„Es ist bezeichnend, daß Vorstellungen vom ‚Hexensabbat‘ und Satanismus in Schweden erst Überhand nahmen, nachdem das Land zum Protestantismus übergetreten war.“ Schweden wechselte zum Luthertum, als König Gustav I. beschloß, nach einem Tauziehen mit Rom über die Bischofsernennungen und die von ihm begehrten Kirchengüter, das englische Beispiel Heinrichs VIII. nachzuahmen.
Der neue protestantische „Klerus“ hatte seine Ausbildung im protestantischen Teil Deutschlands erfahren. Die eigentliche „Hexenjagd“ begann erst 1668. Nach 51 Hinrichtungen im Jahr 1670 wurde eigens „eine königliche Kommission eingerichtet“. „Auf der einen Seite standen drei Adelige, die diese Prozesse für illegal hielten und nicht an die satanistischen Enthüllungen glaubten, die aus den Angeklagten herausgepreßt worden waren. Ihnen wurde jedoch von den Angehörigen des [neuen lutherischen] Klerus und der Bauern widersprochen, die die Kommission beherrschten.“ So gingen die Hinrichtungen in Schweden weiter „mit Anschuldigungen, die zum Großteil von angeblichen ‚Hexenjägern‘ vorgebracht wurden, darunter auch mehreren Kindern“.
1676 wurde eine neue Kommission eingerichtet, die mit den Enthauptungen (denen der Scheiterhaufen folgte) fortfuhr, bis ein „spontanes Geständnis vieler Kinder erfolgte, sich alles erfunden zu haben. Die Anschuldigungen dieser Kinder hatten zu einer Reihe von Hinrichtungen geführt.“ Nun, da es zu spät war, wurden einige Verfahren neu aufgerollt und mehrere Schlüsselzeugen ihrerseits zum Tode verurteilt.
Quelle: Rodney Stark: For the Glory of God. How Monotheism Led to Reformations, Science, Witch-Hunts, and the End of Slavery, Princeton 2003
Text: BQ/Giuseppe Nardi