(Islamabad) Der Oberste Gerichtshof von Pakistan hat die Hinrichtung der pakistanischen Christin und fünffachen Mutter Asia Bibi gestoppt. Gleichzeitig ordnete er eine Wiederaufnahme des Verfahrens an. Die Zeugen, die zu Asia Bibis Verurteilung geführt hatten, sollen erneut angehört werden. Der ehemalige Minderheitenminister Paul Bhatti äußerte sich „hoffnungsvoll“ und „optimistisch“, daß Asia Bibi bald freigelassen werden könnte. „Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs ist das Ergebnis einer Rechtsprechung nach geltender Rechtsordnung und nicht aufgrund äußerer Einflußnahme“, so Bhatti.
Paul Bhatti ist Katholik wie auch Asia Bibi. Bhattis Bruder, Shahbaz Bhatti, wurde 2011 von islamischen Extremisten ermordet, weil er sich für die Freilassung Asia Bibis eingesetzt hatte. Shahbaz Bhatti war damals Bundesminister für die Minderheiten Pakistans. Er hinterließ ein beeindruckendes Testament, das er einige Zeit vor seiner Ermordung verfaßt hatte: Das Testament von Shahbaz Bhatti – „Für Christus will ich sterben“.
„Dieses Urteil ist ein positiver Schritt, nicht nur für Asia Bibi, sondern auch für viele andere Menschen, die der Blasphemie beschuldigt werden“, so Paul Bhatti gegenüber AsiaNews. Der ehemalige Bundesminister führt heute die All Pakistan Minorities Alliance (APMA) an.
Wiederaufnahme des Verfahrens und nochmalige Anhörung der Zeugen
Nun bestehe wieder Hoffnung, daß der Fall „noch ein gutes Ende nimmt“, so Bhatti. Asia Bibi befindet sich seit dem 19. Juni 2009 in Haft. Im Gefängnis wird sie zu ihrem Schutz in Einzelhaft gehalten. Islamistische Organisationen haben zu ihrer Ermordung aufgerufen.
In erster und zweiter Instanz wurde sie wegen „Beleidigung des Islams“ zum Tode verurteilt. Ausschlaggebend dafür waren die Zeugenaussagen von zwei moslemischen Frauen, die Asia Bibi der Beleidigung Mohammeds bezichtigten.
2011 wurde neben Shahbaz Bhatti auch der damalige Gouverneur des Punjab, Salman Taseer, ein Moslem, von Islamisten ermordet, weil er sich zugunsten Asia Bibis und für eine Überarbeitung des berüchtigten Anti-Blasphemie-Paragraphen ausgesprochen hatte.
Die christlichen Gemeinschaften Pakistans haben für Asia Bibis Freilassung mehrfach zu Gebet und Fasten aufgerufen.
In mehreren Briefen hatte sich Asia Bibi in den vergangenen Jahren an Papst Franziskus gewandt.
Pakistan ist nach Indonesien das an Bevölkerung zweitgrößte islamische Land der Welt. Vier Fünftel der Moslems sind Sunniten, ein Fünftel Schiiten. Angriffe gegen die kleine christliche Minderheit, aber auch gegen die Minderheiten der Hindus und Sikhs gehören zur Tagesordnung. Im Nordwesten grenzt Pakistan an das unruhige Afghanistan.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Tempi