(Neu Delhi) Der Oberste Bundesgerichtshof Indiens hob ein Urteil des Obersten Gerichtshofs von Delhi von 2009 auf, das homosexuelle Handlungen legalisierte. Homo-Verbände beschuldigen hinduistische, islamische und christliche Organisationen, Druck ausgeübt zu haben, um das Verbot wieder in Kraft zu setzen. Dagegen nahm Oswald Kardinal Gracias, der Erzbischof von Mumbai Stellung: „Nein zur Homo-Ehe, aber die christliche Gemeinschaft ist gegen jede Form der Diskriminierung. Die Homosexuellen haben die gleiche Würde wie jeder andere Mensch.“
Der Oberste Bundesgerichtshof stellte mit seiner Entscheidung das Gesetz wieder her, das homosexuelle Handlung als „Verbrechen gegen die Natur“ ahndet. Das höchste Gericht Indiens kippte damit ein Urteil aus dem Jahr 2009, das homosexuelle Handlungen entkriminalisierte. Homo-Aktivisten kritisieren nun religiöse Organisationen und werfen Hindus, Moslems und Christen vor, Druck ausgeübt zu haben, damit das Verbot wieder hergestellt wird. Kardinal Gracias erklärte gegenüber Asianews, daß „die Katholische Kirche nie gegen eine Entkriminalisierung der Homosexualität war, weil wir die Homosexuellen nie als Kriminelle betrachtet haben“.
Entkriminalisierung von 2009 aufgehoben
Am 2. Juli 2009 hatte der Oberste Gerichtshof von Delhi den Paragraph 377 (Verbrechen gegen die Natur) des indischen Strafgesetzbuchs aufgehoben, der aus der britischen Kolonialzeit stammte. Der Gerichtshof stellte fest, daß sexuelle Handlungen, die einvernehmlich zwischen zwei Erwachsenen stattfinden, Teil der Privatsphäre und daher keine Straftat sind. Bis dahin konnte jemand für homosexuelle Handlungen zu bis zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt werden, in besonders schweren Fällen sogar zu lebenslanger Haft. Allerdings wurde der Paragraph faktisch nicht angewandt.
Gegen das Urteil legte Shri B.P. Singhal, ein führender Vertreter der hindunationalistischen Bharatiya Janata Party (BJP) Einspruch ein, weil „homosexuelle Handlungen illegal, unmoralisch und gegen das Ethos der indischen Kultur sind“.
Kardinal Gracias: „Katholische Kirche zollt Homosexuellen vollen Respekt“
Kardinal Garcias betonte gegenüber Asianews: „Als Christen drücken wir den Homosexuellen unseren vollen Respekt aus. Die Katholische Kirche widersetzt sich der Legalisierung der Homo-Ehe, lehrt aber, daß die Homosexuellen die gleiche Würde wie jeder andere Mensch haben und verurteilt jede Form ungerechter Diskriminierung, von Verfolgung oder Mißbrauch“.
Kritik an den Aussagen des Kardinals übten christliche Gruppen wie das Christian Mission Movement. „Respekt“ habe man jedem Menschen als solchem zu zollen, aber nicht deshalb weil jemand homosexuell ist, denn damit würde man seine homosexuellen Handlungen respektieren. Die aber sind Sünde. Deshalb sei die Wortwahl des Kardinals „unpassend“ und der Vermittlung des christlichen Glaubens unter Menschen, die Homosexualität praktizieren, nicht dienlich.
Kardinal Gracias vertritt Asien im von Papst Franziskus im vergangenen April errichteten C8-Kardinalsrat, der ihn bei der Reform der Römischen Kurie und der Leitung der Kirche beraten soll.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews