Pentin: Kardinal Müller „sagte das genaue Gegenteil von allem, was er bisher gesagt hat“


Kardinal Müller bei TGcom
Kardinal Müller bei TGcom

(Rom) Der Rom-Kor­re­spon­dent des Natio­nal Catho­lic Regi­ster, Edward Pen­tin, faß­te in sei­nem Arti­kel „Car­di­nal Müller’s TV Inter­view Cau­ses Bewil­der­ment“ (Fern­seh­in­ter­view von Kar­di­nal Mül­ler ver­ur­sacht Ver­wir­rung) die Grün­de für die­se Irri­ta­tio­nen über die jüng­sten Aus­sa­gen des Glau­bens­prä­fek­ten zusammen.

Anzei­ge

Der Arti­kel bezieht sich auf das TV-Inter­view von Kar­di­nal Mül­ler mit TGcom24 vom 8. Janu­ar. Der Kar­di­nal sag­te darin:

„Jeder, vor allem die Kar­di­nä­le der Römi­schen Kir­che, haben das Recht, dem Papst einen Brief zu schrei­ben. Es hat mich aber erstaunt, daß die­ser öffent­lich gemacht wur­de, um den Papst fast zu zwin­gen, Ja oder Nein zu sagen. Das gefällt mir nicht. Auch eine brü­der­li­che Zurecht­wei­sung scheint mir sehr fern, in die­sem Moment ist sie nicht mög­lich, weil es sich nicht um eine Gefahr für den Glau­ben han­delt, wie der hei­li­ge Tho­mas gesagt hat.“

Und wei­ter:

Amo­ris lae­ti­tia ist sehr klar in sei­ner Lehre.“

Der­glei­chen hat­te der Glau­bens­prä­fekt bis­her noch nicht gesagt. Unter Aus­schluß der Öffent­lich­keit war er viel­mehr zu einem genau ent­ge­gen­ge­setz­ten Schluß gelangt.

Pen­tin zitiert einen Offi­zi­al, der dem Natio­nal Catho­lic Regi­ster vor kur­zem anver­trau­te, daß ein Offi­zia­le der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, die vor der Ver­öf­fent­li­chung am 8. April 2016 einen Ent­wurf von Amo­ris lae­ti­tia prüf­ten, „ähn­li­che“ Zwei­fel erho­ben, wie jene Dubia, die im Herbst von den vier Kar­di­nä­len vor­ge­bracht wur­den. Die­se Zwei­fel wur­den Teil der Kor­rek­tur­vor­schlä­ge, die dem Papst von der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on vor­ge­legt wur­den. Wie Jean-Marie Genois bereits am 7. April im Le Figa­ro berich­te­te, also einen Tag vor der Pres­se­kon­fe­renz, auf der Kar­di­nal Schön­born Amo­ris lae­tia der Öffent­lich­keit vor­stell­te, han­del­te es sich dabei um drin­gend emp­foh­le­ne Kor­rek­tu­ren im Umfang von „20 Seiten“.

„Ein ande­rer Offi­zi­al“, so Pen­tin, teil­te ver­gan­ge­ne Woche dem Natio­nal Catho­lic Regi­ster mit, daß Kar­di­nal Mül­ler ihm per­sön­lich gesagt habe, daß „die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on [dem Papst] vie­le, vie­le Kor­rek­tu­ren [zu Amo­ris lae­ti­tia] über­mit­telt hat­te, aber kei­ne ein­zi­ge von ihnen ange­nom­men wurde“.

Vor die­sem Hin­ter­grund wird kla­rer, war­um die jüng­sten Aus­sa­gen von Kar­di­nal Mül­ler gegen­über TGcom24 gro­ße Irri­ta­tio­nen aus­lö­sten. Pen­tin dazu:

„Es ist das genaue Gegen­teil von allem, was er in der Sache bis­her gesagt hat, und ich hat­te den Ein­druck von jeman­dem, der nicht für sich selbst sprach, son­dern wie­der­hol­te, was jemand ande­res ihm zu sagen auf­ge­tra­gen hatte.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: TGcom24 (Screen­shot)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

11 Kommentare

  1. Es ist ja wohl so, daß Herr Kar­di­nal Mül­ler schon oft genug von Papst Fran­zis­kus über­gan­gen wor­den ist und dann auch noch durch die erzwun­ge­ne Ent­las­sung von 3 sehr guten Mit­ar­bei­tern sehr gede­mü­tigt wur­de. Kar­di­nal Mül­ler muß wie ein guter Boxer vie­le Schlä­ge von Papst Fran­zis­kus hin­neh­men. Viel­leicht kann man zu Gun­sten von Kar­di­nal Mül­ler sagen, daß er womög­lich sei­ne Ansich­ten nicht geän­dert hat, aber sei­ne Stra­te­gie sozu­sa­gen- aller­dings auch Anlaß für Mut­ma­ßun­gen, ob er die wah­re Leh­re noch ver­tei­digt, so wie die 4 Kar­di­nä­le Brand­mül­ler, Bur­ke, Caf­farra und Meisner.
    Wenn man nicht wei­ter­kommt, muß man zumin­dest nach außen nach­ge­ben und sich dem Gegen­über ein Stück­weit beu­gen. Viel­leicht ist es so. Und ande­rer­seits: wür­de er mit wehen­den Fah­nen unter­ge­hen oder von sel­ber abtre­ten, wäre der Kir­che wahr­schein­lich nicht gedient.
    Man kann sein Ver­hal­ten in dem Sin­ne posi­tiv ein­schät­zen, daß er immer noch auf sei­nem Posten ist und kei­ne Ner­ven zeigt. Ob das dem Papst gefällt, ist eine ande­re Fra­ge und wel­ches sei­ne näch­sten Schrit­te gegen Kar­di­nal Mül­ler sein wer­den, wird sich zeigen.

  2. Ist Glau­bens­prä­fekt Mül­ler nun frei­wil­lig ein­ge­knickt oder wur­de ihm zu ver­ste­hen gege­ben, was er zukünf­tig von sich zu geben habe?
    Bei­de Mög­lich­kei­ten kön­nen ihn nicht glück­lich machen.
    Wie fühlt er sich, was geht hin­ter sei­ner Stirn wirk­lich vor?
    Es ist erschreckend, was sich zur­zeit abspielt. Das Ver­trau­en schwin­det rapide.

  3. Wenn das wirk­lich so wäre, dass „er nicht mehr für sich selbst spricht, son­dern das sagt, was ein ande­rer ihm auf­ge­tra­gen hat“, dann hät­ten wir wie­der eine Mario­net­te mehr im Kasperle-Theater.

  4. Die Ent­las­sung der Prie­ster des Zustän­dig­keits­be­rei­ches von Kar­di­nal Müller
    ohne die­sen vor­her zu kon­sul­tiert zu haben, kommt einem Schuss vor den Bug gleich, den ein Mann wie Kar­di­nal Mül­ler sicher­lich gut ver­stan­den hat. Die neue Barm­her­zig­keit hat einen eis­kal­ten Atem.

  5. 3 Ent­las­sun­gen
    Ich ver­mu­te, daß die­se eigen­tüm­li­che Erklä­rung des Kardinales
    Mül­ler nur zu erklä­ren ist als sei­ne Reak­ti­on auf die vom Papst
    durch­ge­setz­te Ent­las­sung drei­er sei­ner bewähr­ten Mit­ar­bei­ter. Das
    war sozu­sa­gen ein Wink mit der päpst­li­chen Barmherzigkeitskeule:
    „Wenn Du nicht jetzt zu AL in mei­nem Sin­ne Dich äußerst…“. Denn
    es ist unvor­stell­bar, daß Kadi­nal Mül­ler nicht die theologischen
    Schwä­chen und Mehr­deu­tig­kei­ten von AL über­le­sen könnte.
    Uwe C. Lay Pro Theol Blogspot

  6. Kar­di­nal Mül­ler hat Ende April 2016 (24.4.?) in Oviedo/​Spanien einen län­ge­ren Vor­trag über Amo­ris Lae­ti­tia gehal­ten, der am 3.5.2016 in der Tages­post vor­ge­stellt und am fol­gen­den Sams­tag in der glei­chen Zei­tung im Orgi­nal abge­druckt wor­den ist. Die Schlag­zei­le der Vor­anzei­ge lautete:

    „Kar­di­nal Mül­ler: Papst hält an der Leh­re sei­ner Vor­gän­ger fest.
    Der Glau­bens­prä­fekt sieht in dem nach­syn­oda­len Schrei­ben von Fran­zis­kus kei­ne Neue­run­gen für Wiederverheiratete. 

