(Kairo/ Frankfurt) Wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) berichtet, wurde gegen den koptisch-orthodoxen Priester Estefanos Shehata von den Ältesten und geistlichen Führern der muslimischen Dorfgemeinde Ezbet Dawood Youssef die Fatwa (muslimische Urteilsschrift) verhängt, was einem Todesurteil gleichkommt. Anlaß dafür war die Bitte des Priesters um Erlaubnis, für seine 800 Gläubige umfassende Gemeinde einen eigens erbauten Gebetssaal nutzen zu dürfen. Nach dem Ausspruch der Fatwa mußte der Geistliche aus Furcht um sein Leben das Dorf umgehend verlassen.
Nachdem Estefanos den Gebetssaal fertig gestellt hatte, ging er zum Staatssicherheitsdienst, der die Befugnis über Kopten hat, um eine offizielle Genehmigung für die Öffnung des Saales einzuholen. Dort bekam er mitgeteilt, daß man Ärger im Dorf vermeiden wolle und er zunächst die muslimischen Dorfbewohner befragen solle. Die Dorfältesten reagierten wider Erwarten verärgert und verhängten die Fatwa über den Priester, der daraufhin aus dem Ort fliehen mußte. Von den Kopten des Ortes verlangte man, den Priester zur Rücknahme seines Vorhabens zu bewegen, in dem man sie ausdrücklich darauf hinwies, daß die Fatwa jeden Muslim dazu berechtige, Estefanos umzubringen.
Eine Fatwa kann von jeder islamischen Führungspersönlichkeit, aber auch von lokal respektierten Personen, wie den ägyptischen Ältesten, ausgesprochen werden. Sie besitzt zwar keine offizielle (d.h. staatliche) Gültigkeit, aber der Staat schützt keinen Kopten, der mit der Fatwa belegt wurde.
(PM/ JF)