(London) Die anglikanische Kirche von England ist der Einführung von „Bischöfinnen“ ein weiteres Stück nähergerückt. Das Gesetz, das die Möglichkeit gibt, Frauen zu Bischöfen zu ernennen, wurde von Königin Elisabeth II. unterzeichnet.
Vergangene Woche stimmte das britische Unterhaus der Gesetzesänderung zu. Die Zustimmung des Oberhauses war bereits zuvor erfolgt. Nachdem das staatliche Gesetz Bischöfinnen erlaubt, muß die anglikanische Generalsynode auf ihrer Tagung im kommenden Monat erneut über die Frage abstimmen. Im Herbst 2012 wurden Bischöfinnen noch abgelehnt.
Die Entscheidung wurde aber von den Entscheidungsträgern nicht wirklich anerkannt, weil sowohl die Kammer der Bischöfe als auch der Pastoren, dort vor allem die Pastorinnen, für die Zulassung von Bischöfinnen stimmten. Nur in der Kammer der Laien fand sich keine ausreichende Mehrheit. Seither wurde der Druck auf die Diözesen für eine Zustimmung erheblich erhöht und im März 2013 mit Justin Welby ein neuer Erzbischof von Canterbury und Ehrenvorsitzender anglikanischen Weltgemeinschaft ins Amt eingeführt, der sich ausdrücklich für die Zulassung von Bischöfinnen einsetzt.
Auf die Pastorinnen folgen die Bischöfinnen
Der Entscheidung geht seit Jahren eine harte Diskussionen innerhalb der anglikanischen Gemeinschaft voraus, in denen sich die Liberalen mit geduldiger Salami-Taktik letztlich durchzusetzen scheinen. Die demokratische Mehrheit bestimmt. Frauengruppen und liberale Bischöfe drängten auf die „Gleichstellung“ von Mann und Frau. Konservative lehnen Frauen als Pastoren und Oberhirten unter Verweis auf die Überlieferung und die Heilige Schrift ab.
Anfangs wurde in den 80er und 90er Jahren von den Liberalen „nur“ die Zulassung von Frauen zum Klerikerstand gefordert, aber Bischöfinnen ausgeschlossen. Kaum waren die Pastorinnen durchgesetzt, begann umgehend der Kampf für die Zulassung von Bischöfinnen. In der Generalsynode wird offensichtlich so lange abgestimmt, bis das gewünschte Ergebnis herauskommt.
Der Konflikt trug wesentlich zur Annäherung von Teilen der anglikanischen Gemeinschaft an die Katholische Kirche bei. Eine Annäherung, die in der Gewährung von Personalordinariaten durch Papst Benedikt XVI. mündete für jene Anglikaner, die in die volle Einheit mit Rom zurückehren wollen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Surviving Church