(Kathmandu) Mit einem neuen Strafgesetzbuch, das in diesen Tagen diskutiert wird, will die nepalesische Regierung Konversionen vom Hinduismus und Buddhismus zum Christentum oder anderen Religionen unterbinden. Laut Artikel 160 des neuen StGB wird jeder, der die Bürger des Himalajastaates auffordert, ihre Religion zu wechseln, mit bis zu fünf Jahren Gefängnis und hohen Geldstrafen bestraft.
Die Nachricht löste unter de Christen des Hochgebirgsstaates Angst und Ärger aus. Sie fürchten eine neue Welle von Einschränkungen für die Religionsfreiheit. Am 15. Mai vorgeschlagen, muß das neue Strafgesetzbuch noch vom Parlament verabschiedet und von Staatspräsident Ram Baran Yadav unterzeichnet werden.
Nepals Justizminister Prabhu Sah erklärte gegenüber Asianews, daß „das Gesetz nicht gegen die Christen gerichtet ist, die mit ihren karitativen Werken dem Land einen großen Dienst erweisen“. Das Strafgesetzbuch sei aber „gegen jeden Zwang zum Christentum“ gerichtet, so der Minister. In den vergangenen Jahren habe es verschiedene Anzeigen von Hindus und Buddhisten gegen aggressive Formen des Proselytismus durch protestantische Gruppen gegeben. „Diese Vorwürfe betreffen nicht die katholische Kirche“, so Justizminister Sah.
Isu Jang Karki, Vertreter der Nepal Christian Society, verurteilt die Regierungsvorlage und weist die Behauptung, es sei Druck auf Menschen ausgeübt worden, um sich zum Christentum zu bekehren energisch zurück. „Die Vorwürfe behaupteter Zwangskonversionen sind falsch“, so Karki. Noch heute hätten die religiösen Minderheiten des Landes keine parlamentarische Vertretung. Es bestehe die Gefahr, daß das neue Strafgesetzbuch ohne Anhörung und Zustimmung der Christen verabschiedet werde und zum Instrument in den Händen extremistischer Hindus werde.
Seit 2007 ist Nepal ein laizistischer Staat, nachdem es jahrhundertelang eine absolutistische Monarchie hinduistischer Prägung war. Die provisorische Verfassung, die unter UN-Aufsicht erlassen wurde, verbietet Proselytismus, erlaubt aber allen Staatsbürgern frei ihren Glauben zu bekennen, ebenso missionarische und karitative Aktivitäten. Laut Angaben kirchlicher Vertreter bekehrten sich seit dem Ende der Monarchie Tausende Nepalese zum Christentum. Jeden Sonntag ist die katholische Kathedrale von Kathmandu bei der Heiligen Messe überfüllt. Die politische und ökonomische Instabilität der vergangenen Jahre und parteipolitische Konflikte hätten zu einer Stärkung der hinduistischen Bewegungen geführt, die für die Wiedereinführung der Monarchie eintreten und die in jeder Bekehrung eines Nepalesen zum Christentum einen Angriff auf die Tradition des Landes und den Staat selbst sehen.
(Asianews/Giuseppe Nardi, Bild: Asianews)