(Boston) Unter Papst Franziskus werde es keine Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zu den Sakramenten geben, so Kardinal Sean O’Malley. Der Erzbischof von Boston und Mitglied des C8-Kardinalsrats für die Kurienreform und Kirchenleitung stellte sich im Konflikt mit Kardinal Maradiaga und den deutschen Bischöfen an die Seite des Präfekten der Glaubenskongregation, Neo-Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Die Kirche habe dem Evangelium und der Lehre Christi treu zu sein, auch wenn das manchmal schwer erscheinen mag, so der Erzbischof von Boston.
Von Papst Franziskus habe man sich keine Zulassung der wiederverheiratet Geschiedenen zu den Sakramenten zu erwarten oder besondere Wenden im Bereich von Abtreibung, Homosexualität und Verhütungsmittel. Ein Jahr nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. schwäche sein Nachfolger die Töne ab, aber nicht die Positionen, in diesem Sinne könnte er einer Frau die Leitung eines neuen Dikasteriums an der Römischen Kurie anvertrauen. Dies meinte Kardinal O’Malley in einem Gespräch mit dem bekanntesten progressiven US-Vatikanisten John Allen für den Boston Globe. Allen wechselte vor einer Woche vom progressiven National Catholic Reporter zur Bostoner Tageszeitung.
Neue Kongregation für die Laien unter der Leitung einer Frau?
Nimmt man die Wortmeldungen aus dem C8-Rat zusammen, dann könnte Papst Franziskus laut Kardinal Maradiaga eine Kongregation für die Laien errichten und laut O’Malley dieses „neue“ Dikastarium einer Frau anvertrauen. In diese Richtung scheinen jedenfalls die Ideen führender Vertreter des C8-Rats zu gehen.
Kardinal O’Malley sagte laut Allen, daß jene, die von Papst Franziskus grundlegende Veränderungen in Sachen Abtreibung, Homosexualität und Verhütungsmittel erwarten, enttäuscht bleiben werden, denn „die Kirche muß dem Evangelium und der Lehre Christi treu sein“. Auch wenn es manchmal schwer sei „müssen wir dem folgen, was Christus will und Vertrauen haben, daß das, was Er erwartet, das Beste ist“, so der Kardinal. Was die Zulassung der wiederverheiratet Geschiedenen zu den Sakramenten anbelange, sieht das Mitglied des C8-Kardinalsrats „keinen Grund“, die Regeln zu lockern.
Am 17. Februar beginnt dritte Sitzung des C8-Kardinalsrats
Die Aussagen des amerikanischen Kardinals haben besonderes Gewicht. Er vertritt Nordamerika im C8-Rat. Unter den US-amerikanischen Kardinälen kannte er Kardinal Bergoglio am besten bereits vor dem Konklave. Der Kardinal aus dem Kapuzinerorden bereiste immer wieder Lateinamerika und spricht fließend Spanisch. In wenigen Tagen, vom 17.–19. Februar tritt der C8-Rat zu seiner dritten Konferenz zusammen. Es wird erwartet, daß die Vorschläge zur Kurienreform konkretisiert und dann dem Kardinalskollegium beim gleich im Anschluß folgenden ordentlichen Konsistorium vorgelegt werden.
Dorthin gehört der Vorschlag, eine Kongregation für die Laien zu errichten und die Leitung einer Frau anzuvertrauen. Ebenso der Vorschlag, die Ehenichtigkeitsverfahren „praktischer“ zu gestalten, etwa durch Abwicklung des gesamten Verfahrens auf nationaler Ebene ohne Beschäftigung der Heiligen Rota Romana, so der Kardinal.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: La cigüeña de la torre