(New York) In einem zwanzig Seiten langen Aufsatz erklären acht Professoren an amerikanischen päpstlichen Fakultäten, darunter sieben Dominikaner, ohne Wenn und Aber, warum die bevorstehenden Bischofssynoden nichts an der geltenden Lehre und Praxis ändern können und ändern werden. Ein Aufsatz, der Kardinal Kaspers „Theologie auf den Knien“ (Papst Franziskus) in die Knie zwingen soll.
Eine Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zu den Sakramenten wird grundsätzlich ausgeschlossen: „Es ist einfach nicht möglich, jene, welche im Ehebruch verharren, zur heiligen Kommunion zuzulassen und zugleich diese Lehren des Konzils zu bejahen“. Der Aufsatz „Neue Vorschläge für die pastorale Sorge bezüglich der Geschiedenen und Wiederverheirateten: Eine theologische Bewertung“ wird demnächst in der amerikanischen Fachzeitschrift Nova et Vetera erscheinen. Die deutsche Übersetzung wird im Forum Katholische Theologie erscheinen. Die Autoren sind: John Corbett O.P., Andrew Hofer O.P., Paul J. Keller O.P., Dominic Langevin O.P., Dominic Legge O.P., Kurt Martens, Thomas Petri O.P. und Thomas Joseph White O.P. Bereits jetzt wurde der Aufsatz auf der Internetseite der Zeitschrift veröffentlicht und dies gleich in fünf Sprachen, damit er weltweit verstanden wird und die Diskussion beeinflußt, was sicher der Fall sein wird.
Umfassende Darstellung des Themenkomplexes
Der Aufsatz beleuchtet auf umfassende Weise und aus verschiedenen Blickwinkeln das Problem der Scheidung, der Wiederverheiratung und der Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zur Kommunion. Der Themenkomplex wird aus dogmatischer, moralischer und kirchenrechtlicher Hinsicht dargestellt und von dort ausgehend die pastorale Frage beantwortet. Die Autoren beharren vor allem auf dem „einhelligen Konsens“, mit dem das Zweite Vatikanische Konzil und die bisherigen Päpste zur Frage Stellung genommen hat. Die Betonung liegt darauf, weil die Promotoren eines „neues Weges“ sich in besonderer Weise auf das jüngste Konzil berufen.
Angriffe auf Priesterzölibat Teil derselben Strategie
Der Aufsatz untersucht unter dem Vergrößerungsglas die von Kardinal Kasper behauptete These, daß der „neue Weg“ lediglich eine Änderung auf pastoraler, nicht aber dogmatischer Hinsicht bedeute. Eine These, die als Irrtum offengelegt wird. Die Autoren wenden sich auch gegen den schleichend um sich greifenden Vertrauensverlust in die Gnadenmittel der Kirche. Die Möglichkeit der Gnade in Keuschheit zu leben (auch in der Ehe) werde heute leichtfertig als unbrauchbar abgetan. Stattdessen würden dieselben Kreise auf eine pastorale „Lösung“ drängen, die – ihrer Ansicht nach – nur in der Wiederzulassung wiederverheiratet Geschiedener zu den Sakramenten bestehen könnte. In diesem Kontext, so die Autoren, seien auch die ständigen, parallel erfolgenden Angriffe gegen den Priesterzölibat der lateinischen Kirche zu sehen.
Protestantisierende Tendenzen
Nicht zuletzt zeigen die Autoren auf, daß hinter den Versuchen, die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe zu torpedieren, der protestantische Geist steckt: „Die Reformation bestritt in direkter Weise die Lehrinhalte der Kirche bezüglich der Ehe und der menschlichen Sexualität und gebrauchte dabei Argumente, die den heute verwendeten durchaus ähnlich sind.“
Die Autoren sprechen konkrete Empfehlungen für die Bischofssynode aus mit der klaren Schlußfolgerung: „Die klare Darlegung der Wahrheit des natürlichen Sittengesetzes in Beziehung zur allgemeinen Berufung zur christlichen Liebe würde der Familie eine Unterstützung gegenüber den machtvollen destabilisierenden Strömungen anbieten, die vielerorts die Oberhand gewinnen.“
Statt „neuer Lösungen“ bedürfe es einer hörbaren Verkündigung der Glaubenslehre
Die Veröffentlichung des Aufsatzes in fünf Sprachen erhöht nicht nur seine Verbreitung und Durchschlagskraft, sondern verhindert mögliche Übersetzungsfehler und sich daraus ergebende Mißverständnisse.
Die Autoren gelangen in ihrem Aufsatz zum Schluß, daß die heutige Zeit nicht „neuer Lösungen“ bedürfe, sondern eine wieder hörbare und erkennbare Verkündigung der auf Christus zurückgehenden katholischen Lehre zu Ehe und Familie. Die Orthopraxis könne nie im Widerspruch zur Orthodoxie stehen, da Erstere aus Letzterer hervorgeht und ohne diese nicht sein kann.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Chiesa e Postconcilio/Nova et Vetera