(New York) Erzbischof Salvatore Cordileone von San Francisco steht seit einiger Zeit unter dem Beschuß von Homo-Lobby und anderen Kirchenkritikern. Angriffe kommen aber auch von progressiven Kreisen der Kirche. „Das Ziel bin nicht ich, sondern ist das, was ich vertrete“, so der Erzbischof, der seinem Familiennamen Cordileone (Löwenherz) Ehre macht.
„Es ist hart für einen Hirten, jenen etwas erklären zu wollen, die nicht verstehen wollen. Da hilft es auch wenig, wenn man die Ausdrucksweise ändert, um die Lehre Christi näherzubringen, um dann doch als intolerant hingestellt zu werden,“ so der Erzbischof zur Wochenzeitung Tempi.
In den USA tobt Kampf gegen die Religionsfreiheit
Die Kampagne „Wer bist du, um zu urteilen?“ gegen den Erzbischof, die ein umstrittenes Wort von Papst Franziskus gegen die Kirche in Stellung bringt, hält bereits im dritten Monat an. Sie gilt der Person des Erzbischofs, meint aber die katholische Lehre. Msgr. Cordileone ist damit zur Symbolfigur im Kampf um die Religionsfreiheit geworden, der in den USA tobt. Eine Symbolfigur für die Verteidiger der Religionsfreiheit, aber auch für deren Gegner.
Auslöser der Angriffe war eine Anordnung des Erzbischofs, die selbstverständlich sein sollte. Am 3. Februar rief er in einem Rundschreiben an die katholischen Schulen seiner Erzdiözese in Erinnerung, daß sich sowohl die Lehrinhalte als auch Haltung und Lebenswandel des Schulpersonals, einschließlich der Lehrer, an der katholischen Ehe- und Morallehre auszurichten haben.
Ein Sturm der Entrüstung brach los. Einige Lehrer hetzten Schüler auf und veranstalteten einen Protestmarsch vor die Bischofskirche. Erzbischof Cordileone hält an seinem Schritt fest. Er sei notwendig geworden „wegen einer zunehmenden Verwirrung“. Eine Verwirrung, die sich im Namen einer falschverstandenen Toleranz ausbreite und dazu führte, daß an einigen katholischen Schulen die Gender-Ideologie unkritisch Einzug hielt. Dem sei ein Riegel vorzuschieben gewesen. „Die neuen Verträge fordern die Beachtung des katholischen Lehramtes und die Einhaltung der eigens ausgearbeiteten Richtlinien der Bischofskonferenz, die in jeder Diözese umgesetzt werden sollen“, so der Erzbischof.
Erzbischof machte sich bei Politikern unbeliebt, die sich nur katholisch geben
Angesprochen auf die Angriffe gegen ihn durch andere Katholiken sagte Msgr. Cordileone: „Jeder ist frei, zu sagen, was er denkt“. Wenn jemand aber sein Denken der Kirche aufzwingen wolle, verfalle er der Intoleranz.
Der Angriff gegen den Erzbischof hätte medial nie ein solches Echo gefunden, wenn nur Homo-Lobbyisten und andere Kirchenferne sich geäußert hätten. Indem sich jedoch auch progressive Katholiken gegen den Bischof erhoben, bekamen die Angriffe eine andere Dimension. Linkskatholiken, katholische Abtreibungsbefürworter und homophile Katholiken stürzten sich auf den Erzbischof und fachten die Kampagne an. Sie forderten den Rücktritt von Msgr. Cordileone und riefen mit einer bezahlten Anzeige in der größten Tageszeitung sogar Papst Franziskus auf, den Erzbischof abzusetzen. In der progressiven Fronde fand sich auch Vlint Reilly, ein Geschäftsmann und Berater von Politikern wie Nancy Pelosi. Bei ihr und anderen einflußreichen Demokraten, die als Katholiken auftreten, aber die katholische Lehre in wesentlichen Punkten leugnen, hat sich Erzbischof Cordileone unbeliebt gemacht (siehe Kein Katholik kann bezüglich Abtreibung „mit gutem Gewissen anderer Meinung sein“).
Jugendseelsorger neue Zielscheibe: nur männliche Ministranten
Inzwischen wurde neben dem Erzbischof auch ein Priester der Erzdiözese San Francisco zur Zielscheibe. Father Joseph Illo ist durch sein fruchtbringendes missionarisches Wirken unter Jugendlichen bekannt. Er beging jedoch den offenbar unverzeihlichen „Fehler“, nur Jungen, aber keine Mädchen als Ministranten zuzulassen. Die Kampagne richtet sich nun auch gegen ihn als Beispiel für das angeblich „rückwärtsgewandte Kirchenverständnis“ von Erzbischof Cordileone.
Eine gewisse Enttäuschung kann man dem Erzbischof darüber anmerken, daß im Lehrkörper an katholischen Schulen nur mehr wenig Verständnis für die katholische Lehre vorhanden ist. Trotz der medialen „Lynchkampagne versuche ich, den Lehrern verständlich zu machen, daß die Doktrin nicht gegen den Menschen ist, sondern ihm dient“ und „den Jugendlichen hilft, heilig zu werden“.
Lehrer an katholischen Schulen mit wenig Verständnis für katholische Lehre
Diese Worte hatte der Erzbischof am Beginn des Schuljahrs an die Lehrer gerichtet. Dennoch stellten sich fast 90 Prozent gegen ihn. „Die Kampagne ist so heftig, daß es geradezu erschreckend und irritierend ist“, so der Erzbischof.
Erstaunt zeigt sich der Erzbischof auch, mit welcher Leichtigkeit und Arroganz von ihm erwartet werde, sich gegen die Lehre Jesu und der Kirche zu stellen. „Ich kann doch nicht die Lehre der Kirche leugnen. Damit würde ich mich zum Nachteil aller Jesus widersetzen, auch jener, die nicht verstehen“, so Msgr. Cordileone.
Trotz Hunderter Presseberichte, Beleidigungen und zweifelhafter „Gebetsmärsche“ gegen ihn, sind beim Erzbischof weder Verbitterung noch Groll erkennbar. Er rief zum Dialog auf, und bot diesen auch den Unterzeichnern des gegen ihn gerichteten Absetzungsappells an. Nur einer der hundert Unterzeichner hat geantwortet. „Der Dialog war ehrlich und respektvoll. Am Ende haben wir zusammen gebetet. Ich mußte aber feststellen, daß es äußerst schwierig ist, die Güte der katholischen Lehre verständlich zu machen.“ Die Bereitschaft zu hören und hinzuhören sei gering. Die Durchsetzung des eigenen, subjektiven und variablen Willens habe Hochkonjunktur.
Hinter Kampagne steht „kleine Elite“. Über 80 Prozent stehen hinter Erzbischof
Die Kampagne legte aber auch offen, daß die Angriffe von einer „kleinen Elite“ stammen, der eine breite Basis fehlt. Die Unterzeichner behaupten zwar, für „die katholische Gemeinschaft von San Francisco“ zu sprechen, das sei aber ebenso hochmütig wie falsch. Eine gegen Msgr. Cordileone gerichtete Umfrage der größten Tageszeitung und Internetplattform von Nordkalifornien erbrachte das für seine Gegner verblüffende Ergebnis, daß mehr als 80 Prozent der Gläubigen hinter ihrem Erzbischof stehen (siehe „Schuß nach hinten“ – Aufruf gegen Erzbischof Cordileone wird zur Solidarität für ihn). Eine Solidarität, die sich auch in Hunderten Briefen, Anrufen und E‑Mails ausdrückt, die der Erzbischof erhielt. „Viele beten für mich“, so Msgr. Cordileone. „Es gibt harte Momente, da ist die ganze Last zu tragen. Aber ich weiß, für Wen ich es tue und setze den Weg fort.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi