(Paris) Die Trennung von Staat und Kirche ist in Frankreich eiserne Staatsdoktrin. Sie bedeutet, daß es für die Religion im öffentlichen Raum keinen Platz gibt. Das geht soweit, daß Kreuze auf Hinweisschildern unterschlagen werden.
Das entsprechende Staatsgesetz gilt bereits seit 110 Jahren. Besonderen Eifer in der Umsetzung zeigt die Régie autonome des transports Parisiens (RATP). So heißt das Staatsunternehmen, das in Paris für den öffentlichen Personennahverkehr zuständig ist. Die RATP betreibt die Pariser U‑Bahnlinien, Straßenbahn- und Buslinien, Schnellbahnstrecken und die Standseilbahn auf den Montmartre.
Im vergangenen Frühjahr war RATP erst nach Protesten bereit, Werbung für ein Benefizkonzert von „Les Pràªtres“ zugunsten der verfolgten Christen im Nahen Osten anzunehmen. Das Bild von katholischen Priestern war der Unternehmensdirektion ein Ärgernis. Im vergangenen Sommer verschwanden auf den RATP-Hinweisschildern die Kreuze auf den Kuppen und Türmen der Basilika Sacré-CÅ“ur auf dem Montmatre.
An der U‑Bahnstation Anvers, die dem Montmartre am nächsten liegt, weisen Schilder mit der stilisierten Silhouette die Fahrgäste auf die berühmte Herz-Jesu-Kirche hin und daß sie aussteigen müssen, wenn sie den Montmartre besuchen wollen. Weder die Hauptkuppel noch die Seitenkuppeln oder die Fassadentürme zeigen ein Kreuz.
Stilisierungen minimieren die Details. Die Kreuze würden im konkreten Fall aber die Erkennbarkeit erhöhen. Vor allem aber sind die Kreuze zentraler Bestandteil des Objekts, für das geworben wird. Doch christliche Symbole sind für die RATP ein Problem.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL