(Washington) „Abtreibung, Homosexualität, Leihmutterschaft, künstliche Befruchtung, Euthanasie sind die Faktoren des modernen anthropologischen Angriffs. Einer der verbreitetsten Faktoren, der zur Zersetzung von Persönlichkeit und Familie beiträgt, wird aber selten genannt: die Pornographie“, so die Publizistin Benedetta Frigerio. Über die Pornographie wird kaum geredet. Die Zunahme der negativen Auswirkungen der „Hard-core“-Industrie, die vor allem in den USA boomt, veranlaßte das Parlament des Staates Utah, sich mit der Pornographie zu befassen. Die USA gelten als Ursprungsland und Zentrum der Porno-Industrie.
Im vergangenen Februar verabschiedete das Parlament des Staates Utha eine Resolution, mit der die Pornographie als eine „Bedrohung für die öffentliche Gesundheit“ bezeichnet wird. Einbringer der Resolution ist Senator Todd Weiler. Er sprach von „starken negativen Auswirkungen auf die Jugend“ und von einer „Schwächung der Familie“.
Bei 58 Prozent aller Scheidungen in den USA spielt Porno-Abhängigkeit eine Rolle
Weiler verwies auf Zahlen der American Academy der amerikanischen Anwälte für Ehe- und Familienrecht, die bereits vor dreizehn Jahren bekanntgaben, daß in den Jahren vor 2003 bei 58 Prozent aller Scheidungen Probleme durch die Porno-Abhängigkeit zumindest eines Ehepartners eine Rolle spielten.
Diese „Probleme“ werden von direkten Betroffenen beschrieben. Jüngst berichtete ein junger protestantischer Pastor, Noah Filipiak aus Michigan, auf seinem Blog darüber:
„Seit Mitte der 90er Jahre, als Internet in den Haushalten zum allgemeinen Standard wurde, hat die Pornographie begonnen, die Jugend zu erziehen. So ist es auch mir ergangen. Nie wäre es mir eingefallen, mir eine Pornozeitschrift zu kaufen. Da aber nur ein Klick bei mir zu Hause in meinem Zimmer notwendig war, das minimierte jede Distanz. Durch diesen Abbau aller Hürden konnte auch ich nicht widerstehen.“
Aus dem so einfach gemachten „Klick“ zur Pornographie wird jedoch schnell eine Abhängigkeit. „Der Porno ist ein Professor“, so der Pastor heute.
„Will man eine Gesellschaft, in der der Mensch entmenschlicht wird, dann braucht man ihn nur zu unterstützen. Will man aber eine Gesellschaft, in der die Personen die menschliche Würde verstehen und achten, dann muß die Pornographie als Angriff auf die öffentliche Gesundheit erkannt und bekämpft werden.“
Pornographie greift direkt die Psyche der jungen Menschen an
Das habe damit zu tun, daß die im Internet verbreiteten Bilder „voller Perversion und Gewalt sind“, so Pastor Filipiak. Das greife direkt die Psyche der jungen Menschen in ihrer Entwicklungsphase an und habe negativen Einfluß auf ihr Denken im Zusammenhang mit Liebe, Sexualität, Sexualverhalten und dem anderen Geschlecht. Dies bestätigt auch John Jalsevac, ein amerikanischer Journalist, der selbst einmal pornoabhängig war.
Pornographie kann in jedem Alter zu Abhängigkeit führen. Je früher junge Menschen der Pornographie ausgesetzt sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, abhängig zu werden. Zu den Folgen gehören die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten, erhöhtes Scheidungsrisiko, geringere Bereitschaft zu einer festen Bindung, aber auch erhöhter Druck auf die Frau, Verhütung und Abtreibung zu akzeptieren. Bei jungen Mädchen festige sich die irrige Meinung, um attraktiv zu sein und dem anderen Geschlecht zu gefallen, immer „verfügbar“ und sexuell gefügig sein zu müssen.
„Frühe Sexualisierung und Pornographie fördern eine Verhütungs- und Abtreibungsmentalität, die Ausdruck jener Verrohung ist, zu der ein falscher Umgang mit der Sexualität führt. Abtreibung ist eine direkte Folge dieser Brutalität und Entmenschlichung des Menschen.“
USA: Durchschnittsalter für den Porno-Ersteinstieg bei elf Jahren
Anders als vielleicht vermutet, sind die Jugendlichen die am meisten betroffene Altersgruppe. Die USA, das Land der „unendlichen Pornographie“ weist das jüngste Einstiegsalter in die „Droge“ namens Porno auf. Das Durchschnittsalter, in dem US-Jugendliche erstmals direkt der Pornographie ausgesetzt sind, liegt bei elf Jahren, so Frigerio.
Weltweit betreffen 25 Prozent aller Internet-Suchabfragen Pornographie. Eine Zahl, die das Ausmaß dieser gigantischen mentalen Verseuchung deutlich macht und zugleich einen gigantischen Markt offenlegt. 70 Prozent aller Pornonutzer sind männlich und zwischen 18 und 24 Jahre alt.
Der australische Soziologe Michael Flood spricht im Zusammenhang mit Schweden sogar davon, daß 92 Prozent der männlichen schwedischen Jugend und 57 Prozent der weiblichen schwedischen Jugend im Alter von 15–18 Jahren mindestens einmal einen Pornofilm angeschaut haben.
Als Folgen dieser Verpornung im Kindes- und Jugendalter nennt Flood die Ausbreitung einer Mentalität unter männlichen Jugendlichen und Männern, daß Frauen ein Lustobjekt seien, das jederzeit und beliebig zur Verfügung zu stehen habe. Parallel dazu nehme bei denselben Männern der Verdacht zu, von ihren Frauen oder Freundinnen betrogen zu werden. Das führe insgesamt zu einem erhöhten Klima des Mißtrauens sowie zur Zunahme von Bindungsunfähigkeit und Gewalt gegen Frauen.
Feminismus unterstützt Pornographie oder schweigt dazu
„Doch die liberale feministische Kultur verteidigt die Pornographie oder schweigt zumindest dazu“, so Frigerio.
Als Grund wird die „sexuelle Revolution“ genannt, aus der der moderne Feminismus hervorging. Sexuelle Freizügigkeit wird als „Freiheit“ empfunden, Abtreibung als Teil des weiblichen Herrschaftsdiskurses gegen den Mann. Zudem spiele die Homosexualisierung im Feminismus eine nicht unerhebliche Rolle, und die wiederum sei an Pornographie interessiert.
Ende 2015 veröffentlichte die Wirtschaftszeitung Economist schwindelerregende Zahlen zur weltweiten Porno-Industrie. Allein 2015 wurden vier Milliarden Stunden auf dem Porno-Kanal PornHub verbracht. Umgerechnet entspricht das einer Zeit von mehr als 500 Jahren. Insgesamt wurden allein bei diesem Kanal 87 Milliarden Porno-Videos angeschaut. Umgerechnet hat damit im Durchschnitt jeder Mensch zwölf Porno-Videos angeschaut.
Pornographie kennt keine sozialen, ethnischen oder religiösen Grenzen. Einer der bekanntesten evangelikalen Pastoren der USA spricht davon, daß auch viele Christen von diesem Problem betroffen sind.
Im Februar schilderte Terry Crews, ein bekannter ehemaliger Football-Spieler und amerikanischer Schauspieler den „Tunnel“ der Pornographie, durch den er hindurch ging: Die Pornographie „ändert die Art, wie man über die Menschen denkt (…). Die Menschen werden zu Objekten.“ Crews brachte eine Therapie den Ausstieg. „Ich war drauf und dran meine Familie zu ruinieren. Meine Frau sagte irgendwann zu mir: ‚Ich erkenne Dich nicht wieder‘. Sie hätte mich verlassen können, hat es Gott sei Dank aber nicht getan. Sie blieb an meiner Seite. Gemeinsam haben wir es geschafft. Sie wußte, daß ich es bereute und regelrecht um Hilfe bat, weil ich allein den Ausstieg nicht schaffte“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: LifeSiteNews (Screenshot)