(Rom) Der Papst hat seinen Rücktritt vom Papsttum angekündigt. Welchen revolutionären Akt die Freimaurerei in dem epochalen Ereignis sieht, läßt ein Kommentar von Ernesto Galli della Loggia (nomen es omen) in der Tageszeitung La Stampa vom 13. Februar erkennen.
Der päpstliche Rücktritt bedeutet durch die Macht des Faktischen eine Entsakralisierung seines Amtes. Die theologische Bedeutung desselben (Vikar Christi zu sein) mag unverändert bleiben, aber sein Designierungsmodus, seine Amtsausübung und seine „Aura“ werden auf eine absolut gewöhnliche Dimension reduziert.
Wenn es nämlich möglich ist, daß ein Papst zurücktritt – und damit eine jahrhundertealte Praxis an der höchsten Spitze umstürzt – dann sind auch andere Neuerungen möglich. Dann können ebenso andere jahrhundertealte Praktiken auf den unteren Stufen umgestürzt werden. Mit dem Schritt von Benedikt XVI. wird daher in Wirklichkeit das Dasein der zentralen Struktur der Kirche in Frage gestellt: sie wird der Überprüfung durch die Fakten unterworfen, der harten Prüfung der Zeit und der menschlichen Wenigkeit. Und die Fakten dieser Struktur, wie man weiß, haben zuletzt ein erbärmliches Schauspiel geboten: schlechte Sitten, Verleumdungen, Machtspiele, schrankenlose Ambitionen, Diebstahl.
Schuld daran sind die bisher geltenden Regeln an der Kurie und nicht nur dort: diese Regeln können und müssen sich ändern, sagt die Entscheidung des Papstes. Eben genau so, wie er es mit einer Regel (und was für einer Regel!) getan hat, die ihn betraf. Kann noch, zum Beispiel, die Wahl eines Papstes einer Handvoll alter männlicher Oligarchen vorbehalten sein, um in deren Kreis einzutreten Rücksicht auf nichts genommen wird? Kann noch die Macht der Kongregationen allein in deren Händen liegen? Ist es zulässig, daß noch immer eine Eiterbeule wie die IOR, die Vatikanbank existiert? […]
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Fides et Forma