Priester der Tradition ist tot – „Richtig verstanden kann alter Ritus gar nicht Grund für Spaltungen sein“


Don Pierangelo Rigon (1957-2016)
Don Pierangelo Rigon (1957-2016)

(Vicen­za) Am süd­li­chen Fuß der Alpen ist mit Don Pier­an­ge­lo Rigon ein Prie­ster der Tra­di­ti­on gestor­ben. Ein Ereig­nis, von dem die Welt kaum Notiz neh­men wird, wes­halb zumin­dest an die­ser Stel­le die­ses Die­ners des Herrn gedacht wer­den soll, der an dem ihm zuge­wie­se­nen Platz mit gro­ßer Demut und uner­müd­li­chem Ein­satz sei­ner Ver­pflich­tung als Prie­ster und Hir­te nach­ge­kom­men ist und nun, zu früh, im Alter von 58 Jah­ren aus die­ser Welt abbe­ru­fen wur­de. Er gehör­te zu jener klei­nen Schar von Ein­zel­kämp­fern, die ver­streut über den gan­zen Kon­ti­nent leben und auf die man häu­fig ganz uner­war­tet stößt.

Anzei­ge

So erging es auch mir bei Don Rigon. Es war eine klei­ne Zei­tungs­no­tiz über eine Hei­li­ge Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus, die mei­ne Auf­merk­sam­keit geweckt hat­te. Ein Blick auf die Land­kar­te zeig­te, daß sich die ange­ge­be­ne Kir­che an den Aus­läu­fern der immensen Po-Ebe­ne befin­det. Kurz­ent­schlos­sen und trotz Som­mer­hit­ze mach­te ich mich auf den Weg in die Diö­ze­se Vicen­za. Wer den nor­ma­len Dunst über der Po-Ebe­ne kennt, weiß, wie ein­tö­nig die Fahrt war und wie sehr es an Anhalts­punk­ten fehl­te, an denen man sich ori­en­tie­ren hät­te können.

Mustergültig renovierte Pfarrkirche ohne Volksaltar

Nach eini­ger Suche stand ich vor der klei­nen, dem hei­li­gen Pan­kra­ti­us geweih­ten Kir­che von Ancigna­no. Dar­um her­um befan­den sich eini­ge Häu­ser, besten­falls ein Wei­ler. Am Ende stell­te sich zudem her­aus, daß die abge­druck­te Zeit­an­ga­be falsch war. Die lie­be­voll gepfleg­te und muster­gül­tig reno­vier­te Kir­che atme­te dafür schon am Schrif­ten­stand jenen gläu­bi­gen Geist, den man nicht sel­ten am Kir­chen­ein­gang ver­mißt. Hier lagen Schrif­ten über Eucha­ri­sti­sche Anbe­tung, die Letz­ten Din­ge und sogar über die Armen See­len, die vie­len längst aus jedem Bewußt­sein ent­fal­len schei­nen. Im Altar­raum fiel sofort der freie Blick zum Hoch­al­tar auf. Kein Volks­al­tar, kei­ne unnö­ti­ge Altardop­pe­lung im Pres­by­te­ri­um ver­stell­te den Blick.

Kirche zum heiligen Pankratius in Ancignano
Kir­che zum hei­li­gen Pan­kra­ti­us in Ancignano

Die Pfar­rei umfaßt ein grö­ße­res Gebiet und zählt mehr als tau­send Gläu­bi­ge. Ancigna­no ist ein Orts­teil von Sand­ri­go mit sei­ner mäch­ti­gen Pfarr­kir­che, die wegen ihrer Grö­ße im Volks­mund „Dom“ genannt wird. Sand­ri­go bil­det einen ein­zi­gen Pfarr­ver­band. Trotz ver­geb­li­cher Fahrt, was die Hei­li­ge Mes­se betraf, war die länd­li­che Ruhe ein Genuß und die Begeg­nung mit einem Prie­ster, hier, für mich gewis­ser­ma­ßen „am Ende der Welt“, der ein­sam die Tra­di­ti­on hoch­hält, etwas aus­ge­spro­chen Erfreu­li­ches. Doch von „Ein­sam­keit“ hät­te man an ihm nichts fest­stel­len kön­nen. Die gött­li­chen Tugen­den Glau­ben, Hoff­nung und Lie­be waren in ihm leben­dig und für sein Gegen­über spürbar.

Die Liebe zur Liturgie und eine „Ahnung“

Hier in Sand­ri­go wur­de Don Rigon 1957 gebo­ren, das war sei­ne Hei­mat. Er besuch­te das bischöf­li­che Gym­na­si­um in Vicen­za und trat nach der Matu­ra in das diö­ze­sa­ne Prie­ster­se­mi­nar ein. Sein beson­de­res Inter­es­se galt früh der Lit­ur­gie, wes­halb er sein Stu­di­um am Päpst­li­chen Lit­ur­gi­schen Insti­tut der Päpst­li­chen Bene­dik­ti­ner­hoch­schu­le Sant’Anselmo in Rom fort­set­zen durfte.

Am 9. April 1983 wur­de er vom dama­li­gen Bischof von Vicen­za, Msgr. Arnol­do Oni­sto in sei­ner Hei­mat­pfarr­kir­che von Sand­ri­go zum Prie­ster geweiht. 1986 schloß er sein Lit­ur­gie­stu­di­um mit dem Lizen­ti­at ab und kehr­te in sei­ne Hei­mat­diö­ze­se zurück, wo er Sekre­tär des Lit­ur­gi­schen Amtes der Diö­ze­se und Hilfs­prie­ster in ver­schie­de­nen Pfar­rei­en wur­de. Meh­re­re Jah­re erteil­te er zudem Reli­gi­ons­un­ter­richt an mitt­le­ren und höhe­ren Schu­len von Marostica.

Schon damals ver­tei­dig­te er die Leh­re der Kir­che, wo ande­re schwie­gen, oder sich der Welt andie­nen woll­ten. Die Lit­ur­gie aber ließ ihn nicht los. Er spür­te Defi­zi­te in der neu­en Form des Römi­schen Ritus, obwohl er nur als Kind Erin­ne­rung an die alte hat­te. Sei­ne inne­re Unru­he beschrieb er selbst mit den Worten:

„Eine fer­ne Erin­ne­rung an mei­ne Kind­heit kop­pel­te sich mit einer Ahnung.“

Doktorat in Rom und Entdeckung der Tradition

2002 ging er wie­der nach Rom und war Gast bei den Bene­dik­ti­nern an der Patri­ar­chal­ba­si­li­ka von St. Paul vor den Mau­ern. Im Wech­sel zwi­schen der Teil­nah­me am Stun­den­ge­bet der Mön­che und dem Auf­ent­halt in der Biblio­thek ver­faß­te er sei­ne Dok­tor­ar­beit „Per ritus et pre­ces … con­sum­men­tur in unitatem cum Deo“ über das lit­ur­gi­sche Werk von Kar­di­nal Ilde­fons Schu­ster. Am 11. Mai 2005 ver­tei­dig­te er sei­ne Arbeit in Sant’Anselmo.

Nach Vicen­za zurück­ge­kehrt, wur­de er zum Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor von Ancigna­no ernannt. Das war eine Degra­die­rung, nach­dem er nun mit sei­nem Dok­to­rat zum klei­nen Krei­se jener Prie­ster gehör­te, die for­mal sogar die Kri­te­ri­en für die Ernen­nung zum Bischof erfüll­ten. Wäh­rend sei­ner Abwe­sen­heit hat­te ein Bischofs­wech­sel statt­ge­fun­den und sich eini­ges geän­dert. Man­chem war er schon vor­her lästig geworden.

Ihn küm­mer­te das nicht. In Rom hat­te er sich das Tra­gen der Sou­ta­ne ange­wöhnt und als ange­mes­se­nes und vor­ge­schrie­be­nes Kleid des Prie­sters erkannt. Allein schon damit hob sich der jun­ge, hoch­ge­wach­se­ne Prie­ster von den mei­sten sei­ner Mit­brü­der ab. Ihm ging es aber nicht dar­um, sich abzu­he­ben oder gar zu distan­zie­ren. Er hat­te für sich eine Ent­deckung gemacht: die Tra­di­ti­on. Damit tat sich für ihn eine ganz neue Welt auf, von der er bis­her nur geahnt hatte.

Die Suche nach den alten Paramenten

Die mustergültig renovierte Pfarrkirche von Ancignano mit ihren drei Marienaltären
Die muster­gül­tig reno­vier­te Pfarr­kir­che von Ancigna­no mit ihren drei Marienaltären

Er mach­te sich in sei­ner Pfar­rei auf die Suche nach den alten Para­men­ten und lit­ur­gi­schen Gerä­ten und sam­mel­te Gegen­stän­de der Volks­fröm­mig­keit. Ein Teil davon kann in einer klei­nen Aus­stel­lung im Pfarr­haus besich­tigt wer­den. Mit Eifer erlern­te er die über­lie­fer­te Form des Römi­schen Ritus, in der er jene Fül­le der Lit­ur­gie fand, die ihm gefehlt hatte.

Tat­kräf­tig schritt er zu einer umfas­sen­den Reno­vie­rung der Pan­kra­ti­us­kir­che, die zum „Juwel im Grü­nen“ wur­de. Mit Inkraft­tre­ten des Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum von Papst Bene­dikt XVI. im Sep­tem­ber 2007 schritt er zur Umset­zung und zele­brier­te erst­mals öffent­lich die Hei­li­ge Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus.

„Die Men­schen brau­chen Zeit, die latei­ni­sche Mes­se wie­der­zu­ent­decken, so wie ich sie auch gebraucht habe.“

Seit dem Beginn des neu­en Kir­chen­jah­res im Advent 2011 zele­brier­te Don Rigon in der Pan­kra­ti­us­kir­che von Ancigna­no an jedem Sonn- und Fei­er­tag  die Hei­li­ge Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus. Am Vor­mit­tag fei­er­te er wei­ter­hin im Neu­en Ritus, am Nach­mit­tag um 17 Uhr im Alten Ritus. Auch in der ordent­li­chen Form des Römi­schen Ritus zele­brier­te er ver­sus Deum.

Besuch des Bischofs und Seelsorge für die Gläubigen im überlieferten Ritus

Don Rigon bei der Zelebration zu seinem 30. Priesterjubiläum am Hochaltar des "Doms" von Sandrigo (2013)
Don Rigon bei der Zele­bra­ti­on zu sei­nem 30. Prie­ster­ju­bi­lä­um am Hoch­al­tar des „Doms“ von Sand­ri­go (2013)

Schnell sam­mel­te sich eine treue Schar von Gläu­bi­gen aus dem Ort und der nähe­ren und wei­te­ren Umge­bung, die regel­mä­ßig in die Pan­kra­ti­us­kir­che kam. Am 1. Dezem­ber 2013 war es sogar der neue Bischof, Benia­mi­no Piz­zi­ol, der in Ancigna­no der Hei­li­gen Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus bei­wohn­te. Don Rigon hat­te den ein­zi­gen Meß­ort der Diö­ze­se Vicen­za geschaf­fen, an dem regel­mä­ßig die alte Mes­se zele­briert wur­de. Dafür ernann­te ihn Bischof Piz­zi­ol offi­zi­ell zum Seel­sor­ger für die Gläu­bi­gen des alten Ritus.

2013 fei­er­te Don Rigon sein 30. Prie­ster­ju­bi­lä­um. Zu die­sem Anlaß erbat er die Erlaub­nis, in der Pfarr­kir­che von Sand­ri­go, in der er zum Prie­ster geweiht wor­den war, eine Dank­mes­se im über­lie­fer­ten Ritus zele­brie­ren zu dür­fen. Die Bit­te wur­de ihm vom Erz­prie­ster gewährt und sein Prie­ster­ju­bi­lä­um ein gro­ßes Ereig­nis, zu dem Gläu­bi­ge aus der gan­zen Diö­ze­se zusammenkamen.

Auch zu die­sem Anlaß wur­de der Volks­al­tar für die Zele­bra­ti­on ent­fernt. Don Rigon begrün­de­te in sei­ner Pre­digt, war­um er Wert dar­auf legte.

„In die­ser präch­ti­gen Kir­che wur­de ich getauft und gefirmt. In die­ser Kir­che ist mei­ne Beru­fung gereift, wo ich als Kind den Prie­ster die Stu­fen zum Altar hin­auf­stei­gen sah. Die­sel­ben Stu­fen, die mir heu­te zur Brücke wer­den zwi­schen Him­mel und Erde, um einen anbe­ten­den Ritus zu voll­zie­hen durch den sich bestän­dig das Opfer Jesu am Kreuz erneu­ert und ver­ge­gen­wär­tigt, ohne das wir der Maje­stät Got­tes nichts wirk­lich Annehm­ba­res anzu­bie­ten hätten.“

Und wei­ter:

„Der Prie­ster ist weder ein Psy­cho­lo­ge noch ein Sozio­lo­ge, weder ein Phil­an­throp noch ein Frei­zeitani­ma­teur. Er ist ein Für­spre­cher, der sich innig mit Chri­stus, dem ein­zi­gen Mitt­ler zwi­schen Gott und den Men­schen ver­eint, des­sen Die­ner er ist.“

