(Erfurt) Erstmals hat die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Erfurt den Erich-Kleineidam-Preis verliehen. Die mit 4.000 Euro dotierte Auszeichnung wird für wissenschaftliche Studien vergeben, die sich mit dem Katholizismus der Gegenwart beschäftigen und dabei die besonderen Verhältnisses der Region Ost- und Mitteldeutschlands berücksichtigen. Die Jury hat den Preis Dr. Stephan George für seine Untersuchung der Bestattung und der katholischen Begräbnisliturgie in der SBZ/DDR zugesprochen. Die liturgiewissenschaftliche Arbeit ist im Wintersemester 2005/2006 als Dissertation durch die Katholisch-Theologische Fakultät angenommen worden.
George beschäftigt sich sowohl mit der katholischen Begräbnisliturgie als auch mit weltlichen Trauerfeiern. Neben kirchlichen Quellen hat er u. a. Konzepte für die Bestattung und das Begräbniswesen staatlicher Stellen analysiert, um Verschränkungen wie Gegensätze darstellen zu können. Die Chancen wie Schwierigkeiten der christlichen Pastoral und der Gottesdienstfeier werden anhand von Interviews mit Seelsorgern aus dem Gebiet der damaligen DDR rekonstruiert. Dabei ist ein sehr detailliertes und vielfältiges Bild des gottesdienstlichen Lebens unter den Bedingungen der DDR-Gesellschaft entstanden. Es zeigt die Schwierigkeiten der Liturgiepastoral, aber auch Versuche, christliche Weltdeutung in einer extrem säkularisierten Welt vital zu vermitteln. George ist derzeit als Pfarrer in der Leipziger St. Bonifatius-Gemeinde tätig. Der Kleineidam-Preis wurde heute im Rahmen des Patronatsfestes Albertus Magnus verliehen. Die Laudatio hielt der Jury-Vorsitzende Prof. Dr. Eberhard Tiefensee.
Der Preis ist nach dem ehemaligen Erfurter Philosophieprofessor Prof. Dr. Dr. hc. Erich Kleineidam (1905–2005) benannt und wird alle drei Jahre ausgeschrieben. Kleineidam war Gründungsrektor der heutigen Katholisch-Theologischen Fakultät sowie Gründungsregens des Erfurter Priesterseminars. Er war eine prägende Gestalt der katholischen Theologie in Mitteldeutschland. Neben vielen anderen Publikationen ist er einem großen wissenschaftlichen Publikum durch das vierbändige und in mehreren Auflagen erschienene Werk Universitas Studii Erffordensis. Überblick über die Geschichte der Universität Erfurt bekannt. Den Preis, der jetzt verliehen wurde, hat Kleineidam selbst gestiftet. Als Stiftungszweck sah er die Förderung der theologischen Wissenschaft vor. Angehörige Kleineidams waren bei der Preisverleihung anwesend.
(PM/ JF)