Erstmals Jesuit zum Sekretär der Glaubenskongregation ernannt – P. Luis Ladaria


(Rom) Am Mitt­woch traf Papst Bene­dikt XVI. wich­ti­ge Per­so­nal­ent­schei­dun­gen für die römi­sche Kurie. Der Sale­sia­ner Ange­lo Ama­to (70) wur­de zum neu­en Prä­fek­ten der Kon­gre­ga­ti­on für die Selig- und Hei­lig­spre­chungs­pro­zes­se ernannt und folgt damit dem por­tu­gie­si­schen Kar­di­nal José Sarai­va Mar­tins, der vor andert­halb Jah­ren die Alters­gren­ze von 75 Jah­ren überschritt.

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Kuri­en­erz­bi­schof Ama­to beklei­de­te als Sekre­tär seit 2002 das zweit­höch­ste Amt in der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on. Mit sei­ner neu­en Auf­ga­be zählt er zu den Kar­di­nals­an­wär­tern beim näch­sten Kon­si­sto­ri­um. Die Sale­sia­ner stel­len bereits heu­te vier Papst­wäh­ler unter den Kar­di­nä­len und kön­nen damit unter allen katho­li­schen Orden als Aus­nah­me­erschei­nung gel­ten. Der neue Prä­fekt ist ein „Ratz­in­ge­ria­ner“ unter den Theo­lo­gen und ein ent­schlos­se­ner Ver­fech­ter der katho­li­schen Iden­ti­tät, gewohnt, im öku­me­ni­schen Bereich und im Dia­log mit den ande­ren Reli­gio­nen kei­nen Nach­laß zu gewäh­ren. Gleich­zei­tig unter­hält er gute Kon­tak­te zur Gemein­schaft von Sant’Egidio.

Kar­di­nal Sarai­va Mar­tins wur­de zum Kar­di­nal­bi­schof und zum Titu­lar­bi­schof von Pal­e­stri­na ernannt. Wäh­rend sei­ner Amts­zeit erfolg­ten unter ande­ren die Selig- bzw. Hei­lig­spre­chun­gen der Päp­ste Pius IX. und  Johan­nes XXIII., von Gian­na Beret­ta Mol­la, Pad­re Pio und Mut­ter Tere­sa von Kalkutta.

Gleich­zei­tig berief der Papst den spa­ni­schen Jesui­ten Luis Lada­ria (64) auf den pre­sti­ge­träch­ti­gen und vor allem ein­fluß­rei­chen Posten des Sekre­tärs der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on und ernann­te ihn gleich­zei­tig zum Kuri­en­erz­bi­schof. P. Luis Fran­cis­co Lada­ria Fer­rer, 1944 in Mana­cor auf Mal­lor­ca gebo­ren, ist damit der erste Jesu­it, der die­se hohe Posi­ti­on in der Con­gre­ga­tio pro doc­tri­na fidei ein­nimmt. Der Spa­ni­er war seit 1995 Bera­ter der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on und seit 2004 Sekre­tär der Inter­na­tio­na­len Päpst­li­chen Theo­lo­gen­kom­mis­si­on. 1973 emp­fing Lada­ria, der über gute Deutsch­kennt­nis­se ver­fügt, die Prie­ster­wei­he.  Bereits 1975 wur­de er Pro­fes­sor für Dog­ma­tik an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Comil­las und 1984 an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Gre­go­ria­na in Rom, deren Vize-Rek­tor er von 1986 bis 1994 war. Die neue Num­mer Zwei der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on genießt den Ruf eines hoch­ge­bil­de­ten und aner­kann­ten Wis­sen­schaft­lers, des­sen Fach­ge­bie­te vor allem die Chri­sto­lo­gie und die theo­lo­gi­sche Anthro­po­lo­gie sind. Die Bischofs­wei­he des spa­ni­schen Theo­lo­gen wird am 26. Juli stattfinden.

Vor dem Jesui­ten hat­ten seit 1967 bereits ande­re Ordens­leu­te die Stel­le des Sekre­tärs ein­ge­nom­men, die der eines Staats­se­kre­tärs in welt­li­chen Regie­run­gen ver­gleich­bar ist. Es waren von 1967 bis 1984 hin­ter­ein­an­der die bei­den Domi­ni­ka­ner Paul-Pierre Phil­ip­pe und Jean J. Hamer. Von 1995 bis 2008 folg­ten sich die bei­den Sale­sia­ner Tar­cis­io Ber­to­ne (heu­te Erz­bi­schof von Genua und Vor­sit­zen­der der ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz) und eben Ange­lo Ama­to in die­sem Amt nach.

Im letz­ten Jahr­zehnt muß­te die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on mehr­fach gegen Schrif­ten und The­sen von Jesui­ten ein­schrei­ten (1998 gegen den indi­schen Jesui­ten Antho­ny De Mel­lo, 2001 gegen den bel­gi­schen Jesui­ten Jac­ques Dupuis, 2004 gegen den ame­ri­ka­ni­schen Jesui­ten Roger Haight und 2006 gegen den spa­ni­schen Jesui­ten Jon Sobri­no). Der neue Sekre­tär der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on gilt dage­gen als erprob­ter und über­zeug­ter glau­bens­treu­er Theologe.

Lan­ge galt der ita­lie­ni­sche Bischof Rino Fisi­chel­la als Anwär­ter auf das Amt des Sekre­tärs. Er genießt in Tei­len der römi­schen Kurie eine beson­de­re Wert­schät­zung. Nach sei­ner Beru­fung an die Päpst­li­che Aka­de­mie für das Leben rück­te der Erz­bi­schof von Orist­ano, Igna­zio San­na, in den Kreis der Bewer­ber auf. Sein Ruf als „Rah­ne­ria­ner“ und sei­ne gerin­ge Sym­pa­thie für das Motu Pro­prio des Pap­stes zum alten Ritus waren ihm jedoch nicht för­der­lich. Die Wahl fiel schließ­lich auf den Jesui­ten Ladaria.

Dem­nächst soll eine wei­te­re Ernen­nung die spa­ni­sche Grup­pe an der römi­schen Kurie stär­ken. Der Erz­bi­schof von Tole­do, Kar­di­nal Anto­nio Cani­zares Llove­ra gilt als künf­ti­ger Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakramentenordnung.

(Il Foglio/​JF)

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