(New York) Tim Ardillo, ein erklärter Homosexueller, „verheiratet“ mit einem anderen Mann, behauptet, daß ihm bei der Beerdigung seiner verstorbenen Mutter am 10. Juli in der St. Helena-Kirche von Amite in der Diözese Baton Rouge (Louisiana) die Kommunion verweigert wurde. Ardillo wollte bei der Kommunion den Leib Christi empfangen, der ihm jedoch von Pfarrer Mark Beard verweigert wurde.
Der Homo-Zeitschrift The Advocate erklärte Ardillo, daß sich die Diözese Baton Rouge inzwischen wegen des Zwischenfalls bei ihm entschuldigt habe, ebenso persönlich der Erzbischof von New Orleans, Msgr. Gregory Aymond.
Laut Ardillo habe Pfarrer Beard ihm die Verweigerung damit begründet, weil er „nicht kirchlich“ verheiratet sei. Der vermutliche Grund, so der Homosexuelle, sei jedoch, daß er zuvor in der Kirche bei seinen Abschiedsworten für seine Mutter gesagt hatte, mit einem Mann „verheiratet“ zu sein.
Das Sekretariat von Erzbischof Aymond wollte nicht Stellung nehmen. Die Entschuldigung wurde weder bestätigt noch dementiert. In der Pfarrei wollte auch niemand Stellung nehmen.
„Wer unbefugt die heilige Kommunion empfängt, begeht eine schwere Sünde“
„Der Stand von Schwulen und Lesben in der Katholischen Kirche ist kompliziert, weil die Kirche die gleichgeschlechtliche Ehe ablehnt, aber Respekt für LGBT-Menschen empfiehlt“, so die Zeitschrift The Advocate.
Laut Amerikanischer Bischofskonferenz, so The Advocate, sei eine „homosexuelle Neigung“ in sich noch keine Sünde, eine „homosexuelle Handlung“ aber „immer objektiv sündhaft“. Menschen mit einer „homosexuellen Neigung“ sollten daher nicht ermutigt werden, so die Bischofskonferenz, offen über ihre Neigung zu sprechen, sondern Hilfe suchen und sich einem geistlichen Beistand anvertrauen. Gleichzeitig sei „jede ungerechte Diskriminierung von Personen“ abzulehnen, das gelte auch gegenüber Personen mit einer „homosexuelle Neigung“.
Wer unbefugt die Kommunion empfange, „begeht eine schwere Sünde“, zitiert das Blatt die Bischofskonferenz.
Diözese dulde keine Kommunionverweigerung, „nur weil jemand homosexuell ist“
Was das in der Praxis zu bedeuten habe, jedenfalls in der Diözese Baton Rouge, erklärte die Pressesprecherin der Diözese, Donna Carville, eine Kommunionhelferin (Eucharistic minister): Die Diözese dulde keine Verweigerung der Kommunion an Katholiken, „nur weil sie homosexuell sind“.
Es sei „sehr überraschend, daß die Kommunion verweigert wurde. Das funktioniert nicht so … Wir haben keinen Leuten die Kommunion zu verweigern. Wer sind wir, um zu urteilen, ob sie [die Lehre der Kirche über die Kommunion] glauben oder nicht? Das ist eine Sache zwischen ihnen und Gott“, so Donna Carville.
Es sollte nicht dazu verwendet werden, die Eucharistie zu verweigern, weil jemand nicht kirchlich verheiratet sei, sekundierte der Kirchenrechtler Roger Keeler, Koordinator der Canon Law Society of America und Priester der Erzdiözese Edmonton im Staat Alberta (Kanada). „Die Kommunion ist keine Waffe. Sie ist keine Belohnung für gutes Benehmen. Sie ist Nahrung für müde Seelen“, so Keeler. Der Priester könne ja nicht den Familienstand aller kennen, die zur Kommunion vortreten.
„Wie soll ich wissen, ob jemand nicht im Zustand der Gnade ist?“
Als Beispiel nannte Keeler, er könne irgendwo gelesen haben, daß eine Frau Millionen unterschlagen hat. Aber sie könnte inzwischen alles gesühnt haben: „Wie soll ich wissen, ob sie nicht im Zustand der Gnade ist?“, so Keeler. Der Vergleich hinkt freilich erheblich, da Ardillo selbst vor Ort und öffentlich bekanntgab, in einer „Homo-Ehe“ zu leben.
Ardillo erklärte der Zeitung, er wäre nicht zur Kommunion gegangen, wenn die Angelegenheit vor der Totenmesse für seine Mutter angeschnitten worden wäre. Seine Mutter sei beim Heiligen Geist, und er habe sich durch die Kommunion mit ihr verbinden wollen.
Nach dem Vorfall habe er die Hand seines „Ehemanns“ genommen und sei aus der Kirche gerannt. Eine Lesbe habe ihn dann zurückgeholt, schließlich sei er der nächste Verwandte.
Ardillo lebt in Indiana, als Junge sei er Messdiener gewesen. Er glaube noch immer an den katholischen Glauben, sei sich aber nicht sicher, ob die Kirche sein „Ort“ sei. Er habe mit seiner Mutter den Rosenkranz gebetet, als sie einander das letzte Mal sahen.
Warum aber haben sich die Diözese Baton Rouge und der Erzbischof von New Orleans für die Kommunionverweigerung entschuldigt?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: The Advocate (Screenshot)