(Vatikan) Die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Vietnam kamen einen bedeutenden Schritt weiter. Nach mehrjährigen Vorbereitungen ernannte Papst Benedikt XVI. einen „päpstlichen Repräsentanten“ für Vietnam. Msgr. Leopoldo Girelli, bisher Apostolischer Nuntius in Indonesien, wurde mit 10. Januar zum Apostolischen Nuntius in Singapur, Apostolischen Delegat in Malaysia und Brunei und Päpstlicher Repräsentant für Vietnam ernannt. Am 11. Dezember hatte Vietnams Staatspräsident Nguyàªn Minh Triàªt Papst Benedikt XVI. einen Besuch im Vatikan abgestattet.
Damit wurden noch keine vollständigen diplomatischen Beziehungen aufgenommen, aber eine erste Vorstufe dazu erreicht. Der Päpstliche Repräsentant ist rangmäßig einem Botschafter nachgereiht. Die Aufgabe wird jedoch in der Person von Msgr. Girelli von einem Botschafter wahrgenommen und unterstreicht die Bedeutung, die der Vatikan der Sache zumißt.
Die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten wurden 1975 nach dem Sieg des kommunistischen Nordvietnam im Vietnamkrieg von vietnamesischer Seite abgebrochen. Nach der Besetzung Saigons durch nordvietnamesische Truppen mußte der dort residierende Vertreter des Vatikans das Land verlassen.
Die nunmehr sich abzeichnende Normalisierung der Beziehungen wurde erst möglich, nachdem der Versuch des kommunistischen Regimes gescheitert war, die katholische Kirche des Landes zu spalten und durch den Aufbau einer regimetreuen „patriotischen“ Kirche nach chinesischem Modell dem Staat zu unterwerfen. Nach der Wiedervereinigung der beiden Landesteile wurden Bischofsernennungen fast unmöglich gemacht. Seither wurde Schritt um Schritt ein modus vivendi gefunden, der die Ernennung der Bischöfe durch Rom und mit der Zustimmung des Regimes möglich machte. Ebenso wurden schrittweise, aber zielstrebig die Handlungsspielräume für die katholische Kirche des Landes erweitert. Oft im Rahmen harter Auseinandersetzungen mit dem Staat. Ein Preis für die „Normalisierung“ war der Rücktritt des Erzbischofs von Hanoi, Msgr. Ngo Quang Kiet (Jahrgang 1952), im Mai 2010. Der kämpferische Erzbischof war den Machthabern ein Dorn im Auge. Nach einer zweijährigen Kampagne gegen ihn durch das kommunistische Regime und entsprechenden Rücksprachen mit Rom, reichte Msgr. Quang Kiet „aus gesundheitlichen Gründen“ den Rücktritt ein.
Trotzdem bleiben weiterhin Formen von Repression und sogar Verfolgung, da die Regierung nach wie vor entschlossen scheint, eine möglichst vollkommene Kontrolle über die Katholiken auszuüben, die ungefähr zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen.
Die Ernennung des Päpstlichen Repräsentanten wurde bekanntgegeben, während in Vietnam der Parteitag der Kommunistischen Partei Vietnams im Gang war. Der Heilige Stuhl wollte damit auch ein Signal an die Volksrepublik China setzen, daß „normale“ Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und einem kommunistischen Regime möglich sind. Vietnam und der große chinesische Nachbar im Norden sind traditionell eng verbunden auf politischer, militärischer und wirtschaftlicher Ebene.
(Asianews/Giuseppe Nardi, Bild: Asianews)