(Istanbul) Der Papst spricht, die Gründe sind unklar, zwei Mal beim Besuch der „Blauen Moschee“ in Istanbul von der Notwendigkeit der Anbetung, eine Gebetshaltung, die nur dem dreifaltigen Gott zukommt. Schließlich hält er vor dem Mihrab in Richtung Mekka einen „Moment der Anbetung“.
„Barfuß, mit gefalteten Händen, verweilte Franziskus für lange Augenblicke in stiller Anbetung neben dem Großmufti in der Moschee Sultan Ahmet in Istanbul.“ Mit diesen Worten beginnt der Bericht auf der Titelseite des Osservatore Romano von Sonntag, dem 30. November unter der Überschrift: „Gläubige vereint gegen den Fanatismus“.
„Die Gesten sagen manchmal mehr als Worte indem sie auch über ihren symbolischen Wert hinausgehen“, so der Osservatore Romano.
„Weitere Zeichen der Öffnung“
„So sind die Besuche am heutigen Vormittag, Samstag, von Papst Franziskus in der Sultan Ahmet-Moschee, der „Blauen Moschee“ und im Museum Hagia Sophia weitere Zeichen der Öffnung gegenüber den Moslems, die den Willen zum Ausdruck bringen, in Freundschaft auf dem Weg eines immer überzeugteren Dialogs in gegenseitigem Respekt weiterzugehen.“
Durch die „Blaue Moschee“ wurde der Papst von Großmufti Rammy Yaran geführt. „Zwei Mal betonte er [Franziskus] die Bedeutung der Anbetung: ‚Wir müssen Gott anbeten und ihn nicht nur preisen und verherrlichen‘“, so die Tageszeitung des Vatikans.
Als sie vor den Mihrab gelangten – der die genaue Richtung nach Mekka anzeigt und der in den Istanbuler Moscheen einen Maria gewidmeten Vers der Sure 19 trägt – hielten der Großmufti und der Papst in Stille für einen Moment der Anbetung inne, die etwa drei Minuten dauerte“, so der Osservatore Romano.
Die offizöse Tageszeitung des Vatikans findet im Bericht von Gaetano Vallini nichts dabei, daß das katholische Kirchenoberhaupt in einer Moschee sich nicht nach der christlichen Gebetsrichtung ad orientem ausrichtet, sondern Richtung Mekka und „Anbetung“ hält. Natürlich verbietet sich traditionell grundsätzlich jede Kritik am regierenden Kirchenoberhaupt durch den 1861 gegründeten Osservatore Romano. Ist der päpstliche Kompaß durcheinandergeraten, fragt sich hingegen die argentinische katholische Seite Pagina Catholica.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Secretum meum mihi/Osservatore Romano (Screenshots)