(New York/Neu Delhi) Die Nachfrage nach Leihmüttern wächst, das Geschäft mit dem Uterus boomt. Die bedingungslose Entschlossenheit, den eigenen Willen schrankenlos durchzusetzen, hat einen makabren, internationalen Handel mit Körpern und Menschenleben entstehen lassen. Die Nachfrage kommt von verschiedenen Gruppen. Der Rechtsphilosoph Tommaso Scandrogli [1]Tommaso Scandrogli ist Assistent für Rechtsphilosophie an der Universität Padua und der Europäischen Universität Rom und Autor mehrerer Bürcher, darunter: Fernseher an, Gehirn aus; Das … Continue reading hat die neue Welt der Menschenhändler bereist.
Da ist einmal Paar, das ein Kind will, wo die Frau aber nicht imstande ist, eine durch künstliche Befruchtung erzwungene Schwangerschaft auszutragen. Oder, neuerdings und in steigendem Maße, wo Frauen, sich eine Schwangerschaft nicht antun wollen, weil diese zeitweise den Körper „entstelle“, möglicherweise irreparabel die Schönheit „gefährde“ und zudem „Schmerzen“ verursache.
Betuchte Frauen wollen sich Schwangerschaft nicht antun
Immer mehr Anfragen kommen von homosexuellen Männern allein oder im Doppelpack. Sie haben sich zwar für ein Lebensmodell entschieden, das die Zeugung von Nachkommen kategorisch ausschließt, doch wer sich der Natur einmal widersetzt, schert sich auch ein zweites Mal nicht darum: sie kaufen sich daher in Ländern der Dritten Welt von mittellosen oder skrupellosen Frauen deren Körper, lassen sich ein Kind austragen und kommen so auf „wundersame“ Weise zu ihrem „Spielzeug“. Das Naturrecht ist nicht eine ordnende Richtschnur und ein Hilfsmittel der Vernunft, sondern vom menschlichen Willen nach dem Gesetz des Stärkeren zu brechen.
50 Prozent der Kunden homosexuelle Männer
Linksliberale Politiker versuchen sich in einem positivistischen Denken gegenseitig darin zu übertrumpfen, dem widernatürlichen Egoismus des modernen Menschen, der zum unmenschlichen Humanismus geworden ist, entgegenzukommen. Gesetzliche Hürden, die diese moderne Form der Prostitution und des Menschenhandels unterbinden, werden sukzessive eingerissen.
Mit steigender Nachfrage vermehren sich auch die darauf spezialisierten Agenturen, die das Geschäft mit dem Uterus abwickeln. Eine der aktivsten Agenturen ist das amerikanische Center of Surrogate Parenting (CSP), das als „Erfolgsbilanz“ vorweist, bereits 1700 Kunden per Leihmutter ein Kind verschafft zu haben. 60 Prozent der Kunden stammen aus den USA, 40 Prozent aus anderen Ländern. Mehr als die Hälfte sind Schwule, wie der Popstar Elton John, der 2010 im Alter von 63 Jahren von der Agentur ein Kind haben wollte.
Widernatürlicher Egoismus produziert unmenschlichen Humanismus
In der Regel beginnt alles mit einem ersten Gespräch über Skype zwischen den Möchtegerneltern und dem Personal von CSP. Dann geht man zur Auswahl der Eispenderin über, denn homosexuelle Männer mögen zwar keine Frauen, aber ohne Frauen gibt es auch für sie kein Kind. Das gilt übrigens auch für heterosexuelle Paare, weil die Frau bereits biologisch gesehen zu alt ist, um schwanger zu werden. CSP preist sein Eispenderinnen-Resevoire an als zwischen 21 und 35 Jahre alt, gesund, von „gutem Charakter“ und mit „guten Intelligenzquotienten“. „Letztere beiden Punkte dürfen angezweifelt werden, da sie sich für solche Geschäfte hergeben“, wie Tommaso Scandrogli für Nuova Bussola Quotidiana schreibt.
Auch wer seinen Uterus zur Verfügung stellt – Eispenderin und Uterusanbieterin können, müssen aber keineswegs deckungsgleich sein – muß laut CSP „Qualitätskriterien“ erfüllen. Die Frauen müssen groß, jung, schlank, verheiratet (man staune) und bereits Mütter von Kindern sein. Man will schließlich auf Nummer sicher gehen und mögliche Risiken bei unerfahrenen Erstgebärenden ausschließen. Schließlich sind unzufriedene Kunden schlecht fürs Geschäft. Die Leihmütter werden, so die Prospekte, psychologischen Test unterzogen.
Frauen, die bestellte „Ware“ bei „Defekt“ nicht abtreiben lassen wollen, kommen nicht in Datenbank
Ausgeschlossen werden Frauen, die vorbestraft sind (wahrscheinlich ist man der Meinung, daß es ein Kriminellengen gibt; vorbestrafte Kunden hingegen sind nicht ausgeschlossen, denn der Kunde ist immer König). Ebenso Frauen, die sich weigern eine Verpflichtungserklärung zu unterzeichnen, Kinder bei möglichen Mißbildungen durch Abtreibung töten zu lassen, ebenso wenn sich Frauen weigern bei Mehrfachschwangerschaften (wie sie bei künstlicher Befruchtung gehäuft auftreten) ein oder mehrere Kinder töten zu lassen, wenn die Kunden nur ein Kind bestellt haben.
