(Berlin) Statistiker und Bevölkerungswissenschaftler haben errechnet: „Der Jahrgang von 1968 hatte am wenigsten Kinder“. Dies meldete Die Welt in ihrer gestrigen Ausgabe. 1968 gilt als entscheidendes „Wendejahr“, das erheblichen Anteil daran hat, daß die Welt heute so ist, wie sie ist. Mit den linken Studentenprotesten vom Mai 1968 wurden langfristig tiefgreifende kulturelle, politische und wirtschaftliche Veränderungen eingeleitet. Drei einschneidende Folgen sind der demographische Kollaps, die Masseneinwanderung und die schwere Kirchenkrise. Nun wurde dem entscheidenden Jahr 1968 ein bezeichnender Primat zugewiesen als Jahrgang, in dem die Frauen am wenigsten Kinder geboren haben. Eine Tatsache mit symbolischem Charakter.
Die nachfolgenden Überlegungen beziehen sich auf die Bundesrepublik Deutschland, gelten aber ebenso für den übrigen deutschen Sprachraum und treffen mehr oder weniger auch auf andere westeuropäische Staaten zu.
Die deutsche Bundespolitik freut sich gerade über einen leichten Anstieg der Geburtenziffer und das schon im dritten aufeinanderfolgenden Jahr. 2014 wurden statistisch je Frau im fruchtbaren Alter 1,47 Kinder geboren. Das liegt immer noch weit unter dem notwendigen Wert von mehr als 2 Kindern zur Bestandssicherung. Die Entwicklung sei aber erfreulich, so Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD), denn 2013 seien es nur 1,42 Kinder gewesen, 2006 gar nur 1,33 Kinder.
Erhöhung der Geburtenziffer 2014 wenig aussagekräftig
Die Zahlen sagen allerdings nichts darüber aus, wieviel von dieser Zunahme auf eine höhere Geburtenrate von Frauen mit Migrationshintergrund zurückgeht und damit keine wirkliche Trendänderung bedeuten würde.
Die Zahlen klingen gut, doch der demographische Niedergang des deutschen Volkes ist weiter in vollem Gange. Obwohl davon die gesamte Zukunft abhängt, vom Staatswesen über die Gesellschaft bis zum Generationenvertrag und der Pensionssicherung, wird die Frage nicht thematisiert. Das hat mit 1968 und dem von den Studentenprotesten angestoßenen und seither schrittweise etablierten Denken zu tun. Anders gesagt: mit einer verschobenen Werteskala, die grob auf den Nenner gebracht, mit Egoismus zu charakterisieren ist. Junge Deutsche wünschen sich, wie Jugendstudien in regelmäßigen Abständen bestätigen, eine intakte Familie mit Kindern. Bei der Umsetzung der Lebensplanung neigen sie jedoch dazu, „sich in ihrem Leben erst einmal perfekt einzurichten, bevor der Nachwuchs geplant wird“, so Die Welt.
1968, die sexuelle Revolution und Humanae vitae
1968 steht auch für eine sexuelle Revolution. Im selben Jahr veröffentlichte Papst Paul VI. die prophetische Enzyklika Humanae vitae. Wie die Studenten auf den Barrikaden revoltierten, so revoltierten die Bischöfe im deutschen Sprachraum gegen Humanae vitae. Mit den Erklärungen von Königstein, Maria Trost und Solothurn lehnten die Bischöfe Deutschlands, Österreichs und der Schweiz die Enzyklika ab.
Zum ideologischen Paradigmenwechsel von 1968 gehört die „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“, eine schönen Parole, die aber faktisch zur einseitigen Bevorzugung des Berufs und zum Niedergang der Familie geführt hat. Ein Eingeständnis dieser Tatsache wird von Politik und Gesellschaft als unerwünscht verweigert.
Die Konsequenzen der Auflehnung ließen nicht lange auf sich warten: 1972 wurde die Tötung ungeborener Kinder in der DDR legalisiert, 1974 auch in der BRD, wenn auch offiziell nur straffrei gestellt. Ein totes Kind ist ein totes Kind, egal ob die Tötung vom Staat als straffrei oder als legal betrachtet wird. Und seit 1972 werden in Deutschland weniger Kinder geboren als Deutsche sterben. 2015 schrumpfte das deutsche Volk bereits im 44. Jahr hintereinander. Der jährliche Fehlwert liegt durchschnittlich bei mehr als 25 Prozent. Die Politik kaschiert diesen Niedergang seit Jahren durch die Förderung der Zuwanderung. Das Stichwort, unter dem diese Zuwanderung erfolgte, variierte, je nachdem wie groß der Widerstand im Volk wurde. Zuerst waren es Gastarbeiter, dann großzügiger Familienzuzug, nach der Wende von 1989 wurden die deutschen Volksgruppen der ehemaligen Ostblockstaaten aufgesaugt, dann sagte man Asylanten und nun nennt man sie eben Flüchtlinge.
Bedarf an Menschen und Tabuisierung der demographischen Frage
Die Wirtschaft braucht Arbeitskräfte und Konsumenten, die Gewerkschaften brauchen Mitglieder, die Kirchen Priester und Gläubige, die Linksparteien Wähler, die Grünen die Befriedigung ihrer ideologischen Überzeugungen und der Staat die Sicherung der Pensionen, Soldaten und noch viel mehr. Defizite und Mangelerscheinungen wie Ärztemangel in bestimmten Gegenden, Bevölkerungsausdünnung ganzer Regionen, Mangel an qualifiziertem Personal, ins unermeßliche steigende Sozialkosten, Abbau von Bildungsstandards, um überforderte nicht-deutsche Kinder irgendwie durch den Bildungsweg zu schleusen, Ghettoisierung, Gewalt- und Kriminalitätszunahme hängen direkt mit dem demographischen Niedergang zusammen. Die durch Zuwanderung importierten Konfliktpotentiale müssen durch viel Geld entschärft werden. Das erhöht wiederum den Steuerdruck. Wenn der Handel sich über die Einwanderer als Konsumenten freut, dann geschieht dies zu Lasten der Allgemeinheit. Das Geld, das „Flüchtlinge“ ausgeben, muß ihnen zuvor vom Gaststaat gegeben werden. Eine Form von Umverteilung im großen Stil.
Und dennoch: Die eigentliche Ursache, der dramatische Geburtenrückgang nach 1968 ist ein Tabuthema, das nicht öffentlich diskutiert wird. Damit aber können nur Löcher gestopft werden, aber es kann nicht das Problem gelöst werden. Das Stopfen von Löchern führt zudem zu neuen Löchern. Grund dafür sind die vorherrschende Haltung, die nicht in Frage gestellt werden darf. Die Probleme werden gesehen, doch den eigenen Lebenswandel will man aus Eigennutz und Bequemlichkeit nicht ändern. Vielen fehlt die Bereitschaft, Opfer zu bringen und auf bestimmte Annehmlichkeiten zu verzichten. Ändert aber der Einzelne nicht sein Verhalten, kann sich das Ganze nicht verändern. Diese Diskrepanz führte in demographischer Hinsicht zu einer Spaltung der Bevölkerung. Auf der einen Seite junge Menschen, die bereit sind eine Familie zu gründen und Kindern das Leben zu schenken. Auf der anderen Seite eine wachsende Zahl von Egoisten, die für Beruf, Karriere, Hobbys, Luxus den Kinderwunsch so lange aufschieben, bis es zu spät ist oder ganz darauf verzichten. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig zeigt bevorzugtes Verständnis für Homosexualität und steht damit symbolisch für das debakulöse, aber tonangebende 68er-Denken.
1968er Jahrgang am gebärunwilligsten
Bevölkerungswissenschaftler warnen jedenfalls vor zuviel Freude über den kleinen Anstieg der Geburtenziffer in den Jahren 2012–2014. Dieser sei wenig aussagekräftig, da nicht daraus hervorgehe, ob nicht beispielsweise aus irgendwelchen Gründen der aufgeschobene Kinderwunsch bestimmter Jahrgänge nun verwirklicht wurde. Es könnte im nächsten Jahr schon wieder einen Rückgang geben. Aussagekräftiger als die Geburtenziffer eines Kalenderjahres sei daher die endgültige durchschnittliche Kinderzahl eines Jahrgangs. Zu deren Berechnung geht das Statistische Bundesamt davon aus, daß Frauen spätestens ab dem 49. Lebensjahr keine Kinder mehr bekommen. Daher liegen solche endgültigen Kinderzahlen erst bis zum Jahrgang 1965 vor. Die 1965 in Deutschland geborenen Frauen brachten im Durchschnitt nur 1,55 Kinder zur Welt. In diesem Jahrgang ist das deutsche Volk im Vergleich zur Elterngeneration um 25 Prozent geschrumpft.
Martin Bujard, Forschungsdirektor für „Familie und Fertilität“ am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung hat aber schon weiter gerechnet und die durchschnittliche Kinderzahl für weitere Jahrgänge errechnet. Das sei zwar erst eine Prognose, doch eine ziemlich wahrscheinliche.
Bujard kam zum Ergebnis, daß genau der Jahrgang 1968 am wenigsten Kinder zur Welt brachte. Der Statistiker errechnete für die 68 Geborenen eine Kinderzahl von 1,49 Kindern.
In den 70er Jahren sei es wieder zu einem leichten Anstieg auf 1,54 bis 1,60 Kinder pro Frau gekommen, so Bujard.
Die Auswirkungen: Masseneinwanderung und Kardinal Schönborns Unbarmherzigkeit
Anfang des Jahres schrieb die FAZ: „Die Wirtschaft und auch die Bundesregierung werben daher um Zuwanderung aus dem Ausland“ (21.1.2015). Sie zitierte Ulrich Grillo den Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) mit den Worten: „Mit Einwanderung sichern wir in unserem Land dauerhaft Wachstum und Wohlstand angesichts unserer kritischen demografischen Entwicklung“. Eine Aussage, die zum Jahresende in direktem Zusammenhang mit der sogenannten „Flüchtlingskrise“ und ihrer politischen Handhabung zu lesen ist.
Allein 2015 werden, nach Medienschätzungen und Behördenangaben, rund 2,7 Millionen Menschen in die Bundesrepublik Deutschland zugewandert sein. 1,2 Millionen im Zuge legaler Zuwanderung (z.B. innerhalb der EU, Familiennachzug von außerhalb der EU) und 1,5 Millionen als „Flüchtlinge“. Ein umstrittener Begriff, da er von Politik und Medien verordnet ist und nicht hinterfragt werden darf. Auch die Kirchenvertreter spielen in diesem Kontext eine wenig rühmliche Rolle. Dem slowakischen Wochenmagazin Tyzden (Die Woche) sagte Wiens Erzbischof, Christoph Kardinal Schönborn: „Eine Vernunftrechnung zeigt, dass Europa Millionen von Zuwanderern braucht, um unseren Lebensstil aufrechtzuerhalten“. Gleichzeitig kritisierte er den Widerstand „osteuropäischer Katholiken“ gegen die Massenzuwanderung als „Skandal“, der für ein „ein Schock, wirklich ein Schock“ sei. Kritikern der schrankenlosen Zuwanderung unterstellte der Kardinal unbarmherzig „Fremdenhaß“. Und da im modernen Kirchensprech alles immer eine „Chance“ sein muß, empfiehlt Schönborn die Flüchtlingskrise als „eine riesige Gelegenheit“ zu begreifen, „den Muslimen unsere christliche Haltung zu zeigen“.
Die Frage der Christenverfolgung im Nahen Osten darf nur politisch korrekt thematisiert werden. Das bedeutet derzeit, daß seit den Attentaten von Paris immerhin der Islamische Staat (IS) kritisiert werden darf, was offizielle Kirchenvertreter auch tun, während bis dahin auch von Seiten der Kirche dazu geschwiegen wurde. Pfeift die Kirche zu dieser Frage nach der Pfeife der Politik? Welcher Politik?
Vom Volk zur Bevölkerung – Der Mensch als Importware
„Die „Verpflichtung“ zur Flüchtlingsaufnahme wird offiziell in direkten Zusammenhang mit dem Syrien-Konflikt gebracht. Doch nur 30 Prozent der ankommenden „Flüchtlinge“ wurden als Syrer registriert. Und selbst dabei gibt es Zweifel, ob diese „Syrer“ tatsächlich alle aus Syrien stammen.
Die Politik fördert offenkundig die Masseneinwanderung, bestreitet dies jedoch offiziell. Die Folgen für die ethnische, kulturelle, sprachliche und religiöse Zusammensetzung der Bevölkerung sind weitreichend. Apropos Bevölkerung: Schon 2000 wurde vom Künstler Hans Haacke im Berliner Reichstagsgebäude das Kunstwerk „Der Bevölkerung“ als Kontrapunkt zur Inschrift an der Reichstagsfassade „Dem Deutschen Volk“ errichtet. Einen entsprechenden Beschluß hatte der Bundestag gefaßt und damit den Übergang vom spezifischen Volk zu einer beliebigen Bevölkerung vollzogen.
Die Haltung der Regierenden läßt sich nur vor dem Hintergrund „unserer kritischen demografischen Entwicklung“ erklären. Die Politik folgt dabei der Wirtschaft, die zur „Wachstums- und Wohlstandssicherung“ als Lösung die „Zuwanderung aus dem Ausland“ fordert. Wurde diese Zuwanderung von manchen anfangs als Notlösung gesehen, erkennen heute manche gar nicht mehr das „Problem“. Menschen gebe es auf der Welt ja ohnehin zu viele: und wenn uns welche fehlen, können wir sie ja importieren.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/Die Welt/InfoItalia (Screenshots)