(Athen) Trotz der Abwesenheit einiger Kirchen, wurde heute auf der griechischen Insel Kreta das panorthodoxe Konzil eröffnet.
Es fehlen die Delegationen der Kirchen von Antiochien, Rußland, Georgien und Bulgarien. Das sind vier von 14 kanonisch anerkannten orthodoxen Teilkirchen. Unabhängig vom beibehalten Namen als „allorthodoxes“ Konzil, ein solches fand seit mehr als 1000 Jahren nicht mehr statt, kann die auf Kreta zusammengetretene Kirchenversammlung damit nicht diese Anspruch erheben.
Nach dem orthodoxen Pfingstfest begannen heute die eigentlichen Konzilsarbeiten. Papst Franziskus sandte eine Grußbotschaft. Bereits gestern hatte das katholische Kirchenoberhaupt beim Angelus auf dem Petersplatz die Gläubigen zum Gebet für die Kirchenversammlung aufgefordert.
1054 war es zur Spaltung zwischen West- und Ostkirche gekommen. Die Eroberung Konstantinopels und die Zerschlagung des Byzantinischen Reiches 1453 führten zu einer Schwächung der griechisch-orthodoxen Kirche, die in nationalstaatliche Teilkirchen zerfiel. Zu den historischen Patriarchaten von Konstantinopel, Antiochien und Jerusalem kam jenes von Moskau hinzu. Insgesamt gibt es 14 gleichberechtigte, kirchenrechtlich anerkannte orthodoxe Teilkirchen. Der Großteil der orthodoxen Welt ist durch das Fernbleiben von vier Teilkirchen auf Kreta nicht vertreten. Sie betrachten daher das Konzil bereits als gescheitert.
Eines der Hauptthemen der Kirchenversammlung ist das Verhältnis zur Welt. Der Erzbischof von Albanien, Anastasios, sagte heute, daß die Eingebung durch den Heiligen Geist nicht in der Vergangenheit aufgehört habe, sondern auch heute stattfinde, „wenn wir Ihn anrufen“.
Am gestrigen orthodoxen Pfingstfest wurde in allen Kirchen Kretas, die griechische Insel untersteht dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, eine Broschüre verteilt, die daran erinnert, daß die Synodalität das „wahre Wesen der orthodoxen Kirche“ sei.
In Wirklichkeit leidet die Orthodoxie gerade wegen der nationalkirchlichen Eigenständigkeit der Teilkirchen an einer Vielzahl innerorthodoxer, nationaler Konflikte, die vor allem eines die Kirche blockieren, da alle Beschlüsse einstimmig gefaßt werden müssen.
Darin sind sich sowohl die Anwesenden als auch die Daheimgebliebenen einig. Der Ausweg aus der Blockade ist allerdings nicht absehbar, da jede Teilkirche eifersüchtig ihre Rechte verteidigt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Asianews