(New York) In den USA fanden am 4. November midterm elections (Halbzeitwahlen) statt, die genau zwischen zwei Präsidentsschaftswahlen liegen. Die New York Times fragte sich, wie die Katholiken des Landes gestimmten haben.
Vor wenigen Tagen waren 36 von 100 Senatoren und alle 435 Abgeorneten des Repräsentantenhauses neu zu wählen. Ebenso die Gouverneure von 36 der 50 Bundesstaaten der USA. Die Wahlen brachten einen großen Wahlsieg für die Republikanische Partei und verursachten eine Niederlage für die Demokratische Partei von US-Präsident Barack Obama. Nach Ansicht der Beobachter wird der Präsident in den letzten zwei Jahren seiner insgesamt achtjährigen Amtszeit zum Lame Duck, zur „Lahmen Ente“. Ein Ausdruck, der in den USA für die Situation gebraucht wird, wenn ein Präsident seine Macht mit einer parteipolitisch andersgefärbten Kongreß-Mehrheit teilen muß.
Republikaner erobern Kongreß zurück
Die Republikaner hatten 2008 das Präsidentenamt und die Kongreßmehrheit an die Demokraten verloren. 2012 gelang die Rückeroberung des Repräsentantenhauses, nun auch die des Senats. In der zu Ende gehenden Legislaturperiode verfügen die Demokraten noch über eine Mehrheit von 55 gegen 45 Senatoren. 53 Senatoren gehören der Demokratischen Partei an. Zwei unabhängige Senatoren stimmen in der Regel mit den Demokraten. Der Senat des 114. Kongresses, der sich am 3. Januar 2015 konstituiert, werden nun 52 Republikaner, 46 Demokraten und zwei Unabhängige angehören.
Im Repräsentantenhaus konnten die Republikaner ihre 2012 gewonnene Mehrheit weiter ausbauen. 246 Republikanern werden 2015/2017 nur mehr 184 Demokraten gegenüberstehen. Die Republikaner halten damit 56 Prozent der Sitze.
Katholische Stimmen für Republikaner seit 2006 von 44 auf 53 Prozent gewachsen
Die Katholiken machen mit 24 Prozent unter religiösen Gesichtspunkten den größten Wahlkörper der USA aus. Allerdings kann beim Wahlverhalten nur bedingt von einer „katholischen Wählerschaft“ gesprochen werden. Die New York Times berichtete aufgrund von Nachwahlbefragungen von Pew Research, daß 53 Prozent der Wähler, die sich selbst als Katholiken bezeichnen, für die Republikaner stimmten, 45 Prozent für die Demokraten. Von der Gesamtwählerschaft stimmten 52 Prozent für die Republikaner und 47 Prozent für die Demokraten. Bisher stimmten Katholiken traditionell stärker für die Demokraten als die Gesamtbevölkerung.
Bei den Halbzeitwahlen von 2010 hatten noch 54 Prozent für die Demokraten und 45 Prozent für die Republikaner gestimmt. Bei den Halbzeitwahlen von 2006 sogar 55 Prozent für die Demokraten und lediglich 44 Prozent für die Republikaner.
Verteidigung der Religionsfreiheit und der nicht verhandelbaren Werte finden Widerhall im Wahlverhalten
„Das weist darauf hin, daß der Kampf für die Verteidigung der Religionsfreiheit und für die nicht verhandelbaren Werte bei den Katholiken Widerhall findet und sich im Wahlverhalten niederschlägt“, so Riposte Catholique.
Das Ergebnis zeigt eine deutliche Verschiebung im katholischen Wahlverhalten. Die Partei der US-Katholiken war historisch die Demokratische Partei. Erst während der Präsidentschaft von Ronald Reagan begann eine Annäherung an die Republikanische Partei, die sich seither tendenziell verstärkt.
Am 8. November 2016 finden die nächsten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Der amtierende demokratische Präsident Barack Obama kann sich nach zwei Amtsperioden nicht mehr bewerben.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: New York Times (Screenshot)