Das „System menschlicher Legehennenbatterien“ (Scandrogli) kostet natürlich etwas. Eine „qualifizierte“ Eispenderin kassiert 5000–10.000 Dollar. Gleichviel erhält auch die Agentur. Weiters müssen die Kunden 6000–10.000 Dollar für die Abwicklung rechtlicher und bürokratischer Aspekte hinblättern, 15.000 bis 25.000 Dollar für jede Runde der künstlichen Befruchtung und zwischen 25.000 und 35.000 wenn man eine Leihmutter in Anspruch nehmen will. Weitere 8000 Dollar, wenn man Zwillinge haben will. Vor allem Schwulenpaare wollen bevorzugt Zwillinge, damit jeder „sein“ Kind hat.
Beim CSP wird denn auch mal geheuchelt: um „Geschäftemacherei“ zu verhindern, wolle man nur „finanziell unabhängige“ Frauen. Die aber haben ein solches Geschäft wohl kaum nötig.
Das Auswahlverfahren: Angebot für jede Nachfrage – Blond und blauäugig ist Luxusausführung
Neben dem CSP gibt es die Internetseite Surrogatefinder, die in Indien eingerichtet wurde. Sie ist ein weiterer Beweis, daß der ganz reale Wahnsinn die Phantasie noch überrundet. Die Seite ist eine Art Facebook der künstlichen Befruchtung. Sie stellt den Kontakt zu Spezialkliniken in der ganzen Welt her und kombiniert Nachfrage und Angebot dank einer beeindruckenden Datenbank. Die Internetseite bietet in perfektem eugenetischen Stil das Kind nach Maß an, das gewissermaßen jeden Egoismus befriedigt. Man kann sowohl bei Eispenderin oder Samenspender, je nach Bedarf auswählen und ebenso bei der Leihmutter. So kann man entscheiden, ob er Uterus aus einem bestimmten Land, einer bestimmten Region oder Stadt kommen soll, ob er einer bestimmten Hautfarbe oder Volksgruppe angehören soll und natürlich, wieviele Kinder man bestellen will. Schließlich ist noch anzugeben, ob die Anfrage von einem heterosexuellen Paar, von zwei schwulen Männern, von einem schwulen Mann allein, von einer Frau alleine kommt. Alle Varianten werden akzeptiert.
Nachdem die Auswahlkriterien eingegeben sind, tauchen die Fotos auf. Die meisten wirken, als stammten sie aus einem Partnervermittlungskatalog. „Business is Business“ schreibt Scandrogli. Die Angaben zu den Anbieterinnen sind detailliert: Alter, Staatszugehörigkeit, Name (oder Nickname für jene, die anonym bleiben wollen), Gewicht, Größe, ob verheiratet, ledig oder in Partnerschaft lebend, Gesundheitszustand, Blutgruppe, Haarfarbe, Augenfarbe, Erfahrungen mit künstlicher Befruchtung, Reisebereitschaft (falls der Kunde nicht reisen will, um die Frau kennenzulernen). Es folgt die Angabe, wem die Frau bereit ist ein Ei oder ihren Uterus zu „spenden“: heterosexuellen Paaren, homosexuellen Paaren, heterosexuellen Singles, homosexuellen Singles.
Agenturen und Uterus-Vermieterin handeln aus „Liebe“, weil Helfen „schön“ ist
Schließlich findet sich noch ein kurzer Text, mit dem sich die Anbieterin selbst beschreibt. Manchmal entsprechen sie einem regelrechten Curriculum vitae. Meistens enthalten sie schmalzige Texte, wie „schön“ es sei, „anderen zu helfen“, ein Kind zu bekommen, über die „Wichtigkeit“ der „Familie“ und der „Liebe“. Die Anbieterin Blessing4u schreibt, „ich bete dafür, daß ihr euer Vertrauen in meine Hände legt, damit ich euch euren Freudenstrahl schenken kann“. „Eine Segenswunsch, der umso geschmackloser wirkt, wenn man bedenkt, wieviel Geld die Anbieterin für ihre ‚fromme‘ Tat erhält“, so Scandrogli.
Alle Kreditkarten werden akzeptiert
Ist die Wahl der Kunden/des Kunde/der Kundin auf eine bestimmte Anbieterin gefallen, wird per Mail Kontakt mit der zuständigen Agentur aufgenommen, „in deren Stall, die zu belegende Stute steht“. Die Kontaktaufnahme kostet 100 Dollar, mit denen man sich für sechs Monaten Zugang zur Internetseite verschafft. Natürlich kann man für 150 Dollar auch ein Jahresabo nehmen. Alle Kreditkarten werden akzeptiert.
„Das Geschäft läuft“, wie Scandrogli schreibt. Er schaut sich das Profil der 24jährigen Amerikanerin Megan an. Sie ist neu als Anbieterin. Obwohl ihr Eintrag erst wenige Stunden zuvor in die Datenbank aufgenommen worden war, hatte sie bereits auf drei Kundenanfragen geantwortet. Die Kunden, die sich für sie interessierten, dürften noch mehr gewesen sein.
Inderinnen sind billig – Alles eine Frage des Preises
Schließlich geht der Ball an die über die ganze Welt verstreuten Zentren dieser Kinderhändler über. Dann geht es ums Geld: Wer sich das bestellte Kind von einer Inderin austragen läßt, bekommt einen Preisnachlaß. Inderinnen sind billig. Die Kosten belaufen sich auf 6000–15.000 Euro. Alles andere kostet mehr: wer ein weißes Kind mit blauen Augen will, mit blonden Haaren, russischer Volkszugehörigkeit oder weißer, amerikanischer Herkunft. Das Kind als Geschäftsartikel für betuchtere Kreise, von der Standard- bis zur Luxusausführung.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Policoro
-
↑1 | Tommaso Scandrogli ist Assistent für Rechtsphilosophie an der Universität Padua und der Europäischen Universität Rom und Autor mehrerer Bürcher, darunter: Fernseher an, Gehirn aus; Das Naturrecht: ein Portrait; Fragen von Leben und Tod |
---|