto­li­schen Schrei­ben Fami­lia­ris Con­sor­tio ein deut­li­ches Wort zu sagen, was den Fall der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen betrifft oder all­ge­mein jener Chri­sten, die unrecht­mä­ßig zusam­men­le­ben“ (Johan­nes Paul II., Recon­ci­lia­tio et poe­ni­ten­tia, 2. Dezem­ber 1984, Nr. 34).

„Jede Pra­xis muss miss­bil­ligt wer­den, die die Beich­te auf ein all­ge­mei­nes oder auf das Bekennt­nis nur einer oder meh­re­rer für gewich­ti­ger gehal­te­ner Sün­den beschränkt“ (Johan­nes Paul II., Motu pro­prio Miser­i­cor­dia Dei, 7. April 2002, Nr. 3).

„Es ist klar, dass Pöni­ten­ten, die im Gewohn­heits­zu­stand der schwe­ren Sün­de leben und nicht beab­sich­ti­gen, ihre Situa­ti­on zu ändern, die Abso­lu­ti­on nicht gül­tig emp­fan­gen kön­nen“ (Johan­nes Paul II., Motu pro­prio Miser­i­cor­dia Dei, 7. April 2002, Nr. 7 c.).

21. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass gegen­über den zivil­recht­lich „wie­der­ver­hei­ra­te­ten“ Geschie­de­nen, die offen more uxorio (wie Mann und Frau) leben, kei­ne ver­ant­wor­tungs­be­wuss­te per­sön­li­che und pasto­ra­le Unter­schei­dung behaup­ten kann, dass die sakra­men­ta­le Los­spre­chung oder die Zulas­sung zur Eucha­ri­stie unter dem Vor­wand erlaubt sei­en, dass auf­grund einer ver­min­der­ten Zure­chen­bar­keit kei­ne schwe­re Ver­feh­lung vor­lie­ge. Der Grund dafür ist, dass ihr even­tu­el­ler Man­gel an for­ma­ler Schuld­haf­tig­keit nicht all­ge­mein bekannt sein kann, wäh­rend hin­ge­gen die äuße­re Form ihres Lebens­stan­des dem unauf­lös­li­chen Cha­rak­ter der christ­li­chen Ehe und der Lie­bes­ver­bin­dung zwi­schen Chri­stus und Sei­ner Kir­che, die in der Hei­li­gen Eucha­ri­stie aus­ge­drückt und ver­wirk­licht ist, widerspricht.

„Die Kir­che bekräf­tigt jedoch ihre auf die Hei­li­ge Schrift gestütz­te Pra­xis, wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne nicht zum eucha­ri­sti­schen Mahl zuzu­las­sen. Sie kön­nen nicht zuge­las­sen wer­den; denn ihr Lebens­stand und ihre Lebens­ver­hält­nis­se ste­hen in objek­ti­vem Wider­spruch zu jenem Bund der Lie­be zwi­schen Chri­stus und der Kir­che, den die Eucha­ri­stie sicht­bar und gegen­wär­tig macht. Dar­über hin­aus gibt es noch einen beson­de­ren Grund pasto­ra­ler Natur: Lie­ße man sol­che Men­schen zur Eucha­ri­stie zu, bewirk­te dies bei den Gläu­bi­gen hin­sicht­lich der Leh­re der Kir­che über die Unauf­lös­lich­keit der Ehe Irr­tum und Ver­wir­rung“ (Johan­nes Paul II., Fami­lia­ris Con­sor­tio, 22. Novem­ber 1981, Nr. 84).

„In den letz­ten Jah­ren wur­den in ver­schie­de­nen Gegen­den unter­schied­li­che pasto­ra­le Lösun­gen vor­ge­schla­gen, denen zufol­ge zwar eine all­ge­mei­ne Zulas­sung der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen zur hei­li­gen Kom­mu­ni­on nicht mög­lich wäre, sie aber in bestimm­ten Fäl­len zum Tisch des Herrn hin­zu­tre­ten könn­ten, sofern sie sich in ihrem Gewis­sen­s­ur­teil dazu ermäch­tigt hiel­ten. So zum Bei­spiel, wenn sie ganz zu Unrecht ver­las­sen wor­den wären, obwohl sie sich auf­rich­tig bemüht hät­ten, die vor­aus­ge­hen­de Ehe zu ret­ten, oder wenn sie von der Ungül­tig­keit ihrer vor­aus­ge­hen­den Ehe über­zeugt wären, dies aber im äuße­ren Bereich nicht auf­zei­gen könn­ten, oder wenn sie schon einen län­ge­ren Weg der Besin­nung und der Buße zurück­ge­legt hät­ten, oder auch wenn sie aus sitt­lich ernst­haf­ten Grün­den der Ver­pflich­tung zur Tren­nung nicht nach­kom­men könn­ten. Gewis­sen Mei­nun­gen zufol­ge müss­ten die geschie­de­nen Wie­der­ver­hei­ra­te­ten ein Gespräch mit einem klu­gen und erfah­re­nen Prie­ster suchen, um ihre tat­säch­li­che Situa­ti­on objek­tiv zu prü­fen. Die­ser Prie­ster hät­te aber ihre mög­li­che Gewis­sens­ent­schei­dung, zur Eucha­ri­stie hin­zu­zu­tre­ten, zu respek­tie­ren, ohne dass dies eine Zulas­sung von amt­li­cher Sei­te ein­schlös­se. In die­sen und ähn­li­chen Fäl­len wür­de es sich um eine tole­ran­te und wohl­wol­len­de pasto­ra­le Lösung han­deln, um den unter­schied­li­chen Situa­tio­nen der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen gerecht wer­den zu kön­nen. Obwohl bekannt ist, dass von man­chen Kir­chen­vä­tern ähn­li­che pasto­ra­le Lösun­gen vor­ge­schla­gen und auch in der Pra­xis ange­wandt wor­den sind, stell­ten die­se doch nie einen Kon­sens der Väter dar, bil­de­ten in kei­ner Wei­se eine gemein­sa­me Leh­re der Kir­che und bestimm­ten nicht deren Dis­zi­plin … In Treue gegen­über dem Wort Jesu hält die Kir­che dar­an fest, dass sie eine neue Ver­bin­dung nicht als gül­tig aner­ken­nen kann, falls die vor­aus­ge­hen­de Ehe gül­tig war. Wenn Geschie­de­ne zivil wie­der­ver­hei­ra­tet sind, befin­den sie sich in einer Situa­ti­on, die dem Gesetz Got­tes objek­tiv wider­spricht. Dar­um dür­fen sie, solan­ge die­se Situa­ti­on andau­ert, nicht die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen“ (Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re, Schrei­ben an die Bischö­fe der Katho­li­schen Kir­che über den Kom­mu­ni­ons­emp­fang von wie­der­ver­hei­ra­te­ten geschie­de­nen Gläu­bi­gen, 14. Sep­tem­ber 1994, Nr. 3–4).

„In der Tat ist es ein objek­ti­ver Scha­den für die kirch­li­che Gemein­schaft, wenn jemand, der öffent­lich als unwür­dig bekannt ist, den Leib des Herrn emp­fängt; es ist ein Ver­hal­ten, das die Rech­te der Kir­che und aller Gläu­bi­gen ver­letzt, in kon­se­quen­ter Wei­se den Ansprü­chen die­ser Gemein­schaft ent­spre­chend zu leben. Im kon­kre­ten Fall der Zulas­sung der geschie­de­nen und wie­der­ver­hei­ra­te­ten Gläu­bi­gen zur hl. Kom­mu­ni­on betrifft das Ärger­nis – ver­stan­den als ein Han­deln, das die andern zum Schlech­ten bewegt – zugleich das Sakra­ment der Eucha­ri­stie und die Unauf­lös­lich­keit der Ehe. Ein sol­ches Ärger­nis besteht auch dann, wenn ein der­ar­ti­ges Ver­hal­ten lei­der kei­ne Ver­wun­de­rung mehr her­vor­ruft; ja, gera­de ange­sichts der Ver­for­mung der Gewis­sen wird ein gedul­di­ges und zugleich ent­schie­de­nes Han­deln der Seel­sor­ger umso not­wen­di­ger, zum Schutz der Hei­lig­keit der Sakra­men­te, zur Ver­tei­di­gung der christ­li­chen Moral und zur rich­ti­gen Unter­wei­sung der Gläu­bi­gen“ (Päpst­li­cher Rat für die Geset­zes­tex­te, Erklä­rung über die Hei­li­ge Kom­mu­ni­on für wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne, 24. Juni 2000, Nr. 1).

22. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass eine sub­jek­ti­ve Gewis­sens­über­zeu­gung von zivil­recht­lich „wie­der­ver­hei­ra­tet“ Geschie­de­ner, nach wel­cher deren frü­he­re Ehe ungül­tig sei (obwohl die Kir­che deren frü­he­re Ehe für gül­tig hält), allein nie aus­rei­chend ist, die Sün­de des Ehe­bruchs zu ent­schul­di­gen oder jeman­dem zu erlau­ben, die kano­ni­sche Norm und die sakra­men­ta­len Kon­se­quen­zen, die ein Leben als öffent­li­cher Sün­der mit sich bringt, zu ignorieren.

„Die irri­ge Über­zeu­gung von wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen, zum eucha­ri­sti­schen Tisch hin­zu­tre­ten zu dür­fen, setzt nor­ma­ler­wei­se vor­aus, dass dem per­sön­li­chen Gewis­sen die Macht zuge­schrie­ben wird, in letz­ter Instanz auf der Grund­la­ge der eige­nen Über­zeu­gung (vgl. Enzy­kli­ka Veri­ta­tis sple­ndor, Nr. 55) über das Bestehen oder Nicht­be­stehen der vor­aus­ge­hen­den Ehe und über den Wert der neu­en Ver­bin­dung zu ent­schei­den. Eine sol­che Auf­fas­sung ist jedoch unzu­läs­sig (vgl. Codex Iuris Cano­ni­ci, Can. 1085 § 2). Die Ehe stellt näm­lich wesent­lich eine öffent­li­che Wirk­lich­keit dar, weil sie das Abbild der bräut­li­chen Ver­ei­ni­gung zwi­schen Chri­stus und sei­ner Kir­che ist und die Urzel­le und einen wich­ti­gen Fak­tor im Leben der staat­li­chen Gesell­schaft bil­det … Das Gewis­sen­s­ur­teil über die eige­ne ehe­li­che Situa­ti­on betrifft daher nicht nur die unmit­tel­ba­re Bezie­hung zwi­schen Mensch und Gott, als ob man ohne die kirch­li­che Ver­mitt­lung, die auch die im Gewis­sen ver­bind­li­chen kano­ni­schen Nor­men ein­schließt, aus­kom­men könn­te. Die­sen wich­ti­gen Aspekt nicht zu beach­ten, wür­de bedeu­ten, die Ehe fak­tisch als Wirk­lich­keit der Kir­che, das heißt als Sakra­ment, zu leug­nen“ (Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re, Schrei­ben an die Bischö­fe der katho­li­schen Kir­che über den Kom­mu­ni­ons­emp­fang von wie­der­ver­hei­ra­te­ten geschie­de­nen Gläu­bi­gen, 14. Sep­tem­ber 1994, Nr. 7–8).

23. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass „die Tau­fe und die Buße eine rei­ni­gen­de Medi­zin für jene sind, die sich noch im Fie­ber der Sün­de befin­den; die Eucha­ri­stie dient zur Stär­kung nach dem Fie­ber, sie soll des­halb nur jenen gewährt wer­den, die von der Sün­de befreit sind“ (Hl. Tho­mas von Aquin, Sum­ma theo­lo­giae, III, q. 80, a.4, ad 2). Jene, die die Hei­li­ge Eucha­ri­stie emp­fan­gen, haben wirk­lich Anteil am Leib und Blut Chri­sti und müs­sen sich im Stand der Gna­de befin­den. Die zivil­recht­lich „wie­der­ver­hei­ra­te­ten“ Geschie­de­nen, die hin­ge­gen öffent­lich einen sünd­haf­ten Lebens­wan­del füh­ren, ris­kie­ren, durch den Emp­fang der Hei­li­gen Kom­mu­ni­on ein Sakri­leg zu bege­hen. Für sie wäre die Hei­li­ge Kom­mu­ni­on kei­ne Medi­zin, son­dern ein geist­li­ches Gift. Wenn ein Zele­brant ihre unwür­di­ge Kom­mu­ni­on gut­heißt, bedeu­tet das, dass er ent­we­der nicht an die Real­prä­senz Chri­sti oder an die Unauf­lös­lich­keit der Ehe oder an die Sünd­haf­tig­keit des Zusam­men­le­bens more uxorio (als Mann und Frau) außer­halb einer gül­ti­gen Ehe glaubt.

„Es ist dar­an zu erin­nern, dass die Eucha­ri­stie nicht auf die Ver­ge­bung der Sün­der hin­ge­ord­net ist, dem das Sakra­ment der Buße ent­spricht. Die Eucha­ri­stie ist viel­mehr das Sakra­ment jener, die sich in der vol­len Gemein­schaft mit der Kir­che befin­den“ (Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung, Rund­schrei­ben über die Buße, 20. März 2000, Nr. 9).

