(San José) Homogruppen in Costa Rica behaupten, daß der offizielle Familienbeauftragte der Costaricanischen Bischofskonferenz in Wirklichkeit ein homosexuelles Doppelleben führe. Sie werfen dem 51jährigen Priester Mauricio Viquez „Heuchelei“ und ein Reden „mit doppelter Zunge“ vor. Das Erzbistum San José, dem Viquez inkardiniert ist, entband den Priester „vorerst“ von allen seinen pastoralen Aufgaben.
Der katholische Priester Mauricio Viquez ist Familienbeauftragter der Bischofskonferenz des zentralamerikanischen Landes und „predigt in der Öffentlichkeit gegen gleichgeschlechtliche Paare, die er als Angriff gegen die Familie bezeichnet, während er gleichzeitig homosexuelle Praktiken pflegt“, schrieb gestern die costaricanische Tageszeitung La Nacion.
„Übertreibungen“ oder „Heuchelei“?
Der Priester gab Kontakte zu zwei Homosexuellen zu, die ihn nun beschuldigen. Er spricht aber von „Übertreibungen“. Eine „Umarmung“, „ein Kuß, gut, das kann sein“, das sei aber doch etwas ganz anderes als ein „physischer, sexueller Kontakt“. Kontakt hatte er zu den beiden, als diese zwischen 18 und 25 Jahre alt waren.
Viquez mußte auch die Existenz von Audioaufnahmen anerkennen, auf denen von den Homosexuellen „unangemessene“ Worte festgehalten wurden. „Natürlich macht man Fehler, wenn man in einer bestimmten Situation ist und in Eile über eine Sache, über einen Satz entscheiden muß, den man dann als unangemessen betrachten oder den man mißverstehen könnte“, so der Priester.
Die Vorwürfe gegen den Familiensprecher stammen von den beiden Homosexuellen-Vereinigungen Movimiento Diversidad und Asociacion Pro Derechos Humanos Igualitarios. Sie werfen Viquez vor, das „zu praktizieren, was er verurteilt“, so La Nacion. Er „predige zum Schaden homosexueller Menschen, die er dann zu intimen Begegnungen aufsucht“.
„Enthüllungen“ sollen Widerstand der Kirche gegen Homo-Agenda schwächen
Auch in Costa Rica drängen homosexuellen Vereinigungen auf Sonderprivilegien für Homosexuelle, darunter die Gleichstellung mit der Ehe. Der Familienbeauftragte der Bischofskonferenz hatte mehrfach dagegen Stellung genommen.
Marco Castillo, der Vorsitzende von Movimiento Diversidad hatte sich, laut Medienberichten, am 18. März schriftlich an Bischof Oscar Fernandez Guillen von Puntarenas, den Vorsitzenden der Costaricanischen Bischofskonferenz gewandt, um die „Doppelmoral einiger Priester“ anzuzeigen.
La Nacion zitierte Castillo mit den Worten: „Das gilt für den Priester Mauricio Viquez, der sogar eine Wohnung in der Nähe des Morazan-Parkes (San José) hat, aber keine Skrupel hat, im Fernsehen gegen uns zu sprechen.“
Hintergrund der „Enthüllung“ ist eine Erklärung der Bischofskonferenz gegen die politischen Forderungen der Homo-Verbände. Die Homosexuellen-Verbände hoffen durch die Bloßstellungen den Widerstand der Kirche zu brechen oder zumindest zu schwächen.
Die Ankläger: „Wußte nicht, daß er Priester ist“
La Nacion berichtete, mit zwei Homosexuellen gesprochen zu haben. Beide versichern, daß sie „Sexkontakt“ mit dem Familiensprecher hatten. Ein gewisser „Castro“, ein öffentlicher Bediensteter, erklärte, er sei über Internet vom Priester kontaktiert worden. Sie hätten sich dann mehrfach in dessen Wohnung am Morazan-Park getroffen. Der Park gilt als bekannter Treffpunkt der Stricher-Szene.
Zum Beleg versichert „Castro“, Chat-Mitschnitte zu haben, in denen ausdrücklich über die Treffen und die Art der Treffen gesprochen werde.
„Castro“ beteuert, nicht gewußt zu haben, daß Viquez ein Priester ist. Das habe er erst durch dessen Fernsehauftritte im Zusammenhang mit den Homo-Forderungen erfahren.
Mit den „Castro“-Aussagen konfrontiert, meinte Viquez, daß es sich dabei vielleicht um einen früheren „Freund“ handle, der ihm bisher aus dem Weg ging und nun über ihre Begegnungen „übertreibe“.
Der zweite Ankläger, so La Nacion, sei ein Rechtsanwalt namens „Lopez“, der mit Viquez über Facebook „intime Fotos und Sätze erotischen Inhalts“ ausgetauscht habe.
„Lehre der Kirche hängt nicht von meiner Person ab“
Die costaricanische Kirche befindet sich derzeit unter scharfem Beschuß. Die Medienberichte, unabhängig davon, ob sie sich als wahr oder „übertrieben“ herausstellen, schwächen ihre Glaubwürdigkeit. Viquez selbst erklärte im Zusammenhang mit seiner eigenen Verteidigung, daß „Homosexualität von der Kirche nicht als Sünde gesehen wird“. Gleichzeitig sprach er davon, daß ein Priester, der homosexuelle Handlungen praktiziert, „Selbstmord“ begehe.
Viquez sieht in den von ihm dementierten „Enthüllungen“ einen Versuch, ihm und der katholischen Kirche die Legitimation abzusprechen, zum Thema Homosexualität Stellung zu nehmen. Man versuche die Glaubwürdigkeit zu untergraben. „Die Lehre der Kirche hängt aber nicht von meiner Person ab“, so Viquez.
Am 3. Juni 2015 diskutierte Viquez im Fernsehsender Canal 7 mit Marco Castillo von Movimiento Diversidad über ein Urteil des Familiengerichts, das erstmals eine Homo-Verbindung in Costa Rica anerkannt hatte. „Ich habe das Familienmodell der katholischen Kirche verteidigt, aber auch führende Verfassungsrechtler äußerten Bedenken“, so Viquez. Er sieht in diesem Fernsehduell einen Grund für die nunmehrige „Enthüllung“. Diese richte sich gegen seine Person, meine aber in Wirklichkeit die Kirche.
„Vorerst“ von allen Aufgaben entbunden
Erzbischof Jose Rafael Quiros von San José berief noch gestern eine Pressekonferenz ein. Er gab bekannt, daß Viquez mit sofortiger Wirkung von allen pastoralen Aufgaben im Erzbistum entbunden wurde. Ebenso sei er nicht mehr Familienbeauftragter und spreche nicht mehr für die Bischofskonferenz. Dabei handle es sich um eine „provisorische“ Entscheidung bis zur Klärung der Vorwürfe. Der Erzbischof gab die Einleitung einer Untersuchung bekannt, die Viquez´ „Zukunft in der Kirche klären“ solle.
Hinter den Kulissen heißt es, Erzbischof Quiros sei verstimmt über den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, weil ihn dieser nicht umgehend über den Brief Castillos infomiert habe.
Erzbischof Quiros verhängte gegen Viquez mehrere Maßnahmen. Der Priester darf weder öffentlich die Heilige Messe zelebrieren noch die Sakramente spenden. Dabei handle es sich „nicht um Strafen, sondern vorerst um eine pastorale Vorsichtsmaßnahme“, so Erzbischof Quiros.
Text: Andreas Becker
Bild: Secretum meum mihi/La Nacion (Screenshots)