    Aus dem Vor­trag von Kar­di­nal Mül­ler sei­en für Herrn Pen­tin u.a. zur Rück­erin­ne­rung drei Sät­ze zur Kom­mu­ni­on für Wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne wie­der­holt, wie sie die Tages­post vom 3.5.16 zitiert hat, wor­aus sich jene Kon­se­quen­zen erge­ben, die der Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on gemäß der Schlag­zei­le der Vor­anzei­ge gezo­gen hat:

    – „Hät­te AL eine so ver­wur­zel­te und so gewich­ti­ge Dis­zi­plin auf­kün­di­gen wol­len, hät­te es sich deut­lich aus­ge­drückt und die Grün­de dafür ange­ge­ben. Es gibt jedoch dar­in kei­ne Aus­sa­ge in die­sem Sin­ne. Der Papst stellt in kei­nem Augen­blick die Argu­men­te sei­ner Vor­gän­ger in Fra­ge. Die­se basie­ren nicht auf der sub­jek­ti­ven Schuld die­ser unse­rer Brü­der und Schwe­stern, son­dern auf der sicht­ba­ren, objek­ti­ven Lebens­füh­rung, die den Wor­ten Chri­sti ent­ge­gen­ge­setzt ist.“

    - „Der Grund­satz ist, dass nie­mand ein Sakra­ment – die Eucha­ri­stie – wirk­lich emp­fan­gen wol­len kann, ohne gleich­zei­tig den Wil­len zu haben, den ande­ren Sakra­men­ten, dar­un­ter dem Ehe­sa­kra­ment, gemäß zu leben. Wer auf eine dem Ehe­band ent­ge­gen­ge­setz­te Art und Wei­se lebt, wider­setzt sich dem sicht­ba­ren Zei­chen des Ehesakraments.

    - Was sei­ne Exi­stenz im Leib betrifft, macht er sich zum ‚Gegen­zei­chen‘ der Unauf­lös­lich­keit, auch wenn ihn sub­jek­tiv kei­ne Schuld trifft. Gera­de des­halb, weil sich sein Leben im Leib dem Zei­chen ent­ge­gen­stellt, kann er nicht zum höch­sten eucha­ri­sti­schen Zei­chen gehö­ren, in dem sich die mensch­ge­wor­de­ne Lie­be Jesu manifestiert,indem er die Kom­mu­ni­on emp­fängt. Wür­de ihn die Kir­che zur Kom­mu­ni­on zulas­sen, so wür­de sie das bege­hen, was Tho­mas von Aquin , Falsch­heit in den sakra­men­ta­len Zei­chen‘ nennt.“

    Der betref­fen­de Satz in AL Nr. 8/​305 lautet:
    „Auf­grund der Bedingt­hei­ten oder mil­dern­der Fak­to­ren ist es mög­lich, dass man mit­ten in einer objek­ti­ven Situa­ti­on der Sün­de – die nicht sub­jek­tiv schuld­haft ist oder es zumin­dest nicht völ­lig ist – in der Gna­de Got­tes leben kann, dass man lie­ben kann und dass man auch im Leben der Gna­de und der Lie­be wach­sen kann, wenn man dazu die Hil­fe der Kir­che bekommt.“
    Die dazu­ge­hö­ri­ge Fuß­no­te 351 lau­tet: „In gewis­sen Fäl­len könn­te es auch die Hil­fe der Sakra­men­te sein. Des­halb » erin­ne­re ich [die Prie­ster] dar­an, dass der Beicht­stuhl kei­ne Fol­ter­kam­mer sein darf, son­dern ein Ort der Barm­her­zig­keit des Herrn « (Apo­sto­li­sches Schrei­ben Evan­ge­lii gau­di­um [14. Novem­ber 2013], 44: AAS 105 [2013], S. 1038). Glei­cher­ma­ßen beto­ne ich, dass die Eucha­ri­stie » nicht eine Beloh­nung für die Voll­kom­me­nen, son­dern ein groß­zü­gi­ges Heil­mit­tel und eine Nah­rung für die Schwa­chen « ist ( ebd., 47: AAS 105 [2013], S. 1039)[351].

    Kar­di­nal Mül­ler ist im Recht, wenn er sagt, dass sich die Fuß­no­te 351 weder spe­zi­ell auf „Wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne“ bezie­hen, noch die­se indi­rekt ein­schlie­ßen kann. Daher sagt er: „Ohne näher dar­auf ein­zu­ge­hen, reicht es aus, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass sich die­se Fuß­no­te auf objek­ti­ve Situa­tio­nen der Sün­de im All­ge­mei­nen bezieht, nicht auf den spe­zi­el­len Fall der zivil wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen. Denn die Situa­ti­on der Letzt­ge­nann­ten hat eigen­tüm­li­che Züge, die sie von ande­ren Situa­tio­nen unterscheidet.“

    Fol­gen­de Begrün­dung wäre zu ergän­zen: Da jede Wie­der­ver­hei­ra­tung einer/​es Geschie­de­nen, obwohl sie den Wor­ten Jesu und damit dem Wil­len Got­tes ent­ge­gen­steht, aus frei­em Wil­len geschieht, ist sie nicht nur objek­tiv, son­dern ein­deu­tig auch „sub­jek­tiv schuld­haft“. Nicht­wis­sen schei­det ange­sichts der Tat­sa­che aus, dass im sakra­men­ta­len Ehe­schlie­ßungs­ver­spre­chen „… bis dass der Tod euch schei­det“ der Wil­len Got­tes im vol­len Bewusst­sein bejaht wor­den ist. Somit erüb­rigt sich eine Dis­kus­si­on, ob bei der Wie­der­ver­hei­ra­tung der eine oder ande­re Betei­lig­te doch nicht auch ein wenig unschul­dig gewe­sen ist. 

    Damit schied wohl von allen Anfang an für den Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on Lud­wig Kar­di­nal Mül­ler die Zulas­sung Wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zur Hl. Kom­mu­ni­on unter Bezug­nah­me auf Fuß­no­te 351 aus!

  7. Mir scheint, dass zwi­schen den Zei­len sei­ner Aus­sa­gen mehr steht als in den Zei­len. Wenn Kar­di­nal Mül­ler so sehr betont, dass ihn die Ver­öf­fent­li­chung der Dubia gestört habe, heisst das doch, dass er mit dem Inhalt ein­ver­stan­den ist. Und wenn er sagt, eine Zurecht­wei­sung sei nicht mög­lich, weil der Glau­be nicht bedroht sei (mit die­ser Begrün­dung!), dann heisst das doch, dass eine Zurecht­wei­sung zwar ange­bracht wäre, aber eben nicht mög­lich sei. Der Druck auf ihn ist wohl enorm , aber sei­ne wah­re Hal­tung scheint durch sei­ne For­mu­lie­run­gen hindurchzuschimmern.

  8. Dop­pel­zün­gig­keit ist die Spra­che Satans. Was ist nun in Kar­di­nal Mül­ler gefah­ren? Ist nun die letz­te Basti­on des wah­ren Glau­bens gefal­len? Hat nun der tota­le Glau­bens­ab­fall Rom erreicht? Haben die Frei­mau­rer die tota­le Macht über­nom­men? Seit dem 2. Vati­ka­ni­schen Kon­zil hat der Hei­li­ge Geist auf „wun­der­ba­re“ Wei­se gewirkt. Ist es der wah­re Hei­li­ge Geist, oder ist der der­je­ni­ge Geist, der die Mas­ke der Hei­li­gen Gei­stes trägt und wun­der­sa­me Wun­der wirkt? Wes­sen Geist ist die neue Barmherzigkeit?
    Die weni­gen Getreu­en wer­den sich an hei­li­ge Orte zurück­zie­hen. Hal­ten wir Jesus, unserm Herr und Gott die Treue und las­sen wir uns von der Got­tes­mut­ter und dem Geist Jesu füh­ren. Fol­gen wir dem Hei­li­gen Maxi­mi­li­an Kol­be und der militia immaculatae:
    „Sie wird dir das Haupt zertreten.” (Gen 3, 15)
    „Du allein hast alle Häre­si­en auf der gan­zen Welt besiegt.”
    (aus dem röm. Brevier)

