Militärbischof im Kampf gegen couragierten Priester der Tradition? – Militärpfarre Wiener Neustadt einst und jetzt


(Wien) Zum 1. Okto­ber muß­te der all­seits belieb­te und geach­te­te Mili­tär­de­kan der Wie­ner Neu­städ­ter Mili­tär­aka­de­mie Sieg­fried Loch­ner zunächst für drei Mona­te sei­nen Wir­kungs­ort ver­las­sen. Das Ergeb­nis ist eine lee­re Kirche.

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Die erste Amts­hand­lung des neu­ernann­ten Mili­tär­or­di­na­ri­us für Öster­reich, Msgr. Wer­ner Frei­stet­ter, war die Ankün­di­gung der Auf­lö­sung der alt­ehr­wür­di­gen Mili­tär­pfar­re an der The­re­sia­ni­schen Mili­tär­aka­de­mie zu Wie­ner Neu­stadt, die 1752 von Maria The­re­sia gegrün­det wur­de und somit welt­weit die älte­ste ihrer Art ist. Seit 1993 amte­te dort der durch den dama­li­gen Mili­tär­bi­schof Alfred Kostel­ecky instal­lier­te Mili­tär­de­kan Sieg­fried Loch­ner sei­nes Amtes. Im Lau­fe sei­nes über 22-jäh­ri­gen Wir­kens hat­te der für sein seel­sorg­li­ches Wir­ken hohes Anse­hen genie­ßen­de Geist­li­che eine enga­gier­te und leben­di­ge Pfarr­ge­mein­de auf­ge­baut. Sei­ne Tod­sün­den: Er zele­brier­te seit sei­ner Prie­ster­wei­he die hei­li­ge Mes­se auch im über­lie­fer­ten Ritus, nahm in sei­nen Pre­dig­ten kein Blatt vor den Mund und war damit alles ande­re als ein beque­mer „Zeit­geist­li­cher“. Das koste­te ihm im 25. Prie­ster­jahr fürs erste sei­ne beruf­li­che Wirkungsmöglichkeit.

Wiener Neustadt, Sonntagsmesse mit Militärdekan Lochner
Wie­ner Neu­stadt, Sonn­tags­mes­se mit Mili­tär­de­kan Lochner

Da er als instal­lier­ter Pfar­rer und prag­ma­ti­sier­ter Beam­ter der Repu­blik Öster­reich nicht ohne wei­ters ver­setz­bar ist, griff der Mili­tär­bi­schof, der im Vor­feld sei­ner Ernen­nung offen­bar gewis­sen (kirchen-)politischen Krei­sen die Wahl­ka­pi­tu­la­ti­on lei­sten muß­te, Loch­ner zu „ent­fer­nen“, zu einem Trick: Er ließ ver­lau­ten, die Pfar­re auf­zu­lö­sen und nach Wien ein­zu­glie­dern. Ab 1. Jän­ner 2017 soll die Pfarr­stel­le defi­ni­tiv gestri­chen werden.

Daß die Wie­ner Neu­städ­ter dage­gen Sturm lie­fen, im Inter­net 854 Unter­schrif­ten gesam­melt wur­den, unge­zähl­te Brie­fe und Tele­pho­na­te ein­gin­gen, ließ den neu­en Ober­hir­ten unbe­ein­druckt. Er ließ sich teil­wei­se ver­leug­nen, hoff­te auf das „Som­mer­loch“ und ließ im übri­gen die Brie­fe von besorg­ten und empör­ten Gläu­bi­gen ein­fach unbe­ant­wor­tet. Um die Zeit eines lang­wie­ri­gen Ver­set­zungs­ver­fah­rens zu spa­ren und den Prie­ster mür­be zu machen, ließ er zum 1. Sep­tem­ber über das Bun­des­mi­ni­ste­ri­um für Lan­des­ver­tei­di­gung eine Dienst­zu­tei­lung nach Salz­burg ver­fü­gen, die wegen ihrer offen­sicht­li­chen Rechts­wid­rig­keit wie­der aus­ge­setzt wer­den muß­te, um dann zum 1. Okto­ber erneut ver­fügt zu werden.

Militärbischöfliche Eucharistiefeier am Volksaltar vor leeren Bänken

Wiener Neustadt: Erster Pfarrgottesdienst mit Militärbischof Freistetter
Wie­ner Neu­stadt: Erster Pfarr­got­tes­dienst mit Mili­tär­bi­schof Freistetter

Das Ergeb­nis der Ver­trei­bung des cou­ra­gier­ten Geist­li­chen liegt auf der Hand: Als Mili­tär­bi­schof Frei­stet­ter am 4. Okto­ber erst­mals sei­ne Kathe­dra­le zu einem Pfarr­got­tes­dienst besuch­te, waren im Ver­gleich zu den bis­he­ri­gen Teil­neh­mer­zah­len, gera­de ein­mal ein Vier­tel gekom­men, von denen etwa 10 nach der Pre­digt das Got­tes­haus verließen.

Mitt­ler­wei­le ist auch der Groß­teil des Pfarr­ge­mein­de­ra­tes aus Pro­test über die nicht nach­voll­zieh­ba­re Behand­lung eines ver­dien­ten Prie­sters zurück­ge­tre­ten. In den Nie­der­öster­rei­chi­schen Nach­rich­ten vom ver­gan­ge­nen Diens­tag, 6. Okto­ber, steht zu lesen: „In einer Son­der­sit­zung des Mili­tär­pfarr­ge­mein­de­ra­tes am 2. Okto­ber 2015 sind mehr als die Hälf­te der gewähl­ten Mit­glie­der zurück­ge­tre­ten, das Ver­trau­en in die kirch­li­che Füh­rung im Bereich der Mili­tär­diö­ze­se sei nicht mehr gegeben.“

Die Dienst­zu­tei­lung des amtie­ren­den Aka­de­mie­pfar­rers Sieg­fried Loch­ner mit 1. Okto­ber 2015 nach Salz­burg hat­te bereits gro­ßes Stau­nen bei den Gläu­bi­gen aus­ge­löst: „Wohin sol­len wir nun gehen, wenn unser Pfar­rer weg ist?“, blieb die quä­len­de Fra­ge nach dem Got­tes­dienst am vori­gen Sonntag.

„Das Ver­trau­en ist kom­plett weg!“ betont der geschäfts­füh­ren­de Vor­sit­zen­de des Mili­tär­pfarr­ge­mein­de­ra­tes, „Es hieß, die Pfar­re bleibt und nun wird sie doch auf­ge­löst und mit Wien zusammengelegt!“.

Ein im Ruhe­stand leben­der Berufs­of­fi­zier brach­te die Stim­mung des Kir­chen­vol­kes in einem Leser­brief an die größ­te öster­rei­chi­sche Tages­zei­tung, die Kro­nen­zei­tung, auf den Punkt:

„Ist der neue Militärbischof ein ‚Brahmane‘ “?

Sind Offi­zie­re des öster­rei­chi­schen Bun­des­hee­res „Pari­as“?… Und der neue Mili­tär­bi­schof des öster­rei­chi­schen Bun­des­hee­res ein „Brah­ma­ne“? Die­se Fra­ge stellt sich einem im Ruhe­stand befind­li­chen Berufs­of­fi­zier, der den Tag der Leut­nan­te (Aus­mu­ste­rung) letz­te Woche mit­er­le­ben durf­te! Im Zuge die­ses ein­ma­li­gen und histo­ri­schen Ereig­nis­ses an der The­re­sia­ni­schen Mili­tär­aka­de­mie zu Wie­ner Neu­stadt woll­te der Kom­man­dant der­sel­ben den Mili­tär­bi­schof zu einem Zwie­ge­spräch „ein­la­den“. Des­sen kur­ze Ant­wort: „Mit Ihnen rede ich nicht“! Da muss man sich schon fra­gen, auf wel­cher Ebe­ne der höch­ste katho­li­sche Mili­tär­seel­sor­ger sich befin­det … Schon bei sei­nem „Ein­set­zen“ bzw. sei­ner Bischofs­wei­he im Juni 2015 im sakra­len Bau des Domes zu Wie­ner Neu­stadt, der sei­ner­zeit auf Grund von „gesun­ge­nen“ Suren eines Imams ENTWEIHT wur­de, wur­de er von u.a. einem Zugs­füh­rer C. Y. assi­stiert, wo man sicher anneh­men darf, dass die­ser nicht dem römisch-katho­li­schen Glau­bens­be­kennt­nis zuzu­ord­nen war. Und als sein Wap­pen über sei­nem „Bischofs­stuhl“ ange­bracht wur­de, fra­gen sich Heral­di­ker, war­um hier Sym­bo­le einer Bewe­gung „ange­deu­tet“ wur­den, die wahr­lich NICHTS in einem kirch­li­chen Gebäu­de, sogar in einer Kathe­dra­le, zu suchen haben! Über die­se Bewe­gung will ich mich aus gewis­sen Grün­den NICHT äußern, da es zu „Kom­pli­ka­tio­nen“ füh­ren könnte.

Auch ande­ren auf­merk­sa­men Gläu­bi­gen fiel die Pyra­mi­de in der Krüm­mung des höl­zer­nen Bischofs­sta­bes Sei­ner Exzel­lenz bei der Wei­he auf, wahr­lich kein christ­li­ches Sym­bol und auch kei­nes des Öster­rei­chi­schen Bun­des­hee­res, da des­sen Drei­eck bekannt­lich auf der Spit­ze steht!

Dem Ver­neh­men nach greift man sich mitt­ler­wei­le auch in Rom bereits an den Kopf, da man nicht begrei­fen kann, wie es ein neu­ernann­ter Ordi­na­ri­us zuwe­ge brin­gen kann, sei­ne Diö­ze­se in kür­ze­ster Zeit ins Cha­os zu stür­zen und anstatt alte Wun­den aus­zu­hei­len, stän­dig neue zu rei­ßen. Ein inter­es­san­ter Bei­trag zu „Reli­gi­on und Frie­den“ im „Jahr der Barm­her­zig­keit“, das in gut Orwell’scher Manier für tra­di­tio­nel­le Katho­li­ken und ihre Prie­ster das tota­le Gegen­teil här­te­ster Bru­ta­li­tät bedeu­ten dürfte.

Text: M.W.
Bild: Privat

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