„Das Ver­bot, das im zitier­ten Kanon aus­ge­spro­chen wird, lei­tet sich, sei­ner Natur ent­spre­chend, aus dem gött­li­chen Gesetz ab und über­schrei­tet den Bereich der posi­ti­ven kirch­li­chen Geset­ze: Letz­te­re kön­nen kei­ne gesetz­li­chen Ände­run­gen her­bei­füh­ren, die der Leh­re der Kir­che wider­spre­chen wür­den. Der Schrift­text, auf den sich die kirch­li­che Tra­di­ti­on immer beruft, fin­det sich beim hl. Pau­lus: ‚Wer also unwür­dig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schul­dig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prü­fen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trin­ken. Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu beden­ken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt‘ (1 Kor 11, 27–29) … Jeg­li­che Inter­pre­ta­ti­on des Can. 915, die sei­nem wesent­li­chen Inhalt wider­spricht, wie er unun­ter­bro­chen vom Lehr­amt und der Dis­zi­plin der Kir­che durch die Jahr­hun­der­te erklärt wur­de, ist ein­deu­tig abwe­gig. Man darf die Ach­tung vor den Wor­ten des Geset­zes (vgl. Can. 17) nicht ver­wech­seln mit dem unei­gent­li­chen Gebrauch der­sel­ben Wor­te als Instru­men­te zur Rela­ti­vie­rung der Vor­schrif­ten oder zu deren inhalt­li­cher Ent­lee­rung. Die For­mu­lie­rung ’sowie ande­re, die hart­näckig in einer offen­kun­di­gen schwe­ren Sün­de ver­har­ren‘ ist klar und muss so ver­stan­den wer­den, dass ihr Sinn nicht ver­formt und die Anwen­dung der Norm unmög­lich wird. Die drei gefor­der­ten Bedin­gun­gen sind: a) die schwe­re Sün­de, im objek­ti­ven Sinn, denn die sub­jek­ti­ve Anre­chen­bar­keit könn­te der Kom­mu­ni­ons­pen­der nicht beur­tei­len; b) das hart­näcki­ge Ver­har­ren, das heißt das Bestehen einer objek­ti­ven Situa­ti­on der Sün­de, die in der Zeit fort­dau­ert und die der Gläu­bi­ge nicht aus der Welt schaf­fen will; es sind kei­ne ande­ren Erfor­der­nis­se not­wen­dig (her­aus­for­dern­des Ver­hal­ten, vor­aus­ge­hen­de Ermah­nung usw.), damit die Situa­ti­on in ihrer grund­sätz­li­chen kirch­li­chen Schwe­re ein­tritt; c) der offen­kun­di­ge Cha­rak­ter der Situa­ti­on der schwe­ren habi­tu­el­len Sünde.
Jene Gläu­bi­gen, die geschie­den und wie­der­ver­hei­ra­tet sind und wegen ern­ster Grün­de, zum Bei­spiel wegen der Erzie­hung der Kin­der, nicht ‚der Ver­pflich­tung zur Tren­nung nach­kom­men kön­nen‘, befin­den sich nicht im Zustand der schwe­ren habi­tu­el­len Sün­de, wenn sie ‚die Ver­pflich­tung ein­ge­hen, in vol­ler Ent­halt­sam­keit zu leben, das heißt sich der den Gat­ten eige­nen Akte zu ent­hal­ten‘ (Fami­lia­ris con­sor­tio, Nr. 84) und auf der Grund­la­ge die­ser Absicht das Sakra­ment der Buße emp­fan­gen haben. Weil die Tat­sa­che, dass die­se Gläu­bi­gen nicht more uxorio zusam­men­le­ben, natur­ge­mäß ver­bor­gen ist, wäh­rend ihre Lebens­si­tua­ti­on als geschie­de­ne Wie­der­ver­hei­ra­te­te natur­ge­mäß bekannt ist, kön­nen die­se nur remo­to scan­da­lo [unter Ver­mei­dung des Ärger­nis­ses] das Sakra­ment der Eucha­ri­stie emp­fan­gen … Wenn es jedoch zu Situa­tio­nen kommt, in denen sol­che Vor­sichts­maß­nah­men kei­ne Wir­kung erzielt haben oder nicht mög­lich waren, muss der Kom­mu­ni­ons­pen­der die hl. Kom­mu­ni­on dem­je­ni­gen ver­wei­gern, des­sen Unwür­dig­keit öffent­lich bekannt ist. Er wird das mit gro­ßer Lie­be tun und wird ver­su­chen, in einem gün­sti­gen Moment die Grün­de zu erklä­ren, die ihn dazu ver­pflich­tet haben. Er muss es aller­dings auch mit Festig­keit tun, im Bewusst­sein des Wer­tes, die sol­che Zei­chen der Festig­keit für das Wohl der Kir­che und der See­len haben … In Anbe­tracht der Natur der oben zitier­ten Norm (vgl. Nr. 1) kann kei­ne kirch­li­che Auto­ri­tät in irgend­ei­nem Fall von die­ser Ver­pflich­tung des Kom­mu­ni­ons­pen­ders dis­pen­sie­ren oder Direk­ti­ven erlas­sen, die die­ser Ver­pflich­tung wider­spre­chen“ (Päpst­li­cher Rat für die Geset­zes­tex­te, Erklä­rung über die Hei­li­ge Kom­mu­ni­on für wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne, 24. Juni 2000, Nr. 1–4).

24. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass die Men­schen, die im Stand der Tod­sün­de ster­ben, ohne sich mit Gott ver­söhnt zu haben, gemäß der Logik des Evan­ge­li­ums für immer in die Höl­le ver­dammt sind. Im Evan­ge­li­um spricht Jesus häu­fig von der Gefahr der ewi­gen Verdammnis.

„Wenn sie [die katho­li­schen Gläu­bi­gen] die­ser Gna­de im Den­ken, Reden und Han­deln nicht ent­spre­chen, wird ihnen statt Heil stren­ge­res Gericht zuteil“ (Zwei­tes Vati­ka­ni­sches Kon­zil, Lumen gen­ti­um, 21. Novem­ber 1964, Nr. 14).

„Die Tod­sün­de ist wie auch die Lie­be eine radi­ka­le Mög­lich­keit, die der Mensch in Frei­heit wäh­len kann. Sie zieht den Ver­lust der gött­li­chen Tugend der Lie­be und der hei­lig­ma­chen­den Gna­de, das heißt des Stan­des der Gna­de, nach sich. Wenn sie nicht durch Reue und gött­li­che Ver­ge­bung wie­der gut­ge­macht wird, ver­ur­sacht sie den Aus­schluss aus dem Rei­che Chri­sti und den ewi­gen Tod in der Höl­le, da es in der Macht unse­res Wil­lens steht, end­gül­ti­ge und unwi­der­ruf­li­che Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Doch wenn wir auch beur­tei­len kön­nen, dass eine Hand­lung in sich ein schwe­res Ver­ge­hen dar­stellt, müs­sen wir das Urteil über die Men­schen der Gerech­tig­keit und der Barm­her­zig­keit Got­tes über­las­sen“ (Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che, Nr 1861).

VI. Über die mütterliche und pastorale Haltung der Kirche

25. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass die kla­re Ver­kün­di­gung der Wahr­heit ein her­aus­ra­gen­des Werk der Barm­her­zig­keit und der Lie­be ist, weil die erste Heils­auf­ga­be der Apo­stel und ihrer Nach­fol­ger es ist, dem fei­er­li­chen Gebot des Erlö­sers zu gehor­chen: „Dar­um geht zu allen Völ­kern und macht alle Men­schen zu mei­nen Jün­gern; … und lehrt sie, alles zu befol­gen, was ich euch gebo­ten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt. 28,19–20).

„Die katho­li­sche Leh­re zeigt uns aber, dass die erste Pflicht der Näch­sten­lie­be nicht in der Tole­ranz gegen­über irri­gen Über­zeu­gun­gen, so auf­rich­tig die­sel­ben auch sein mögen, besteht; auch nicht in der theo­re­ti­schen oder prak­ti­schen Indif­fe­renz gegen­über dem Irr­tum und dem Laster, wohin wir unse­re Brü­der gestürzt sehen: son­dern sie besteht in dem Eifer, sie gei­stig und sitt­lich zu bes­sern, nicht weni­ger, als in der Sor­ge für ihr mate­ri­el­les Wohl­erge­hen … Jede ande­re Lie­be ist eine Illu­si­on oder ein unfrucht­ba­res, ver­gäng­li­ches Gefühl“ (Pius X., Enzy­kli­ka Not­re char­ge Apo­sto­li­que, 15. August 1910, Nr. 24).

„Die Kir­che rela­ti­viert nicht in den Meta­mor­pho­sen der pro­fa­nen Kul­tur die immer glei­che und sich selbst treue Natur der Kir­che, wie Chri­stus sie woll­te“ (Paul VI., Homi­lie, 18. Okto­ber 1965).

„Wenn nichts von der Heils­leh­re Chri­sti zu unter­schla­gen eine her­vor­ra­gen­de Aus­drucks­form der Lie­be ist, so muss dies immer mit Duld­sam­keit und Lie­be ver­bun­den sein; dafür hat der Herr selbst durch sein Wort und Werk den Men­schen ein Bei­spiel gege­ben. Denn obwohl er gekom­men war; nicht um die Welt zu rich­ten, son­dern zu ret­ten, war er zwar uner­bitt­lich streng gegen die Sün­de, aber gedul­dig und barm­her­zig gegen­über den Sün­dern“ (Paul VI., Enzy­kli­ka Hum­a­nae vitae, 25. Juli 1968, Nr. 29).

„Die Leh­re der Kir­che und ins­be­son­de­re ihre Festig­keit in der Ver­tei­di­gung der uni­ver­sa­len und dau­ern­den Gel­tung der sitt­li­chen Gebo­te, die die in sich schlech­ten Hand­lun­gen ver­bie­ten, wer­den nicht sel­ten als Zei­chen einer uner­träg­li­chen Unnach­gie­big­keit kri­ti­siert, vor allem ange­sichts enorm kom­ple­xer und kon­flikt­an­fäl­li­ger Situa­tio­nen des heu­ti­gen Lebens des ein­zel­nen und der Gesell­schaft: eine Unnach­gie­big­keit, die zu einem müt­ter­li­chen Emp­fin­den der Kir­che im Wider­spruch stün­de. Die­se las­se es, so sagt man, an Ver­ständ­nis und Barm­her­zig­keit feh­len. Aber in Wahr­heit kann die Müt­ter­lich­keit der Kir­che nie­mals von ihrem Sen­dungs­auf­trag als Leh­re­rin abge­trennt wer­den, den sie als treue Braut Chri­sti, der die Wahr­heit in Per­son ist, immer aus­füh­ren muss: ‚Als Leh­re­rin wird sie nicht müde, die sitt­li­che Norm zu ver­kün­den … Die­se Norm ist nicht von der Kir­che geschaf­fen und nicht ihrem Gut­dün­ken über­las­sen. In Gehor­sam gegen die Wahr­heit, die Chri­stus ist, des­sen Bild sich in der Natur und der Wür­de der mensch­li­chen Per­son spie­gelt, inter­pre­tiert die Kir­che die sitt­li­che Norm und legt sie allen Men­schen guten Wil­lens vor, ohne ihren Anspruch auf Radi­ka­li­tät und Voll­kom­men­heit zu ver­ber­gen‘ “ (Johan­nes Paul II., Enzy­kli­ka Veri­ta­tis sple­ndor, 6. August 1993, Nr. 95).

26. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass die Unmög­lich­keit jenen Katho­li­ken die Abso­lu­ti­on und die Hei­li­ge Kom­mu­ni­on zu spen­den, die offen­kun­dig in einem objek­ti­ven Stand der schwe­ren Sün­de leben, zum Bei­spiel jene, die zusam­men­le­ben oder die zivil­recht­lich „wie­der­ver­hei­ra­te­ten“ Geschie­de­nen, auf die müt­ter­li­che Für­sor­ge der Kir­che zurück­geht, da sie nicht Eigen­tü­me­rin der Sakra­men­te, son­dern „treue Ver­wal­te­rin der Geheim­nis­se Got­tes“ ist (vgl. 1 Kor 4,1).