    • Geehr­ter @Johann,

      1. Was oder wer in Kard. Ger­hard Mül­ler gefah­ren ist, weiß ich nicht- kann es jedoch schon ver­mu­ten. Es ist in soweit auch unwich­tig, als ich zual­ler­erst für mein Heil zustän­dig bin, und Kard. Mül­ler pri­mär für das sei­ni­ge. Das wird er dann selbst vor dem Rich­ter­stuhl Got­tes zu erklä­ren haben.
      2. Ob Kard. Mül­ler nun wirk­lich „die letz­te Basti­on des wah­ren Glau­bens“ ist: da habe ich doch star­ke Zweifel.
      Ich ken­ne sehr vie­le Men­schen, nicht sel­ten ein­fa­che, die viel mehr den Titel „letz­te Basti­on des wah­ren Glau­bens“ für sich bean­sprü­chen könn­ten- und dar­über hin­aus soviel Demut haben, es nicht zu tun.
      3. Wie man schon seit vie­len Mona­ten sieht, hört und weiß, hat tat­säch­lich der tota­le Glau­bens­ab­fall Rom erreicht.
      4. Die Spit­ze im Vati­kan koket­tiert tat­säch­lich zu Paß und zu Unpaß mit Frei­mau­rer­sym­bo­len und kabal­li­sti­scher Eso­te­rik, um von „Magie“ (sei sie nun schwarz oder weiß) zu schweigen.
      Tibi Chri­ste sple­ndor Patris
      Sub tuum Praesidium

    • Mül­ler war doch nie wirk­lich kon­ser­va­tiv. Das gilt ganz unab­hän­gig von dem, was er jetzt in die­ser Fra­ge sagt. Er ist Leh­mann­schü­ler, und das führt nun ein­mal zwangs­läu­fig zu K. Rah­ner SJ.

