(Quito) Der spanische Publizist und ehemalige Chefredakteur der Tageszeitung La Gaceta, Eduardo Garcàa Serrano, sieht nach der Predigt von Franziskus in Quito den argentinischen Papst als „Opfer“ einer „Schwarzen Legende“. Im deutschen Sprachraum würde man von einer Geschichtsfälschung sprechen.
Papst Franziskus sprach im Parque del Bicentenario von Quito über die Unabhängigkeit Amerikas. „Obwohl Papst Franziskus Argentinier und damit Lateinamerikaner ist“, habe er in Quito „vergessen oder ignoriert“, daß „das katholische Spanien die Indios Lateinamerikas mit dem Evangelium befreit hat“ und nicht die freimaurerisch-oligarische Unabhängigkeitsbewegung des 19. Jahrhunderts, so Eduardo Garcàa Serrano. „Es war das katholische Spanien, das sich mit den ‚Leyes de Indias‘ gegen die Versklavung der Indios wehrte und sie als Gleiche unter Gleichen anerkannte.“
„Es ist Spanien zu verdanken, wenn die Kirche heute einen argentinischen Papst hat“, so der bekannte Journalist.
Durch seine Ansprache habe der Papst gezeigt, „daß auch er mit seinem Verständnis von Spanien und der Entdeckung und Evangelisierung Amerikas ein Opfer der Schwarzen Legende ist“. Mehr noch: Er habe auch gezeigt, daß seine „Sicht der historischen Entwicklung, die zur Unabhängigkeit der spanischsprachigen Staaten Lateinamerikas führte, von Freimaurer-Propaganda kontaminiert ist“.
Freimaurerische Kreolen wollten gegen den Willen der indigenen Bevölkerung die Unabhängigkeit von Spanien
„Es waren gerade die freimaurerischen Kreolen, die an der Spitze der antispanischen Unabhängigkeitsbewegung standen, die sich gegen den Willen der indigenen Bevölkerung richtete, denn die indigene Bevölkerung sah mit gutem Grund in der Zugehörigkeit zu Spanien die beste Garantie für ihre Freiheiten gegenüber den kreolischen Eliten und Oligarchen. Dieses jahrhundertealte Paradox hat in der häretischen Befreiungstheologie ihre jüngste Ausprägung gefunden, die den Indigenismus als Motor der Unabhängigkeit Hispanoamerikas preist, indem sie Christus das Aussehen von Che Guevara und den Priestern die Freizeit- und Abenteuermode der Marke Coronel Tapiocca verpaßt“, so Eduardo Garcàa Serrano.
Papst Franziskus begann seine Predigt im Parque del Bicentenario mit den Worten:
„Ich stelle mir jene verhaltenen Worte Jesu beim Letzten Abendmahl als einen lauten Ausruf in dieser Messe vor – stellen wir uns das gemeinsam vor! – in dieser Messe, die wir im Bicentenario-Park feiern, dem Park der Zweihundertjahrfeier jenes Ausrufs der Unabhängigkeit Lateinamerikas. Das war ein Ausruf, der aus dem Bewusstsein des Mangels an Freiheit, der Unterdrückung und Plünderung, der Unterwerfung unter die ‚zufälligen Nützlichkeiten der jeweiligen Machthaber‘ hervorging (Evangelii gaudium 213).“
In diesen wenigen Sätzen sei das „gesamte kulturhistorische Kauderwelsch“ der vergangenen 200 Jahre enthalten, so Eduardo Garcàa Serrano. Der Papst betone die Verteidigung der indigenen Bevölkerung gegen die Oligarchen, erzähle aber gleichzeitig die Geschichtsfälschung der Oligarchen. Die erste Freimaurerloge wurde 1812 in Buenos Aires gegründet und habe sofort in Richtung „Unabhängigkeit“ von Spanien geblickt.
„Der argentinische Papst scheint zu ignorieren, daß Spanien den amerikanischen Kontinent evangelisiert hat und daß es diesem katholischen Spanien, das in den Niederlanden und Deutschland blutete, zu verdanken ist, wie sein Vorgänger Benedikt XVI. anerkannte, daß die Katholizität nicht zur Gänze durch die protestantische Reformation aus Nordeuropa verdrängt wurde. Spanien verteidigte die territoriale und geistliche Universalität der katholischen Kirche als der einzigen wahren Religion“, so Eduardo Garcàa Serrano.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: InfoVaticana/Wikicommons