„Als Leh­rer und Hüter der Heils­wahr­heit der Eucha­ri­stie müs­sen wir immer und über­all die­se Bedeu­tung und die­se Dimen­si­on der sakra­men­ta­len Begeg­nung und per­sön­li­chen Ver­traut­heit mit Chri­stus bewah­ren … Wir müs­sen jedoch immer dar­auf ach­ten, dass die­se tie­fe Begeg­nung mit Chri­stus in der Eucha­ri­stie uns nicht zur rei­nen Gewohn­heit wird, dass wir ihn nicht unwür­dig emp­fan­gen, das heißt im Zustand der Tod­sün­de … Wir kön­nen auch nicht einen Augen­blick ver­ges­sen, dass die Eucha­ri­stie ein beson­de­res Gut der gan­zen Kir­che ist. Sie ist das größ­te Geschenk, das in der Gna­den- und Sakra­men­ten­ord­nung der gött­li­che Bräu­ti­gam sei­ner Braut gemacht hat und ohne Unter­lass macht. Und gera­de weil es um ein sol­ches Geschenk geht, müs­sen wir uns alle im Geist tie­fen Glau­bens von echt christ­li­chem Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein lei­ten las­sen … Die Eucha­ri­stie ist als Sakra­ment ihrer Ein­heit ein gemein­sa­mes Gut der gan­zen Kir­che. Die Kir­che hat daher die stren­ge Pflicht, all das genau fest­zu­le­gen, was ihre Fei­er und die Teil­nah­me an ihr betrifft“ (Johan­nes Paul II., Schrei­ben Domi­ni­cae Cenae, 24. Febru­ar 1980, Nr. 4–12).

„Dies bedeu­tet nicht, dass der Kir­che die Situa­ti­on die­ser Gläu­bi­gen nicht am Her­zen lie­ge, die im Übri­gen nicht von der kirch­li­chen Gemein­schaft aus­ge­schlos­sen sind. Die Kir­che bemüht sich um ihre pasto­ra­le Beglei­tung und lädt sie ein, am kirch­li­chen Leben inner­halb der Gren­zen teil­zu­neh­men, in denen dies mit den Vor­aus­set­zun­gen des gött­li­chen Rechts ver­ein­bar ist, über wel­che die Kir­che kei­ner­lei Dis­pens­ge­walt besitzt“ (Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re, Schrei­ben an die Bischö­fe der katho­li­schen Kir­che über den Kom­mu­ni­ons­emp­fang von wie­der­ver­hei­ra­te­ten geschie­de­nen Gläu­bi­gen, 14. Sep­tem­ber 1994, Nr.6).

„Die Pasto­ral wird alle Kräf­te ein­set­zen müs­sen, um glaub­haft zu machen, dass es nicht um Dis­kri­mi­nie­rung geht, son­dern ein­zig um unein­ge­schränk­te Treue zum Wil­len Chri­sti, der uns die Unauf­lös­lich­keit der Ehe als Gabe des Schöp­fers zurück­ge­ge­ben und neu anver­traut hat. Das Mit-Lei­den und Mit-Lie­ben der Hir­ten und der Gemein­schaft der Gläu­bi­gen ist nötig, damit die betrof­fe­nen Men­schen auch in ihrer Last das süße Joch und die leich­te Bür­de Jesu erken­nen kön­nen. Süß und leicht ist ihre Bür­de nicht dadurch, dass sie gering und unbe­deu­tend wäre, son­dern sie wird dadurch leicht, dass der Herr – und mit ihm die gan­ze Kir­che – sie mit­trägt. Zu die­ser eigent­li­chen, in der Wahr­heit wie in der Lie­be glei­cher­ma­ßen grün­den­den Hil­fe hin­zu­füh­ren, ist die Auf­ga­be der Pasto­ral, die mit aller Hin­ga­be ange­gan­gen wer­den muss“ (Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re, Schrei­ben an die Bischö­fe der katho­li­schen Kir­che über den Kom­mu­ni­ons­emp­fang von wie­der­ver­hei­ra­te­ten geschie­de­nen Gläu­bi­gen, 14. Sep­tem­ber 1994, Nr. 10).

„Die Fei­er des Sakra­men­tes der Buße hat im Lau­fe der Jahr­hun­der­te eine Ent­wick­lung erfah­ren, die ver­schie­de­ne For­men her­vor­ge­bracht hat, wobei die Grund­struk­tur jedoch immer bewahrt wor­den ist. Neben der Hand­lung des Beicht­va­ters „” die­ser ist immer ein Bischof oder ein Prie­ster, der im Namen Jesu Chri­sti rich­tet und frei­spricht, heilt und gesund macht „” besteht die­se not­wen­di­ger­wei­se aus den Akten des Büßers: die Reue, das Bekennt­nis und die Genug­tu­ung“ (Johan­nes Paul II., Miser­i­cor­dia Dei, 7. April 2002).

VII. Über die universale Gültigkeit des beständigen Lehramtes der Kirche

27. Wir hal­ten ent­schlos­sen an der Wahr­heit fest, dass dok­tri­nel­le, mora­li­sche und pasto­ra­le Fra­gen, die die Sakra­men­te der Eucha­ri­stie, der Buße und der Ehe betref­fen, durch Stel­lung­nah­men des Lehr­amts gelöst wer­den müs­sen, und dass sie ihrer Natur nach dem Lehr­amt wider­spre­chen­de Aus­le­gun­gen oder eine wesent­lich unter­schied­li­che Umset­zung in der Pra­xis aus­schlie­ßen. Die­se Wahr­heit kann nicht durch die Annah­me ent­kräf­tet wer­den, dass jede Nati­on oder Regi­on Lösun­gen suchen soll, die der eige­nen Kul­tur, Sen­si­bi­li­tät und loka­len Bedürf­nis­sen ange­passt sind.

„Fol­gen­des bil­det also unge­fähr die Grund­la­ge der neu­en Mei­nun­gen: damit die Anders­den­ken leich­ter zur katho­li­schen Weis­heit geführt wür­den, müs­se sich die Kir­che der Mensch­heit einer fort­ge­schrit­te­nen Zeit erheb­lich annä­hern und unter Locke­rung der alten Stren­ge den neu­er­dings vor­ge­tra­ge­nen Ansich­ten und Auf­fas­sun­gen der Völ­ker will­fah­ren. Dies sei aber nach der Mei­nung vie­ler nicht nur von der Lebens­ord­nung zu ver­ste­hen, son­dern auch von den Leh­ren, in denen die Hin­ter­las­sen­schaft des Glau­bens ent­hal­ten ist. Sie behaup­ten näm­lich, es sei geeig­net, den Wil­len der Abwei­chen­den anzu­locken, wenn bestimm­te Lehr­ka­pi­tel gleich­sam leich­te­ren Gerichts über­gan­gen oder so gemil­dert wür­den, dass sie nicht (mehr) den­sel­ben Sinn behal­ten, den die Kir­che bestän­dig fest­ge­hal­ten hat. In welch ver­werf­li­chem Bestre­ben dies aber aus­ge­dacht wur­de, bedarf kei­ner lan­gen Rede; es genügt Wesen und Ursprung der Leh­re zu wie­der­ho­len, die die Kir­che über­lie­fert. Dazu das Vati­ka­ni­sche Kon­zil [Dog­ma­ti­sche Kon­sti­tu­ti­on Dei fili­us über den katho­li­schen Glau­ben, Kap. 4]: ‚Denn die Glau­bens­leh­re, die ja Gott geof­fen­bart hat, ist nicht nach Art eines phi­lo­so­phi­schen Lehr­sy­stems dem mensch­li­chen Gei­ste vor­ge­legt wor­den, um durch sei­ne For­scher­ar­beit erst ver­voll­komm­net zu wer­den. Sie ist viel­mehr der Braut Chri­sti anver­traut wor­den als gött­li­ches Lehr­gut, um von ihr treu behü­tet und unfehl­bar erklärt zu wer­den. Daher muss an dem Sinn der Heils­leh­ren, wie ihn die Kir­che, uns­re hei­li­ge Mut­ter, ein­mal dar­ge­legt hat, immer­dar fest­ge­hal­ten wer­den und man darf nie­mals, etwa unter dem Vor­wand und aus dem Schein­grund einer tie­fe­ren Erkennt­nis, von die­sem Sinn abge­hen‘ “ (Leo XIII., Enzy­kli­ka Testem bene­vo­len­tiae nost­rae, 22. Janu­ar 1899).

„Als eine der ersten Auf­ga­ben des Apo­sto­li­schen Amtes haben wir die fal­schen Leh­ren zu miss­bil­li­gen und zu ver­ur­tei­len und uns den zivi­len Geset­zen zu wider­set­zen, die in Kon­flikt mit dem Gesetz Got­tes tre­ten, und so die Mensch­heit davor zu bewah­ren, in den Ruin zu stür­zen“ (Pius X., Anspra­che an das Kon­si­sto­ri­um, 9. Novem­ber 1903).

„Die Kir­che ist ‚die Säu­le und das Fun­da­ment der Wahr­heit‘ (1 Tim 3, 15). Den ‚fei­er­li­chen Auf­trag Chri­sti zur Ver­kün­di­gung der Heils­wahr­heit hat die Kir­che von den Apo­steln erhal­ten‘. ‚Der Kir­che kommt es zu, immer und über­all die sitt­li­chen Grund­sät­ze auch über die sozia­le Ord­nung zu ver­kün­di­gen wie auch über mensch­li­che Din­ge jed­we­der Art zu urtei­len, inso­weit die Grund­rech­te der mensch­li­chen Per­son oder das Heil der See­len dies erfor­dern‘ “ (Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che, Nr. 2032).

„Es ist von größ­ter Bedeu­tung, dass in Sit­ten- wie in Glau­bens­fra­gen alle dem kirch­li­chen Lehr­amt gehor­chen und die glei­che Spra­che spre­chen“ (Paul VI., Enzy­kli­ka Hum­a­nae vitae, 25. Juli 1968, Nr. 28).

„Es kommt dem uni­ver­sa­len Lehr­amt der Kir­che zu, in Treue zur Hl. Schrift und zur Tra­di­ti­on das Glau­bens­gut zu ver­kün­den und authen­tisch aus­zu­le­gen. In Anbe­tracht der neu­en, oben erwähn­ten pasto­ra­len Vor­schlä­ge weiß sich die­se Kon­gre­ga­ti­on ver­pflich­tet, die Leh­re und Pra­xis der Kir­che auf die­sem Gebiet erneut in Erin­ne­rung zu rufen“ (Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re, Schrei­ben an die Bischö­fe der katho­li­schen Kir­che über den Kom­mu­nion­emp­fang von wie­der­ver­hei­ra­te­ten geschie­de­nen Gläu­bi­gen, 14. Sep­tem­ber 1994, Nr. 4).

VIII. Die immer junge Stimme der Kirchenväter

„Daher kommt es dann, dass die See­len­hir­ten vor lau­ter Freu­de am Geräusch des Welt­lär­mes nichts wis­sen vom inne­ren Leben, das sie doch ande­re leh­ren soll­ten … Wenn das Haupt krank ist, hilft die Gesund­heit der ande­ren Glie­der nichts, und ganz umsonst eilt das Heer bei Auf­su­chung des Fein­des dem Feld­herrn nach, wenn die­ser den Weg ver­fehlt. Da wirkt kei­ne Mah­nung mehr auf die Unter­ge­be­nen, da greift kein Tadel mehr an … Da ver­mö­gen die Unter­ge­be­nen das Licht der Wahr­heit nim­mer zu schau­en, weil den Hir­ten irdi­sche Sor­gen in Beschlag genom­men haben und weil der vom Stur­me der Ver­su­chung auf­ge­wir­bel­te Staub die Augen der Kir­che umnach­tet. Die Augen der Kir­che aber sind die See­len­hir­ten“ (Hl. Gre­gor der Gro­ße, Regu­lae pasto­ra­lis, II, 7).

„Die Buße, zu deren zeit­wei­li­ger Übung nach dem Gebrau­che der Kir­che ein gerech­ter Grund vor­liegt, wird meist aus Schwach­heit nicht geübt; denn auch die Scham (die uns von der Buße abhält) ist ja nur Furcht, Miss­fal­len zu erre­gen; man schaut eben mehr auf Anse­hen bei den Mit­men­schen als auf Gerech­tig­keit, um derent­wil­len man sich in einer Buß­übung ver­de­mü­tigt. Dar­um braucht es die Barm­her­zig­keit Got­tes nicht nur, wenn wir schon Buße üben, son­dern auch dazu, dass man sich über­haupt zu ihrer Übung auf­rafft“ (Hl. Augu­sti­nus, Enchi­ri­d­ion de fide, spe et cari­ta­te, 82).

„Die Buße ist die Erneue­rung der Tau­fe. Die Buße ist ein Ver­trag mit Gott für ein zwei­tes Leben. Die Buße ist ein Erwer­ber der Demut. Die Buße ist Selbst­ver­ur­tei­lung der gedan­ken­lo­sen Selbstlos­spre­chung. Die Buße ist die Toch­ter der Hoff­nung und ist der Ver­zicht auf Ver­zweif­lung. Die Buße ist ein begna­dig­ter Sträf­ling. Die Buße ist die Ver­söh­nung mit dem Herrn durch die Pra­xis der guten Wer­ke, die sich den Sün­den ent­ge­gen­set­zen. Die Buße ist die Rei­ni­gung des Gewis­sens. Die Buße rich­tet die Gefal­le­nen wie­der auf, indem sie an die Pfor­te des Him­mels klopft, die man mit der Demut öff­net“ (Hl. Johan­nes Kli­ma­kos, Sca­la para­di­si, Nr. 25).

Schluss

Wäh­rend unse­re neu­heid­ni­sche Welt einen Gene­ral­an­griff gegen die gött­li­che Insti­tu­ti­on der Ehe führt, und die Pla­gen der Schei­dung und der sexu­el­len Ver­kom­men­heit sich über­all aus­brei­ten, sogar bis in das Leben der Kir­che hin­ein, hal­ten wir, die unter­zeich­ne­ten Bischö­fe, Prie­ster und katho­li­sche Gläu­bi­ge, es für unse­re Pflicht und unser Pri­vi­leg, mit ver­ein­ter Stim­me unse­re Treue zu den unver­än­der­li­chen Leh­ren der Kir­che über die Ehe und zu ihrer unun­ter­bro­che­nen Dis­zi­plin zu beken­nen, so wie sie von den Apo­steln emp­fan­gen wur­den. Nur die Klar­heit der Wahr­heit wird die Men­schen frei­ma­chen (vgl. Joh. 8,32) und es mög­lich machen, dass sie die wah­re Freu­de der Lie­be fin­den, indem sie ein Leben nach dem wei­sen und heil­brin­gen­den Wil­len Got­tes leben, mit ande­ren Wor­ten, indem sie die Sün­de mei­den wie es von der Got­tes­mut­ter von Fati­ma 1917 müt­ter­lich ver­langt wurde.

29. August 2016, Fest der Ent­haup­tung des Hei­li­gen Johan­nes des Täu­fers (der das Mar­ty­ri­um erlitt wegen sei­nes Bekennt­nis­ses zur Wahr­heit über die Ehe).

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2 Kommentare

  1. Gott sei Dank gibt es Wider­stand gegen die Ver­wäs­se­rung des katho­li­schen Glau­bens und der Leh­re. Die­se Initia­ti­ve der 80 Per­sön­lich­kei­ten gibt Mut, dass der Aus­ver­kauf und die Ver­wir­rung in der Kir­che und dem Kir­chen­volk Ein­halt gebo­ten wer­den könn­te. Allein, man kann das bezwei­feln, denn Fran­zis­kus hat und wird wei­ter sein Heer auf­stel­len und sei­nen ver­wir­ren­den Weg wei­ter gehen und festigen.

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