  9. Papst Fran­zis­kus hat sich mit „Amo­ris Lae­ti­tia“ zu Beginn des Jah­res 2014 im Vor­feld der Fami­li­en­dop­pel­syn­ode 2014/​15 durch sei­ne öffent­li­che Posi­tio­nie­rung auf Sei­ten des rela­ti­vi­sti­schen Moder­ni­sten Wal­ter Kar­di­nal Kas­per und sei­ner Gefolgs­leu­te im Vati­kan, im deut­schen Epi­sko­pat, in den deut­schen Uni­ver­si­tä­ten, sowie unter den Jesui­ten in Rom und im deutsch­spra­chi­gen Raum in jene Sack­gas­se manö­vriert, in der er sich jetzt befin­det und die ihn zum Schwei­gen gegen­über den 5 Fra­gen der 4 Kar­di­nä­le zwingt. Für den offe­nen Weg, Amo­ris Lae­ti­tia wie Lud­wig Kar­di­nal Mül­ler im Lich­te der Tra­di­ti­on zu lesen, was mög­lich wäre, kann er sich ange­sichts des Auf­wands der Dia­log­pro­zes­se zur Vor­be­rei­tung der Dop­pel­syn­ode und die­ser selbst, aus sei­ner eige­nen moder­ni­sti­schen Inter­es­sens­la­ge und dem dar­aus resul­tie­ren­den refor­mi­sti­schen Sen­dungs­be­wusst­sein lei­der nicht ent­schei­den. Dazu wäre es not­wen­dig, die Zwei­fel der Kar­di­nä­le im Sin­ne der gel­ten­den Ehe­leh­re der Kir­che aus­zu­räu­men und zivil wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen, die in fort­ge­setz­ter Inti­mi­tät leben, nach den Bedin­gun­gen von CF den Emp­fang von Beich­te und Altars­sa­kra­ment zu ver­weh­ren. Ander­seits kann er sich aber nicht mehr, wie er es vor­ge­habt hat­te, auf die Theo­lo­gie Kas­pers stüt­zen, die den Weg frei­ge­macht hät­te, zur unein­ge­schränk­ten Zulas­sung aller zivil wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen zu den besag­ten Sakramenten.
    Denn Kar­di­nal Kas­per hat auch zur Dop­pel­syn­ode sei­ne theo­lo­gi­schen Posi­tio­nen wie­der den Ergeb­nis­sen der längst umstrit­te­nen, kirch­lich nie­mals über­nom­me­nen Spät­da­tie­rungs­hy­po­the­se aus der pro­te­stan­ti­schen Leben-Jesu-For­schung ent­nom­men, die 20 der 27 neu­te­sta­ment­li­chen Schrif­ten, dar­un­ter vor allem die vier Evan­ge­li­en, einer spä­ten, unkon­trol­lier­ten Gemein­de­theo­lo­gie zuord­net und damit das durch die apo­sto­li­schen Zeu­gen über­lie­fer­te Wort Got­tes zu einem jeder­zeit rela­ti­vier­ba­ren Men­schen­wort degra­diert, das je nach Bedarf den jewei­li­gen Lebens­rea­li­tä­ten ange­passt wer­den könne.
    Bereits in sei­ner „Ein­füh­rung in den Glau­ben“ (1972) ging Wal­ter Kas­per von der Tat­sa­che der Spät­da­tie­rung aus und ver­strick­te sich in Irr­tü­mern, denen 1994 von Papst Johan­nes Paul II./ Kar­di­nal Ratz­in­ger wider­spro­chen wor­den ist. Doch Kar­di­nal Kas­per hat nicht auf­ge­ge­ben und nach eige­nem Bekun­den dazu­ge­lernt, aber sei­ne Schluss­fol­ge­run­gen nie bestrit­ten: Wenn vom histo­ri­schen Jesus in den spä­ten, nicht authen­ti­schen Evan­ge­li­en kei­ne end­gül­ti­ge Wahr­heit Got­tes, son­dern nur Rela­ti­ves von Men­schen über­lie­fert ist, kann die Kir­che kei­ne abso­lu­te Wahr­heit leh­ren. Daher ist Wahr­heit für ihn nichts Abso­lu­tes, son­dern ein lau­fen­des „Gesche­hen“, das man nicht fest­hal­ten kön­ne – auch nicht in Dogmen.
    Doch die Hypo­the­se von der Spät­da­tie­rung ist mit einer an Sicher­heit gren­zen­den Wahr­schein­lich­keit falsch und damit alles, was Kar­di­nal Kas­per an Theo­lo­gi­schem aus ihr ableitet.

    Denn im fal­schen Ver­trau­en auf die Ergeb­nis­se der pro­te­stan­ti­schen Leben-Jesu-For­scher hat er als gelern­ter Dog­ma­ti­ker den fol­gen­den Fak­to­ren Glau­ben geschenkt: Dass erst nach der Tem­pel­zer­stö­rung zwi­schen 70 und 100 münd­lich umher­ir­ren­des, dabei bereits ver­än­der­tes Jesus­ma­te­ri­al von unbe­kann­ten Ver­fas­sern zu unbe­kann­ten Zei­ten unter fal­schen Namen in unbe­kann­ten Gemein­den, unab­hän­gig von­ein­an­der gesam­melt, geord­net, erwei­tert, zum Teil aus dem Alten Testa­ment her­aus­ge­spon­nen, mytho­lo­gisch über­formt, an den Zeit­geist ange­passt und end­lich zu vier Evan­ge­li­en ver­schrif­tet wor­den ist, in Gesell­schaft mit wei­te­ren 16 Schrif­ten eben­so unbe­kann­ter Her­kunft, alles geschrie­ben von Gemein­de­theo­lo­gen, die nie­mand gese­hen und gekannt hat und die unre­flek­tiert von Juden und Hei­den, wie­der spur­los im Dun­kel der Geschich­te ver­schwun­den sind.
    Berech­net man die mathe­ma­ti­sche Wahr­schein­lich­keit des gleich­zei­ti­gen Ein­tref­fens all die­ser Fak­to­ren zwi­schen den Jah­ren 70 und 100, so erhält man einen Wert von 1:1000000000 (in Wor­ten: eins zu 1 Mil­li­ar­de). Das heißt: Wenn die Spät­da­tie­rung nur zu einem Mil­li­ard­stel rich­tig sein kann, muss die histo­risch-kri­ti­sche Hypo­the­se von der Spät­da­tie­rung nach mensch­li­chem Ermes­sen falsch sein und damit alles, was aus ihr abge­lei­tet wird. 

