Dutzende kubanische Dissidenten während Papst-Besuch verhaftet


Papst Franziskus und Raul Castro Kuba
Papst Fran­zis­kus und Raul Castro

(Havan­na) Sie hat­ten um eine Begeg­nung mit Papst Fran­zis­kus gebe­ten. Mit Nach­druck. Das kom­mu­ni­sti­sche Castro-Regime war jedoch zu kei­nen Zuge­ständ­nis­sen bereit. Wäh­rend des Auf­ent­halts von Papst Fran­zis­kus auf der Kari­bik­in­sel wur­den Dut­zen­de kuba­ni­sche Dis­si­den­ten festgenommen.

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Zwei von ihnen sind Mar­ta Bea­triz Roque, eine ehe­ma­li­ge poli­ti­sche Gefan­ge­ne, und Miri­am Lei­va, eine unab­hän­gi­ge Jour­na­li­stin. Das Ziel ihrer Anhal­tung war, sie an der Teil­nah­me an den öffent­li­chen Papst-Ver­an­stal­tun­gen zu hin­dern, wie zum Bei­spiel der Ves­per in der Kathe­dra­le von Havan­na, an der sowohl Roque als auch Lei­va teil­neh­men woll­ten. Bei­de Dis­si­den­tin­nen konn­ten eine per­sön­li­che Ein­la­dung durch die Apo­sto­li­sche Nun­tia­tur vor­wei­sen. Die kuba­ni­schen Sicher­heits­be­hör­den lie­ßen sich davon aber nicht beeindrucken.

Das ist die andere Seite des Papst-Besuchs auf Kuba

Über die­se Schat­ten­sei­te des Papst-Besuchs wird von den gro­ßen Medi­en nicht berichtet.

Die Berich­te von Roque und Lei­va sind weit­ge­hend deckungs­gleich. Das Vor­ge­hen der Staats­si­cher­heit erfolg­te nach dem­sel­ben Muster. Bei­de wur­den auf offe­ner Stra­ße von meh­re­ren Poli­zi­sten umringt, in ein Auto gesetzt und an einen unbe­kann­ten Ort gebracht. Dort wur­den sie, zusam­men mit wei­te­ren Per­so­nen, stun­den­lang festgehalten.

Auch Ber­ta Soler, die Vor­sit­zen­der der Damas de Blan­co, der Frau­en in Weiß, wur­de vor­über­ge­hend ver­haf­tet, als sie die Apo­sto­li­sche Nun­tia­tur in Havan­na auf­su­chen woll­te, um den Papst zu grüßen.

Mindestens 50 Regimekritiker verhaftet

Verhafteter Dissident, der Papst  Franziskus - laut Regime - zu nahe kommen wollte.
Ver­haf­te­ter Dis­si­dent, der Papst Fran­zis­kus – laut Regime – zu nahe kom­men wollte.

Laut Anga­ben aus Dis­si­den­ten­krei­sen wur­den wäh­rend des Papst-Besu­ches meh­re­re Dut­zend Per­so­nen fest­ge­nom­men. Eini­ge wur­den ins Gefäng­nis gesteckt, ande­re unter Haus­ar­rest gestellt, wie­der ande­re – wie Roque und Lei­va – ohne Anga­be von Grün­den meh­re­re Stun­den fest­ge­hal­ten. Die Anhal­tung dau­er­te so lan­ge, wie die öffent­li­chen Ver­an­stal­tun­gen des Pap­stes dau­er­ten. Ins­ge­samt sol­len min­de­stens 50 Per­so­nen von den Poli­zei­maß­nah­men betrof­fen sein.

Vati­kan­spre­cher Pater Feder­i­co Lom­bar­di habe sich – laut dem Kor­re­spon­den­ten der spa­ni­schen Tages­zei­tung El Pais – gewei­gert, die Nach­richt zu kom­men­tie­ren. „Ich habe dazu nichts zu sagen“, zitier­te El Pais den Lei­ter des vati­ka­ni­schen Pres­se­am­tes. Pater Lom­bar­di gab zu ver­ste­hen, daß laut Pro­gramm ein Tref­fen mit kuba­ni­schen Dis­si­den­ten vor­ge­se­hen war. Er wis­se aber nicht, war­um die­se nicht zum ver­ein­bar­ten Ter­min erschie­nen sei­en. Der Vati­kan­spre­cher bestä­tig­te zudem, daß Oppo­si­tio­nel­le ver­sucht hät­ten, den Papst „im Vor­über­ge­hen“ zu grü­ßen. Ein Ver­such, der offen­sicht­lich geschei­tert ist. Das kom­mu­ni­sti­sche Regime sieg­te ein wei­te­res Mal.

Für die Dis­si­den­ten blei­ben nur die Wor­te, die das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt bei sei­ner Ankunft auf Kuba aus­sprach: „Zugleich möch­te ich, daß mein Gruß beson­ders all jene erreicht, die ich aus ver­schie­de­nen Grün­den nicht wer­de tref­fen kön­nen, und alle in der gan­zen Welt ver­streu­ten Kuba­ner.“ Die Aus­sa­ge wird dahin­ge­hend inter­pre­tiert, daß der Papst damit die poli­ti­schen Gefan­ge­nen und Dis­si­den­ten und die Exil-Kuba­ner mein­te. „Obwohl vie­le, zu vie­le, so tun, als gäbe es weder die einen noch die ande­ren, gibt es sie. Für sie ende­te der Papst-Besuch noch bevor er begon­nen hat­te“, so Cor­ri­spon­den­za Roma­na.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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2 Kommentare

  1. Wie bei vie­len sei­ner Ver­su­che hat Fran­zis­kus kei­nen Erfolg zu ver­mel­den. Die Castro-Brüder
    haben um den Besuch des Pap­stes gebe­ten, den die­ser auch annahm. Was mit den Kommu-
    nisten bespro­chen wur­de, ist nicht bekannt. Es ist auch nicht zu erwar­ten, dass Castro jetzt die
    Reli­gi­ons­frei­heit ver­kün­det, ganz im Gegen­teil, denn im glei­chen Zeit­raum wur­den vie­le Regim-
    kri­ti­ker ver­haf­tet und ver­hört. Castro nutzt so den Papst­be­such als Pre­sti­ge-Objekt und freut sich
    über die Öffent­lich­keit und den Journalisten-Trubel.

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