(Islamabad) Zu einem Tabubruch kam es in Pakistan. Ein Gericht des Landes verurteilte erstmals eine Frau zum Tode wegen angeblicher Blasphemie gegen den Islam. Die Christin Asia Bibi, 37 Jahre alt, Mutter von fünf Kindern, wurde am Sonntag abend von einem Gericht im Punjub verurteilt. Die Frau habe in einer erregten Diskussion mit Arbeitskollegen im Juni dieses Jahres den Islam beleidigt. Arbeitskolleginnen der Christin versuchten Druck auf die Frau auszuüben, damit sie dem Christentum abschwört und zum Islam konvertiert. Bibi antwortete, in dem sie von Jesus sprach und den Frauen erzählte, daß Jesus am Kreuz für die Sünden der Menschen gestorben ist, um sie schließlich zu fragen, was denn Mohammed für sie getan habe.
Die Mosleminnen fühlten sich beleidigt und verprügelten Bibi. Anschließend sperrten sie die junge Christin in einem Zimmer ein. Laut einem Bericht von „Release International“ versammelte sich darauf eine größere Gruppe Moslems und beschimpfte die Frau und deren Kinder. Wie die Hilfsorganisation berichtete, wurde auf Druck der islamischen Autoritäten der Gegend Anzeige wegen Blasphemie gegen die Frau erstattet.
Andy Dipper, Direktor von Release International, zeigte sich schockiert über das Todesurteil. „Pakistan hat damit eine unüberschreitbare Linie überschritten, indem es eine Frau wegen Blasphemie zum Tode verurteilt.“ Zudem muß Bibi, laut Urteil, ein Bußgeld in der Höhe von zweieinhalb Jahresgehältern bezahlen.
Einer weiteren Christin, Martha Bibi (nicht verwandt mit Asia) wird in Lahore der Prozeß wegen Blasphemie gemacht.
Laut Angaben des pakistanischen Komitees Iustitia et Pax der katholischen Kirche wurden zwischen 1986 und 2009 mindestens 964 Personen in Pakistan wegen Beleidigung des Islam vor Gericht gestellt. Die umstrittenen Blasphemiegesetze Pakistans gelten auch als Vorwand für Angriffe, persönliche Rache oder Morde gegen Christen oder Angehörige anderer religiöser Minderheiten, oder auch gegen Moslems. 33 solcher Morde wurden von Iustitia et Pax gezählt, die von moslemischen Einzeltätern oder aufgebrachten Massen verübt wurden.
(Asianews/GN, Bild: Asianews)