(Alexandria) Antonios Kardinal Naguib, das Oberhaupt der koptisch-katholischen Kirche, hatte vor einem Jahr eine Hirnblutung erlitten. Nun ist der 77jährige Patriarch aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurückgetreten. Die Bischofssynode der koptischen Katholiken nahm das Rücktrittsgesuch ihres Patriarchen an. Die elf Bischöfe der mit Rom unierten orientalischen Kirche haben sich versammelt, um den Nachfolger zu bestimmen. Sollte Papst Benedikt XVI. die Wahl bestätigen, könnte der Name des neuen Patriarchen noch in dieser Woche bekanntgegeben werden.
Antonios Naguib war im Frühjahr 2006 zum Patriarchen gewählt worden. Im November 2010 erhob ihn Papst Benedikt XVI. in den Kardinalsstand. Während der revolutionären Ereignisse des „Arabischen Frühlings“, die zum Sturz des ägyptischen Staatspräsidenten Mubarak führten, nahm der Patriarch eine pragmatische Position ein. Er vermied jede Form von Alarmismus und zeigte anschließend Sympathien für das Ende des alten Regimes. 2011 dankte er in einem Interview „den jungen Patrioten, die alle zur Ablehnung einer schon seit zu langer Zeit untragbaren Situation im Land geführt haben“. Er nahm die anfangs zurückhaltende Position der Moslembruderschaft zur Kenntnis und zollte dem Militär Anerkennung für den entscheidenden Beitrag zum Rücktritt Mubaraks.
Neuer Patriarch muß gemeinsame Linie mit orthodoxen Kopten suchen
Gegenüber den sich abzeichnenden neuen politischen Verhältnissen unter einem erstarkten Islamismus zeigte er sich skeptisch. Am 31. Dezember 2011 erlitt der Patriarch eine Hirnblutung. Er überlebte, konnte sich aber nie mehr wirklich davon erholen.
Im Februar 2012 übernahm der 66jährige Bischof Kyrillos Kamal William Samaan von Assiut als Vikar die Funktionen des Patriarchen. Anba Kyrillos, der dem Franziskanerorden angehört, gehört zum Kreis der möglichen Nachfolger von Kardinal Naguib. Genannt werden auch der 51jährige Bischof Botros Fahim Awad Hanna, Weihbischof von Alexandria und der 57jährige Bischof Antonios Aziz Mina von Gizeh.
Vergangene Woche befand sich Leonardo Kardinal Sandri, der Präfekt für die Ostkirchen, in Ägypten, um die Nachfolgefrage zu erörtern. Neben innerkirchlichen Fragen wird der neue Patriarch wegen der erfolgenden Islamisierung Ägyptens vor allem eine gemeinsame Linie mit den orthodoxen Kopten finden müsen. Die Zahl der koptischen Katholiken wird für Ägypten mit etwa 250.000 angegeben. Hinzu kommt noch eine Diaspora in Amerika, Europa und dem Nahen Osten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Orthocath