    Damit bleibt rich­tig, dass die von Jesus Chri­stus geof­fen­bar­te und in den Evan­ge­li­en apo­sto­lisch bezeug­te Wahr­heit Got­tes in mensch­li­cher Spra­che, gesi­chert im geist­ge­lei­te­ten Lehr­amt der Kir­che, aus dem gött­li­chen Wort und nicht aus jeder­zeit rela­ti­vier­ba­ren Men­schen­wor­ten besteht. Daher müs­sen die Wor­te Jesu zu Ehe und Ehe­bruch nach wie vor als apo­sto­lisch authen­tisch über­lie­fer­tes und damit als ver­bind­li­ches Wort Got­tes von allen begrif­fen und geglaubt wer­den, die ein Leben in römisch-katho­lisch rech­ter Wei­se füh­ren wollen.
    Spä­te­stens im Som­mer 2015 muss­te auch Papst Fran­zis­kus erken­nen, dass die römisch-katho­li­sche Kir­che nach Jesu authen­ti­schem Wort für einen modern-rela­ti­vi­sti­schen Weg in eine „gro­ße Zukunft“ (Kar­di­nal Marx) kein Man­dat hat. Den rich­ti­gen Weg hat Jesus unmit­tel­bar vor Sei­nem Tod am Kreuz gewie­sen: „Ich bin der Weg und die Wahr­heit und das Leben; kei­ner kommt zum Vater, außer durch mich“ (Joh 14,6).
    Was war zu tun?
    Im Mai 2015 wur­de in der römi­schen Gre­go­ria­na unter jesui­ti­scher Lei­tung eine mehr­tä­gi­ge Moder­ni­sten-Kon­fe­renz abge­hal­ten, der Kar­di­nal Kas­per aller­dings nicht mehr ange­hör­te. Das The­ma war dem Ver­neh­men nach: „Lie­be in der Ehe“, des­sen Ergeb­nis­se noch vor der Ordent­li­chen Syn­ode 2015 for­mu­liert wor­den sind. Das nach­syn­oda­le Schrei­ben „Amo­ris Lae­ti­tia“ ist dem­nach ein, wenn auch dop­pel­bö­di­ger Kom­pro­miss zwi­schen der bis­he­ri­gen Leh­re der Kir­che und den ursprüng­li­chen, wesent­lich wei­ter­ge­hen­de, aber schluss­end­lich nicht erfüll­ten Reform­vor­stel­lun­gen der moder­ni­sti­schen Kas­pe­ria­ner im Umfeld von Papst Fran­zis­kus. Dass es sowohl im Sin­ne der Tra­di­ti­on, als auch als „Tür­öff­ner“ im Sin­ne der Moder­ni­sten gele­sen wer­den kann, ist ein rela­tiv dürf­ti­ges Erge­bis eines enor­men Auf­wands. Daher will es Papst Fran­zis­kus gegen die anti­the­tisch wir­ken­den „Dubia“ der vier Kar­di­nä­le zumin­dest bis in eine gewis­se Zukunft ret­ten, bevor er aus einer Distanz der Refle­xi­on lehr­amt­lich und in Latein Abschlie­ßen­des sagen kann – und will. Bis dahin muss wohl Kar­di­nal Mül­ler erst ein­mal den Druck von ihm neh­men. Dafür kann man Ver­ständ­nis aufbringen.

Kommentare sind deaktiviert.