„Richtig verstanden, kann der tridentinische Ritus gar nicht Grund für Diskussionen und Spaltungen sein“

In einem Inter­view sag­te er:

„Wenn der soge­nann­te triden­ti­ni­sche Ritus rich­tig ver­stan­den wird, kann er gar nicht Grund für Dis­kus­sio­nen oder Spal­tun­gen in der Kir­che sein.“

Don Rigon dräng­te sich nicht vor, doch zöger­te er nicht, wo es dar­um ging, Chri­stus und die Kir­che zu ver­kün­den oder zu ver­tei­di­gen. Für Auf­se­hen sorg­te 2009 sein Streit­ge­spräch in der größ­ten Tages­zei­tung von Vicen­za mit dem Lei­ter des diö­ze­sa­nen Ehe- und Fami­lienam­tes zu Fra­gen von Ehe und Familie.

Er ent­fal­te­te ein rei­ches publi­zi­sti­sches Schaf­fen. Seit 2008 war er ein­ge­tra­ge­nes Mit­glied der Jour­na­li­sten­kam­mer. Auf der von ihm geschaf­fe­nen Inter­net­sei­te der Pfar­rei ver­öf­fent­lich­te er eige­ne Arti­kel und über­nahm Arti­kel von ande­ren Sei­ten, die ihm inter­es­sant und wich­tig schie­nen. Am Mon­tag ver­öf­fent­lich­te er als letz­ten Ein­trag den Arti­kel „Die lin­ke Uto­pie einer mul­ti­eth­ni­schen und mul­ti­kul­tu­rel­len Gesell­schaft und die Ver­ant­wort­lich­kei­ten des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils“, der auf der tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Sei­te Chie­sa e post­con­ci­lio erschie­nen war.

Am ver­gan­ge­nen 6. Febru­ar zele­brier­te Don Rigon in der Kryp­ta der Kathe­dra­le von Vicen­za eine Gedenk­mes­se im Alten Ritus für Msgr. Fer­di­nan­do Rodol­fi, der von 1911–1943 Bischof von Vicen­za war. Am 14. Febru­ar zele­brier­te er wie gewohnt die Sonn­tags­mes­se unter gro­ßer Betei­li­gung des Vol­kes in sei­ner Pfarr­kir­che in Ancignano.

Heu­te ist Don Pier­an­ge­lo Rigon an einem plötz­li­chen Herz­in­farkt gestorben.

Auf der Inter­net­sei­te der Pfar­rei heißt es zusam­men mit einem Wort des Apo­stels Pau­lus: „In gro­ßer Trau­er und mit immensem Schmerz geben wir bekannt, daß unser gelieb­ter Hir­te, wah­rer Prie­ster Chri­sti, in das Haus des Vaters zurück­ge­kehrt ist.“

Mihi vive­re Chri­stus est et mori lucrum.

Requiescat in pace

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: par​roc​chi​as​an​pan​cra​zio​.org

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19 Kommentare

  1. Dan­ke, für den her­vor­ra­gen­den Arti­kel. Eine gera­de­zu unglaub­li­che Lei­stung. Ohne Mit­wir­kung des Hl. Gei­stes ist soet­was, objek­tiv gese­hen, undenk­bar. Ich bewun­de­re die­se Mann. Mit sol­chen Leu­ten an der Spit­ze wür­de die Kir­che zwar viel­leicht kei­ne Mas­sen, und kei­ne „Volks­kir­che“ anspre­chen, aber den frucht­ba­ren Humus­bo­den berei­ten, für eine ech­te Erneue­rung im Tief­sten Sinn des Wor­tes. Unglaub­lich, die­se Leistung.

  2. In der ersten Reak­ti­on könn­te man sagen, das wie­der ein glau­bens-und tra­di­ti­ons­treu­er Mann gegan­gen ist, aber viel­leicht ist die Zeit nicht weit von der es heißt: „die Leben­den wer­den die Toten beneiden“!?

    • Das den­ke ich mir auch öfters, wenn ich erfah­re, dass mir bekann­te Men­schen gestor­ben sind. Das was jetzt noch kommt, dürf­te eh nicht mehr beson­ders berühmt sein. Nichts als Kri­sen, wohin das Auge blickt. Finanz­kri­se, Flücht­lings­kri­se, Kir­chen­kri­se, inter­na­tio­na­le Kon­flik­te, die tota­le Über­wa­chung die kommt usw und so fort.

    • Das ist gut mög­lich! Aber was die Men­schen in ihrem uner­mess­li­chen Hoch­mut beginnen,das wird der Gott beenden…

  3. Ein wahr­lich früh voll­ende­ter Hir­te darf jetzt am Her­zen des Vaters von allen zeit­li­chen Stra­pa­zen aus­ru­hen; rufen wir ihn um Für­spra­che für die­se Zeit vol­ler Drang­sa­le an.

  4. Don Pier­an­ge­lo Rigon.…requiescat in pace.

    Auch Pater Bern­ward Dene­ke FSSP fand über Umwe­ge zum alten Ritus. Im Jah­re 2007 schil­der­te er sei­ne erste Begeg­nung mit der hl. Mes­se der Jahr­hun­der­te – der Alten Mes­se; eine gleich­sam Hym­ne auf die Alte Messe:
    -

    “Erste Begeg­nung mit der “alten Messe”

    Es sind allem vor­an bestimm­te Begegnungen,
    die unse­rem Leben Rich­tung und Prä­gung geben. Begegnungen,
    die aus dem flüch­ti­gen Grau-in-Grau des All­tags hervorstechen.
    Die ihr Zei­chen tief in See­le und Herz drücken.
    Und die uns wie ver­wan­delt entlassen.
    Rück­blickend erken­nen wir sie als Fügun­gen gött­li­cher Vorsehung;
    als Wege der Gna­de hin zum Leben in Fülle.
    Die beschei­de­ne Begeg­nung, von der hier die Rede sein soll,
    ereig­ne­te sich vor nun etwa 22 Jah­ren in einer Kapelle.
    Deren Beson­der­heit liegt nicht in hohem Alter und bedeu­ten­den Kunstschätzen,
    son­dern dar­in, daß sie zur Ver­samm­lungs­stät­te jener Katho­li­ken gewor­den ist,
    die die hei­li­ge Mes­se im “alten Ritus” besu­chen wollen.
    Der Ver­fas­ser die­ser Zei­len hat­te eigent­lich kei­ne Veranlassung,
    sich in den Kreis sol­cher Außen­sei­ter zu begeben.
    Selbst Mini­strant in sei­ner Pfar­rei und aktiv in deren Jugendgruppen,
    war er im “nor­ma­len” kirch­li­chen Leben zuhau­se und ver­traut mit der Form des Got­tes­dien­stes, die er von Kin­der­ta­gen an als ein­zi­ge ken­nen­ge­lernt hatte.
    War­um etwas Neu­es, auch wenn es das Älte­re wäre?
    Aber eini­ge Vor­komm­nis­se, teils abschrecken­der, teils erfreu­li­cher Art, trie­ben zur Suche an und dräng­ten mit wach­sen­der Ein­deu­tig­keit auf den Pfad der Tradition.
    So erleb­te er auf der einen Sei­te die offe­ne In-Frage-Stellung
    von Glau­bens­wahr­hei­ten im Reli­gi­ons­un­ter­richt und Absto­ßen­des in der Jugend­ar­beit und in Jugend­got­tes­dien­sten, an deren Gestal­tung er selbst Anteil hatte.
    Auf der ande­ren Sei­te stan­den Bege­ben­hei­ten, die neue Hori­zon­te eröffneten:
    eine inten­siv reli­giö­se Wall­fahrt, die Ent­deckung und Pfle­ge “alter­tüm­li­cher Fröm­mig­keits­for­men” (beson­ders des Rosen­kranz­ge­be­tes) sowie die Lek­tü­re wahr­haft katho­li­schen Schrifttums.
    Zum ersten Mal wur­de der Glau­be hier in sei­ner erre­gen­den Grö­ße und Schön­heit, in sei­nem bin­den­den und ban­nen­den Anspruch erfahren.
    Schwin­del­erre­gend hoch und abgrund­tief, erha­ben und innig zugleich erschien
    die Leh­re von der eucha­ri­sti­schen Gegen­wart Jesu und von der unblu­ti­gen Ver­ge­gen­wär­ti­gung Sei­nes Lie­bes- und Lebens­op­fers in der hei­li­gen Messe.
    War­um nur waren dem prak­ti­zie­ren­den und enga­gier­ten Jugend­li­chen alle die­se Wahr­hei­ten so lan­ge bei­na­he voll­stän­dig vor­ent­hal­ten geblieben?
    Und wo fan­den sie über­haupt einen ange­mes­se­nen Ausdruck?
    Im gewohn­ten got­tes­dienst­li­chen Leben jeden­falls war davon wenig auszumachen.
    Trotz – oder viel­mehr: wegen? – der viel­ge­prie­se­nen “Ver­ständ­lich­keit” der neu­en Liturgie.

    So wur­de der Wunsch unab­weis­lich, das, was bis­her nur vom Hören­sa­gen her bekannt war, mit eige­nen Augen und Ohren mitzuerleben:
    die “alte Messe“.
    War sie, die von den Bau­leu­ten Ver­wor­fe­ne, nicht schon durch die blo­ße Kun­de zum Eck­stein im Her­zen des Suchen­den geworden?
    Fast immer erspäht der jun­ge Mensch in neu­er Umge­bung zuerst, was er denn da für Leu­te um sich habe.
    Erfreu­lich war die Ent­deckung, daß sich in der Kapel­le alle Alters­stu­fen ein­fan­den; und daß es sich kei­nes­wegs um lau­ter reli­giö­se Fana­ti­ker und fröm­meln­de Exzen­tri­ker (die es natür­lich auch gab) handelte.
    Die For­men der Ehr­furcht, im pfarr­li­chen Leben auf ein kaum noch zu unter­bie­ten­des Mini­mum redu­ziert und nur von weni­gen Rand­exi­sten­zen bei­be­hal­ten, hat­ten bei die­sen Gläu­bi­gen so gar nichts Über­trie­be­nes an sich.
    Rei­ne Selbstverständlichkeiten.
    Und dann die hei­li­ge Mes­se selbst.
    Der Neu­ling sah sich einer eige­nen Welt gegenüber.
    Die war ihm noch weit­hin verschlossen.
    Aber in ihrer erfüll­ten Stil­le und im erahn­ten Tief­sinn der Zei­chen übte sie
    eine unauf­dring­li­che und zugleich kraft­vol­le Anzie­hung aus.
    Bis auf die Pre­digt, weit und wogend wie das Meer, mach­te die­ser Got­tes­dienst nicht den Ein­druck eines Vor­tra­ges von Mensch zu Mensch, son­dern einer Hand­lung, genau­er noch: einer Begegnung.
    Die Hal­tung und Aus­rich­tung des Zele­bran­ten, der Mini­stran­ten und Gläubigen
    lie­ßen kei­nen Zwei­fel mehr dar­über, wer da im Mit­tel­punkt stand.
    Es fiel gar nicht schwer, an die wirk­li­che und per­sön­li­che Gegen­wart des Erlö­sers in Sei­nem Opfer zu glauben.
    Alles rede­te ja davon.
    Alles lenk­te die Auf­merksa­ni­keit auf Ihn hin.
    Anstatt sei­ne Per­son her­vor­zu­he­ben, ver­schwand der Prie­ster nahezu.
    Er tauch­te gleich­sam in dem lit­ur­gi­schen Voll­zug unter und ging völ­lig auf
    in der Stell­ver­tre­tung des einen Hohen­prie­sters Jesus Christus.
    Aus der Hin­wen­dung zum “Geheim­nis des Glau­bens” her­aus wand­te er sich dann
    auch den Gläu­bi­gen zu.
    Aber ohne den Blick auf den Herrn zu verstellen.
    Kei­ne stö­ren­den sub­jek­ti­ven Einlagen.
    Die hei­li­ge Mes­se hat­te nicht das Gesicht ihres mensch­li­chen Zelebranten.
    Sie war theo­zen­trisch, christozentrisch.
    End­lich hat­te der Sucher den Aus­druck jenes eucha­ri­sti­schen Glau­bens, der aus den Wor­ten und Gebe­ten der Hei­li­gen spricht, gefunden!
    Wohl waren die Zele­bra­ti­ons­rich­tung, die latei­ni­sche Kult­spra­che und die lang emp­fun­de­nen Pha­sen des Schwei­gens für den an Ver­ständ­lich­keit und Abwechs­lung gewöhn­ten Meß­be­su­cher zunächst fremdartig.
    Durch den Ent­zug äuße­rer Beschäf­ti­gun­gen sah er sich plötz­lich auf sein eige­nes, armes Inne­res zurück­ge­wor­fen: auf die Lee­re, den schwa­chen Glau­ben, die ver­küm­mer­te Fähig­keit zur Anbetung…
    Doch gera­de dadurch kam auch die Ein­sicht: Die hei­li­ge Mes­se ist eben ein Myste­ri­um; ein Geheim­nis, das nicht dem Fas­sungs­ver­mö­gen des Men­schen ange­paßt wer­den darf, son­dern dem sich die­ses Fas­sungs­ver­mö­gen durch die Gna­de und eige­nes Bemü­hen mehr und mehr anpas­sen soll.
    Der inner­ste Mit­tel­punkt des Glau­bens­le­bens kann nicht nach den Maß­stä­ben Fern­ste­hen­der gestal­tet werden.
    Nur dem gläu­bi­gen Mit­voll­zug erschließt er sich nach und nach.
    In das wahr­haft Gro­ße wächst man erst mit der Zeit hinein.
    Der Blick muß geläu­tert, das über­na­tür­li­che Sen­so­ri­um geschärft werden.
    Dann beginnt das Aben­teu­er immer neu­er, immer noch herr­li­che­rer Entdeckungen.
    Die­se erste Begeg­nung läu­te­te für den Ver­fas­ser eine Ent­deckungs­rei­se ein,
    die bis heu­te kein Ende gefun­den hat.
    Auch die spä­te­re “Gewöh­nun­g” an den tra­di­tio­nel­len Meß­ri­tus im Prie­ster­se­mi­nar und als Prie­ster hat dar­an nichts geändert.
    Wäh­rend das Moder­ne in sei­ner Aus­rich­tung auf den “Men­schen von heu­te” ver­al­tet, offen­bart das Alte sich in ewi­ger Jugend, denn es ist in erster Linie ein “Hin­tre­ten zum Alta­re Got­tes, zu Gott, der mei­ne Jugend erfreut” (Stu­fen­ge­bet der hl. Messe).
    In der Begeg­nung mit die­sem Wun­der­werk des Glau­bens fin­det das aben­teu­er­li­che Herz, was es sucht: den uner­schöpf­li­chen Reich­tum des Lebens in der Begeg­nung mit dem Herrn.

    P. Bern­ward Deneke”

    • Vie­len Dank hoch­wuer­dig­ster Herr P. Bern­ward fuer den Kommentar
      Moe­ge die­ser gross­ar­ti­ge Prie­ster in Frie­den ruhen.
      Da ich zuwei­len in Vicen­za bin, aber noch nichts von der Kir­che wuss­te, weiß ich nun wohin es geht.
      Ich den­ke die­ser vor­bild­li­che Kir­chen­mann kann ein Naehr­bo­den fuer ande­re Prie­ster sein, die den NOM als das was er ist erfah­ren mues­sen, naem­lich im hoech­sten Mas­se defi­zi­taer und verwirrend.
      Gera­de die Glau­bens­pra­xis in den ach so katho­li­schen Mit­tel­meer­län­dern ist unter den NOM fast voel­lig erodiert.
      Der Punkt ist, das an der hl. Mes­se alles gele­gen ist.
      Die wie­der Hin­füh­rung zur über­lie­fer­ten Mes­se kann nicht nur, es ist der Gene­ral­schlüs­sel zur Neue­van­ge­li­sa­ti­on Euro­pas, nur mit einem abgrund­tie­fen Ver­ständ­nis des hl. Mess­op­fers kann das furcht­ba­re Kon­zil mit sei­nen noch furcht­ba­re­ren Aus­wir­kun­gen über­wun­den werden.
      Wir sind eben kein Sozi­al­ver­ein mit christ­li­chem Anstrich, son­dern die hl. Stif­tung Jesu Chri­sti als Glaubensgemeinschaft.
      Wir leben von der Ver­mitt­lung des Rea­len zum Transzedenten.
      Es gibt kei­ne ande­re Form der „Kon­takt­auf­nah­me“.
      Und ganz ehr­lich, sind auf­grund des NOM Anders­gläu­bi­ge ange­spro­chen und zum Chri­sten­tum kon­ver­tiert, oder ist es nicht viel­mehr genau anders her­um gege­an­gen, das durch den NOM die katho­li­sche Glau­bens­er­o­si­on beschleu­nigt wurde ?
      Nein, die über­lie­fer­te Mes­se und ihre wür­di­ge Zele­bra­ti­on ist der Lack­mus­test für die kath. Kir­che, der so not­wen­dig ist wie nur etwas.
      RIP Don Pier­an­ge­lo Rigon, ich bete für Sie !

