(Rom) Papst Benedikt XVI. war ein Papst des Buches. Papst Franziskus ist ein Papst der Gestik. Das schlägt sich auch auf dem Buchmarkt nieder. Obwohl es eine Flut von mehr oder weniger substantiellen Büchern über Papst Franziskus gibt, entfaltet er am Büchertisch nicht die Zugkraft seines Vorgängers.
Konrad Höß, der Geschäftsführer des Katholischen Medienverbandes bestätigte gegenüber KNA den zurückhaltenderen Griff der Kunden beim Kauf von Franziskus-Büchern. Die „charismatische Ausstrahlung“ des argentinischen Papstes hatte in der Buchbranche eigentlich anderes erwarten lassen.
Die Nachfrage nach Papstbüchern war während des Pontifikats von Benedikt XVI. „sehr groß“. Das hat sich seither „ein bißchen geändert“, wie Höß von KNA zitiert wird. Es habe unter Franziskus nicht jenen „deutlichen Anstieg“ an verkauften Büchern gegeben, wie zum vergleichbaren Amtsbeginn des deutschen Papstes.
Jorge Mario Bergoglio hat nie ein Buch geschrieben
Höß nennt keine Gründe für die unterschiedliche Wirkung der beiden Päpste auf den Buchmarkt, diese liegen zumindest teilweise auf der Hand. Während Papst Benedikt XVI. ein namhafter Theologe und begnadeter Intellektueller war, der eine Vielzahl von Büchern schrieb und mit der Jesus von Nazareth-Trilogie ein Buchvorhaben noch während seines Pontifikats vollendete, hat Jorge Mario Bergoglio nie ein Buch geschrieben.
Während Papst Benedikt XVI. die Fähigkeit besaß, komplexeste Dinge in eine allgemeinverständliche Sprache zu kleiden und den Menschen zu erklären, ist Papst Franziskus ein Mann der Gesten, nicht der Bücher. Die Publikationstätigkeit steht in direkter Relation zur Tiefe dessen, was man den Menschen zu sagen hat. Die Veröffentlichungen von Jorge Mario Bergoglio beschränken sich auf einige Vorworte zu Büchern anderer und zwei in Buenos Aires entstandende Gesprächsbücher. Eines mit seinem jüdischen Freund, Rabbi Abraham Skorka in Buenos Aires und ein weiteres mit zwei Journalisten.
Franziskus, Mann des schnellen, gesprochenen Wortes
Der meisten der unter Benedikt XVI. auf dem Büchertisch angeboteten Bücher, waren solche, die von ihm selbst verfaßt waren. Unter Franziskus handelt es sich ausnahmslos um Bücher, die über ihn geschrieben wurden. Die Qualität der „Revolution Franziskus“-Bücher läßt dabei häufig zu wünschen übrig. Es sind in der Regel Auftragswerke der Verlage, um sich einen Anteil am Buchmarkt zum Thema Papst zu sichern. Die Mehrzahl der Autoren sind Journalisten, die Tantiemen kassieren und sich damit in ihrem Metier einen Namen machen. Einen Anspruch auf biographische oder gar wissenschaftliche Gründlichkeit erheben sie erst gar nicht.
Selbst das gesprochene Wort von Joseph Kardinal Ratzinger/Papst Benedikt XVI. war druckreif. Der deutsche Theologe war in jeder Aufgabe ein Mann des überlegten, geschriebenen Wortes. Papst Franziskus hingegen ist ein Mann des schnellen, gesprochenen Wortes. Aus diesem Grund sind die schnellen und schnellebigen Medien das Vehikel, auf dem die Worte von Franziskus verbreitet werden. Das langsame, langfristig und zeitlos angelegte Buch scheint ein weniger geeignetes Mittel seines Denkens und Handelns.
Eine fundierte Analyse von Jorge Mario Bergoglios Leben, Kontakten, Ideen und Zielsetzungen vor seiner Wahl zum Papst ist auch anderthalb Jahre nach dem Konklave ein unerfülltes Desiderat.
Text: /Giuseppe Nardi
Bild: Collage Katholisches.info