Improperien – Die Heilandsklagen in der Karfreitagsliturgie


Christus gekreuzigt Heilandsklagen Karfreitagsliturgie Kreuzverehrung

In der Kar­frei­tags­lit­ur­gie erklin­gen am Beginn der Kreuz­ver­eh­rung die Impro­pe­ri­en, die Hei­lands­kla­gen. Sie fin­den ihre Anleh­nung an das alt­te­sta­ment­li­che Buch Micha 6,3–4: „Mein Volk, was habe ich dir getan, womit dich belei­digt? Ant­wor­te mir! Ich habe dich aus dem Land Ägyp­ten geführt, aus dem Skla­ven­haus dich erlöst. Als Füh­rer sand­te ich dir Moses, Aaron und Mirjam…“

Anzei­ge

Das Gan­ze ist ein Rechts­streit und als sol­cher kehrt er in der Kar­frei­tags­lit­ur­gie wie­der: ein Rechts­streit zwi­schen dem Mes­si­as und sei­nem undank­ba­ren Volk.

Dar­in ent­hal­ten ist der Hym­nus Trisha­gi­on, der auch in der latei­ni­schen Kir­che nicht nur Latei­nisch, son­dern auch Grie­chisch gesun­gen wird wie unter den Chri­sten des Ostens.

Neben dem Kyrie elei­son ist das der ein­zi­ge ver­blie­be­ne grie­chisch­spra­chi­ge Teil der römi­schen Kir­che, deren Lit­ur­gie­spra­che seit dem 4. Jahr­hun­dert Latein ist.

.

Popu­le meus, quid feci tibi? Aut in quo con­tri­stavi te?
Respon­de mihi.

Quia edu­xi te de ter­ra Aegyp­ti: para­sti crucem sal­va­to­ri tuo.

Hagios o The­os – Sanc­tus deus
Hagios Ischy­ros – Sanc­tus fortis
Hagios Atha­na­tos, elei­son hemas – Sanc­tus immor­ta­lis, mise­re­re nobis

.

Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich betrübt?
Ant­wor­te mir.
Aus der Knecht­schaft Ägyp­tens habe ich dich herausgeführt.
Du aber berei­test das Kreuz dei­nem Erlöser.

Hagios, ho The­os – Sanc­tus Deus – Hei­li­ger Gott
Hagios Ischy­ros – Sanc­tus For­tis – Hei­li­ger, star­ker Gott
Hagios Atha­na­tos, elei­son hymas -
Sanc­tus Immor­ta­lis, mise­re­re nobis -
Hei­li­ger, unsterb­li­cher Gott, erbar­me dich unser.

Vier­zig Jah­re habe ich dich gelei­tet durch die Wüste.
Ich habe dich mit Man­na gespeist
und dich hin­ein­ge­führt in das Land der Verheißung.
Du aber berei­test das Kreuz dei­nem Erlöser.

Hei­li­ger Gott
Hei­li­ger, star­ker Gott
Hei­li­ger, unsterb­li­cher Gott, erbar­me dich unser.

Was hät­te ich dir mehr tun sol­len und tat es nicht?
Als mei­nen erle­se­nen Wein­berg pflanz­te ich dich,
du aber brach­test mir bit­te­re Trauben,
du hast mich in mei­nem Durst mit Essig getränkt
und mit der Lan­ze dei­nem Erlö­ser die Sei­te durchstoßen.

Hei­li­ger Gott
Hei­li­ger, star­ker Gott
Hei­li­ger, unsterb­li­cher Gott, erbar­me dich unser.

Dei­net­we­gen habe ich Ägyp­ten geschla­gen und sei­ne Erstgeburt,
du aber hast mich geschla­gen und dem Tod überliefert.

Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich betrübt?
Ant­wor­te mir.

Ich habe dich aus Ägyp­ten herausgeführt
und den Pha­rao ver­sin­ken las­sen im Roten Meer,
du aber hast mich den Hohen­prie­stern überliefert.

Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich betrübt?
Ant­wor­te mir.

Ich habe vor dir einen Weg durch das Meer gebahnt,
du aber hast mit der Lan­ze mei­ne Sei­te geöffnet.

Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich betrübt?
Ant­wor­te mir.

In einer Wol­ken­säu­le bin ich dir vorangezogen,
du aber hast mich vor den Rich­ter­stuhl des Pila­tus geführt.

Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich betrübt?
Ant­wor­te mir.

Ich habe dich in der Wüste mit Man­na gespeist,
du aber hast mich ins Gesicht geschlagen
und mich gegeißelt.

Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich betrübt?
Ant­wor­te mir.

Ich habe dir Was­ser aus dem Fel­sen zu trin­ken gege­ben und dich gerettet,
du aber hast mich getränkt mit Gal­le und Essig.

Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich betrübt?
Ant­wor­te mir.

Dei­net­we­gen habe ich die Köni­ge Kanaans geschlagen,
du aber schlugst mir mit einem Rohr auf mein Haupt.

Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich betrübt?
Ant­wor­te mir.

Ich habe dir ein Königs­zep­ter in die Hand gegeben,
du aber hast mich gekrönt mit einer Kro­ne von Dornen.

Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich betrübt?
Ant­wor­te mir.

Ich habe dich erhöht und aus­ge­stat­tet mit gro­ßer Kraft,
du aber erhöh­test mich am Holz des Kreuzes.

Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich betrübt?
Ant­wor­te mir.

Bild: Rogier van der Wey­den, Kreu­zi­gungs­tri­pty­chon (um1440), Kunst­hi­sto­ri­sches Muse­um Wien/​Wikicommons

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!