  5. Eine gewal­ti­ge Dank­bar­keit für das tap­fe­re und leuch­ten­de Vor­bild, das Don Pier­an­ge­lo Rigon gab; und tie­fe Trau­er um den Heim­gang eines fan­ta­sti­schen Prie­sters- „eines guten Kameraden“.
    Bea­ti mun­do cor­de, quo­niam ipsi Deum videbunt: bea­ti paci­fi­ci, quo­niam filii Die voca­bun­tur: bea­ti, qui per­se­cu­tio­nem pati­untur prop­ter justi­ti­am, quo­niam ipsorum est regnum cae­lorum (Com­mu­nio, Allerheiligen)
    Requiescat in pace

  6. Ich ken­ne auch in Inns­bruck eine klei­ne Pfar­re, auf die zumin­dest Ver­gleich­ba­res zutrifft. Die­sem ver­stor­be­nen Hir­ten die Ewi­ge Ruhe.

  7. Die Moder­ni­sten wer­den in die­ser Kir­che kei­nen Stein auf dem ande­ren lassen!

    In 2 Wochen haben die einen Volksaltar.

  8. Vie­len Dank für die Erin­ne­rung an einen wun­der­ba­ren Prie­ster. Was für eine Zeug­nis er hin­ter­lässt! Deo gratias.
    R.I.P.

    Ein Blick auf die Home­page der par​roc​chi​as​an​pan​cra​zio​.org lohnt sich.
    Etwas mühe­voll habe ich den letz­ten Arti­kel von Don Pier­an­ge­lo Rigon gele­sen. Ich emp­fin­de die­sen wie sein letz­tes Vermächtnis.

  9. Tie­fe Anteil­nah­me zum Heim­gang die­ses aus­ge­zeich­ne­ten, treu­en bewähr­ten Prie­sters. Trotz allen Lei­den-Zurück­set­zung, als pas­ser soli­ta­ri­us in tec­to (ein­sa­mer Vogel auf dem Dach). Es ist nicht ein­fach gegen den omni­po­ten­ten all­ge­mei­nen Main­stream zu ste­hen und zu gehen. Das geht nur in eng­ster Inti­mi­tät zum Herrn. Nie mit Kar­ne­val und Tan­go und Ver­ach­tung des Gött­li­chen in Lit­ur­gie und per­sön­li­chen immer­wäh­ren­den Gebe­tes. Möge die­ses gute Bei­spiel vie­le anspor­nen. RIP

  10. Herz­li­chen Dank fuer die­sen Arti­kel. Ich will auch ger­ne so einen Prie­ster und die Latei­ni­sche Mes­se. Die Leu­te dort wer­den ihn schwer ver­mis­sen… Ich hof­fe er wird von den Him­mel aus uns Allen helfen.

    • Ja, der Tod sol­cher Men­schen ist eine ganz beson­de­re Beru­fung. Sie wer­den im Him­mel gebraucht. Nicht für den Him­mel, son­dern für Got­tes gelieb­te Kin­der auf Erden. Für alle die, die ver­zwei­felt sind und deren Rufe zum Him­mel nicht uner­hört bleiben.

  11. Zur wei­te­ren Ver­tie­fung des Andenkens an die­sen ehr­wür­di­gen Prie­ster wäre es groß­ar­tig, wenn auf die­ser Sei­te sein letz­ter Arti­kel zum wich­ti­gen The­ma der unge­steu­er­ten Mas­sen­ein­wan­de­rung in deut­scher Über­set­zung erschei­nen könnte.

  12. Sol­che Leu­te an der Spit­ze, und es wür­de in nur weni­gen Jah­ren mit der Kir­che erkenn­bar auf­wärts gehen. Man sieht es im „Klei­nen“.

  13. Toll fän­de ich es, wenn nicht nur sein letz­ter Arti­kel, son­dern alle sei­ne Arti­kel über­setzt hier erschei­nen würden.

  14. Dan­ke für die­sen beein­drucken­den Arti­kel über die­sen wun­der­ba­ren Pfar­rer. Möge er uns im Him­mel noch viel mit Gebet und über­na­tür­li­chem Wir­ken seg­nen. So wie der Hl. Pater Pio, der Hl. Don Bos­co und der Hei­li­ge Pfar­rer von Ars.

  15. Hoch­wür­di­ger Don Pierangelo!
    Mil­le gra­zie. Ich bete jetzt ein Pater­no­ster und Ave Maria für Sie. R.i.p.

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