(Berlin) Innere Unruhe führt zu Formen der Realitätsverweigerung. Dazu gehört auch der Kampf der Gender-Ideologie gegen die Natur. Die naturgegebene Wirklichkeit von Mann und Frau soll durch ein „gefühltes“ Geschlecht auf eine sterile Unisex-Uniformität reduziert werden.
Das neue „Zauberwort“ heißt Intersex Ab 1. November wird es in bundesdeutschen Geburtsurkunden ein „drittes“ Geschlecht geben. Nicht mehr männlich, nicht mehr weiblich. Hat ein Kind das „Glück“ von besonders ideologisch „innovativen“ Eltern abzustammen, kann es ihm passieren, amtlich als „geschlechtsneutral“ registriert zu werden.
Die Ideologie will die Natur besiegen. „Gender-korrekte“ Eltern können künftig die naturgegebene „Diskriminierung“ ihres Kindes „verhindern“. Dem Kind soll kein Geschlecht mehr „zwangsweise“ aufgedrängt werden, nein, es soll irgendwann selbst über sein Geschlecht befinden und eine „freie und bewußte“ Entscheidung treffen können. Die Entwicklung ist in fast allen westeuropäischen Staaten im Gange. Nicht diese Tatsache erstaunt die Beobachter, sondern der Umstand, daß sich politische Mehrheiten dafür finden. Den meisten Politikern fehlt im modernen Parteienstaat die Lösungskompetenz für die tatsächlichen Probleme, weshalb ideologisch Abstruses in den Vordergrund rückt.
Und weil der Deutsche Michl der Musterknabe der EU sein will, wird die Bundesrepublik Deutschland das erste europäische Land sein, die per Gesetz eine Grauzone zwischen dem Geschlecht von Mann und Frau einführt, die es in der Natur gar nicht gibt. Der Gesetzgeber als Beherrscher der Realität. Das Gesetz sieht vor, daß die „dritte“ Geschlechtsvariante in der Geburtsurkunde natürlich rein anti-diskriminatorischen Charakter habe. Es ermöglicht den Eltern eines Kindes, das mit „atypischen“ Sexualorganen zur Welt kommt, auf die Eintragung des Geschlechts zu verzichten. Ein eigenes Gesetz für Hermaphroditen. Heute spricht man lieber von Intersex. Wenn Ideologen wohlklingende Vorschläge präsentieren, ist allerdings Vorsicht geboten. Die Gender-Ideologie zielt bekanntlich auf die Überwindung des Geschlechts ab, weil dieses als „Zwang“ der Natur empfunden wird. Ideologen waren schon immer verdreht und keineswegs ungefährlich. Das neue Gesetz, so argumentativ harmlos es des Weges zu kommen scheint, ist ein hundertprozentiges Produkt dieser Gender-Ideologie. Für sie ist es nur die berühmte Bresche in der Mauer, die Schritt um Schritt erweitert werden soll.
Kein Wunder also, daß die International Lesbian and Gay Association begeistert applaudiert. Das mag nur auf den ersten Blick erstaunen. Der Dachverband versammelt rund 400 Homo-Organisationen der ganzen Welt: „Es ist eine gute Nachricht. Sie wird uns helfen, die Diskriminierungen innerhalb der EU zu bekämpfen.“ Kommt der Gesetzgeber in seiner Begründung der neuen Bestimmung noch sachlich einschränkend des Weges, läßt die feministische Philosophin Nicla Vassallo die Katze aus dem Sack. Mit Blick auf die in Deutschland ab dem 1. November geltende Regelung hat sie eine Aufforderung zur Hand: „Ich würde allen die Möglichkeit geben, das Geschlecht in den Dokumenten unausgefüllt zu lassen, wie das heute bereits bei der Standesangabe möglich ist. Wenn die Option des undefinierten Geschlechts nur für Intersex-Menschen gilt, wäre das nämlich eine Ghettoisierung.“ Die Gender-Ideologie ist wie jede Ideologie von verblüffender Logik: ein Akt gegen die Diskriminierung wird zum Akt der Diskriminierung umgedeutet um bereits den nächsten Akt gegen die Diskriminierung vorzubereiten. Ein Spiel ohne Ende im ideologischen Kampf, für die die Weltgesundheitsorganisation keine Klassifikation des Krankheitsbildes kennt, denn um eine Störung der Geschlechtsidentität des Kindesalters handelt es sich nicht, vielmehr um eine Störung der Geschlechtswahrnehmung anderer durch Erwachsene.
Auch der Evangelische Kirchentag, der Anfang Mai in Hamburg tagte, befaßte sich „ergebnisoffen“ mit dem Thema „Intersexualität“. Man gab sich „hoffnungsvoll“, da mit 1. November die „Rechte“ „intersexueller Menschen endlich Berücksichtigung“ fänden.
Die Natur als Feind der Ideologen – Eintrag X statt M oder F im Personalausweis?
Die Debatte über die Auswirkungen der neuen Bestimmung ist noch im Gange. Wenn in der Geburtsurkunde kein Geschlecht vermerkt wird, was wird dann im Personalausweis und was im Reisepaß verzeichnet? Die Gender-Ideologen sind natürlich auch dabei die fleißigsten Stichwortgeber. Die FamRZ – Zeitschrift für das gesamte Familienrecht mit Betreuungsrecht, Erbrecht, Verfahrensrecht, Öffentlichem Recht machte den Vorschlag, für alle Personaldokumente neben den Akronymen M (Mann) und F (Frau) ein X für „undefiniert“ einzuführen.
Das neue bundesdeutsche Gesetz, eingeführt von einer schwarz-gelben, christdemokratisch und christlichsozial geführten, nicht etwa einer rot-grünen Mehrheit stellt mit seiner Leugnung der anthropologischen und biologischen Realität einen Angriff auf das Individuum dar. Es bildet einen weiteren besorgniserregenden Mosaikstein dar, den die Homo- und Gender-Ideologie auf ihrem Weg des gesellschaftlichen Umbaus einsetzen kann. Die kulturellen und sozialen Folgen zielen auf eine Verwüstung ab. Im blindwütigen Kampf für die „neuen Rechte“ und gegen eine virtuelle sexuelle Diskriminierung, opfern die Gender- und Homo-Ideologen auf dem Altar ihres Götzen vor allem die Kinderrechte, die Rechte der Unschuldigsten und Schwächsten in der Gesellschaft. Jener, die keine Stimme haben und sich nicht wehren können und die für dieselben Ideologen bis zum Zeitpunkt der Geburt ohnehin um ihr Leben fürchten müssen. Kein Rechtsbereich wird mehr vergewaltigt als der der ungeborenen und zusehends auch der geborenen Kinder durch Abtreibung, künstliche Befruchtung, Embryonenforschung, Leihmutterschaft, Adoptionsrecht für Homosexuelle. Der neue Feind ist die Natur selbst. Sie soll bezwungen werden. „Man muß weder Hellseher noch Kinderpsychologe sein, um die psychologischen Traumata und Schwierigkeiten vorherzusehen, die moderne Intersex-Kinder in ihrer unglücklichen Kindheit zu bewältigen haben werden“ (Lupo Glori), als Opfer „gendergerchter“ Eltern.
Text: CR/Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana