Papst Franziskus wiederholt Kaspers-Skandalthese: „Martin Luther hatte recht“


Papst Franziskus und Martin Luther
Papst Franziskus wiederholt, was Kardinal Walter Kasper in seinem neuesten Buch schreibt: "Martin Luther hatte recht"

(Rom) Neben Brexit, einer „neu­en EU“, der Absa­ge an Dia­ko­nis­sen und Frau­en­dia­ko­nat sprach Papst Fran­zis­kus auf dem Rück­flug von Arme­ni­en auch über Mar­tin Luther und die pro­te­stan­ti­sche Reformation.

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Der Papst wur­de im Zusam­men­hang mit sei­ner Teil­nah­me an einem „Refor­ma­ti­ons­ge­den­ken“ am kom­men­den 31. Okto­ber in Schwe­den gefragt, ob das nicht der „rich­ti­ge Augen­blick“ wäre, nicht nur der „gegen­sei­tig zuge­füg­ten Wun­den zu geden­ken, son­dern die „Geschen­ke“ der Refor­ma­ti­on anzu­er­ken­nen „und viel­leicht auch die Exkom­mu­ni­ka­ti­on Luthers aufzuheben“.

Der Papst wie­der­hol­te in sei­ner Ant­wort sinn­ge­mäß, was Kar­di­nal Wal­ter Kas­per in sei­nem am ver­gan­ge­nen 14. März erschie­nen Buch„Mar­tin Luther. Eine öku­me­ni­sche Per­spek­ti­ve“ (Pat­mos), schreibt, des­sen skan­da­lö­se Kern­aus­sa­ge lau­tet: „Luther hat­te recht“. Der Umkehr­schluß lau­tet: Die katho­li­sche Kir­che hat­te unrecht. Das sag­te Fran­zis­kus auf dem Rück­flug zwar nicht, doch die Bot­schaft steht seit­her so im Raum und setzt damit einen seit Mona­ten spür­ba­ren Drang in Rich­tung Ver­nei­gung vor dem Luther­tum fort. Dabei schließt Papst Fran­zis­kus auch den Cal­vi­nis­mus mit ein. Papst Fran­zis­kus erwähn­te lobend die nicht ver­bind­li­che Gemein­sa­me Erklä­rung zur Recht­fer­ti­gungs­leh­re des Luthe­ri­schen Welt­bun­des und der katho­li­schen Kir­che von 1999, wäh­rend er mit kei­nem Wort die ver­bind­li­che katho­li­sche Erklä­rung Domi­nus Iesus über die Ein­zig­keit und die Heils­uni­ver­sa­li­tät Jesu Chri­sti und der Kir­che von 2000.

Wört­lich ant­wor­te­te Papst Franziskus:

„Ich glau­be, daß die Absich­ten Luthers nicht falsch waren. Er war ein Refor­ma­tor. Viel­leicht waren eini­ge Metho­den nicht rich­tig, aber zu jener Zeit, wenn wir die Geschich­te von [Lud­wig von] Pastor lesen – einem deut­schen Luthe­ra­ner, der sich bekehr­te und katho­lisch wur­de – dann sehen wir, daß die Kir­che nicht gera­de ein nach­ah­mens­wer­tes Vor­bild war: es gab Kor­rup­ti­on, Welt­lich­keit, Anhäng­lich­keit an Geld und Macht. Des­halb hat er pro­te­stiert. Er war intel­li­gent und mach­te einen Schritt vor­wärts und recht­fer­tig­te, war­um er es tat. Heu­te sind wir Pro­te­stan­ten und Katho­li­ken uns einig über die Recht­fer­ti­gungs­leh­re: zu die­sem so wich­ti­gen Punkt lag er nicht falsch. Er mach­te eine Medi­zin für die Kir­che, dann hat sich die­se Medi­zin kon­so­li­diert, zu einer Dis­zi­plin, in eine Art, zu machen, zu glau­ben. Und dann war Zwing­li, Cal­vin und hin­ter ihnen stan­den die Prin­zi­pi­en: ‚cui­us regio eius reli­gio‘. Wir müs­sen uns in die Geschich­te jener Zeit ver­set­zen. Es ist nicht leicht zu ver­ste­hen. Dann sind die Din­ge wei­ter­ge­gan­gen. Die­ses Doku­ment über die Recht­fer­ti­gung ist eines der reich­sten. Es gibt Spal­tun­gen, auch in der luthe­ri­schen Kir­che herrscht nicht Ein­heit. Die Diver­si­tät ist das, was uns viel­leicht allen so schlecht getan hat, und heu­te suchen wir den Weg, um uns nach 500 Jah­ren zu tref­fen. Ich glau­be, daß wir an erster Stel­le mit­ein­an­der beten müs­sen. Zwei­tens: wir müs­sen für die Armen, die Flücht­lin­ge, vie­le Men­schen die lei­den arbei­ten, und schließ­lich, daß die Theo­lo­gen zusam­men stu­die­ren mögen auf der Suche … Das ist ein lan­ger Weg. Ein­mal habe ich scherz­haft gesagt: Ich weiß, wann der Tag der vol­len Ein­heit sein wird: Am Tag nach der Wie­der­kunft des Herrn. Wir wis­sen nicht, wann der Hei­li­ge Geist die­se Gna­de wir­ken wird. Inzwi­schen aber müs­sen wir zusam­men für den Frie­den wirken.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

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2 Kommentare

  1. O je, was wird Papst Fran­zis­kus dann erst von sich geben, wenn er sich Ende Okto­ber in Schwe­den aufhält!
    Bei sei­nem Besuch muss doch ein für die Pro­te­stan­ten erfreu­li­ches Ergeb­nis her­aus­sprin­gen und er wird schon dafür sor­gen, dass das der Fall sein wird.
    Denn wozu sonst fährt Papst Fran­zis­kus zum Refor­ma­ti­ons­ge­den­ken dorthin?
    Und was er ver­mut­lich dar­über­hin­aus noch in sei­nen gewohn­ten Spon­tan-Inter­views im Flie­ger äussern wird – schon jetzt befürch­te ich einiges.
    Gene­rell habe ich den, zuge­ge­ben sub­jek­ti­ven, Ein­druck, dass sich Papst Fran­zis­kus in ausser­ka­tho­li­schen Krei­sen woh­ler fühlt als bei uns.

    • Wir wis­sen alle wo er hin­ge­hen wür­de, wenn er die Wahl zwi­schen einem pro­te­stan­ti­schen Got­tes­dienst und einer katho­li­schen Eucha­ri­stie­fei­er hätte! -
      Er wür­de natür­lich im Gefäng­nis mus­li­mi­schen Migran­ten die Füße waschen!

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